SUBWAY TO SALLY – MitGift

Folk Metal, Mittelalter Rock
12.09.2014

MitGift nennt sich der neuste Silberling der wohl bekanntesten deutschen Mittelalter-Metal Band. Wobei „neu“ ja nicht so ganz stimmt, das nunmehr zwölfte Studio-Album von Subway to Sally ist schliesslich schon seit März auf dem Markt. Und ich muss mich unterdessen ernsthaft fragen, wieso zur Hölle ich mir dieses Werk erst jetzt angehört habe.

Von vorne: Die Schreibweise des Titels weist schon mal in die Richtung, in welche die Scheibe geht: Es handelt sich um eine Sammlung von Mördergeschichten, inspiriert von historischen Fällen, teils auch aus der Sicht des Mörders geschildert – ein mutiges (wenn auch nicht neues), und sicherlich nicht unantastbares Konzept. Aber es funktioniert. Oh, und wie es funktioniert.

Eröffnet wird das Album von einer musikalischen Neuinterpretation des mittelalterlichen Tanzliedes Ad Mortem Festinamus. Wer mich kennt, weiss, dass Subway to Sally mit diesem Opener schon mal einen grossen Stein im Brett haben bei mir. Tatsächlich reisst der Song sofort mit und macht Lust auf mehr (oder auch mehrmaliges Abspielen in meinem Fall). Mit Schwarze Seide folgt dann zwar erst mal ein durchschnittlicher Song, aber Subway to Sallys durchschnittliche Songs sind immer noch äusserst gute Musik, die eigentlich nicht wirklich viel zu wünschen übrig lassen, denen halt einfach das besondere Etwas fehlt.

Für Immer räumt aber die aufkeimenden Zweifel, ob wohl Ad Mortem Festinamus mich in falsche Euphorie gelullt hat, beiseite. Meine Fresse, diese instrumentalen, soundtrack-artigen Zwischenteile, dieser leichte Hauch von Elektro… Me likes. Grausame Schwester ist mit lieblichem Frauengesang unterlegt, weist aber ebenfalls elektronische Komponenten auf – auch wenn er mich nicht so überzeugt wie Für Immer, so ist es doch ein grundsolider Song. Warte, Warte dann… oh Mann, Subway to Sally bringen mich mit MitGift echt dazu, meinen Kopf gegen die Wand zu schlagen und dabei laut „Wieso erst jetzt?!“ zu rufen. „Es lauert im Dunklen der Werwolf schon auf dich“ dürfte sich eigentlich nicht als Hymne eigenen, aber genau das schaffen die Deutschen. Die eingängige Melodie, untermalt mit Violine, macht schon fast einen Soundtrack aus der Stelle, und auch der Rest bleibt hinter dem Refrain nicht zurück. Ich hoffe inständig, dass sie diesen Song in ihr Live-Repertoire aufnehmen.

Dein Kapitän überrascht mich dann trotz der bisherigen Vorwarnung mit dem grossen Anteil an… Dubstep? Bei Subway to Sally? Jepp. Und das funktioniert. Es scheint, dass die Elektro-Einflüsse auf dem Album zunehmen, je näher wir dem Ende kommen. Und ich muss sagen, dass mir sehr gefällt, was ich höre… Ich bin aber auch kein Metal-Puritaner. Arme Ellen Schmitt ist zwar ein mitreissender Song, fällt aber nach Dein Kapitän meiner Meinung nach ein wenig ab, auch wenn der Chorus schon ziemlich toll ist. Auch In Kaltem Eisen überzeugt mich nicht so wirklich. Ist zwar ein sehr schöner, ruhiger Song, aber bleibt doch hinter Nummern wie Warte, Warte zurück. Aber jetzt, Vela Dare… hätte ich eine inner goddess wie eine mir verhasste Romanfigur, so würde diese jetzt in Vorfreude ihre Hände zusammenreiben. Da ich mir aber gerne einbilde, mich noch diesseits der Linie, die Wahnsinn und Genie trennt, zu befinden, wohnt keine andere Person in meinem Kopf, und so muss ich mich damit begnügen, selbst erfreut die Hände zu reiben. Und ich werde nicht enttäuscht, auch wenn meine Erwartungen nicht erfüllt werden: Vela Dare ist nicht ein Song mit lateinischem Text, wie der Titel vermuten lässt, sondern ein rein instrumentaler Track, der’s aber faustdick hinter den Ohren hat. Und mit Haus aus Schmerz geht’s auf demselben Niveau weiter, denn hier gibt’s heftig was auf die Zwölf. Fast schon perverser Text, gepaart mit echt harter Mucke… und wie wir’s uns jetzt schon fast gewohnt sind, aufgebrochen von Dubstep ähnlichen Elementen…

Jetzt bin ich echt gespannt, ob der letzte Song dieses Niveau halten kann. Uhm… 1 Minute 38 lang und beginnt wie eine Ballade… das ist die Ballade, merke ich schnell. Auf Platz 11 von 11 hat die meines Erachtens schlicht nichts zu suchen. Gut, ich gebe zu, die Deutschen ziehen den Karren hier aus dem Dreck mit der Tatsache, dass es nur 1:38 min. sind, und der abschliessende Donnerschlag ist strategischen ebenfalls nicht blöd platziert… trotzdem hätte das nicht unbedingt sein müssen… obwohl es das Album irgendwie doch ganz schön abrundet, das kann ich nicht abstreiten.

Fanzit: Von Schwarz in Schwarz war ich persönlich nicht so begeistert. Wahrscheinlich hatte ich mir deswegen MitGift bisher nicht angehört. Böser, böser Fehler. MitGift überzeugt von vorne bis hinten. Zwar hat es doch auch den einen oder anderen Füller drauf, aber die ein, zwei Songs werden mehr als aufgewogen vom Rest des Albums, das die Subway to Sally typischen Elemente nicht vermissen lässt, diese aber auf äusserst geschickte und innovative Weise mit Elektro mischt. Ein frischer Wind, wie er im Buche steht, und zu keinster Zeit hatte ich das Gefühl, dass sich die Mittelalter-Metaller zu weit aus dem Genre-Fenster lehnen würden… die Eisheilige Nacht kann gerne früher kommen, wenn’s nach mir geht.

 

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Trackliste

  1. Ad Mortem Festinamus
  2. Schwarze Seide
  3. Für Immer
  4. Grausame Schwester
  5. Warte, Warte
  6. Dein Kapitän
  7. Arme Ellen Schmitt
  8. In Kaltem Eisen
  9. Vela Dare!
  10. Haus Aus Schmerz
  11. Im Weidengarten (Bonus limited Edition)
  12. Coda

Album Review Bewertung

Autor Bewertung: 9/10



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12.09.2014
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