MANOWAR – THE LORD OF STEEL

Heavy Metal
24.10.2012

Eine Review über Manowar zu schreiben, ist wohl eine der grössten Gratwanderungen, die man machen kann. Entweder man liebt die vier Krieger und ist eben ein Manowarrior oder man lacht über sie.

Ich selber gehörte eigentlich immer zur ersten Sorte und ich finde nach wie vor, dass Manowar mit u.a. Fighting The World, Kings Of Metal, Triumph Of Steel, Louder Than Hell einige der besten Alben überhaupt abgeliefert haben. Und dementsprechend auch einige Hymne ihr Eigen nennen, welche ich und viele andere Metalheads nicht missen möchten.

Doch langsam geht mir Joey DeMaio mit seinem True-Metal-und-wir-Machen-alles-für-unsere-Fans-Geschwafel auch auf den Sack. Nach der x-ten (irgendwann hörte ich auf zu zählen) Live-DVD – nur für die Fans natürlich – und sonstigen Was-die-Welt-nicht-Braucht-Releases frage ich mich schon, ob das wirklich immer im Sinne der Fans oder des eigenen – sehr grossen – Egos und des Portemonnaies ist. In diesen Kontext passt dann auch, dass ich als Fan beim letzten Manowar – und mit mir alle anderen auch – beim Eingang durchsucht wurde, als würde ich einen israelischen Flieger besteigen.

Und einem der bei jedem Konzert 90% seines Biers neben die grosse Klappe leert, glaube ich einfach nicht eine Zeile wie «We drink a lot of beers». Es sollte wohl heissen« we spoil a lot of beers …»

Und trotzdem erwarte ich hoffnungsfroh jedes neue Album von Manowar. Doch leider werden zuerst einmal obige Clichés bestätigt. Es werden verschiedene Versionen veröffentlicht, welche natürlich jeder Fan kaufen soll. Ein Müsterchen dazu:

«MANOWAR have always dared to do things differently. You have to look at these two versions like a movie that comes out in alternate versions; a Director’s Cut or alternate endings» explained bassist Joey DeMaio the different albums. «For those of you who enjoyed the first taste of The Lord Of Steel, meaning the Metal Hammer Edition, I can tell you that the forthcoming Lord Of Steel release on Magic Circle Entertainment will be even more unique and yes, more brutal.” he continued.

Alles klar? Bei mir nicht. Ich weiss jetzt ehrlich gesagt nicht einmal, welche Version ich grad reviewe. Ich gehe davon aus, es ist die Magic-Circle-Edition.

Aber was soll’s, wenn der Sound stimmt, ist mir das ja eigentlich alles so ziemlich egal. Und die ersten Sekunden mit einem geilen Riff sind schon sehr vielsprechend (leider bleibt‘s bei dem einen Riff während dem ganzen Titelstück) … aber dann kommt der ersten Schocker, der dann bis ans Ende nicht mehr abklingt: Was zum False-Metal soll dieser Bass-Sound? Das hört sich wie eine elektronische Dampfwalze an, die einfach alles platt walzt, was nicht vom Meister persönlich gespielt wird. Man hört kaum Anschläge und es lässt einen das Gefühl nicht los, als käme der Bass direkt aus dem Compi. Gut, andere sagen, er wäre geil verzerrt und so. Für mich ist es jedoch einfach ein Synthi-Bass, der einem nicht nur den Deckel, sondern auch die Boxen lüpft. Und das nicht nur bei einem Lied, nein, über die ganze Scheibe hinweg dröhnt dieses scheussliche Ding vor sich hin.

Da hat sich Joey DeMaio gleich selber aus dem Rennen genommen. Und mit ihm leider auch die Gitarre und das lieblos und ohne Power gespielte Schlagzeug.

Bei «Manowarriors» und bei den folgenden Liedern immer wieder das gleiche Lied: Geiles Riff am Anfang und dann drrrrrööööööööööhnnnnn.

Mal abgesehen vom Bass-Sound, sind die Songs weniger als Durchschnitt. Irgendwie einfach langweilig, nichts bleibt hängen, kein Härchen das von selber aufsteht und somit nicht gleich wieder vom Bass umgeblasen wird. Keine Power-Ballade welche so nur Eric Adams singen kann. Keine Hymne wo wir alle automatisch die Manowar-Hände-in-die-Höhe-Pose einnehmen.

Einziger Höhepunkt bzw. Manowar aus den 80ern und 90ern würdig, ist «El Gringo».

Grösster Tiefpunkt ist für mich dann «Hail, Kill And Die», was für mich eine reine – schlechte – Persiflage von einem des besten Manowar-Songs überhaupt – «The Blood Of The Kings» ist. Wie damals singt Eric über früheren Albentitel und Manowar-Hymnen. Während es beim Original viel Power, Melodie und Gestampfe gab, ist bei dieser neuen Version nichts mehr davon übrig.

 

Fanzit: The Lord Of Steel ist für alle, die wie Manowar eines Tages auf dem Schlachtfeld für den True-Metal sterben. Für allen anderen gilt, wenn ihr nicht schon alle Manowar-Scheiben der 80er und 90er Jahre habt (diese sollte man kaufen), dann lasst die Manowarriors ihren Kampf alleine austragen. Es gibt bessere Bands, wofür es sich heutzutage zu kämpfen lohnt. Mir fehlt bei Manowar 2012 nicht nur adäquates Songwriting, sondern grundsätzlich die Leidenschaft einer Metalband, endlich wieder mal was Neues und Grossartiges abzuliefern. Denn wer schon Grossartiges gemacht hat, wird auch immer daran gemessen.

 

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Anspieltipps: El Gringo

 

Tracklist:

  1. The Lord Of Steel
  2. Manowarriors
  3. Born In A Grave
  4. Righteous Glory
  5. Touch The Sky
  6. Black List
  7. Expendable
  8. El Gringo
  9. Annihilation
  10. Hail Kill And Die
  11. The Kingdom Of Steel

Album Review Bewertung

Autor Bewertung: 5/10



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24.10.2012
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So, 18. Januar 2015, St. Jakobshalle (Basel, CH)

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