MONO INC. – Nimmermehr

Dark Rock, Neue Deutsche Härte
14.01.2014

Lieber Graf, zieh dich warm an. An die Freunde des Grafen, hört was diese Review zu berichten hat.

Anfangen tut die 48 minütige Scheibe der Hamburger mit einen Kinderlied-Cover „Heile, heile Segen“. Ooops, was soll das denn? Hängenbleiben. Ein Refrain den ja wortwörtliches jedes Kind schon kennt, eine Kinderstimme die nicht nervt und das in ein schönes Gothic-Gewand verpackt und schon hat die CD meine volle Aufmerksamkeit. Der Opener verfehlt seine Wirkung nicht, bleibt jedoch auch der einzige Song seiner Art. Das ist wahrscheinlich auch gut so, ich kann mir vorstellen, dass dies nicht jedermanns Sache ist.

Beim darauffolgenden Stück wird es eine Spur härter. Das Riff erinnert stark an Rammstein und auch die Keyboard-Melodie ist sehr typisch für die Vorreiter der Neuen Deutschen Härte (NDH). Dennoch ist es nicht einfach eine Kopie. „Seligkeit“ ist nicht das typische Gestampfe und führt allgemein eine feinere Klinge als Rammstein.

Auch beim dritten Song – My Deal With God – muss ich zuerst an eine andere Band denken. Die Melodie und der Schlagzeugbeat erinnern Stark an die Gothic-Rock-Pioniere Sisters Of Mercy. Aber auch hier wird anstelle des Zweihänders das Florett geschwungen.

Zwischenfazit: Man nehme von den grossen der Branche das Beste raus, wirft es in den Mörtel und verfeinert das Ganze. Die ersten drei Songs steuern bei mir schon sehr stark auf eine Topbewertung zu. So darf es gerne weiter gehen.

Und das tut’s. „Kein Weg zu weit“ scheint einem Italo-Western entnommen – vor allem auch hier sind es die ersten Töne und Melodien, die Bekanntes in Erinnerung rufen. In diesem Falle die grandiosen Filmmusik-Melodien von Ennio Morricone. Beim Refrain entflieht man jedoch der Welt der Schiesswütigen. Eine sehr schöne Halbballade auf Deutsch gesungen – und gegen Ende kommt wieder der Kinderchor im Spiel. Also so ganz alleine steht der Eröffnungssong also doch nicht da.

Nach vier Songs muss ich die mir bisher unbekannte Band mal genauer anschauen. Die gibt es tatsächlich schon seit der Jahrtausendwende und nicht ganz überraschend, waren Sie vor zwei Jahren als Support des Grafen – Unheilig – auf Tour und konnten dort die Hausfrauen-Gothic-Gemeinde abholen. Mono Inc. ist somit in Deutschland nicht ganz unbekannt. „Nimmermehr“ stieg in Deutschland als Nr. 3 in die Albumcharts ein. Unterstützt wurde der Release auch mit einer Bild-Zeitung Kooperation (Video-Premiere) und auf Nimmermehr sind zum ersten Mal auch Deutsche Texte enthalten. So erreicht man mit diesen eingängigen Melodien die Massen. Wer will denen das schon übel nehmen, wenn man mit gutem Gothic-Rock den Mainstream ansprechen kann und damit auch ein paar Scheiben verkauft? Sollen die Kommerz-Schreier doch an ihrem Neid ersticken.

Ganz dem Mainstream hat man sich aber auch nicht ergeben. „Euthanasia“ erliegt den wieder etwas härteren Gitarren. Dennoch bleibt der markante Melodien-Teppich.

Bei „Alles was bleibt“ muss ich mal googlen, ob jetzt der Graf als Gastsänger mitsingt. Weil das hört sich jetzt verdammt nach Unheilig an. Ausser das Joachim Witt als Gästsänger (Kein Weg zu weit) mittut, findet man nichts zum Grafen selbst.

Days Like This – Nena? Die Anfangskeyboard-Melodie erinnert mich extrem stark an einen Nena-Song. Rette mich? Hm, kommt mir grad nicht in den Sinn. Aber da Nena nebst Samantha Fox meine erste Liebe war, gefällt’s mir natürlich. Ein richtiger Happy-Song. Da freut sich das Herz und hüpft bzw. schlägt schon fast im Takt.

Und dann ist man auch schon fast durch. Es folgen noch ein englisch-gesunger Song und zuletzt dann noch das Titelstück „Nimmermehr“ ganz am Ende. Diese beiden sind OK als Absacker aber nicht die Highlights der Platte. Vor allem die Ballade am Schluss ist für mich ein bisschen zu schwerfällig. Mir gefällt die Stimme besser bei den härteren, schnelleren Songs. Da erinnert es mich zu stark an Udo Lindenberg und das ist nicht so mein Ding. Doch ich kann mir gut vorstellen, dass diese Meinung nicht alle mit mir teilen.

Fanzit: Wenn man die Band vorher nicht kannte, dann ist man auch nicht enttäuscht, wenn diese sich scheinbar mehr dem Mainstream zugewandt hat. Für alle die den Grafen mögen, die sind hier definitiv richtig. Auch Rammstein-Jünger und -Töchter, die gerne Mal auf etwas Gestampfe zugunsten Melodie verzichten können, sind gut aufgehoben. Und allgemein Gothic-Rocker und Neue Deutsche Härter. All denen sei empfohlen, reinhören und kaufen!

 

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Trackliste

  1. Heile, heile Seigen
  2. Seligkeit
  3. My Deal With God
  4. Kein Weg zu weit
  5. Euthanasia
  6. Alles was bleibt
  7. The Clocks Ticks On
  8. A Better Way To Die
  9. Herzschlag
  10. Days Like This
  11. Ich teile dich nicht
  12. Nimmermehr

Album Review Bewertung

Autor Bewertung: 8.5/10



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14.01.2014
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