Metalinside.ch - Erste Allgemeine Verunsicherung - Z7 Pratteln 2015 - Foto Tanja
So, 1. März 2015

Erste Allgemeine Verunsicherung (EAV)

Z7 (Pratteln, CH)
/ 03.03.2015

Die Werwölfe sind los – Monsterball ist überall!

Es ist Sonntagabend, das Z7 äusserst gut gefüllt. Das Publikum sehr durchmischt, die Altersspanne reicht von sehr jung bis zu sehr alt, ich darf mich mit etwas Glück wohl gar zur jüngeren Hälfte zählen… Die Erste Allgemeine Verunsicherung – landesweit vor allem als E.A.V. bekannt – bittet zum Monsterball! Eigentlich verbindet die Österreicher kaum etwas mit Heavy Metal. Dennoch sind sehr, sehr viele Metalheads ins Z7 gepilgert. Die E.A.V. hat ganz offensichtlich etwas, was auch den harten Jungs und Mädels gefällt…

Seit bald 40 Jahren existiert die E.A.V., ihre grössten Erfolge feierten sie ab Mitte der 80er Jahre, auf der „Neppomuk Tour“ 1990 füllten sie gar das Hallenstadion! Auch wenn die Band um Thomas Spitzer und Klaus Eberhartinger längstens wieder kleinere Brötchen backen muss: der Witz, die böse Ironie, die Kritik an Kirche oder an anderen Institutionen ging nie verloren. 2010 erschien mit „Dummheit an die Macht“ das wohl beste Album seit 1997 (welches heute erstaunlicherweise komplett ignoriert wird…). Ende Januar dieses Jahres folgte mit „Werwolf Attacke – Monsterball ist überall“ das nunmehr 15. Studioalbum. Musikalisch zwar deutlich schwächer als der Vorgänger, textlich jedoch pointiert wie eh und je. Und da die E.A.V. live ein Garant für fantastische Unterhaltung ist, lohnt sich der Besuch einer Show immer und überall!

Es ist halb neun, als es dunkel wird im Z7. Wolfsgeheul ertönt, im Hintergrund rennen Wölfe herum und die Band steigt ein mit dem Opener „Werwolf Attacke!“. Es fällt sofort auf, dass die Herren live eine ordentliche Schippe drauflegen, denn der Song ballert einiges mehr als ab CD! Auch das nachfolgende „Theater um die Kunst“ gefällt hier deutlich besser. Spätestens jetzt wird auch klar, dass dies nicht nur eine „Best Of“ Show wird, hier wird das neue Album präsentiert mit allen Gimmicks und Ansagen, die dazu gehören. Umgekehrt werden grosse Hits natürlich nicht einfach aussen vor gelassen, eine der bekanntesten Nummern wird, wie schon so oft, sehr früh verbraten: bei „Ba-Ba-Banküberfall“ schleicht Klaus mit Strumpfmaske über dem Gesicht über die Bühne, beim direkt anschliessenden „Küss die Hand, Herr K.“ spaziert er dafür in Sträflingskleidung herum.

Ein Markenzeichen der E.A.V. Shows sind des Sängers Ansagen. Wobei: eigentlich ist „Ansage“ das falsche Wort, eher sind eher weltpolitische und gesellschaftliche Anschauungen, die dann in eine passende Nummer münden. So wird zum Beispiel der heutigen Jugend „Youtuberkolose“ diagnostiziert… Des Weiteren wird referiert über den Alkohol („Ja, ja, der Alkohol“, „Sandlerkönig Eberhard“, „Der Wein von Mykonos“), über die Gleichgültigkeit aller Probleme der Welt („Was ist los“), über Fukushima („Miss Fuckushima“, welches eine Neuauflage des Riesenhits „Burli“ darstellt), über Griechenland („Dame Europa“), über den aktuellen Zeitgeist als solches („Pfeiff drauf“, „Sado Lilly“) und über die Islamisten („Sharia-Ho“).

Einige der Songs wie zum Beispiel „Ja, ja, der Alkohol“ werden nicht über die volle Länge gespielt, dafür gibt es massig optische Untermalungen. Beispielsweise als Klaus über die Flüchtlingsproblematik aus Nordafrika spricht – da „rudert“ der dunkelhäutige Bassist Alvis Reid in einem „Schlauchboot“ über die Bühne!
Ganz geil wird es bei „Was ist los“, bei dem der grosse Video Screen das erste Mal zum Einsatz kommt. Hier wird der offizielle Video Clip gezeigt: ein Zeichentrickfilm aus der Feder von Thomas Spitzer, der all diese Dinge auch heute noch in Eigenregie macht. Später folgt dann auch noch der Clip zu „Pfeiff drauf“. Auch diese beiden Songs haben hier übrigens deutlich mehr Power als auf Konserve…

Wie „tagesaktuell“ die E.A.V. ist, zeigt sie mit einem völlig neuen Text zu „Die Russen kommen“, bei welchem Vladimir Putin sein Fett weg bekommt. Die Finanzkrise ist ein Thema bei „Bankrott“ und die braune Gefahr wird mit „Unscheinbarer Bua“ einmal mehr deutlich aufgezeigt, Thomas Spitzer sitzt da mit schwarzer Maske hinter Gittern. Der Spass kommt dann mit „Einmal möchte ich ein Böser sein“ sofort zurück.

Der Hype um „50 Shades of Grey“ kommt zur Sprache, bei „Sado Lilly“ kriegen wir den nächsten passenden Video Clip präsentiert. Herrlich!

Religion ist dagegen für einmal kein grosses Thema, zumindest nicht die katholische Kirche. Allerdings kriegen die religiösen Fanatiker im „Islamisten-Medley“ ganz heftig auf die Fresse! Während „Scharia-Ho“ von der aktuellen CD bekannt ist, sorgen „Ein Stein, der deinen Namen trägt“ sowie „Kommt ein Ziegel geflogen“ für grossartige Stimmung. „Mein Gott, Dein Gott“ beschliesst dann dieses Thema mit eher ruhigen Tönen.

Richtig „metal-mässig“ wird es jetzt bei „Maschine“. Während der Song auf CD recht Techno-mässig tönt, ist er live eher auf Rammstein getrimmt. Mit dem sehr ruhigen „Der oide Wolf“ naht das Ende, welches mit einer Wiederaufnahme der „Werwolf-Attacke“ gleich kommt. Wie gesagt: kein „Best Of“ Programm, was die Österreicher da in den zwei Stunden bis jetzt gezeigt haben…

Die E.A.V. hat in ihrer Karriere dermassen viele Hits gehabt, da könnte der Zugabenteil ja ewig dauern. Wenig überraschend bietet sich da ein Medley an, welches allerdings mit „Die Hexen kommen“ einen unerwarteten Start hat! Sonst ist es jetzt Zeit für „Ding Dong“, „Heisse Nächte in Palermo“, „3 Weisse Tauben“, „300 PS“ und „Samurai“. Vom Überhit „Küss die Hand, schöne Frau“ wird (ebenfalls wie immer…) die „Auf Wiedersehen“-Version dargeboten, inklusive Präsentation der Musiker. Im zweiten Zugabenteil folgen noch „Fata Morgana“ und der „Märchenprinz“ und bei der ewigen Schlussnummer „Morgen“ folgt die obligate Vorstellung der diversen helfenden Kräfte hinter der Bühne.

Das Fanzit

Nach über zweieinhalb Stunden verabschiedet sich die E.A.V. unter grossem Applaus. Zwei Stunden eine durchkonzipierte Show, wie man sie kennt, eine halbe Stunde ein ultimatives „Best Of“ Programm – was will man mehr?

Fotos Erste Allgemeine Verunsicherung – Z7 Pratteln 2015 (Tanja)


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/ 03.03.2015
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