ONCE HUMAN – Evolution (CD Cover Artwork)
Fr, 17. Februar 2017

ONCE HUMAN – Evolution

Melodic Death Metal
14.01.2017
ONCE HUMAN – Evolution (CD Cover Artwork)

Arch Enemy made in L.A.

INTRO

Logan Mader dürfte einigen noch aus seiner Zeit bei Machine Head und Soulfly ein Begriff sein. Seit 2014 ist der aus Kanada stammende Gitarrist mit einem neuen Projekt am Start. Die Rede ist von der Melodic Death Metal-Band Once Human. Logan wollte für einmal das Produzenten-Dasein wieder kurzzeitig hinter sich lassen und selbst mit der Gitarre auf der Bühne stehen. Mit ihrer 2015 veröffentlichten Debüt-Platte «The Life I Remember» sorgte die Truppe innerhalb der Szene für gehörig Furore. Soundtechnisch werden Once Human gerne mit Arch Enemy oder DevilDriver verglichen.

Am 10. Februar dieses Jahres soll nun das zweite Album der Band erscheinen. «Evolution» haben Once Human alles abverlangt und die Protagonisten geben offene und ehrliche Antworten, wenn sie über ihr neustes Werk sprechen dürfen. Logan meinte beispielsweise folgendes: «Unser erstes Album hat den Ball ins Rollen gebracht, aber nun ist es fast so, als ob wir eine andere Band wären. Nun haben wir wirklich unseren eigenen Sound und unsere Identität gefunden, es ist ziemlich einzigartig und es geht wirklich ab.». Auch Sängerin Lauren Hart hat mit viel Herzblut an ihrer Stimme gearbeitet und versucht, allfällige Schwächen auszumerzen. «Randy Blythe auf Lamb of Gods VII: Sturm Und Drang (2015) hat mich sehr inspiriert. Er war so echt und unverstellt und schien so neue Stimmen für sein Album zu finden. Screams mit so viel Ausdruck, die Höhen und Tiefen, die cleanen Parts, du fühlst wirkliche jede Zeile von ihm, und das wollte ich auch machen. Ich wollte die Leute fühlen lassen, was er mich fühlen lassen hat. Und um das zu tun, musste ich aufrichtig sein und wirklich an glauben was ich singe. Es musste aus einem Ort in meiner Seele kommen. Und worum es in dem Song auch ging, ich musste diesen Ort emotional finden und konnte dann in die Gesangskabine gehen und singen.».

All das klingt sehr vielversprechend. Ich kann es kaum erwarten, meine Reise durch diese neun Tracks zu starten und euch danach Feedback dazu zu liefern.

DAS ALBUM –  ONCE HUMAN – Evolution

Los geht’s mit dem Opener «Flock Of Flesh». Melodiöse Gitarrenriffs und eine monströse Stimme. Da steckt definitiv eine unverkennbare Prise Arch Enemy drin. Schnelle Drums verleihen dem Song das nötige Tempo. Lauren ist gesanglich eher näher an Madame Gossow dran. Das soll allerdings überhaupt kein Nachteil sein. Im Gegenteil, Laurens Stimme hat etwas Kräftiges und Bösartiges an sich. Eine durchaus gelungene Album-Eröffnung.

«Eye Of Chaos» lockt dagegen mit einer ordentlichen Dosis Atmosphäre. Bärenstark, was Lauren da so alles ins Mikrofon brüllt. Sie scheint definitiv an ihrer Stimme gefeilt zu haben. Bleibt zu hoffen, dass die Kehle der Belastung auch live lange standhält. Etwa in der Mitte des Tracks wurde sogar ein kurzer «clear voice»-Teil eingebaut. Und auch dieser kann sich hören lassen. Gegen Ende sind dann jedoch wieder eure Nackenmuskeln gefragt.

«Mass Murder Frenzy» – ach, welch ein klangvoller Titel! Hier klingt Lauren dafür jetzt eher wieder nach Alissa White-Gluz. Aber auch das passt. Diese Nummer glänzt mit einer gelungenen Mischung aus Tempo-Ankurblern und Tempo-Verlangsamern. Die Headbanger kommen ebenfalls wieder auf ihre Kosten. Lasset den Massenmörder-Wahnsinn beginnen. Melodie, Headbanger-Ambitionen und Tempo prägen «Gravity». Lauren mutiert zum echten Biest und droht das Mikro beinahe zu Fressen. Lauren mag zwar ein attraktives Mädel (ja, auch wenn ihr wahrscheinlich gerade keine Bilder/Fotos vor euch habt müsst ihr mir das jetzt einfach glauben) sein, aber irgendwie hätte ich wohl auch ein wenig Angst vor ihr. Aber das selbe habe ich ja auch schon diverse Male über Alissa gesagt. Und was fällt euch auf? Genau, wenn es an der Musik nichts zu kritisieren gibt schweife ich gerne ab und philosophiere über «meine» Sängerinnen.

Richtig böse beginnt dann «Dark Matter». Dillon Trollop hämmert wie ein irrer auf seiner Schiessbude herum. Und das Lauren-Biest schmettert uns erneut ihre ganzen Hasstiraden entgegen. Aber gerade in der Metal-Musik lassen wir uns Männer erfahrungsgemäss ja gerne freiwillig von einer Frau anschreien. Also meine Herren, Kopf in den Nacken und ab an die Arbeit.

«Paragon» könnte sich gerade so gut auf einem Arch Enemy-Album befinden. Hier sind die Parallelen zu den Schweden mehrheitlich sehr deutlich hörbar. Allerdings kommen Once Human irgendwie noch eine Spur bösartiger und aggressiver um die Ecke. Ich würde sie im Vergleich mit Arch Enemy definitiv in der Angela Gossow-Ära einordnen. Trotzdem gibt es auch bei Paragon wieder sehr kurze, «clean» gesungene Passagen. Und dies nicht nur von Lauren. Leider konnte ich nicht herausfinden, welcher Herr sie da unterstützt hat. Ich tippe mal auf einen ihrer Bandkollegen.

Mit beinahe sechs Minuten Spielzeit handelt es sich bei «Drain» um den längsten Track der Platte. Hier sind erneut männliche «clear voice»-Passagen integriert. Diese Duett-Phasen könnten auch mit dem «The Beauty And The Beast»-Prinzip erklärt werden. Insgesamt finde ich den Song jetzt aber nicht ganz so fesselnd und mitreissend wie seine Vorgänger. Bei «Killers For The Cure» geht dann die Post schon wieder mehr ab. Live ist die Nummer sicherlich ebenfalls eine Wucht. Die Herren Gitarristen können durchaus mit ihren Saiten-Königinnen umgehen. Über Frontröhre Lauren muss ich wohl nicht mehr viel sagen. Sackstarke und kräftige Growls und Screams. Damit kann sie durchaus mit ihren Sängerinnen-Kolleginnen aus demselben Genre mithalten. Melodiöse Passagen sind auf «Killers For The Cure» ebenfalls wieder genügend vorhanden.

Mit «Passenger» neigt sich die Album-Reise langsam aber sicher ihrem Ende entgegen. Lauren treibt ihr Kehlchen nochmals an ihre Grenzen. Und die klar gesungenen Elemente erhalten nochmals ein paar Sekunden im Rampenlicht. Generell ist der Track minim ruhiger, als die anderen Nummern auf dem Album. Zumindest solange, bis Laurens Gebrüll wieder Oberwasser gewinnt.

FAZIT

„Arch Enemy made in L.A.“. Zwar erfinden Once Human das Rad des Melodic Death Metal nicht wirklich neu. Nichtsdestotrotz liefern sie ein bärenstarkes Album ab, das beim Hören sehr viel Spass macht. Front-Mädel Lauren Hart verfügt über eine mächtige Stimme und muss sich damit vor niemandem verstecken. Auch die zahlreichen, melodiösen Parts sind sehr gut umgesetzt. Da kann man auch gerne einmal über den ständigen Arch Enemy-Vergleich hinwegsehen. Aktuell sind keine Tour-Daten bekannt. Trotzdem hoffe ich, dass wir diese tolle Truppe schon bald einmal in der Schweiz erleben dürfen. Live kommt da nämlich ziemlich sicher eine gehörige Energie-Ladung auf uns zu.

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Trackliste ONCE HUMAN – Evolution

  1. Flock of Flesh     
  2. Eye of Chaos
  3. Mass Murder Frenzy       
  4. Gravity
  5. Dark Matter        
  6. Paragon                
  7. Drain      
  8. Killers for Cure 
  9. Passenger

Line-up Once Human

  • Vocals – Lauren Hart
  • Guitars – Logan Mader
  • Guitars – Max Karon
  • Guitars – Skyler Howren
  • Bass – Damien Rainaud
  • Drums – Dillon Trollop

Album Review Bewertung

Autor Bewertung: 8.5/10



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14.01.2017
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