Di, 28. Oktober 2014

Accept, Damnations Day, Circle II Cirlce

Z7 (Pratteln, CH)
/ 30.10.2014

Alte Säcke und eine faustdicke Überraschung

Wobei „alte Säcke“ jetzt nicht negativ gegen Accept gemeint ist – im Gegenteil! Denn die zeigen sich in Höchstform… aber der Reihe nach!

Dienstagabend, Ende Oktober, Konzerttempel Z7 in Pratteln. Die Deutsche Metal Legende (das darf man wohl ruhig sagen….) Accept hat ihr Kommen angekündigt. Das mittlerweile dritte Album mit „Neo“-Sänger Mark Tornillo ist seit gut zwei Monaten auf dem Markt und wird auf einer ausgiebigen Tour vorgestellt, welche in Wacken begann und über die USA, Skandinavien, Mitteleuropa, Japan und Australien bis nach Moskau führt.
Apropos Australien: die Vorgruppe auf dieser Gastspielreise kommt von da und nennt sich Damnations Day.

Circle II Circle

Die erste, wirklich faustdicke Überraschung erfährt der geneigte Konzertbesucher wenige Stunden vor der Show: nach einem umjubelten Auftritt im Mini Z7 vor ein paar Tagen, dürfen die Amerikaner Circle II Circle hier den Abend eröffnen! Während Zak Stevens und seine Mannen auf ihrer Tour das komplette Savatage Album „Handful of Rain“ spielen, ist damit hier natürlich kaum zu rechnen. Aber einen Hauch davon wird’s sicher geben…

Pünktlich um 19.30 Uhr geht das Licht aus und nach einem klassichen Savatage Intro legen Circle II Circle mit dem Nackenbrecher „Taunting Cobras“ los. Der Song wird auch in 50 Jahren nicht zu meinen Favoriten gehören, aber wenigstens gibt’s schon etwas gute Laune im Publikum. Die wird gesteigert beim gigantischen „Chance“ – sowieso eine Übernummer.

Das Problem bei Circle II Circle sind ihre eigenen Songs. Sicher ist das Material nicht schlecht (das Debut „Watching in Silence“ ist richtig gut), aber der Unterschied zu den Savatage Songs ist enorm! Ihre drei eigenen Songs tönen zwar anständig, aber es packt einen einfach nicht. Der Rausschmeisser „Edge of Thorns“ wird da dann gerne vom Publikum angenommen. Circle II Circle erhalten vom bereits sehr gut gefüllten Z7 anständig Applaus, aber euphorisch sieht anders aus. Schade. Hätten die Jungs in ihren 35 Minuten eine komplette Savatage Set gespielt („Handful of Rain“!, „He carves his Stone“!, „Alone you Breathe“!), wäre ein Triumphzug möglich gewesen…

Damnations Day

Nach einer angenehm kurzen Umbaupause geht’s weiter mit Damnations Day. Und die Australier hinterlassen einen zwiespältigen Eindruck. Musikalisch geht’s teilweise sehr heftig, schon fast thrashmässig zur Sache. Dazwischen gibt’s immer progressive Einschübe, die mich an alte Queensrÿche erinnern, Sänger Mark Kennedy mit seiner teilweise hohen Stimme verstärkt diesen Eindruck. Es ist sicher so, dass ich schon wesentlich Schlechteres gesehen habe. Aber so wirklich überzeugt bin ich von den Aussies nicht und so ist’s mir auch recht, dass nach nicht ganz einer halben Stunde bereits wieder Schluss ist. Es warten eh alle jetzt auf den Headlinder!

Accept

Seit Mark Tornillo eingestiegen und Udo Dirkschneider endgültig Geschichte ist, geht’s für Accept irgendwie nur noch aufwärts. Die Band erlebt fraglos ihren zweiten oder dritten oder vierten Frühling! Mit dem aktuellen Output „Blind Rage“ sind die Solinger so nah an den 80ern wie nicht mehr seit… ja, den 80ern! Und wenn jetzt noch ein paar 80er Klassiker dargeboten werden, dann kann’s eigentlich nur gut kommen…!

Pünktlich um Viertel nach Neun entern Accept die Bühne und zeigen mit „Stampede“ gleich mal, wo der Hammer hängt. Es folgt „Stalingrad“ und ich muss zugeben, dass dieser Song live wesentlich mehr Spass macht als auf CD. Dass hingegen mit „Hellfire“ gleich noch ein Song des eher mauen 2012er Albums kommt, müsste nicht sein. Aber mit dem saugeilen „200 years“ kommt wieder Laune auf – und der Refrain lädt richtiggehend ein zum Mitsingen“.
Mark Tornillo tönt etwas heiser. Also nicht, dass er das nicht sollte – aber ab und zu hab ich den Eindruck, dass er etwas angeschlagen ist, seine Stimme tönt stellenweise etwas dünn. Aber vielleicht liegt es auch nur daran, dass die restliche Band mit einer ungeheuren Wucht zu Werke geht, angetrieben durch Drummer Stefan Schwarzmann. Blickfang ist natürlich Wolf Hoffmann mit seiner glänzend dunkelroten Flying V. Immer wieder steht er am Bühnenrand und zaubert ein geiles Solo nach dem anderen aus seinen sechs Saiten. Oftmals wird er von Basser Peter Baltes begleitet, manchmal auch von Hermann Frank. Mark hingegen ist auch im Jahre 2014 ein eher untypischer Frontmann – er überlässt das Spotlight mehrheitlich den beiden Accept Urgesteinen Wolf und Peter. Ziemlich zu Beginn kommuniziert Mark das einzige Mal (!) etwas mit dem Publikum, ansonsten regiert hier die Musik. Und jetzt gibt’s die Zeitreise…

Während „Losers and Winners“ eigentlich einen Stammplatz in der Setlist hat, ist „London Leatherboys“ eine freudige Überraschung! Und mit „Starlight“ folgt gleich noch ein Uralt Song, der allerdings auch schon früher immer mal wieder gespielt wurde. „Dying Breed“ ist das nächste Highlight – mehr Metal geht nicht!

Here’s to…the rocking warriors
Here’s to…our heroes and friends
And those who’ve gone before us
We’re loyal straight ‚til the end

Mark macht hier sogar eine kurze Ansage zu diesem Song… Und ansonsten dominiert hier erneut die Gitarrenfraktion, Wolf spielt mittlerweile mit hellschwarz glänzender Flying V und post rum, dass es eine Freude ist.

Mit „Final Journey“ folgt eine eher laue Nummer von „Blind Rage“ direkt gefolgt von „Shadow Soldier“. Manchmal frage ich mich schon, wie es Accept immer wieder schaffen, die wirklich grossen Kaliber aussen vor zu lassen… Aber zugeben: mit „From the Ashes we rise“ steigt das Stimmungsbarometer bei mir wieder merklich an! Und bei „Restless and Wild“ gibt’s die bis zu diesem Zeitpunkt besten Reaktionen im wohl nahezu ausverkauften Z7. Die Zeitreise geht unterdessen weiter, mit „Ahead from the Pack“ wird noch ein Klassiker von „Restless and Wild“ ausgepackt. Und bei Princess of the Dawn“ wird’s jetzt richtig laut! Accept stehen jetzt seit 75 Minuten auf der Bühne und ein Ende ist nicht abzusehen – herrlich!

Mit „Dark Side of my Heart“ spielen die Solinger die mittlerweile sechste Nummer von „Blind Rage“ – ein deutliches Zeichen, dass sie selber wohl auch äussert zufrieden sind  mit diesem Werk. Wenn man da viele andere Bands sieht, die sich dann doch auf ihre alten Klassiker konzentrieren… „Pandemic“ ist mittlerweile ebenfalls ein fester Bestandteil einer jeden Accept Show und bei „Fast as a Shark“ gibt’s sogar einen Circle Pit zum Abschluss der regulären Spielzeit.

Dass dies nicht alles sein kann, ist logisch. Und so liefern die Deutschen den perfekten Zugabenblock, den man allerdings schon auf früheren Konzerten so gesehen hat. Aber hey – wer will beim Dreierpack „Metal Heart“ / „Teutonic Terror“ / „Balls to the Wall“ noch rumstänkern? Richtig: niemand! Das ist einfach nur noch zum Geniessen! Die alten Säcke zeigen in fast zwei Stunden, was Heavy Metal wirklich ist und sie geniessen den riesigen Applaus, den sie sich redlich verdient haben. Das war einmal mehr eine Lehrstunde, von der sich manch anderer ein Beispiel nehmen darf.

Fanzit

Auch wenn ich drei, vier Songs ausgewechselt hätte – eine Performance mit 21 Songs ist einfach nicht alltäglich! Und diese Show war ohne Zweifel um Welten besser als vor einem knappen Jahr in Dietikon. In dieser Verfassung werden Accept noch lange zu den ganz Grossen des Genres zählen – und das ist auch gut so!

Setlist Accept

  1. Stampede
  2. Stalingrad
  3. Hellfire
  4. 200 Years
  5. Losers And Winners
  6. London Leatherboys
  7. Starlight
  8. Dying Breed
  9. Final Journey
  10. Shadow Soldiers
  11. From The Ashes We Rise
  12. Restless And Wild
  13. Ahead Of The Pack
  14. No Shelter
  15. Princess Of The Dawn
  16. Dark Side Of My Heart
  17. Pandemic
  18. Fast As A Shark
  19. Metal Heart*
  20. Teutonic Terror*
  21. Balls To The Wall*

*=Zugaben

/ 30.10.2014
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