TED NUGENT – Shutup & Jam!

Hardrock, Rock n' Roll
15.07.2014

Was soll man sagen? Nahezu 40 (!) Alben hat er auf den Markt geworfen, nahezu 40 Jahre ist er im Geschäft und dieses Jahr hat er Liveshow Nr. 6’500 hinter sich gebracht.

Die Rede ist von niemand Geringerem als dem amerikanischen Gitarristen TED NUGENT. Der Mann hat einen Leistungsausweis, der sich sehen lassen kann und er ist unbestritten einer der geilsten Gitarristen der Gegenwart.

Bestimmt gehört er nicht zu den ausgefeiltesten Technikern, die Geschwindigkeitsweltrangliste führt er auch nicht mehr an. Aber nur wenige spielen eine derart schmutzig-geniale Rock’n’Roll–Gitarre wie er. Und wer seinen Überhammer-Klassiker „Stranglehold“ kennt weiss, was der Mann drauf hat. Ich war gerademal 17 Jahre alt, als ich ihn das erste und bisher letzte Mal live performen sah. Und der Mann arbeitete auf der Bühne, engagierte sich und legte eine Präsenz hin wie sie nur noch THE BOSS Springsteen überbieten kann. Der Ami kanns!

Einige Jahre später – man wird ja schliesslich erwachsen – nahm ich dann die weniger schöne Seite dieses Mannes wahr. Seine radikalen Ansichten über Waffenbesitz, Linke und Ausländer brachten den Gitarrenhelden der Jugend auf dem Sockel stark in Schräglage.

Heute bin ich definitiv fähig, die beiden Facetten auseinander zu halten. So ist es nach wie vor so, wie NASHVILLE PUSSY – Frontfrau Ruyter Suys sagt; „Ted ist ein genialer Musiker, aber er sollte aufhören öffentlich zu reden.“

Nach seinem letztjährigen Live-Doppelalbum „Ultralive Ballisticrock“ werde ich mich also auch beim neuen Silberling „Shutup & Jam“ mehrheitlich auf die musikalische Bewertung konzentrieren.

Was Nugent hier in etwas weniger als 50 Minuten und 13 Tracks vorlegt ist ein Stück überzeugender Rock’n’Roll der härteren Sorte. Nach wie vor spielt er eine ziemlich flinke Hand, beispielsweise beim Solo von „Throttledown“. Das ist wirklich nicht schlecht für einen Beinahepensionär, da guckt manch wesentlich jüngerer Gitarrist in die Röhre.

Nicht alle Tracks auf dem Album spielen auf demselben, hohen Niveau. „Shutup&Jam!“ oder „Do-Rags And A .45“ sind „klassische Nugent-Tracks mit viel Tempo, viel Solo und viel Ted-Stimme. Die Fetzen kommen dem Fan aber bekannt vor. Der Titeltrack wirkt beinahe wie eine Absage an die politischen Diskussionen. „Schnauze halten und jammen – ihr wisst, wer ich bin!“ klingt schon so als wolle er sagen, man möge die Streitereien lassen und die Musik sprechen lassen. Eine Art Altersweisheit oder einfach Müdigkeit ob dieser Vermischung? Wie auch immer, diese Situation hat er sich selber zuzuschreiben.

Seinen teils verqueren Seiten stehen im Übrigen auch positive gegenüber – Nugent setzt sich dafür ein, dass Kinder und Jugendliche „in die Wildnis gehen“ und die Finger von Drogen lassen sollen – und das ist ja nicht so ganz falsch. Auch wenn wir Europäer wesentlich weniger Wildnis haben, damit kann man ja auch „nach draussen“ meinen, oder?

Was mir besonders gefällt – TED UGENT hat den Blues wiederentdeckt. „Everything Matters“, „I Love My Bbq“ und „Never Stop Believing“ sind drei mehr oder weniger schnelle Bluestracks. Und die zeigen auf, dass die strangen Ansichten eines Menschen trotzdem musikalische Qualität hervorbringen können. Seine Gitarre dominiert über das gesamte Album und das Brett, das er spielt, fasziniert vom ersten bis zum letzten Ton. So ist bei „Throttledown“ neben der Soloarbeit auch das Riffing – das er sich für einmal mit Rhythmusgitarrist Derek St. Holmes teilt – absolut fantastisch. Meine Herren, so muss dreckiger Gitarrenblues klingen, archaisch, wild und ungehobelt. Und dafür bringt der Windhund und bekennende Jäger und Outdoor-Freak wohl die richtigen Voraussetzungen mit. „Throttledown“ ist mit Abstand der beste Track auf der Scheibe und dazu einer, der näher an „Stranglehold“ heranreicht als jeder andere Song des „Motorcity Mad Man“ aus Detroit, Michigan.

Man mag den Kerl mögen oder ihn ein Arschloch finden – TED NUGENT ist und bleibt mit diesem Album ein grosser Vertreter der Rock’n’Roll-Zunft und ein Grossmeister der Gitarre.

Als Schlussbemerkung – die Bewertung dieser Review bezieht sich AUSSCHLIESSLICH auf die Musik dieses Albums. Und, wenn ich die Gelegenheit dazu habe, werde ich an eines seiner Konzerte gehen, welche in Europa sehr rar sind.

 

›› Reinhören

 

Trackliste

  1. Shutup&Jam!
  2. Fear Itself
  3. Everything Matters
  4. She’s Gone
  5. Never Stop Believing
  6. I Still Believe
  7. I Love My Bbq
  8. Throttledown
  9. Do-Rags And A .45
  10. Screaming Eagles
  11. Semper Fi
  12. Trample The Weak Hurdle The Dead
  13. Never Stop Believing (Blues)

Album Review Bewertung

Autor Bewertung: 7/10



Wie bewertet ihr dieses Album?

15.07.2014
Weitere Einträge von

 
Sa, 6. April 2024, Bruch Brothers (Luzern, CH)

Hendricks The Hatmaker, Fire Cult

 
Mi, 3. April 2024, St. Jakobshalle (Basel, CH)

Judas Priest, Saxon, Uriah Heep

 
Fr–So, 8.–10. März 2024, Schüür (Luzern, CH)

Bullhead Festival 2024 – Visions Of Atlantis, Soulline u.v.m.

 
Di, 25. Juni 2024, X-Tra (Zürich, CH)

Metalinside präsentiert: Bad Religion

Hardcore, Punk
  • Pressetext 16.04.2024
 
Sa, 18. November 2023, Z7 (Pratteln, CH)

Cavalera, Incite

  • 15.04.2024
 
Mo, 17. Juni 2024, Komplex 457 (Zürich, CH)

Metalinside präsentiert: Body Count ft. Ice-T

Crossover, Rap, Thrash Metal
  • Pressetext 15.04.2024
 
Fr–Sa, 2.–3. August 2024, Moortal (Gränichen, CH)

Metalinside präsentiert: Open Air Gränichen 2024 – Hatebreed, Alkaline Trio, Descendents u.a.

Alternative Metal, Black Metal, Bluesrock, Dark Rock, Folk Punk, ...
  • Pressetext 15.04.2024
 
Do, 14. März 2024, KiFF (Aarau, CH)

Annisokay, Oceans, Like We Are