Sa, 1. November 2014

Opeth, Alcest

Komplex 457 (Zürich, CH)
04.11.2014

Wie hatte ich mich gefreut Opeth wieder live zu sehen! Und dazu noch von Alcest unterstützt! Zwei Bands, die mich schon lange begeistern!

Alcest hatte ich nie live gesehen und war einfach nur gespannt auf ihren Auftritt.

Ich hatte gespaltene Gefühle dem Opeth Konzert gegenüber. Das neue Album „Pale Communion“, das am 22. August 2014 erschienen ist, hat mich nicht so überzeugt wie ich es erwartet hatte. Obwohl ich auch die ruhige Seite von Opeth sehr schätze, hat es für meinen Geschmack zu viel davon im neuen Album und ich befürchtete, dass die Schweden Hauptsächlich ihre neuen Songs spielen würden, wie sie dies bei der Tournee für ihr letztes Album „Heritage“ 2011 gemacht hatten.

Alcest

Mehr dazu später, Alcest hat pünktlich die Bühne betreten. Widmen wir uns erst mal den Franzosen. Die Aussage „die Menge tobte“ wäre übertrieben und würde zum Musikstil von Alcest überhaupt nicht passen. Doch das Publikum war spürbar begeistert. Sehr passend zu den atmosphärischen Klängen, bei denen sich eher ruhige akustische und klar gesungene Teile mit Growls und wilden Riffs wellenartig abwechselten, war die Beleuchtung durchgehend blau-violett gehalten.

Vor knapp 15 Jahren stellte Sänger/Gitarrist Stéphane „Neige“ Paut (der für die Studioaufnahmen sowohl am Keyboard sass als auch einen Teil der Drums einspielt) eine Band zusammen, die in den Anfängen fast ausschliesslich Black Metal spielten. Mit den Jahren wurden sowohl die Melodien als auch die Texte immer lyrischer, sodass im letzten Album „Shelter“ (erschienen Anfang 2014) kaum mehr Metal Elemente vorhanden sind.

Genau deswegen war es schade, dass die „Frenchies“ aus Avignon ziemlich schlecht abgemischt waren. Ich konnte kaum die die einzelnen feinen Melodien raushören, die ich von Alcest kenne. Ausserdem war es sehr laut und mir kam, vor allem am Anfang als ich weit vorne stand, wie eine riesige laute Klangwand entgegen. Als erfahrene Konzertgängerin dachte ich: näher beim Mischpult muss der Sound besser rüberkommen und bahnte mir einen Weg in die Mitte des Saals. Und tatsächlich, sei es weil ich im Saal am richtigen Ort stand oder weil sich Band und Techniker nach dem zweiten Song „eingespielt“ hatten, war es besser. Der dritte Song Autre temps war zwar immer noch sehr laut, doch konnte man jetzt die einzelnen Gitarren- und Gesangsmelodien heraushören.

Nach ¾ Stunde wünschte uns Sänger „Neige“ viel Spass mit Opeth und verabschiedete sich.

Opeth

Pünktlich um 21:00 stimmte Opeth unter dem Banner des neuen Albums „Pale Communion“ den ersten Song dieses Albums Eternal Rains will Come an. Auch der zweite Song Cusp of Eternity ist ein neuer Song und ich glaubte schon meine erwähnten Befürchtungen bestätigt: Mikael Åkerfeldt, Sänger und Gitarrist, der auch das Song-Schreiben übernimmt, hat die Kritik an der Album-Tournee von Heritage vor 3 Jahren ignoriert und spielt wieder das ganze neue Album durch.

Doch meine Enttäuschung löste sich in Nichts auf, als Bleak vom Album Blackwater Park (2001) als nächstes gespielt wurde. Von da an war die Stimmung auch für mich perfekt! Nach der lauten „Ton-Wand“ von Alcest fiel die super Tontechnik von Opeth noch mehr auf. Auch die Beleuchtung war geil! Kein Song hatte dieselbe Farbe und das Spiel von immer 2 bis 3 Farben, die Muster an die Decke, das Publikum oder die Band warf, sorgte für tolle Effekte.

Die Ansagen des Sängers brachten immer wieder kleinere und grössere Lacher hervor. Er machte sich mehrmals darüber lustig wie Touristen oft Schweden und die Schweiz verwechseln, brachte Witze über Justin Bieber und fragte in der Mitte des Konzerts das Publikum: „How are we sounding that far?“ nachdem noch ein kleiner Zwischen-Soundcheck gemacht wurde – hatte auch er bemerkt, dass ihre Vorband schlecht abgemischt war?

Nach April Ethereal – einer meiner All-time-Lieblingssongs von Opeth – legten Gitarrist Fredrik Åkesson und Bassist Martin Mendez ein Solo – oder wohl eher ein Duo – auf die Bühne während Mikael sich für einen Moment entschuldigte: I need some picks. Man weiss ja als Gitarrist, dass Plektren sich regelmässig in Luft auflösen, wenn man sie einmal beim Spielen verliert. Gegen Ende des Konzerts forderte Mikael Åkerfeldt uns noch einmal zum Headbangen auf und bat Schlagzeuger Martin „Axe“ Axenrot einen passenden Beat anzugeben. Begeistert machte das Publikum mit, sodass man im ganzen Saal nur noch fliegende Haare sah.

„And now you bang your heads without music“. Auch hier machten alle mit – diesmal allerdings mit hochgezogenen Augenbrauen. Nun war es an Mikael schallend zu lachen als er meinte: „how stupid do you feel now?“

Wie kann man ein solch starkes Konzert besser beenden als mit Deliverance? Der fast-15-Minuten-Song lud alle ein noch einmal wild die Haare zu schütteln – diesmal mit Musik – und sich das Konzert „abzugewöhnen“. Wenn es nach mir ginge, hätte Opeth noch die ganze Nacht weiterspielen können! Die Schweden stehen mit einer Professionalität und technischer Perfektion auf der Bühne, die ohne jede Frage ihren fast 25-Jährigen Erfolg erklären.

Fanzit

Dies war für mich eines der besten Konzerte dieses Jahres! Ich bin froh, haben sich meine Befürchtungen nicht bestätigt – im Gegenteil! Ich habe mich besonders gefreut, dass die Schweden auch alte Songs gespielt haben, die schon länger nicht mehr mit auf der Setlist waren: The Moor, April Ethereal , The Lotus Eater , The Grand Conjuration und Windowpane.
Setlist Alcest

  1. Wings
  2. Opale
  3. Là où naissent les couleurs nouvelles
  4. Autre temps
  5. L’eveil des muses
  6. Percées de lumière
  7. Délivrance

Setlist Opeth

  1. Eternal Rains Will Come
  2. Cusp of Eternity
  3. Bleak
  4. The Moor
  5. Advent
  6. Elysian Woes
  7. Windowpane
  8. The Devil’s Orchard
  9. April Ethereal
  10. The Lotus Eater
  11. The Grand Conjuration
  12. Deliverance*

*Zugabe


Wie fandet ihr das Konzert?

04.11.2014
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