Tanzwut

Mittelalter Rock
12.10.2014

Das Interview im Oktober statt, als Tanzwut mit den Apokalyptischen Reitern und den Vorboten unterwegs waren. Ich durfte Teufel, den Sänger der Band, interviewen. Leider war es sehr laut, da zu dieser Zeit die Apokalyptischen spielten und wir mussten uns schon fast anschreien – witzig war es trotzdem.

Zuerst fiel Teufel mal auf, dass ich meine Fragen noch per Hand vorbereite, ein sogenannter „Handschreiber“ wie er meint, wortwörtlich: „Ich bin auch der Zetteltyp, mag es nicht wenn da alle mit ihrem iPhone daher kommen. Bei mir ist auch alles voll mit handgeschriebenen Zetteln.“

Metalinside (Chanti): Lass uns mit dem letzten Album anfangen, die „Eselsmesse“ wie kamt ihr auf diese Idee?

Teufel: Ach die Eselsmesse…ich dachte an unser ganz neues Album, welches als nächstes erscheint, aber gut lass uns über die Eselsmesse reden.

Die Eselsmesse gab’s wirklich im Mittelalter. Ich hatte bei mir ein paar alte Texte gefunden, die ich schon lange vergessen hatte, bei mir im Gerümpel mit Rotweinflecken, und dachte dies wäre das perfekte Thema – passt zum Teufel, passt zu uns. Für uns wäre es sehr sinnlos, wenn wir geistliche Lieder wie Santa Maria machen würden, würde nicht zu uns passen.

MI: Wie geht ihr vor bei einem neuen Album? 

Teufel: Bei uns ist es schon so, dass ich in erster Linie der Macher bin, Vorschläge an die Band bringe und wir besprechen diese. Ich will schon, dass sich jeder mit einbringt und mitredet was ihm gefällt und was nicht, aber den ersten Input gebe ich.

MI: Gab’s Probleme bei der Entstehung des Albums?

Teufel: Probleme, muss mal überlegen – eigentlich nicht. Lief alles super, alles save, nicht mal Computer Probleme. Lief allet wie geschmiert.

MI: Wie kam’s zu der Tour mit den Reitern?

Teufel: Wir kennen die Reiter schon ewig, sind bei der gleichen Agentur, kommen aus derselben Gegend. Wir haben bei der Agentur nachgefragt, bei wem wir mitfahren könnten und da kam die Tour der Reiter gerade richtig. Super geile Typen, macht richtig Spass.

MI: Ihr wart ja unterwegs in der Ukraine, wie war es dort? Wie habt ihr euch gefühlt?

Teufel: Wir haben zum Glück so direkt nichts mitgekriegt von den kriegerischen Zuständen,  aber grundsätzlich hast du die Ängste der Leute schon gemerkt. Bis Warschau sind wir mit dem Zug gefahren und  wurden dann von Ukrainischen Reisebussen abgeholt.

Es gibt keine richtigen Strassen, für 250km haben wir 5 Stunden gebraucht, da wir zwischendurch nur 30 fahren konnten. Beim ersten Konzert fuhren wir mit einem Sessellift hoch und haben  Dudelsack gespielt. War schon ein geiles Abenteuer.

MI: Hattet ihr das Gefühl, die Menschen sind dankbar?

Teufel: Ja natürlich, wir haben uns zuerst auch überlegt machen wir‘s oder nicht?

MI: Politisch gab’s keine Probleme?

Teufel: Nein gar nicht, wir wurden super gut behandelt.

MI: Heute hab ich euch zum ersten Mal live gesehen und finde eure Bühnenshow super gut. War das alles eure Idee?

Teufel: Komplett unsere Idee. Wir bestimmen alles selber. Da unser Album Eselsmesse, das erste Album mit einem Label ist, da ich vorher alles selber gemacht habe mit meinem eigenen Label, lassen die ziemlich gewähren. Wir haben komplette künstlerische Freiheit. Natürlich im selben Stil, nicht dass ich morgen mit Jazz ankommen könnte. Wir wollen noch 3 Rockalben unter diesem Label veröffentlichen, danach werden die Würfel neu gemischt.

MI: Gibt’s Auftritte die ihr nicht vergessen werdet?

Teufel: Bei mir sicherlich die Konzerte in China, dort waren so Auftritte der Hammer, was sehr geil ist. Auch Russland, wo wir jedes Jahr hinfahren, ist auch immer ein Erlebnis.

MI: Von den Konzertbesuchern her ein grosser Unterschied zu Europa?

Teufel: In China sind die Leute eher  zurückhaltend im Vergleich zu Mexiko. Aber wenn sie dürfen, drehen sie richtig durch.

MI: Woher nimmst du deine Inspiration?

Teufel: Was mich umgibt, was ich sehe,  worüber ich nachdenke, bei den Rocksachen zumindest. Was wir erleben, verpacke ich gerne in Geschichten.

MI: Hörst du Privat auch nur Rock oder Metal? 

Teufel: Vor dem Konzert habe ich einen Witz im Backstage gemacht, wenn mich jemand fragt was ich privat höre,  sage ich nur noch eigene Musik. Wir haben so viele eigene Songs,  da höre ich nur noch unseres. Ist aber nur ein Witz, da diese Frage so oft gestellt wird.

Natürlich höre ich auch andere Musik. Ich finde man soll flexibel sein und auch andere Musik hören. Ich höre auch Klassik und  gehe im Anzug mit Fliege in die Semper Oper und  pfeif mir so was rein, finde das geil. Ich bin eh der Meinung,  die Leute sollen das auch so machen: flexibler sein, nicht nur Metal oder Rock, es gibt so viel tolle Musik. Man sollte in der Musik nur Dinge tun die man selber mag sonst ist alles verkehrt. Wenn du immer nur machst was andere toll und gut finden, das funktioniert nicht.

MI: Bei euch merkt man: Ihr lebt das und ihr bringt es auch rüber.

Teufel: Ich bin ja auch davon ausgegangen, die Meisten sind hier wegen der Hauptband – den Apokalyptischen Reitern – und wenn wir es schaffen die Leute abzuholen, finde ich das geil. Genauso wenn du dich auf die Strasse stellst und du schaffst es, dass die Leute stehen bleiben und schmeissen dann noch Geld rein, die werden sich an dich erinnern. Wir kommen alle von der Strasse, das ist die geilste Schule für jeden Musiker

MI: Kann man in Deutschland von der Musik leben? 

Teufel: Wir sind Spielleute und  Vagabunden, haben wir kein Geld mehr, stellen wir uns auf die Strasse und spielen. Es ist schön, wenn die Leute das fördern, was wir machen, aber es wird immer schwerer. Als Musiker kommst du als letzter in der Reihe und die vor dir, investieren in dich und wollen auch Geld, somit bleibt für den Musiker nicht mehr viel.

Das Schlimmste ist der 360°-Deal, der neuste Streich der Labels: alle verdienen mit mindestens 20% mit. Plattenfirma an den mit T-Shirts 20% und vom Live Auftritt 20% und dann noch Manager, der will auch seine 20%.  Fährst du noch auf Tour bekommen sie alle wieder 20% und als Musiker bleiben dir nicht mal 10% und davon kannst du nicht leben, da du auf Tour niemals die 100% erreichen kannst. Wenn du sowas unterschreibst, kannst du gleich wieder aufhören.

An dieser Stelle an alle Musiker, passt auf was ihr unterschreibt, macht’s lieber anfangs alleine, bevor ihr irgendwas unterschreibt.

MI: Was habt ihr in der nächsten Zeit noch vor?

Teufel: Neues Album „Freitag der 13.“ Neue Rock-CD, 13 Titel –  klingt geil, geile CD geworden, nächstes Jahr sind wir damit auf Tour.

(siehe Album-Review)

MI: Seid ihr auch wieder auf Mittelaltermärkten unterwegs?

Teufel: Ja, machen wir auch wieder.

MI: Vielen Dank Teufel, hast du dir die Zeit genommen für dieses Interview! Freue mich schon auf den Hexentanz in Losheim (D).

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12.10.2014
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TANZWUT – Freitag der 13.

Autor Bewertung: 8/10
 
So–Mo, 11.–12. August 2013, Flughafen Hildesheim-Drispenstedt DE

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