Morgana Lefay

Power Metal
22.01.2015

Ein paar Stunden vor ihrem Auftritt am Ice Rock Festival im Emmental im Januar 2015 hatte Kaufi die Gelegenheit, sich ausführlich mit dem Schlagzeuger von Morgana Lefay, Pelle Akerlind, zu unterhalten. Pelle entpuppte sich als ein cooler Gesprächspartner, der auch seine Seitenhiebe gegen seine Zweitband „Bloodbound“ mit einem Grinsen wegsteckte…

Metalinside (Kaufi): Pelle, vielen Dank schon mal, dass Du Dir hier etwas Zeit nimmst. Interviews mit Morgana Lefay sind je eher eine rare Geschichte… Zuerst mal: Du bist ja erst 2006 zur Band gestossen. Daher die Frage: wieviel weisst Du überhaupt über die Vergangenheit der Band? Da war ja teilweise mächtig Ärger mit Namensänderungen etc.?

PA: Ich weiss darüber nicht allzu viel. Ich glaube, sie haben damals die Plattenfirma gewechselt und die alte Company, Black Mark, besass die Rechte am Namen. Es war eine langwierige Geschichte und schlussendlich änderten sie den Namen in „Lefay“, damit sie vom alten Label endlich weg kamen. Während dieser Zeit veröffentlichten alte Bandmitglieder ein Album unter dem Namen „Morgana Lefay“ (Anm. Kaufi: das Album heisst „Morgana Lefay“ und stammt aus dem Jahr 1999), ich weiss nicht mal, ob ich das je gehört habe. Die Band, also Lefay, hat sich danach faktisch aufgelöst. Als sich die Jungs wieder zusammentaten, haben sie wieder bei Black Mark unterschrieben und dadurch ihren Namen zurück erhalten.

MI: Warum sind Morgana Lefay nicht grösser? Ich gehe jetzt mal davon aus, dass ihr alle auch normale Jobs habt. Kann irgendeiner überhaupt von der Musik leben?

PA: Also ich konnte mal von der Musik leben. Da hab ich in mehreren Bands gespielt und bin viel in Schweden getourt. Das hab ich etwa sechs Jahre so gemacht. In dieser Zeit hab ich an die 500 Shows gespielt und irgendwann hatte ich das Gefühl, dass es reicht. Aber warum die Band nie grösser wurde, weiss ich wirklich nicht. Wir hören es überall, alle sagen „ach, ihr solltet doch auf der grösseren Bühne spielen“ bei den Festivals und so. Wenn sie Mitte der 90er, zu Zeiten von „Maleficium“,  ein gutes Management gehabt hätten, dann hätten sie möglicherweise wirklich durchstarten können. Schlussendlich kommt’s nicht nur drauf an, wie gut du bist. Man braucht auch einfach etwas Glück. Man muss zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort sein, wie man so schön sagt. Und ich denke, dass Morgana Lefay dazu anscheinend nicht in der Lage waren. Heute nehmen wir einfach die Gigs, die wir bekommen und die uns passen. Es ist mehr eine Fun Sache, aber wir kriegen viele Offerten…

MI: Wie viele Konzerte spielt ihr überhaupt in einem Jahr? Bei setlist.fm findet man nur sehr wenig…?

PA: Wir spielen vielleicht vier, fünf Shows pro Jahr.

MI: Die Band ist heutzutage also wirklich mehr als Hobby gedacht?

PA: Ja, schon. Wir haben eine Pause von etwa fünf Jahren gemacht, dann haben wir ein Angebot für eine Show erhalten, wo wir dachten, dass es spassig werden könnte. Das haben wir dann gemacht und wir bekamen das Gefühl, dass wir noch etwas mehr spielen wollen. Und jetzt nehmen wir einfach die Shows, die wir wirklich machen wollen. Es ist ja nicht so, dass wir ein Album veröffentlicht hätten, welches wir jetzt promoten müssen. Wir können genau das tun, was wir wollen. Es ist schön, dass es so läuft. Einige von uns haben ja auch andere Bands, ich bin bei Bloodbound und Trail of Murder dabei, Charles (Rytkönen, Vocals) hat eine Band namens Cibola Junction. Es ist nett, dass wir so keinen Druck verspüren.

MI: Wenn wir von Alben reden: 2007 kam das letzte Werk („Aberrations of the Mind“), das sind jetzt fast acht Jahre. Wird es ein nächstes Album geben?

PA: Ganz ehrlich, das kann ich im Moment nicht sagen. Wir haben vielleicht zehn, fünfzehn Ideen für Songs. Ich habe ein paar, Tony (Erikson, Guitars) hat ein paar, Peter (Grehn, Guitars) hat ein paar… Es ist ziemlich ähnlich wie mit den Live Shows, wir schauen, was passiert. Wenn wir das Gefühl haben, dass wir zehn oder zwölf Songs haben, die wir wirklich mögen, dann werden wir wahrscheinlich ein Album machen. Wir wollen nicht einfach ein Album veröffentlichen, nur damit wir ein Album veröffentlichen! Wenn wir das tun, dann wollen wir auch richtig glücklich damit sein.

MI: Wer würde denn die musikalische Richtung vorgeben? Gibt’s da einen „Leader“ wie zum Beispiel Sänger Charles?

PA: Nein. Morgana Lefay war immer eine Band, die Songs geschrieben hat und wenn wir sie mochten, wurden sie veröffentlicht. Wir haben nie auf irgendwas Spezielles gezielt.

MI: Demnach ist die ganze Band in den Songwriting Prozess involviert?

PA: Früher war es so, dass Peter und Tony mit fast fertigen Songs daher kamen, dann hat Charles an den Vocals gearbeitet, danach waren alle dabei und haben kleine Details angepasst. Wie erwähnt bin ich ja erst seit 2006 in der Band und daher hab ich zum letzten Album eigentlich nichts beigetragen. Dies ist jetzt anders, ich habe drei, vier, fünf Songs geschrieben. Eigentlich hab ich die schon geschrieben zu den Zeiten, als wir „Aberrations…“ veröffentlichten. Mittlerweile haben sie irgendwo Staub angesammelt (grinst), aber jetzt hab ich sie wieder ausgegraben.

MI: Macht was damit!

PA: Ja, wir werden sehen. Ich weiss, dass Charles an irgendwelchen Vocals arbeitet…

So, und jetzt schlägt bei mir wieder mal der Fanboy fürchterlich durch. Ich erkläre Pelle, wie ich die Band das erste Mal am Bang your Head!!! 2013 gesehen habe und welche Wirkung die Mucke auf mich hatte… Pelle freut sich sichtlich und erklärt:

PA: Ich glaube, Morgana Lefay ist eine Band, die ihre Stärken auf der Bühne hat. Wir versuchen einfach, die möglichst beste Live Band zu sein, die wir sein können. Vor jeder Show proben wir wie verrückt, damit alles stimmt.

MI: Ich freu mich jetzt schon auf Euren Auftritt in Balingen diesem Sommer…

PA: Oh ja, da freuen wir uns auch schon drauf! Das ist wirklich ein grossartiges Festival!

MI: Ihr habt ja auch auf dem Sabaton Open Air in Falun gespielt. Wie war das?

PA: Ich war letzten Sommer da mit Morgana Lefay und mit Trail of Murder, und es war fantastisch. Im Jahr zuvor war ich da mit Bloodbound. Ich hab versucht, dass ich jedes Jahr mit einer meiner Bands hin kann, aber dieses Jahr hat’s nicht geklappt. (lacht)

MI: Ihr seid das, was man eine Underground Band nennt. In Deutschland gibt’s dieses Kultfestival für genau solche Bands, das „Keep it True“! Ihr wärt die perfekte Band dafür – warum zum Teufel wart ihr noch nie da?

PA: Ich glaube, ich kenne das Festival gar nicht, aber meine Erinnerungen sind auch nicht das Wahre… Sag den Leuten, sie sollen Kontakt mit uns aufnehmen! (grinst)

MI: Und das nächste Festival – wo seid ihr in zwei Wochen??

PA: ??

MI: Kommt auf die 70‘000 Tons of Metal Cruise! (Anm. Kaufi: einen Versuch war’s wert…)

PA: Oh ja, das wär was…

MI: Habt ihr überhaupt eine Chance dabei zu sein?

PA: Das ist die in Miami? Ja, wir haben mehrmals mit ihnen gesprochen. Vor zwei Jahren war’s knapp, aber dann hat sich das irgendwie doch zerschlagen. Ich weiss nicht, warum es nicht klappte, aber das wäre wirklich nett geworden. Es waren ja auch schon andere schwedische Bands da. Ja, das wäre wirklich eine coole Kreuzfahrt! Anders als jene in Finnland, auf die wir gehen… Ich war mit Bloodbound auch schon auf der Sabaton Cruise und auf der HammerFall Cruise.

MI: HammerFall haben eine eigene Cruise??

PA: Sie hatten, aber jetzt haben sie glaub ich Pause gemacht für ein paar Jahre.

MI: Reden wir wieder über Morgana Lefay. Wo seht ihr euch in fünf bis zehn Jahren?

PA: Schwierig. Ich hab echt keine Ahnung.

MI: Ok, ich stelle die Frage anders – wo würdet ihr gerne sein in fünf bis zehn Jahren?

PA: Ich würde wirklich gerne noch mindestens ein gutes Album veröffentlichen. Ich war nicht so glücklich mit „Aberrations of the Mind“, wir sind da in eine neue Richtung gegangen und haben es vielleicht etwas zu sehr zu weit getrieben. Ich sehe es nicht als typisches Morgana Lefay Album.

MI: Lustig, denn ein Kollege ist ein riesiger Fan dieser Scheibe…

PA: (erstaunt) Ah ja? Nun ja, ich hab natürlich schon beide Seiten gehört. Einige mögen es wirklich, andere hassen es. Es hat schon ein paar nette Songs dabei, aber wir waren nicht so glücklich mit dem Sound. Wir wollten die Scheibe eher rau haben, mehr mit Live Feeling. Aber wir sind wohl einige Schritte zu weit gegangen. Also würde ich gerne wirklich noch mindestens ein richtiges, grossartiges Album veröffentlichen, welches nach Morgana Lefay tönt.

MI: Mit einer dazugehörigen Tour…

PA: Ja, mit einer richtigen Tour. Mit mehreren richtigen Touren. Das wäre sicher auch nett.

MI: Was würdest Du bevorzugen: Opener resp. Support einer grösseren Band in grösseren Venues oder eine Headliner Tour, dafür wohl in eher kleineren Clubs?

PA: Das ist wirklich schwer zu sagen. Ich mag eigentlich beides. Vielleicht eine Tour als Support und dazwischen ein paar Headliner Gigs. Das haben wir mit Bloodbound so gemacht, als wir mit U.D.O. unterwegs waren. An ihren freien Tagen haben wir dann Headliner Shows gespielt. Nächstes Jahr sind’s zudem 20 Jahre, seitdem das „Maleficium“ Album veröffentlicht wurde und es wäre wirklich nett, da eine ganze Tour zu machen, auf der wir das gesamte Album spielen könnten. Dann ist da auch das 25-Jahr Jubiläum der Band, oder sind’s schon 30 Jahre? Ich glaube 30 Jahre, 2018 wär das dann.  Das wäre auch nett, wenn wir da was machen könnten. Wir werden sehen, was passiert. Wir haben ein paar Ideen…

MI: Es ist in der Tat eine Schande, dass man Euch nicht mehr beachtet! Ich finde es ist ähnlich bei Brainstorm…

PA: Oh ja, und die sind ja auch seit ewig da! Ich glaube, die haben auf ihrer ersten Tour damals für Morgana Lefay eröffnet. Und im letzten Frühling haben wir mit Bloodbound ein paar Shows mit ihnen gespielt, das sind echt tolle Jungs.

MI: Auf euren Alben resp. deren Cover sieht man immer eine Sanduhr. Was hat es damit eigentlich auf sich? Woher kommt das?

PA: Kristian Wahlin hat alle Cover gemacht. Er hat das einfach dazu gefügt, es war seine Idee. Und dann kam das wieder auf dem nächsten Album und dem übernächsten…

MI: Also eine Art Signatur?

PA: Ja, aber ich denke nicht, dass es geplant war, es ist einfach so passiert. Für die „Aberrations…“ Scheibe haben wir überlegt, eine zerbrochene Sanduhr auf das Frontcover zu tun, und daneben dann eine digitale Uhr. Nur um zu zeigen, dass wir nicht stehen geblieben sind. Aber wir haben’s dann sein lassen. Aber vielleicht dann auf dem nächsten Album. (grinst)

MI: Es wäre sicher spassig, all die Reaktionen der Medien und der Fans zu sehen…

PA: Warten mir mal ab, OB es überhaupt ein Album gibt…

MI: Heute Abend gibt’s eine 90-minütige Show! Mit „To Isengard“ auf der Setlist…?

PA: (lacht) Das sage ich nicht! Aber es ist wirklich ein sehr populärer Song. Ich glaube, so vor eineinhalb, zwei Jahren, da habe ich die erste 90 Minuten Show mit Morgana Lefay gespielt. Ich hab nur genug Songs für vielleicht 75 Minuten gelernt. Und plötzlich 90 Minuten? Ich muss mehr Songs lernen! (lacht) Da waren also einige Nummern, die ich zuvor nie gespielt habe. Aber das gibt uns jetzt dafür etwas mehr Auswahl. Wenn wir üben, startet Tony einen Song, Peter steigt ein und ich versuche einfach nur noch mitzuhalten, so gut ich kann. (lacht).

MI: Was hast du von der Schweiz gesehen? Du warst ja auch schon hier?

PA: Als Bloodbound mit U.D.O. unterwegs waren, war ich nicht mit dabei im Z7. Aber 2007 haben wir eine Show hier gespielt mit Morgana Lefay…

MI: Rock City, Uster?

PA: Ja, das tönt bekannt. Wir haben auf dieser Tour eine Show in der Schweiz und eine in Österreich gespielt, da erinnere ich mich. Ich glaube das war wirklich das einzige Konzert, welches ich in der Schweiz je gespielt habe. Es wird langsam undurchsichtig, ich hab so viele Shows in so vielen Ländern gespielt… Aber ich weiss, dass ich mindestens diese Show gespielt habe. Es wird spannend zu sehen, ob sich das Schweizer Publikum an uns erinnert!

MI: Also ich freu mich jedenfalls tierisch auf die Show heute Abend…

PA: Es wird sicher ein grosser Spass. Und ich glaube, dass wir auch eine wirklich gute Setlist zusammengestellt haben. Ich bin zwar jetzt nicht hundert Prozent sicher, aber ich glaube, dass wir von jedem Album mindestens einen Song haben.

MI: Da wir vorher von der Kreuzfahrt geredet haben: wart ihr überhaupt schon mal in Übersee?

PA: Also Morgana waren schon in Chicago und Atlanta und wir gehen im September auch nach Atlanta, ans Prog Power Festival. Das wird toll! Und ich gehe im März / April nach San Francisco, Los Angeles und Las Vegas – ausgedehnte Ferien! Das ist die einzige Zeit, in der ich wirklich abschalten kann. Dann bin ich für niemanden erreichbar.

MI: Wie sieht das eigentlich aus: bist Du der Mann der Band, der für Promotion und so zuständig ist? Interviews mit Schlagzeuger sind ja eher die Ausnahme. Oder ist es „nur“, weil Du jetzt als erster hier bist?

PA: Es ist schon so, dass ich wohl online der Aktivste bin. In unserer Zeit finden Kontakte über Dinge wie Facebook und so statt. Und so bin ich jetzt derjenige, der sich ums Booking und solche Dinge kümmert. Eigentlich müsste das jemand anders machen, denn ich bin in drei, nein – sogar vier Bands involviert. Bloodbound bringen jetzt grad ein neues Album raus, dann beginnen Aufnahmen mit zwei anderen Bands. Immer wenn ich daheim bin und denke, dass wieder ein Kapitel geschlossen ist, meint meine Freundin, dass sicher grad wieder was kommt. Ich sag dann immer „nein, nein, jetzt ist Ruhe“ – aber schlussendlich hat meine Freundin doch immer recht… Hier haben wir jetzt eine Woche wie die Irren geprobt für eine Show. Oder im letzten Herbst, als ein Angebot für Bloodbound in New York kam, das kann man auch nicht einfach ablehnen konnte. Ich kriege Gratisferien in New York! Das lehnt man nicht ab…

Ich kann nicht sagen, dass meine Freundin glücklich darüber war. Aber sie hat’s verstanden, dass ich da gehen musste. Als sie aus Stockholm zu mir nach Bollnäs zog, war März. Anfang April bin ich auf eine dreiwöchige Tour, und sie war da alleine an einem Ort, an dem sie niemanden kannte. Sie war nicht sehr glücklich. Als ich heim kam, haben wir lange geredet und ich hab ihr die Situation erklärt. Sie ist nicht immer happy darüber, aber sie hat es akzeptiert. Ich hab die perfekte Frau! (lacht) Aber bei einem Trip wie jetzt nach Atlanta, da kommt sie mit und anschliessend  gehen wir dann wohl nach New York. Oder beim Sweden Rock vor ein paar Jahren hatten wir einen grossen Tourbus, und da haben wir alle unsere Frauen mitgenommen. So hat auch sie dann Spass!

MI: Pelle, herzlichen Dank für dieses interessante Gespräch!

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22.01.2015
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