STRYPER – No more Hell to pay

Glam Metal
23.01.2014

Wir schreiben das Jahr 1985. Slayer veröffentlichen grad ihr höllisches Werk „Hell awaits“, Venom doppeln besessen nach mit „Possessed“ und auch sonst tummelt sich plötzlich und überall der Gehörnte mit dem Geissfuss immer öfter in der Metal Szene. Der „Black Metal“ beginnt mit seiner Entwicklung. Aber wo Schatten, ist auch Licht. Oder so… Und im Mai 1985 veröffentlicht eine Band ihr Debutalbum „Soldiers under Command“, welche fortan als Zielscheibe nicht nur der Black Metal Society herhalten muss.

Als Kontrast zu all dem Bösen auf der Welt, versuchten die komplett in schwarz und gelb gekleideten Kalifornier die Metal Fans auf den Weg Gottes zu bringen. Zu diesem Zweck huldigten sie nicht nur in ihren Texten ihrem Herrn: Stryper wurden auch dadurch bekannt, dass sie Bibeln ins Publikum warfen. „White Metal“ war geboren! Inwiefern das Gehabe der Band authentisch ist oder halt auch nur Image (wie bei vielen anderen Bands auch), das sei mal dahingestellt. Musikalisch jedoch hatten Stryper inmitten der Glam Szene durchaus etwas zu bieten: ihre erste EP, ihr Debut und auch der Nachfolger „To Hell with the Devil“ (wo soll er denn sonst auch hin…?) boten fraglos guten Stoff für die Ohren. Aber genauso wie bei fast all den anderen Bands der damaligen Zeit wurde den Gestreiften mit dem aufblühen des Grunge das Wasser abgegraben und wie fast alle anderen Bands verschwanden auch Stryper in der Versenkung, lösten sich 1993 auf und gerieten in die Vergessenheit.

2005 kam es zur Reunion, seither hat die Band bereits drei Alben veröffentlicht und ist immer wieder mal auf Tour. Auch in Europa. Jetzt ist die vierte Scheibe seit 2005 auf dem Markt: „No more hell to pay“. Sänger Michael Sweet erklärt dies als „best album to date“. Aber das kaufe ich ihm nicht einfach so ab…

Und nach mehrmaligem Hören kann man zweifellos sagen, dass Sweet nicht Recht hat. „NMHTP“ reicht zu keiner Sekunde an die Glanztaten der 80er ran. Stilistisch ist das zwar schon recht „old School“, aber qualitativ scheint die Luft raus zu sein. Einige Songs sind durchaus nett und machen auch Spass. Der Opener „Revelation“ zum Beispiel, oder vor allem auch der Titelsong „No more hell to pay“. Aber daneben gibt’s Songs wie „Jesus is just alright“ (purer Kitsch) oder „Marching into Battle“ (hypnotischer Refrain, das tönt wie versuchte Hirnwäsche). Die obligate Ballade „The One“ ist dem gegenüber schon fast ein Highlight.

Zugegeben: die meisten Songs sind flotte Rocker, nett anzuhören. Aber von Göttergaben (sic…) wie „Soldiers under Command“, „Loud’n’Clear“, „To hell with the devil” oder “First Love” (SO muss eine Ballade tönen!) sind die Kalifornier meilenweit weg. Da ich in den 80ern immer ein grosser Stryper Fan war, bin ich schon recht enttäuscht über dieses Album. Und so hoffe ich, dass sie am Bang Your Head Festival !!! dieses Jahr dann den Schwerpunkt auf alte Songs legen – schliesslich sehe ich die Band dann zum ersten Mal live! Da will ich nicht nochmals enttäuscht werden… 5 von 10 Punkten, mit etwas Nostalgie Bonus.

Ob die Band jetzt ihren christlichen Glauben wirklich lebt oder ob sie einfach ihr Image gut pflegt, kann jeder für sich selber beantworten: Gitarrist Oz Fox hat 2009 in Las Vegas Annie Lobért geheiratet. Lobért ist ein ehemaliges Callgirl, welches das christliche Hilfswerk „Hookers for Jesus“ gegründet hat. Dass dieser Name eine eher unfreiwillige Zweideutigkeit hat, haben die Amis wohl nicht bemerkt…

 

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Album Review Bewertung

Autor Bewertung: 5/10



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23.01.2014
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