ELUVEITIE – THE EARLY YEARS

Death Metal, Folk Metal
16.08.2012

Was macht eine Band (und/oder das Label) die ihr 10 jähriges Jubiläum und auf einer immer höheren Welle reitet? Eine Welle die sie nota bene mit ausgelöst haben. Nach 13 Europa- und 5 US-Tourneen – 560 Konzerten in 40 Ländern vor über 1.5 Millionen Leuten? Was macht eine Band deren Videos auf YouTube über 26 Millionen Mal angeklickt wurden – davon allein 12 Millionen Mal «Inis Mona»? Deren letzten vier Alben es alle in die internationalen Charts und in der Schweiz gar bis auf Platz 4 schafften? Einer der Höhepunkte der letzten Metal Cruise (70‘000 Tons Of Metal) waren?

Übrigens, von der Band, von der wir hier sprechen, handelt es sich nicht um eine Ami-Super-Band, sondern … um die Schweizer Speerspitze des New Wave Of Folk Metal! Eine Band auf die wir Eidgenossen bzw. Helvetier durchaus stolz sein dürfen.

Aber zurück zur Frage, was macht eine solche Band? Klar, sie veröffentlicht alte Sachen neu aufgemotzt oder noch schlimmer es kommt eine Best-of …

Ich bin eigentlich kein Freund von – ja wenn’s grad so gut läuft – dann lasst uns doch noch diese und jene Version unserer Alben und Songs veröffentlichen. Bands wie Nightwish (oder deren Label) haben dies in den letzten Jahren auch ziemlich auf die Spitze getrieben. Aber es gibt die löblichen Ausnahme solcher Neu-Auflagen und dazu gehört – man kann es einfach nicht anders benennen – ein weiterer Meilenstein von Eluveitie mit «The Early Years».

Die Songs wurden nicht einfach ge-remastered sondern vorwiegend auch mit dem aktuellen und Erfolgs-Line-up der letzten Jahre neu aufgenommen. Und – das ist schliesslich was zählt – waren die Hammersongs der ersten beiden Alben nicht mehr oder wenn dann nur auf den Occasionsmarkt zu kaufen. Eluveitie kann in diesem Fall also wirklich von einem Geschenk an die Fans reden, ohne dabei rot zu werden. Und wie es sich für Schweizer gehört, sagen sie dabei auch artig Danke. Und das tun wir auch, danke für die ersten 10 Jahre!

Nun zur eigentlichen Review von The Early Years. Wie bereits erwähnt handelt es sich um die Neu-Veröffentlichung der ersten beiden Alben:

  • Vên (EP und die erste – noch selber produzierte- Veröffentlichung der Band) wurde mit dem aktuellen Line-up komplett neu eingespielt.
  • Spirit (Debut-Longplayer) wurde neu abgemischt.

Die beiden Alben sind auf je einer CD des neuen Doppelalbums enthalten.

Der Intro-Song von Vên – «D’Vêritû Agâge D’Bitu» – startet mit einem Regenschauer (bei der ursprünglichen EP war es noch mehr ein Bach). Dieser zieht sich wie ein roter Faden über die ganze erste CD des Doppelalbums. Dies macht die Scheibe noch mythischer. Wenn man bei den ersten Liedern die Augen schliesst, fühlt man sich unweigerlich in die düstere Zeit der Helvetier zurückversetzt. Vor allem die ersten vier Songs sind unglaublich bombastisch, epischer geht’s fast nicht mehr … sonst wird’s zu kitschig und würde wohl zu epischem Hollywood Symphonic Metal unbenannt …

Der Sprecher (Medizinmann? Häuptling? Druide?) vom Intro-Song wird von Trommeln und später Dudelsack begleitet. Ergänzt wird er mit einem sich in Trance-Singenden-Frauenchor. Streichinstrumente kommen dazu, die cleane Stimme von Anna und dann ist fertig mit Lagerfeuer-Atmosphäre – stampfende Gitarren übernehmen – bis dann wieder der Regen einsetzt, ein bisschen Akkordeon und schon folgt einer der ganz grossen Klassiker von Eluveitie: «Uis Elveti» und erste Hymne der Band. Wenn wir schon bei Hymne sind … wenn die Schweiz wirklich eine neue Nationalhymne braucht, dann hat dieser Song meine Stimme!

Mit «Ôrô» folgt eine kurze Zwischennummer.  Vielleicht ist es auch ein bisschen Wunschdenken … aber höre ich da Anfangs ein Alphorn? Na ja, da wären wir wieder beim Kitsch-Thema. OK, stellt euch mal vor, Elu mit einem Alphorn auf der Bühne … verdammt, das wär geil. Anyway, zumindest ist es ein Horn in welcher Ausprägung auch immer, es hört sich einfach wieder ganz gewaltig bombastisch an.

Ein würdiger Übergang von der Elu-Hymne zum Höhepunkt von The Early Years: «Lament». Dieser hat alles was Eluveitie ausmacht und Chrigel in Bestform. Und ja den Rest kennt ihr ja: Druckvolle Power-Drums und Bass, messerscharfe Death-Metal-Riffs, melodiöse Folk-Instrumente, ein Prise von Annas Hammerstimme und eine gehörige Portion Abwechslung mit einem Break in der Mitte, dass zum Tanze bittet.

Die ersten vier Songs sind eigentlich schon das Geld wert und zeigen auf, dass es die beste Idee im Jahr 2012 (oder wann auch diese aufkam) Vên neu aufzunehmen. Der Unterschied zu den Original-Versionen ist frappant (rein soundmässig, songmässig wurde praktisch nichts verändert). Sie zeigen aber auch, wie genial die Songs schon damals waren und warum diese EP nach sechs Monaten bereits ausverkauft war und Elu zu ihrem Höhenflug starteten.

«Druid» und «Jêzaïg» runden den ersten Teil von The Early Years wunderbar ab, wenn sie auch wenig überraschend mit den ersten vier Überfliegern nicht ganz mithalten können.

Gegenüber dem Opener bei Vên endet der von «Spirit» mit Vogelgezwitscher. Ist somit nicht mehr ganz so düster-mythisch wie sein Gegenpart auf der ersten CD. «Uis Elveti» war und ist auch auf der zweiten CD von Eluveitie enthalten. Da die Songs bei Spirit «nur» neu abgemischt wurden, hört man bei diesem Song sehr schön den Unterschied zwischen Eluveitie 2006 und 2012. Mir gefällt die neu aufgenommene Version besser, sie hat wenig überraschend mehr Power und ist einfach bombastischer/epischer. Aber ein genialer Song bleibt ein genialer Song.

«Your Gaulish War» ist für mich der Song, der am meisten auffällt, weil er ein bisschen anders als der Rest ist. Vollgespickt mit Tempi-Wechseln und spannenden Melodien ist es eines der abwechslungsreichsten Lieder von Elu. Im Gegensatz dazu ist «Of Fire Wind & Wisdom» einer der härtesten Songs von Elu.

Ruhiger wird’s dann wieder mit «Aidu» – hier gönnt sich nebst Chrigel die Härte-Fraktion von Eluveitie eine Pause und Folk darf einfach mal nur Folk sein. Dass es nicht zu gemütlich wird, dafür sorgt der thrashige «The Song Of Life». Schönes Tempo. Mehr Melodie und Folk bringt dann ein weiterer Klassiker im Live-Set von Eluveitie: «Tegernako». Nicht nur hier fällt auf, dass der Folk Anteil bei den beiden ersten Alben tendenziell noch mehr im Vordergrund stand – zumindest was die Lautstärke in der Abmischung betrifft.

«Siraxta» ist ein mehrheitlicher Folk-Song dominiert von den weiblichen Stimmen. Alles in allem auch ein eher untypischer Elu-Song, bringt aber ein bisschen Abwechslung auf die DCD. Noch untypischer wird’s mit «The Dance of Victory», vor allem was die Gitarren betrifft. Bei jeder anderen Band würde man sagen, guter Song – beim Level von Elu gehört dieser eher zu den Schwächeren. Dies gilt auch für die beiden letzten Songs. Aber wie gesagt, Eluveitie hat uns halt in den letzten Jahren auch ziemlich verwöhnt.

 

Fanzit: The Early Years – und das macht es speziell – wird nicht nur die Sammler und langjährigen Fans interessieren, sondern auch für die eher neuern Fans der Band eine spannende Alternative/Ergänzung zu den neueren Scheiben wie Helvetios sein. Dies weil das Songwriting von Mastermind Chrigel und seinen Leuten schon damals genial war und andererseits durch die neuen Aufnahmen und Abmischung die Soundqualität wie man sie bei den neueren Alben kennt hammermässig ist. Extrem viel Power und Druck von Bass und Schlagzeug, messerscharfe Gitarren-Riffs und glasklare Folk-Instrumente. Überraschenderweise finde ich die allerersten Songs von Eluveitie – Vên – und somit die erste CD klar besser als die Spirit-Songs. Hat sicher auch ein bisschen damit zu tun, das erstere nicht neu aufgenommen wurden. Also, wer Folk-Death-Metal mag und somit auch Eluveitie, kommt nicht drum herum die Scheibe zu kaufen. Vor allem auch die, die wie ich schon im Besitz von Vên sind – es sind Welten dazwischen! Und das alles zum Preis einer einzelnen CD!

 

Tipps zum Reinhören:  D’Vêritû Agâge D’Bitu, Uis Elveti, Ôrô, Lament, Your Gaulish War, Tegernako

 

Eine spezielle Version der DCD gibt es übrigens ausschliesslich bei Eluveitie selbst zu kaufen, entweder an deren Konzerten oder über den bandeigenen Webshop. Auf dieser Special-Edition befindet sich der bislang unveröffentlichte Song «Divico». «Dieser Song war schon seit Jahren immer wieder in Arbeit» so Chrigel Glanzmann, «Gutes braucht manchmal einfach Zeit um zu reifen.» (Leider konnte ich in diesen Song noch nicht reinhören und drum lasse ich mich da gerne wie ihr überraschen). Zusätzlich ist diese als Digipack mit Karton-Schuber verpackt und mit 32-seitigen Booklet versehen, welches die 10-jährige Bandgeschichte erzählt und mit (teils uralten) Fotos illustriert ist.

 

›› Reinhören und Bestellen

 

Tracklist CD 1:

1 D’Vêritû Agâge D’Bitu (re recorded) 2:17

2 Uis Elveti (re recorded) 4:00

3 Ôrô (re recorded) 1:27

4 Lament (re recorded) 4:06

5 Druid (re recorded) 6:06

6 Jêzaïg (re recorded) 4:56

 

CD 2:

1 Spirit 2:32

2 Uis Elveti

3 Your Gaulish War 5:11

4 Of Fire Wind & Wisdom 3:05

5 Aidu 3:10

6 The Song of Life 3:58

7 Tegernakô 6:42

8 Siraxta 5:39

9 The Dance of Victory 5:23

10 The Endless Knot 6:59

11 An Dro 3:42


Album Review Bewertung

Autor Bewertung: 9/10



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16.08.2012
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