Angra - Mini Z7 Pratteln, 20. Juni 2014 - Foto: Sabi
Fr, 20. Juni 2014

Angra

Mini Z7 (Pratteln, CH)
22.06.2014

Mitte der 90 Jahre gehörte Angra zu einer meiner Favorites

So machte ich mich voller Vorfreude auf den Weg Richtung Z7. Zudem ist das neue Live-Album „Angels Cry – 20th Anniversary Tour“ auf dem Markt und da sollte man meinen, das einem etwas Spezielles erwartet. Naja, dem war schon so aber leider nicht unbedingt im positiven Sinne.

Schon die Ankunft im Z7 war etwas merkwürdig. Parkplatz direkt vor der Halle, nur ein paar wenige Autos, kein Tourbus, dafür ein abgefuckter Kleinbus mit italienischen Kennzeichen vor dem Backstage-Eingang und weit und breit keine Metalheads in Sicht. Dabei war es kurz vor 20.00 Uhr, dem offiziellen Konzertbeginn. Langsam fragte ich mich schon, ob ich mich wohl im Datum geirrt hatte oder ob alle am Black Sabbath Konzert in Zürich waren. Vor dem Eingang traf ich dann doch einige Gleichgesinnte, die das gleiche Ziel wie ich ansteuerten.

Das Bild im Mini Z7, das gemütlich eingerichtet ist und nur die Hälfte vom „normalen“ Z7 beansprucht, präsentierte sich nicht anders als vor der Türe. Einige vereinzelte Fans die etwas verloren in der Gegend rumstanden.

Als ich mich mal nach dem Konzertbeginn erkundigte und wer dann als Support den Abend eröffnet, war die Antwort sehr überraschend. Keine Vorband, die ist einen Tag zuvor abgesprungen, Konzertbeginn gegen 21.30 Uhr. Shit! Und ich stress mir den Arsch ab, damit ich pünktlich in Pratteln eintreffe.

Unterdessen bekam ich am Rande ein Gespräch zwischen zwei Angestellten im Z7 mit, das niemand für das Merchandise zuständig sei und die Band dies im Vorfeld nicht mitgeteilt hat. Dies liess bei mir schon mal auf eine ziemlich chaotische Organisation seitens Band schliessen. Dies bestätigte sich dann auch als die Band die Bühne betrat.

Angra

Angra wurde von den nicht in Scharen anwesenden Fans, die an der Sprache leicht zu erkennen, vorwiegend aus Frankreich und Deutschland stammten, aber ziemlich stürmisch und laut begrüsst. Zuerst wurde mal die Saiteninstrumente gestimmt, der Drumhocker in die richtige Position gedreht und oh Wunder, auf ein Linecheck wurde doch noch verzichtet. Dann erklang endlich das Intro und mit „Angels Cry“ wurde der Abend eröffnet. Das angebliche stimmliche Multitalent Fabio Lione (Rhapsody Of Fire) war nach meinem Geschmack leider gar nicht so „multi“ und kommt stimmlich nie an die Schreie und Verzerrungen hin, die den typischen „Angra-Gesang“ seines Vorgängers ausmachte. Zudem brauchte er einige Minuten, bis er merkte, dass mit eingeschaltetem Mikrofon auch der hinterste Zuschauer etwas zu hören kriegt. Kaum war dieses Malheur behoben, kackte die Gitarre von Rafael ab. Grosse Augen beim Gitarristen und verwirrte Gesichter beim Rest der Band war das Fanzit. Nach kurzem Stecker checken, einem üblen Knacken aus den Boxen, als würden diese in die Luft fliegen, und der Fehler war behoben.

Kurz danach gab Fabio, dem unterdessen zu einer ansehnlichen Gruppe gewachsenen Fans, Gesangsunterricht. Er probierte auch immer wieder die Fans abzuholen, sei es mit auffordern zum Mitsingen oder mit Witzen über die Schweizer Fussballer, die an diesem Abend am Kicken waren, und kriegte dies recht gut hin. Die etwas langen Ansagen zwischen den Songs wirkten zum Teil irritierend und auffallend war, dass fast jeder Song zu Fabios „one of my favorite“-Songs gehörte.

Bei „Winds Of Destination“ schmierte dann das Gitarrensolo so richtig schön ab, dass man annehmen durfte, dass sich hier jemand vergriffen hatte. Who cares? Die Fans auf jeden Fall nicht. Die feierten Angra ab und waren voll dabei.

Bruno an den Drums spielte heute seine zweite Show mit Angra und machte seine Sache richtig gut. Ein kurzes Drumsolo durfte da nicht fehlen. Danach wurde Rafael Bittencourt, übrigens einziges Originalmitglied, als grossartiger Gitarrist, Komponist und Sänger vorgestellt. Diese Meinung kann ich bis auf Letzteres teilen. Seine Klappe hätte er ruhig geschlossen halten können. Um ein Haar wär mir nämlich beim ersten Ton seiner Stimme das Sandwich im Halse stecken geblieben. Seine Stimme harmonierte einfach nicht mit dem guten Sound von „The Voice Commanding You“.

Die Setliste war gut gewählt mit rassigen und auch etwas ruhigeren Songs. Der Sound ist gut abgemischt, klingt aber oft sehr dünn. Das Volumen und ebenso der typische „Angra-Gesang“ fehlten mir. Die Band hatte nach den anfänglichen Pannen Spass am Gig, stand oft mit Grinsen auf der Bühne und genoss es richtig. Gitarre, Bass und Drums kamen gut hinüber und der Gesang von Fabio ist halt Geschmacksache. Im Mini Z7 hüpfte der Mob, Köpfe wurden geschüttelte und nach jedem Song flogen Hände in die Höhe und es gab ordentlich Applaus. Wie sich herausstellte, war das Publikum sehr international und sogar ein Girl aus Japan reiste Angra nach.

Nach gut 1.5 Stunden Spielzeit und gegebener Zugabe verabschiedeten sich die Brasilianer von den Brettern und liessen sich auch von dem Geklatsche der Fans nicht mehr erweichen. Leider hat der Funke bei mir nicht gezündet …

Fotos von Sabi


Wie fandet ihr das Konzert?

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Angra
22.06.2014
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