Metalinside.ch - Broilers - Volkshaus Zürich 2014 - Foto pam
Mi, 17. Dezember 2014

Broilers, Feine Sahne Fischfilet

Volkshaus (Zürich, CH)
/ 20.12.2014

Broilers – mit oder ohne Hürlimann – eine Wahnsinnsstimmung!

Am Mittwochabend war unschwer zu erkennen, was für eine Musikrichtung im Volkshaus gespielt wurde. Ein grosser Teil der Besucher hatte massenhaft Bostitche im Gesicht, kunterbunte Haare und zerrissene Klamotten. Der Rest trug einfachheitshalber ein Merchandise-Shirt, was die Sache aber ebenso klar machte: Punk wurde gespielt und genauer Oi-Punk von den Broilers.

Feine Sahne Fischfilet

Als die Vorband FEINE SAHNE FISCHFILET loslegte, war das Volkshaus bereits gut gefüllt. Wobei anzumerken ist, dass nur der untere Teil des Saals offen war. Die deutsche Band mit dem sonderbaren Namen legte ihre antifaschistischen politischen Statements ab, beklagte sich über zu teuren Schnaps in der Schweiz und spielte ziemlich belanglosen Punk dazu. Obwohl sie zum ersten Mal in Zürich gastierten, konnte man doch ein paar wenige textsichere Fans im Publikum ausmachen. Naja, FEINE SAHNE FISCHFILET kamen, sahen und gingen dann zum Glück auch wieder.

Broilers

Gekommen waren die Zuschauer wegen den Broilers. Schon ab den ersten Ton flogen die Fetzen. Es schien, als hätten die Fans das ganze Jahr nur so darauf gewartet, endlich mal wieder richtig pogen zu können. Frontmann Sammy Amara heizte der Meute noch mehr ein, indem er herausfordernd meinte, dass das Konzert im Februar in Zürich überraschenderweise eines der geilsten überhaupt gewesen sei und dass es schwer werde, das zu toppen. Das Publikum nahm die Herausforderung an und so wurde bis in den letzten Reihen das ganze Konzert lang gehüpft, getanzt und mitgesungen. Eine Wahnsinnsstimmung!

Auch der Held der Mitte kam gross raus. Sammy nominierte an diesem Abend gleich drei Irokesen – einer weiblichen und zwei männlicher Natur. Diese bemerkten zuerst gar nicht, dass sie die Auserwählten waren und plauderten weiter als sei nichts passiert. Sammy nahm es gelassen. Der Circle Pit, der danach entstand war echt bemerkenswert: Etwa dreiviertel des Publikums rannte wie irr im Kreis und feierte eine riesen Party.

Die Broilers hatten sichtlich Spass an ihrem Auftritt. Sammy lobte die Schweiz mehrmals für das gute Hürlimannbier und meinte auch, das Wetter in der Schweiz sei ja so viel besser. Welches oder ob überhaupt eines dieser Statements ernst gemeint war, lassen wir mal so im Raum stehen. Was er auf jeden Fall ernst meinte, war sein politisches Statement zu der Lage in Lampedusa. Er wünscht sich mehr Menschlichkeit: Jeder Mensch soll mit offenen Armen empfangen werden, wenn er in Notlage sei. Politik und Gesellschaftskritik gehört zum Punk sowie zu den Broilers und das kam wiederum beim Publikum sehr gut an.

Was die Songauswahl betraf präsentierten die Broilers einen wunderbaren Mix aus alten und neuen Stücken. Eine Zeitreise durch 20 Jahre Bandgeschichte bei dem kein Wunsch ausgelassen wurde – zumindest was ihre bekannten Nummern anbelangt. Auch die Songs ab der diesjährig erschienen Platte Noir liefen rund und reihten sich perfekt ins ältere Repertoire ein.  Gespielt und gesungen haben sie besser denn je. Dieser persönliche Eindruck kam aber vielleicht auch nur daher, dass ich bei den Broilers einige Durchläufe brauchte, um sie zu mögen. Die Band hat sich definitiv über die Jahre weiterentwickelt und so passt auch die Aussage von Sammy, welches auf der Band Webseite zu finden ist: „Meine Stimme ist ein hässliches Pferd, aber ich habe gelernt es zu reiten.“  In diesem Sinne hatte er in Zürich einen sehr guten Ritt. Und was auch mitspielt ist der Fakt, dass die Broilers live auf jeden Fall noch viel mehr Herz und Seele mitbringen, als ab Platte.

Bei mir hat es nun spätestens an diesem Abend Klick gemacht. Es stellt sich nun nur noch die Frage, wieviel Hürlimann muss ich noch trinken, bis ich die Brühe live, in echt gut finde?

Fotos Broilers – Volkshaus Zürich (pam)


Wie fandet ihr das Konzert?

/ 20.12.2014
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