Metalinside.ch - Black Sabbath - Hallenstadion Zürich 2014 - Foto pam
Fr, 20. Juni 2014

Black Sabbath, Soundgarden

Hallenstadion (Zürich, CH)
/ 22.06.2014

Der wahre Heavy Metal

(Liane) Es war im Jahre 2009, als der Arzt nach diversen Untersuchungen und dem Austausch mit Ozzy Osbourne über dessen knapp 40-jährigen Drogen-, Alkohol- und Medikamentenmissbrauch wie folgt reagierte: Er nickte, räusperte sich, lockerte die Krawatte und sagte: „Warum zum Teufel leben Sie noch?“

Gut fünf Jahre später lebt der „Drecksack“ immer noch und ich muss sagen, ich hätte nicht mehr daran geglaubt, ihn zusammen mit Tony Iommi und Geezer Butler fast in der Black Sabbath Originalbesetzung aus den 70ern live erleben zu dürfen. Um die Pointe vorweg zu nehmen: Dieses Live-Konzert war Musikgeschichte in Reinform und wer es verpasst hat, möge für ewig in der Hölle schmoren.

Ein weiterer historischer Höhepunkt des Abends war, dass Black Sabbath in der Stadt Zürich aufgetreten sind, denn im Jahre 1969 hatte die Band knapp zwei Monate lang im Club des Hotels Hirschen im Niederdorf ein Engagement, bei dem quasi der Grundstein für den Erfolg gelegt wurde. Damals kannte Black Sabbath noch kein Schwein und dementsprechend gering fiel auch das Zuschauerinteresse und die Gage aus. Dass diese Band mal Musikgeschichte schreiben würde, ahnte damals kein Mensch. Sogar der Anti Kriegs Klassiker „War Pigs“ soll hier entstanden sein und mit genau diesem Song und dem dazugehörigen Aufheulen der Sirenen, eröffnete Black Sabbath den Abend im ausverkauften Hallenstadion.

Soundgarden

Doch zuvor wurden die Zuschauer erst mal ab ca. 19:45 Uhr mit einem, für meinen Geschmack eher minderwertigen Auftritt durch die Grunge-Rocker Soundgarden beschallt. Blutleer, langweilig und unspektakulär wirkte das Set auf mich und sogar Hits wie „Spoonman“ oder „Black Hole Sun“ kamen bei mir einfach nicht an. Frontmann Chris Cornell lobte das Publikum, da es trotz Fussball WM und Schweiz-Spiel den Weg ins Hallenstadion gefunden hatte und erinnerte an ein Soundgarden Konzert in der Roten Fabrik in Zürich vor 25 Jahren, welches ihm wohl noch recht gut in Erinnerung geblieben ist. Das ist dann auch alles, was bei mir hängen geblieben ist.

Um 20:45 Uhr verabschiedeten sich Soundgarden und der Umbau für die Urgesteine aus Birmingham (England) konnte beginnen. Fünfzehn Minuten später wurde die Bühne mit einem violett blauen Vorhang abgehängt und das Licht ging aus. Was eine Magie! Bereits jetzt schon! Die Stimmung war grossartig und von den Rängen aus konnte man bereits die ersten durchgeknallten Fans beobachten, welche eine Polonaise bildeten und feucht fröhlich durchs Hallenstadion marschierten.

Black Sabbath

Nachdem Ozzy bereits hinter dem Vorhang das Publikum mit „Let me hear you“ Rufen einheizte, drehten die Leute dann völligst durch, als der Vorhang endlich gefallen ist. „War Pigs“, gefolgt von „Into The Void“, dann bei „Under The Sun“ sieht man auf der grossen Leinwand historische Bilder von Menschen, die irgendwann in den 70ern ohne Erfolg gegen die „satanische Musik“ von Black Sabbath protestiert hatten. Lustig für den, der es versteht.

Nach „Snowblind“ folgte dann der erste Song „Age Of Reason“ vom neuen Album „13“, um danach „Black Sabbath“ vom gleichnamigen Debut Album mit künstlichem Regen und finsterem Glockengeläute einzuleiten. Die Konzentration lag verständlicherweise klar auf den ersten vier Alben und es folgten weitere Klassiker wie „N.I.B“, „Iron Man“ und „Children Of The Grave“, jedoch wenige Songs vom aktuellen Release.

Die grosse Überraschung gelang dem Gastschlagzeuger Tommy Clufetos, welcher Gründungsmitglied Bill Ward aufgrund Unstimmigkeiten und gesundheitlichen Themen ersetzte. Sein gigantisches Drum Solo beim Song „Rat Salad“ lies das Hallenstadion schier einstürzen. Die einen tobten, die anderen blieben mit weit geöffnetem Mund absolut sprachlos zurück.

Adam Wakeman, der Sohn des bekannten Keyboarders Rick Wakeman (Yes, Black Sabbath) war der zweite Gast an diesem Abend und unterstütze leider unsichtbar vom Bühnenrand aus (ebenfalls mit Keyboards) das Geschehen. An dieser Stelle möchte ich Headspace empfehlen, Adams grossartige Hauptband, die sich im progressive Rock/Metal Bereich tummelt.

Und wie schlug sich denn nun Ozzy durch den Abend? Die grosse Frage! Nun, nur ein Ozzy Osbourne kann es sich leisten, leicht betagt wirkend über die Bühne zu watscheln, nuschelnd ein paar Kommentare abzugeben, die man nur schwer verstehen kann oder beim Singen debil zu grölen. Zwischendurch gab er dann auch mal die eine oder andere Eulenstimme zum Besten. Das ist Ozzy, das macht ihn sympathisch, authentisch und spätestens wenn er seinen treudoofen Hundeblick aufsetzt, will man einfach nur noch auf die Bühne stürmen und ihn umarmen. Am Ende wirkte der 65jährige jedoch recht fit, wenn man seinen Background berücksichtigt. Das soll nicht heissen, dass ich Ozzy ins Lächerliche ziehen möchte, ganz und gar nicht. Dafür habe ich zu viel Ehrfurcht und Respekt vor diesem historischen Auftritt und DER Band, die viele viele Musiker und Fans über mehrere Generationen hin prägte. (Danke für Kyuss!!)

Eine Kritik kann ich mir am Ende leider bei allem Respekt dann doch nicht verkneifen: Für das Konzert in Stuttgart habe ich per E-Mail ein Angebot für ein Ticket-Upgrade erhalten. Für 689.- Euro zusätzlich zum Ticketpreis gibt es ein exklusives Meet & Greet mit Ozzy (nicht mit der ganzen Band) vor der Show und die Möglichkeit auf ein Foto und ein Autogramm. Auch ein exklusives Tourgeschenk gibt es und einen Erinnerungspass. Ich fragte natürlich nach und wollte wissen, was es denn genau bedeutet, „die Möglichkeit zu haben“. Eine Antwort kam zwar prompt, aber die Begründung, dass man „den Künstler ja nicht zwingen kann, Autogramme zu geben, wenn es ihm zum Beispiel nicht danach ist“ schockierte mich. In Zürich waren mir sicher gut 20 Personen mit diesem Erinnerungspass und einem turnbeutelähnlichen Säckchen (Tourgeschenk?) aufgefallen.

Nun denn, ich verdränge das mal und freue mich wie ein kleines Kind auf das für mich eventuell allerletzte Black Sabbath Konzert in meinem Leben. Wer weiss, ob man diese Formation nochmals in der Form überhaupt erleben darf. Daher, auf nach Stuttgart und Ozzy, ich hoffe du machst für mich nochmals den „Uhu“. I love you, too!

(pam) Riffmaster Tony – der ja mit Blutkrebs unterwegs todkrank sein soll – spielte seine legendären Riffs und Solis mit einer Leichtigkeit und Ruhe, dass es eine Freude war im zuzuschauen aber vor allem zuzuhören. Aber ganz fette Hühnerhaut hatte ich bei Geezers Bass-Solo (Bassically Intro zu N.I.B.). Das oben erwähnte Drumsolo war ja meiner Meinung nach eines der besten ever, aber bei Geezer schloss ich die Augen hörte eigentlich nur noch Cliff Burton. Der verzerrte Sound inklusive Einsatz eines Wah-Wah-Padals ist ja die Trademark von Cliff. Und dann hörte sich dies auch noch verdammt ähnlich wie das legendäre Solo von ihm an, welches ihm den Job bei Metallica brachte und schliesslich auf Metallicas Debut „Kill ‚Em All“ verewigt wurde. Nun, jetzt kommt wieder mal die Gretchenfrage: Was war zuerst da, das Huhn oder das Ei. Ganz klar, Geezer war schon ein paar Jahre unterwegs und N.I.B. mit diesem Bass-Intro auf Black Sabbaths Debut-Album 1970 drauf, bevor Cliff überhaupt sein erstes Solo spielte. Was mir jedoch bisher definitiv nicht bewusst war, dass sich Cliff augenscheinlich von Bassically zu seinem Solo inspirieren liess. Wie auch immer, es war genial und für mich war es eine sehr schöne Hommage an Cliff – der ja selber Black Sabbath Fan war.

Und die Herren im Rentenalter spielten praktisch zwei Stunden Non-Stop … da könnten sich einige Bands – deren Grossväter Black Sabbath sein könnten – eine fettes Stück davon abschneiden. Egal ob Black Sabbath jetzt den Heavy Metal erfunden haben oder nicht, sie verkörpern ihn wie kaum eine andere Band. Und der Höhepunkt war ganz am Schluss „Paranoid“ – zusammen mit „Iron Man“ gings da stimmungsmässig ganz klar am meisten ab.

Setlist Soundgarden

  1. Searching With My Good Eye Closed
  2. Spoonman
  3. Rusty Cage
  4. Outshined
  5. Black Hole Sun
  6. My Wave
  7. The Day I Tried to Live
  8. Jesus Christ Pose
  9. Fell on Black Days
  10. 4th of July

Setliste Black Sabbath

  1. War Pigs
  2. Into the Void
  3. Under the Sun/Every Day Comes and Goes
  4. Snowblind
  5. Age of Reason
  6. Black Sabbath
  7. Behind the Wall of Sleep
  8. N.I.B. (inklusive Bass-Solo)
  9. End of the Beginning
  10. Fairies Wear Boots
  11. Rat Salad (inklusive Drum-Solo)
  12. Iron Man
  13. God Is Dead?
  14. Dirty Women
  15. Children of the Grave
  16. Paranoid*

*Zugabe

Fotos von Black Sabbath im Hallenstadion 2014 (pam)


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/ 22.06.2014
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