Amon Amarth - Deceiver Of The Gods
Di, 25. Juni 2013

AMON AMARTH – Deceiver Of The Gods

Melodic Death Metal
07.03.2013
Amon Amarth - Deceiver Of The Gods

Amon Amarth Rising

Das jede neue Scheibe der Übervater des (Viking)-Death-Metals vor dem Erscheinen, bereits als Scheibe des Jahres im Genre gehandelt wird, liegt bei den letzten Erfolgen auf der Hand. Auch für mich ist es eines der am meisten erwarteten Releases im 2013.

Und dabei ist es ja noch gar nicht lange her, seit „Surtur Rising“ im März 2011, das Vorgängeralbum, erschienen ist. Dies zeigt, wie fleissig die Schweden sind – Touren, neues Album, Touren, neues Album … – uns kann’s ja nur recht sein. Obwohl Surtur Rising ein geniales Album ist, wie fast alles, was die Mannen um Johan Hegg bisher veröffentlichten, Massstab bleibt für mich „Twilight Of The Thunder God“. Eines der Top 20 Metalalben überhaupt. Vor allem der Titelsong ist für mich im melodiösen Death-Metal, dass was Master Of Puppets im Thrash-Metal ist: Das Mass der Dinge, das Überlied des Genres.

So, genug der Vorschusslorbeeren. Hohe Erwartungen machen auch kritisch.

Eröffnet wird der 9. Longplayer von Amon Amarth mit „Deceiver Of The Gods“ – der Titelsong. Und was soll man dazu sagen? Zuerst mal gar nichts, weil der Mund einfach mal offen steht und man irgendwie richtiggehend paralysiert wird. Was mit schon fast sphärischen Klängen beginnt, wird abrupt, und das ziemlich deftig, mit einem Hammer-Riff gebodigt. Wer jetzt noch meinte, der Wikinger-Attacke zu entkommen, wird spätestens mit diesem Zweihänder niedergemäht. Definitiv einer der schnelleren Songs von Amon, aber auch einer der melodiöseren. Einmal mehr beweisen sie, dass sich Härte und Melodie nicht im Weg stehen müssen.

Was nach dem Anfangsinferno auffällt, ist das schon etwas penetrant dumpfe Snare. Kaum ist mir das aufgefallen bzw. niedergeschrieben, höre ich jetzt nur noch das … hm, ob das anderen auch so geht? Eines ist aber jetzt schon klar, der Moshpit wird zu diesem superschnellen Kracher brutal sein.

Das zweite Stück – „As Loke Falls“ – startet ähnlich wie sein Vorgänger. Langsamere Gitarrenmelodie ergänzt mit einem Solo, bis dann das Schlagzeug den Befehl zu mehr Härte und Tempo gibt. Verdammt, da ist es wieder … das dumpfe Snare. Ob das an meinen Kopfhörer liegt? Speziell dann das zweistimmige Solo im Mitteilteil. Hammer. Kommt live sicher auch geil. Allgemein wird der Song fast während der ganzen Zeit mit einem markanten Solo begleitet. Und nach dem zweistimmigen Solo eine gewaltige Gitarrenwand. Extrem geil.

Also bis auf das Snare bisher zwei absolute geile Songs. Für mich ist Surtur praktisch schon getoppt. Aber schauen wir mal was noch kommt.

„Father Of The Wolf“ – eine klassische Midtempo Nummer im Stile Amon Amarth’s. Hier gefällt vor allem der Refrain. Und allgemein fällt auf, dass Johann zwar gewohnt tief, aber deutlicher als im Death Metal und auch von ihm gewohnt singt bzw. growlt. Man versteht so ziemlich alles. Da gilt der Live-Standard-Spruch von Johann nicht mehr, dass wir die Texte, um mitzusingen nicht zu kennen brauchen, da es ja es Death-Metal sei und eh keiner die Lyrics verstehe …

Dann kommen ein paar ganz solide Amon Amarth Nummern, die es mit jeder Band des Genres locker aufnehmen können, aber innerhalb dem Backkatalog von Amon Amarth guter Durchschnitt sind.

Aufgeschreckt wird man zwei Songs später von einem so kitschigen Gemetzel, dass einem doch grad, weil überraschend, die Wurst oder was grad auch immer im Hals stecken bleibt. Aber auch „Blood Eagle“ kommt in die Schublade: „Passt immer, jedoch nicht zur Prime-Time“. Da wollte ich schon zum nächsten Song und da kommt Überraschung Nummer zwei: Der „Oooohhohohooooo“-Männer-Chor im Mittelteil. Und je länger ich das Lied höre, desto mehr bleibt das markant gesungene „Blood Eagle“ im Refrain so richtig hängen. Auch das sehe ich live schon die geballten Fäuste mit angezogenen Bizeps, begleitet von einem kollektiven: „Blood Eagle“.

Zwischenfazit: Hammereinstieg, der dann im Mittelteil etwas abflacht, aber mit genug Tempo vom Starthang, macht ja auch mal so richtig gleiten Spass. Bis jetzt also eine Kombination von den Skiabfahrten Kitzbühl und Lauberhorn.

Bis der weibliche (*) Chor bei „Hel“ ertönt. Da ist es vorbei mit den Klassikern. Wow, spannend oder schon fast eine gewagtes Experiment mit Gastsänger Messiah Marcolin (ex-Candlemass) der Clean singt. Erinnert mich stark an Therion bzw. Snowy Shaw (ganz zufällig ist das nicht, Marcolin war auch schon mit Therion unterwegs). Und als grosser Therion Fan muss ich gestehen, bin überrascht, aber mir gefällt’s. Kann mir aber vorstellen, dass sich bei „Hel“ die Geister zwischen den Fans scheiden werden. Ich höre schon Ausverkauf und Kommerz schreien. Aber da lege ich gleich mein Veto ein, Death Metal – wie melodiös auch immer – ist nie Kommerz. Oder hat jemand schon mal Death Metal im kommerziellen Radio gehört? Na also.

Aber zurück zum weiblichen Chor. Es war also glaub’s keiner, sondern einfach der mehrstimmig aufgenommene Messiah Marcolin – oder täusche ich mich da? Hört sich wie schon erwähnt, auf jeden Fall gut an.

Mit „Coming Of The Tide“ wird’s dann aber schon wieder typischer und auch hier fällt der geniale Mittelteil auf und dem anschliessenden Solo, dass irgendwann zweistimmig wird. Irgendwie poppiger Death Metal Song. Was auch immer das heissen mag, aber so kommt’s mir grad rüber. Aber passt auch – einer der besseren neuen Songs.

Der Abschluss bildet dann das zumindest in der Länge epische „Warriors Of The North“. Ein würdiger Abschluss, aber wenn wir bei der Lauberhorn Metapher bleiben, kein spektakuläres Ziel-S oder so, sondern einfach einen grosszügigen Auslauf – nach einem ewig langen Zielhang.

Alles in allem … halt, da ist ja noch die Bonus CD mit 4 Coversongs der vier grossen Hardrock-/Metal-Bands: Judas Priest, Black Sabbath, AC/DC und Motörhead. Also, jetzt ist Fantasie gefragt, Johan Hegg singt Motörhead … OK, dass könnte noch hinkommen. Aber AC/DC? Oder gar Judas Priest bzw. Rob Halford oder Ozzy? OK, bevor es mit der Fantasie abgeht, hören wir einfach mal rein.

Der Anfang macht „Burning Anvil Of Steel“. Wie auch die anderen drei Coversongs sicher nicht der grösste Klassiker von Judas Priest bzw. der anderen Bands. Aber kommt ganz OK und Johan versucht gar nicht erst Robs Stimme zu imitieren. Dazu ist sein gewaltiges Stimmorgan einfach ein paar Oktaven zu tief.

Spannender wird es dann bei Black Sabbath’s „Satan Rising“. Instrumental sehr geil gespielt, nahe beim Original und … ja auch die Stimme geht Richtung Ozzy. Leider habe ich nicht rausgefunden ob da Johan singt … kann ich mir aber fast nicht vorstellen, dass das seine Stimme ist.

Ganz geil – das ist ein wirklicher Höhepunkt, nicht nur der Bonus CD – Motörhead’s „Snake Eyes“. Hammerversion und definitiv Johan. Dieser Song alleine ist es bei weitem Wert die Limited Edition mit der Bonus CD zu kaufen. Rock n´Roll Death Metal.

Allgemein fällt auf, wie nah der Sound beim Original ist, während sich Johan ein bisschen mehr Freiheit bei der Interpretation rausnimmt.

Ui, wie würde sich ein Motörhead Cover von „Overkill“ anhören?

Und zum Schluss dann noch ein AC/DC Cover – „Stand Up To Go Down“ … das sich zwar wie eines anhört aber ich kenn den Song nicht…

Ehrlich gesagt, kenn ich gar keinen der oben erwähnten Songs von diesen Bands. Bis ich das auf dem Kartonschuber der Bonus-CD lese, dass die Songs alle von Amon Amarth geschrieben sind. Auf dem Schuber gibt’s übrigens Amon Amarth in den jeweiligen Schriftzügen der vier Bands zu sehen. Witzige Sache.

Das ist ja mal geil, anstelle seine Lieblingsbands zu covern, Songs zu schreiben, die sich genau wie die der angepeilten Bands anhören. Und das ist Amon Amarth definitiv gelungen. Das hört sich besser und mehr nach dem Original an, als manche Band die wirklich covert. Eine Death-Metal-Band schreibt Hardrock-/Metal-Songs beeinflusst durch Legenden des Hardrock und Metals … und das hört sich dann verdammt gut an. Geile Welt.

Das Fanzit AMON AMARTH – Deceiver Of The Gods

Deceiver Of The Gods ist das was man von Amon Amarth erwartet. Und da wird einiges erwartet. Das haben Sie erfüllt. Abgesehen von zwei Überraschungen – Hel und die Bonus-CD – aber auch nicht übertroffen. Somit gilt einmal mehr, wer Amon Amarth mag, für den ist die Scheibe definitiv ein Must-Kauf. Für die anderen die jetzt gluschtig sind, empfehle ich zuerst „Twilight Of The Thunder God“ zu kaufen. Und dann kommt aber sehr schnell die neuste Scheibe an die Reihe.

›› Reinhören und Limited Edition mit Bonus CD bestellen

Anspieltipps: 1 Deceiver Of The Gods, 2 As Loke Falls, 3 Hel, Snake Eyes (Bonus-CD)

Trackliste AMON AMARTH – Deceiver Of The Gods

  1. Deceiver of the Gods
  2. As Loke Falls
  3. Father of the Wolf
  4. Shape Shifter
  5. Under Siege
  6. Blood Eagle
  7. We Shall Destroy
  8. Hel
  9. Coming of the Tide
  10. Warriors of the North

Bonus-CD (Under the influence)

  1. Burning Anvil Of Steel (Judas Priest)
  2. Satan Rising (Black Sabbath)
  3. Snake Eyes (Motörhead)
  4. Stand Up to Go Down (AC/DC)

Album Review Bewertung

Autor Bewertung: 8.5/10



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07.03.2013
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