Sa, 11. Oktober 2014

Wacken Road Show Part 1 – Graveworm, Soil, American Headcharge u.m.

Z7 (Pratteln, CH)
15.10.2014

12 verschiedenen Bands, 34 verschiedene Städte und Metal jeder Gangart: das ist die Wacken Road Show 2014. Nach knapp sechs Jahren Pause erwecken die Veranstalter des Wacken Open Airs und All Access Entertainment diese ganz besondere Clubtour wieder zum Leben.

Soeben aus Norwegen zurück, wo ich die Schweizer Prog-Metaller Influence X eine Woche auf Tour begleitete, um einen Bericht zu schreiben, der asap auf Metalinside folgen wird, musste die Zeit doch noch reichen, um auf dem Weg nach Pratteln einen Stopp zu Hause einzulegen. Kleider und Equipment wechseln und schon ging’s los ins Baselbiet.

Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich Scarred By Beauty (DK), Wolfborne (CA) und Tenside (DE) verpasste.

HED P.E.

Als ich leicht verspätet  im Z7 eintraf, wurde ich beim Öffnen der Hallentüre von einem gewaltigen und brutal lauten Brett überrumpelt, dass mich um ein Haar wieder rückwärts hinausbefördert hätte. Sofort Earplugs rein und ab durch die Mitte Richtung Bühne. Die Stimmung im Publikum war schon auf Hochtouren. Hätte der Event im Mini Z7 stattgefunden, könnte man von einem sehr gut gefüllten Hause reden. Aber da es im „normalen“ Z7 stattfand, erschien der tobende Mob etwas einsam.

Was meine Augen auf der Bühne zu erfassen versuchten, liess sich zuerst schwer einordnen und brauchte einige Minuten um sich zu setzten. HED P.E. aus dem sonnigen Huntington Beach California sorgten für Chaos auf den Brettern. Wieso der Sänger bei gefühlten 25 C im Z7 von oben bis unten in Tarnkleider verpackt und vermummtem Gesicht da oben stand, lässt sich beim besten Willen nicht erklären. Nach dem ich mir ein Bild verschaffen konnte und mich an den Trubel gewöhnt hatte, war plötzlich Feierabend auf der Bühne. Leider nicht freiwillig, sondern weil ein Gitarren-Amp wohl zu heiss hatte. Nach dem dieses Malheur behoben war, was viel Zeit beanspruchte, tauchte HED P.E. wieder auf.

Der Sänger hatte sich seiner Winterkleidung entledigt und flitze nun wie von der Tarantel gestochen, im coolen HC-Look  kreuz und quer über die Bühne. Die Band stelle sich als äusserst sympathischer Haufen raus, der nur so vor Energie strotzt. Mal wird gerappt, mal wird gescrached, Reggae wird mit Rap und harten Tönen vermischt und der Crossover ist perfekt. Die Liedlängen überschreiten selten die zwei Minuten Marke, sorgen aber für Abwechslung in Geschwindigkeit und eingesetzten Effekten. Der Auftritt dauerte leider nur noch kurz und nach dem sich der Sänger nochmals für die unfreiwillige Pause entschuldigt hatte, verliess die Band unter grossem Applaus die Bühne.

Emergency Gate

Emergency Gate aus dem nahen München hatten danach einen schweren Stand. Die Band wartete mit hervorstechender Bühnendekoration die aus Banner und Backdrop bestand auf und die Lichtshow setzte gute Akzente. Der Mix aus Melodic Death Metal und Metalcore sorgte für durchdringenden Druck, war aber wie schon zuvor einfach zu laut. Eine zweite Klampfe sucht man bei Emergency Gate vergebens, dafür sorgt das tragbare Keyboard für gute Melodien.  Der Gesang war zweifellos abwechslungsreich mit Clean-Vocals und Growls. Der Sänger probierte immer wieder das Publikum abzuholen, knallte aber mehr oder weniger an eine Wand des Schweigens. Linde ausgedrückt konnte man der Stimmung im Publikum bis auf ein paar wenige Ausnahmen den Stempel „unbeteiligt“ aufdrücken. Nach 45 Minuten räumten die Jungs unter anständigem Applaus die Bühne.

American Headcharge

Was danach bei American Headcharge aus Minneapolis abgeht, schiesst den Vogel ab. Übermittelte HED P.E. schon den Eindruck von Chaos auf der Bühne, toppte diese Band nun alles an Chaos! Sei es Performance oder Musik. Extrem elektronische Mucke, viel zu lange Pausen zwischen den Songs, Rap, Screams, Growls und Gesprochenes…. Eine ziemlich undefinierbare Mischung. Zudem werden immer wieder abgedriftet Keyboardeinlagen dazwischen gestreut, die man ruhigen Gewissen mit psychedelisch bezeichnen darf. Der Sänger kann ungelogen singen, stellte sich aber als zerstreuter Freak heraus. Einige coole Metal-Elemente und dumpfer Gitarrensound sind das einzige was ich als gut befunden habe.  Aber die Scheisse kommt an! Als wären 40 Minuten Spielzeit nicht schon genug, legen die Amis auch noch einige Songs obendrauf, bevor sie endlich das Feld räumen.

Graveworm

Nach diesem unbeschreiblichen Auftritt freute ich mich umso mehr auf die Südtiroler Graveworm. Endlich wieder anständiger Metal, beindruckende Haarbrachten bis an die Ärscher und cooles Posing! Wie nicht anders zu erwarten war, schleuderten die Tiroler in einem gewaltigen und extrem lauten Brett den Sound in die Halle und sorgte sofort für headbangende Köpfe in den vorderen Reihen. Graveworm präsentiere sich als eingespieltes Team, als Weltmeister im Synchron Headbangen und bot eine interessante und kurzweilige Show. Der Drummer beeindruckte mit mächtig Beat, mega Speed und Präzision. Die Keyboard Samples sorgen für Abwechslung im Sound und tragen zum charakteristischen Stil der Band bei. Die ganze Saitenfraktion war fast nonstop am Headbangen und bearbeitete ihre Instrumente dass es einem das Freudenwasser in die Augen trieb. Der Gesang kam heute etwas gepresst und teilweise als „Geschrei“ rüber, wechselte aber immer wieder mit geilen Growls ab. Sogar zwei neue Songs wurden exklusive auf dieser Tour zum Besten gegeben. Die Stimmung im Publikum und auf der Bühne war hervorragend. Stefan (V) kommunizierte mit den Fans und trug so zur Fannähe bei. Ein absolut starker Auftritt der Jungs!

Soil

Nun, nach so viel Power sorgte Soil aus den Staaten mit Hard Rock pure für etwas Ruhe im Saal. Dies soll nicht heissen, dass sie nicht für Stimmung und Druck sorgten…. Nee, ganz und gar nicht! Mit dem angenehmsten Sound des heutigen Abends trumpften die Amis auf. Die Bühne wirkte etwas leer an Equipment und mit dem simplen Backdrop, zieht aber die meisten Leute vor die Bühne. Ryan (V) überzeugte mit seiner leicht rauchigen Stimme, Tims Bass war ziemlich dominant und die Gitarrenarbeit liess nichts zu wünschen übrig. Adam (G) lieferte einen souveränen Job. Ob clean oder verzerrt, der Druck war trotz einer Gitarre immer vorhanden. Soil legte sowas von Tightness und Präzision an Tage, dass es ein wahrer Genuss war, den Jungs zuzuhören. Lediglich die Drums hörten sich ab und zu etwas „hohl“ an. Dies schien aber niemanden zu stören und die Band wurde richtiggehend abgefeiert.

Gerne hätte ich mir diesen Genuss noch reingezogen aber unterdessen machte sich der wenige Schlaf und das frühe Aufstehen bemerkbar, so dass ich mich auf den Heimweg machte.

Quintessenz der Wacken Road Show: absolut gelungen und abwechslungsreich und auf jeden Fall empfehlenswert.


Wie fandet ihr das Konzert?

15.10.2014
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