Do, 20. März 2014

SOULFLY, GURD, VALE TUDO

Schüür (Luzern, CH)
01.04.2014

Bei schon fast sommerlichen 17 Grad und schönstem Wetter machte ich mich an diesem Donnerstagabend auf den Weg nach Luzern. Zugegeben bei dem Anblick der sich mir auf der Fahrt dahin bot, mit den schneebedeckten Bergen, die von der Abendsonne angeleuchtet wurden und der fast kitschigen Himmelsbeleuchtung, hatte ich wenig Bock den Abend in der Schüür zu verbringen. Dies ändert sich dann aber schnell beim Eintreffen in Luzern.

Relativ früh, nämlich um 19.30 Uhr stürmten die Züri Hardcore–Jungs Vale Tudo die Bühne. Waren bei ihrem Start nur einige wenige Metalheads in der Schüür, fühlte sich die Location aber relativ schnell, nach dem die ersten harten Riffs die Holzbalken erzittern liesse. Die Zürcher jagten ihre Mucke mit voller Wucht durch die Boxen und die zwei Herren Grizzly und DK Violent, die sich mit Gesang abwechselten, flitzten wie von der Tarantel gestochen auf der Bühne hin und her. Übrigens könnten die beiden glatt in einer Komikshow auftreten. In den Pausen zwischen den Songs wurde nämlich dauernd gewitzelt über Axl Rose, 40 m lange Linien und sonstiges. Was es damit auf sich hatte, verpasste ich leider aber unterhaltsam war ihr Dialog trotzdem. Ich bin absolut kein Hardcore-Fan, muss aber ehrlich sagen, dass Vale Tudo ihren Job gut machten und mir ihr Sound gefiel. Eine gute Mischung aus Aggressivität,  „softeren“ Parts, stahlharten Riffs und guter Drumarbeit, die die 30 Minuten Spielzeit wie im Flug vergehen liessen. Applaus war ihnen auf sicher!

Mit „Get Up“ eröffneten die Schweizer Thrash-Legenden „Gurd“ ihr Set. Gewohnt aggressiv und die Gitarren schön tief gestimmt bretterten sie drauflos. Obwohl V.O. erkältet war und seine Stimmbänder in Mitleidenschaft gezogen waren, bewältigte er den Gig mit Bravour. Abführende Kräuterbonbon sei Dank! 😉 Dass es sich bei Gurd um eine Band handelt, die nicht erst seit kurzem auf der Bühne steht, müsste jedem Anwesenden klar gewesen sein. Total tight und auf einander abgestimmt zockten sie ihr Set durch. Franky schüttelte seine Mähne nonstop und bearbeite seinen Bass in bester Manier. Pat auf der linken Bühnenseite legte einen unterhaltsamen Auftritt an der Klampfe zu Tage und drückte richtig schön ab und Steve an den Drums lieferte die satte Taktvorgabe.

Songs wie „Learn“, „What Do You Live For“ oder „Bang!“ kamen zumindest in den vorderen Reihen sehr gut an. Der Rest des Publikums verhielt sich ziemlich lasch. Die Aufforderung von V.O. die Horns auszufahren, wurde immerhin von einigen auch in den hinteren Reihen erwidert. Wie gewohnt steuerte bei „Skin Up“, dem letzten Song auf der Setliste, Inga, V.O.s Frau einige Vocals dazu. Heute war „Skin Up“ aber nicht der letzte Song, den es gab noch ein besonderes „Schmackerl“. „United Forces“ von S.O.D wurde mit den zwei Vale Tudo Shouters wiedergegeben und beendete den ebenfalls sehr kurzweiligen und starken Gig von Gurd.

Es machte den Anschein, als hätte die Metalheads ihre Energie bei den zwei Support-Bands extra zurückgehalten, um dann bei Soulfly voll abzudrehen. Nach dem die Saiten gestimmt waren und das „Bloodshet Intro“ erklang, watschelt Papa Max Cavalera in voller Breite und mit übler Filzmatte, früher war es schönes Haar, das einem neidisch werden liess, auf die Bühne. Schon beim ersten Ton des Intros drehte die Menge voll durch und es wurde mächtig eng in der gutgefüllten Schüür. Max wirkte etwas sehr versteift und starr vor dem Mik, die Stimme tönte kratzig und es machte den Anschein als wäre er ziemlich benebelt. Was zu diesem Verhalten führte, sei dahin gestellt. Nach den ersten paar Songs setze die Wirkung der Substanz ein oder aus (lässt sich nicht eindeutig sagen), Max erwachte aus seiner Erstarrung und die Stimme erhielt einen angenehmen kraftvollen Klang. Zugegeben Max wäre ohne seine Spitzenmusiker an seiner Seite ziemlich am Ar… und seine Gitarre dient wohl eher als cooles Accessoire. Denn die paar Akkorde, die er zum Besten gab, hätten teilweise glatt von einem quietschenden Scharnier stammen können.

Nichts zu trotz als Entertainer ist er allemal top. Wild gestikulierend, die Menge mit „hey hey und olé“–Rufen anstachelnd und vielen Ansagen, motivierte er die Fans zum Mitmachen. Diese liessen sich dies nicht zweimal sagen. Circle, Mosh oder „other fucking“ Pits wie Max es auszudrücken pflegte, fanden regen Anklang im Publikum und liessen den ein oder anderen dazu verleiten, sich seines T-Shirts zu entledigen. Natürlich fehlten die Sepultura–Klassiker „Arise“, Territory“ oder „Refuse/Resist“ nicht und wurden lauthals vom Publikum mitgesungen. Die tolle Stimmung im Saal, steckte sogar den sehr gut genährten Stagemanager, der uns Fotografen zuvor aus dem Fotograben spedierte und dauernd grimmig von der rechten Bühnenseite starrte, an. Trotzdem beförderte er den Fan, der es auf die Bühne schaffte und Max umarmte, ziemlich schnell wieder in die Menge hinunter.

Währenddessen gaben die Musiker um Max auf der Bühne alles. Die Drums wurde von Max‘ Sohn Zyon verprügelt, der Bass war brutal aufgedreht, dass ein Herzschrittmacher vermutlich stehen geblieben wäre und die Gitarre von Marc Rizzo knallte. Die Backingvocals hätten aber ruhig mehr aufgedreht werden dürfen und Max hörte sich zwischendurch etwas kurzatmig an. Aber egal, die Leuten hatten Gefallen ab dem Spektakel, genauso wie der Cavalera–Clan der gegen Ende des Sets noch durch Glorias Sohn Richie am Mikrofon vergrössert wurde. Zuallerletzt forderte Max die Menge auf, sich auf den Boden zu kauern und bei seinem Kommando zum Song „Jump / Eye For An Eye“ in die Luft zu springen. Dies klappte wie geübt und war von meinem Platz im hinteren Teil der Schüür, ein schöner Anblick. Als Outro stimmten die Jungs noch eine Maiden–Song an um dann unter tosendem Applaus die Bühne zu verlassen.

Obwohl der Sound einige Male recht daneben klang und Max Stimme zu Anfang des Gigs sehr be…..scheiden war (Danke Kaufi für die nette Ausdrucksweise;-)!), muss man Soulfly lassen, dass sie ein echtes Brett fahren, das Publikum zu Headbang-Höchstleistung anstacheln und sich das Stimmungsbarometer sofort im grünen Bereich bewegt. Definitiv die richtige Band um ins Weekend zu starten.

 

Setliste Vale Tudo

  1. Guess Who
  2. BBQ Song
  3. I Hate Your Heros
  4. Your Blood On My Shirt
  5. Sorry Means Nothing
  6. Trinity Of Life
  7. Anthem To Friendship
  8. You Spurn What I Love
  9. Rise And Fall
  10. Hardcore Heavyweights

 

Setliste Gurd

  1. Get Up
  2. Learn
  3. What Do You Live For
  4. Rile The Pit
  5. Bang!
  6. Terminate
  7. Skin Up
  8. United Forces (S.O.D)*

*Zugabe mit Vale Tudo

 

Setliste Soulfly

  1. Intro Bloodshet
  2. Cannibal Holocaust
  3. Intro Prophecy
  4. Intro Primitive
  5. Fire Bring It Defent U
  6. Territory
  7. Execution Style
  8. Troops Of Doom
  9. Seek N Strike
  10. Babylon
  11. Living Sacrefice
  12. Intro B.F.W.H
  13. Nailbomb
  14. Arise
  15. Rise Of The Fallen
  16. Master Of Savagery
  17. No
  18. Roots
  19. Refuse / Resist
  20. Unleash
  21. Jump / Eye For An Eye 

Wie fandet ihr das Konzert?

01.04.2014
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Autor Bewertung: 8.5/10