AXEL RUDI PELL, REBELLIOUS SPIRIT

Z7 (Pratteln, CH)
19.02.2014

Edelmetall im Z7 – Axel Rudi Pell brilliert vor ausverkauftem Haus

Irgendwie ist es seit Jahren gleich: Axel Rudi Pell bringt ein neues Album raus und geht auf Tour. Und jedes Mal denk ich mir „ach, Axel hab ich schon oft gesehen, dieses Mal lass ich es sein“. Und jedes Mal pilgere ich dann doch ins Z7 und bin danach froh, dass ich es getan habe. Denn enttäuscht hat mich ARP eigentlich noch nie, im Gegenteil!

Es gibt wenige Bands, die das Z7 ausverkaufen können. Und es gibt noch weniger Bands, die das unter der Woche schaffen. Axel Rudi Pell ist mittlerweile in dieser Liga angekommen! Nachdem die letzte Show 2012 an einem Sonntag war, füllen die Deutschen mittlerweile den Laden auch unter der Woche restlos. Und eine Zusatzshow im September wurde ebenfalls bekannt gegeben. Respekt!

Den Abend eröffnen Rebellious Spirit aus Süddeutschland. Wo die musikalischen Wurzeln der vier Youngsters liegen, ist unschwer zu erkennen: die Glam Welt der 80er ist unübersehbar. Und so tönt ihr Sound auch: klassischer Hair Metal der Marke Poison, Mötley Crüe oder auch Danger Danger. Der Opener „Lights out“ macht auch sofort Laune, aber danach scheint die Luft auch schon draussen zu sein. Sänger / Gitarrist Jannik und seine Mitstreiter geben sich zwar redlich Mühe, aber die Songs wollen nicht richtig zünden. Alles scheint etwas eintönig und wenig spektakulär. Dass das bereits zahlreich anwesende Publikum zudem im Tiefschlaf zu sein scheint, hilft den armen Jungs auch nicht wirklich. Einzig beim Cover von Bon Jovi’s „You give Love a bad Name“ kam da etwas Bewegung rein. Ein Strohfeuer…

Insgesamt darf man sagen, dass Rebellious Spirit noch ein rechtes Stück weg sind von einer Band wie Kissin’ Dynamite, welche musikalisch auf der genau gleichen Schiene fährt. Aber wer weiss: die Tour wird sicher eine gute Lehre für RS sein – und den Spass lassen sie sich jedenfalls nicht verderben!

Der Maestro lässt auf sich warten. Aber um 21.35h geht ein Gewittersturm los und ARP legen los mit „Burning Chains“. Die fünf Herren sind sofort auf Betriebstemperatur und legen los, als ob es kein Morgen gäbe. Tastenmann Ferdy Doernberg kriegt sein Grinsen für die nächsten knappen zwei Stunden nicht mehr aus dem Gesicht, Basser Volker Krawczak ist die Coolness in Person, Axel selbst ist souverän wie eh und je und was für eine Maschine Fronter Johnny Gioelli ist, muss man kaum mehr erwähnen. Der Typ ist einfach der Wahnsinn – auch nur eine Sekunde stillstehen geht einfach nicht!

Ein grosser Unterschied ist auch am Schlagzeug auszumachen. Bekanntlich ist Mike Terrana nicht mehr an Bord. Seinen Nachfolger als „Ersatz“ zu bezeichnen, ist sicher nicht angebracht: Bobby Rondinelli ist fraglos weit mehr als das! Schliesslich gehören Bands wie Rainbow, Black Sabbath, Blue Öyster Cult oder auch Doro zu seinen früheren Brötchengeber – verstecken muss sich der New Yorker also sicher nicht! Im Gegensatz zu seinem Vorgänger trommelt Bobby sein Programm absolut souverän und er versucht zu keiner Sekunde, sich irgendwie in den Vordergrund zu spielen. Selbst sein Solo war mit knappen vier Minuten einigermassen akzeptabel…

ARP graben schon sehr früh im Nostalgie Sektor. Als zweiter Song wird uns bereits „Nasty Reputation“ um die Ohren gehauen, gefolgt vom Klassiker „Strong as a Rock“. Und spätestens hier müsste eigentlich ein ausverkauftes Z7 auch aufgetaut sein. Ist aber nicht der Fall…

Mit „Long Way to go“ folgt ein neuer Song und Axel scheint Probleme mit seinen Arbeitsgeräten zu haben. Der halbe Song wird ohne Gitarren gespielt, Axel wechselt die Axt zweimal aus und irgendwie bleiben die Probleme bis zum Schluss bestehen. Es tätscht nicht ganz so, wie man das von Axel eigentlich erwarten würde.

Den Spass und die gute Laune lassen sich Johnny & Co dadurch allerdings nicht verderben! „This is our Playground – that’s where we PLAY“ meint der Sänger und gesteht, dass „Oceans of Time“ sein persönlicher ARP Favorit unter all den Alben ist. Der Titelsong ist auch wirklich fantastisch und verursacht einmal mehr eine tolle Atmosphäre.

Als grosse Überraschung folgt jetzt das Neil Young Cover „Hey hey, my my“. Auf CD find ich den Song eher lahm (zum Glück gibt’s da die Skip-Taste“), aber hier bin ich jetzt positiv überrascht! Äussert gefühlvoll vorgetragen und mit Hardrock Klassikern wie „Man on the Silver Mountain“ oder „Smoke on the Water“ aufgemotzt, entpuppt sich diese Nummer zu einem wirklichen Highlight – stark! Warum das Publikum immer noch eisgekühlt ist, kann ich allerdings nicht nachvollziehen…

Nach „Warrior“ folgt der Titelsong der neuen Scheibe: „Into the Storm“ ist eingerahmt von einem (überflüssigen) Keyboard Solo und einem (überflüssigen) Drum Solo. Auch wenn’s wie angetönt etwas angenehmer (weil kürzer) ist als früher mit Mike Terrana…

Mit „Before I die“ ist auch die letzte Scheibe „Circle of the Oath“ noch vertreten, bevor mit dem grandiosen „Mystica“ ein Klassiker kommt, der kaum zu übertreffen ist. Es folgt ein Finish mit einem Medley und massig Jam: „Too Late“, „Call her Princess“ und „Eternal Prisoner“ beenden nach gut 90 Minuten den regulären Set.

Und jetzt folgt die ultimative Peinlichkeit des Jahres: ausverkauftes Z7, bärenstarke Band verschwindet nach bärenstarkem Auftritt – und das Publikum ist still. Kaum Klatschen, kaum Pfeiffen – es scheint so, als ob da alle bereits genug haben. So etwas fürchterlich Lahmes hab ich in all den Jahren in diesem Ausmass noch nie erlebt! Nicht ein einziger „Zugabe, Zugabe“ – Ruf… Einige Wenige bringen immerhin noch ein rhythmisches Klatschen zustande und ein paar rufen auch noch „Axel, Axel“  – aber hallo: dieser Laden muss zu diesem Zeitpunkt kochen! Ein Schlag ins Gesicht von ARP – so was haben sie mit ihrer Performance wirklich nicht verdient! So dauert es denn auch relativ lange, bis der Zugabenteil beginnt…

Und hier kommen jetzt natürlich nochmals Songs zum Zuge, welche bei ARP einfach nicht fehlen dürfen. Los geht’s mit dem genialen „Masquerade Ball“, welcher am Ende in „Cashbah“ übergeht. Dann gibt’s als Abschluss noch die Hymne „Rock the Nations“ und hier ist jetzt endlich noch etwas Feierlaune im Publikum zu bemerken.

Nach fast zwei Stunden verabschieden sich Johnny, Axel, Ferdy, Volker und Bobby unter grossem und wohl verdientem Applaus. Denn an der Vorstellung gibt’s kaum etwas zu bemängeln und ich freu mich schon jetzt auf drei Stunden ARP beim Bang Your Head!!! Festival im Juli! Ich bin überzeugt, das Publikum da wird die Vorstellung auch mehr zu schätzen wissen als hier…

 

Setlist

  1. Burning Chanins
  2. Nasty Reputation / Strong as a Rock
  3. Long way to go
  4. Oceans of Time
  5. Hey Hey My My (Into the Black)
  6. Warrior
  7. Keyboard Solo / Into the Storm / Drum Solo
  8. Before I die
  9. Mystica
  10. Too late / Call her Princess / Jam / Eternal Prisoner / Too late
  11. *The Masquerade Ball / Cashbah
  12. *Rock the Nation

*Zugabe


Wie fandet ihr das Konzert?

19.02.2014
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