Mi, 25. November 2015

GAMMA RAY, SERIOUS BLACK, NEONFLY

Z7 (Pratteln, CH)
27.11.2015

25 Years in Metal – Gamma Ray feiern Jubiläum!

Meiner bescheidenen Meinung nach gehören die Hanseaten Gamma Ray fraglos zu den fünf besten Power Metal Bands der Welt. Seit 25 Jahren veröffentlicht Kai Hansen mit seinen Jungs ein hochklassiges Album nach dem anderen, wirklich schwaches Material war nie dabei. Und weil 25 Jahre ein schönes Jubiläum ist, gibt’s gleich eine europaweite Party…

Der Tourtross wird ergänzt durch die Briten Neonfly sowie die „Super Group“ Serious Black.

Eigentlich ist es wirklich unverständlich. Nur ein paar hundert Nasen verirren sich an diesem Abend ins Z7, der Laden ist nicht mal zur Hälfte gefüllt. Klar, es ist Mittwoch und nicht Wochenende, dennoch habe ich einmal mehr den Eindruck, dass Gamma Ray einfach nicht den Respekt erhalten, den sie eigentlich verdienen. Aber egal – die Anwesenden werden jedenfalls ihren Spass haben, davon bin ich überzeugt!

 

Eine Viertelstunde vor dem kommunizierten Beginn starten die Engländer Neonfly ihren halbstündigen Gig. Was sofort auffällt sind die federgeschmückten Outfits von Sänger Willy Norton und Gitarrist Frederick Thunder (was für ein Name übrigens….). Frederick setzt sich für den zweiten Teil der Show dann noch einen passenden Helm auf den Kopf und verwandelt sich dann (fast) in einen Aztekenkönig…

Musikalisch bieten die Briten Power Metal, teils mit ziemlichem Speed dahinter. Das ist alles auch nett anzuhören. Sicher nicht weltbewegend, aber ich hab also schon schlimmere Bands erlebt. Das aktuelle Album „Strangers in Paradise“ werde ich mir wohl mal noch zu Gemüte führen.

 

Nach einer kurzen Umbaupause ist es Zeit für Serious Black. Die sogenannte „Super Group“ (ich finde den Begriff sowas von doof…) gastiert dieses Jahr bereits zum vierten Mal im Z7: zweimal im Januar mit HammerFall, dazu im Sommer beim Sabaton Open Air.

Schlagwerker Thommen Stauch fehlt nach wie vor, sein Ersatz ist jetzt Alex Holzwarth. Gitarrist Bob Katsionis scheint dafür jetzt fest zum Line-up zu gehören, Original Mitglied Roland Grapow ist sowohl auf der Homepage wie auch auf Facebook nicht mehr aufgeführt…

Im Juli war ich etwas enttäuscht von der Show. Doch heute zeigen sich Serious Black von ihrer Schokoladenseite! Von der ersten Sekunde an überzeugen Urban Breed und seine Mitstreiter von A-Z. Ich hab am Nachmittag nochmals ihr Album angehört, aber live macht das wirklich wesentlich mehr Spass! Vom Opener „Akhenaton“ bis zum Schlusspunkt „I seek no other life“ gibt’s eigentlich keinen Schwachpunkt auszumachen. Auch das kurze Medley mit den Gassenhauern „I was made for loving you“ und „Rock you like a hurricane“ passt irgendwie dazu, bevor direkt im Anschluss daran „Setting Fire to the Earth“ folgt. DAS Highlight hingegen ist das herrliche „High and Low“ kurz vor dem Ende. Und so bleibt als Fanzit: alles absolut richtig gemacht – sackstark!

 

Im Vorfeld der Tour sorgte die Meldung, dass Gamma Ray sich einen zusätzlichen Sänger an Bord holen, für den einen oder anderen Stirnrunzler. Kai Hansen will gesanglich kürzer treten, so ist die Argumentation. Auch ich stehe dem eher kritisch gegenüber, für mich ist Kai einfach DIE Stimme der Band. Aber lassen wir uns überraschen und gehen mal neutral an diese Geschichte ran!

Als die Hanseaten kurz nach 21 Uhr die Bühne betreten, lassen sie keinen Zweifel offen, dass sie mit den Fans auf eine Zeitreise gehen wollen. Nach dem Joan Jett Intro „Bad Reputation“ heisst das Motto “Heaven can wait” und mit “Last before the Storm” wird gar eine Nummer vom “Insanity & Genius” Album ausgegraben! Kai singt diese beiden Songs ganz alleine – im Original war da ja noch Ralf Scheepers am Mikro. Erst bei dritten Song “Fight” gibt’s Entlastung: es ist wohl noch mehr Höflichkeitsapplaus, den Frank Beck bei seiner Vorstellung durch Kai erhält. Grosse Fussstapfen muss der Neuzugang füllen und dazu muss er das Publikum erstmal von seinen Fähigkeiten überzeugen!

Von nun an wechseln sich also Kai und Frank am Mirko ab, zwischendurch singen sie aber auch schöne Duette. Ganz ehrlich: das tönt oftmals RICHTIG gut! Also nicht, dass Gamma Ray jemals schlecht tönen würden, bhüet mi de Hühnervogel! Aber Frank gibt dem ganzen Soundgewand in der Tat eine neue Dimension. Der Neuling macht einen wirklich guten Job und ergänzt sich hervorragend mit dem Rest der Band. Schlussendlich würde ich zwar sagen, dass Kai immer noch mehr als die Hälfte selber singt, aber ich denke, das wird sich mit der Zeit einpendeln. Was halt noch offen bleibt: wie wird das auf Konserve dann tönen? Da müssen wir wohl noch etwas Geduld haben…

Jetzt wird zuerst nochmals kräftig am Rad der Zeit gedreht: mit „One with the World“ wird  bereits der dritte Song der Scheepers-Ära ins Publikum gefeuert – und für einmal nicht als Zugabe gibt’s den Helloween Klassiker „I want out“ ebenfalls sehr früh. Hier haben Gamma Ray auch mächtig Spass und bauen ein Reggae Mittelteil ein. Speziell… Das fantastische „Valley of the Kings“ sorgt ebenfalls für gute Laune, bevor die wunderschöne Ballade „The Silence“ an der Reihe ist, die Kai fast im Alleingang singt.

Drum- und Bass Solos drücken dann merklich auf die Stimmung im Publikum. Zu lange, zu ausufernd – vor allem mit ZWEI Sängern muss man das einfach kürzen und mindestens einen zusätzlichen Song spielen. Dass Dirk Schlächter und Michael Ehré gute Musiker sind, wissen die Fans auch so…

Nach dem jetzt fast ausschliesslich Songs der 90er gespielt wurden, ist es Zeit für die neueren Geschichten. „Dethrone Tyranny“ macht den Anfang, „Empathy“ hat auch live eine unglaubliche Wucht und das letzte Album ist mit „Master of Confusion“ vertreten. Die Performance ist erstklassig, und das Z7 erlebt nicht nur Kai in Topform.

Weil der Backkatalog mittlerweile doch gewisse Ausmasse angenommen hat, packen Gamma Ray ein paar Klassiker in ein Medley, bei dem sogar Helloween’s „Ride the Sky“ dabei ist! Auch „Somewehre out in space“ (mit ausgiebigen Gitarrensolos) habe ich schon lange nicht mehr live erlebt. Der Titelsong des 1997er Albums setzt dann auch den vorläufigen Schlusspunkt, bevor ein Doppelpack die ganzen 25 Jahre zusammenfasst: „Heading for Tomorrow“ aus dem Jahr 1990 wird ergänzt mit „Avalon“ aus dem Jahr 2014 – grosses Kino! Standardmässig markiert „Send me a Sign“ den Abschluss nach knappen 90 Minuten. Abgesehen davon, dass einmal mehr die Spielzeit wirklich am unteren Limit liegt, ist ein sehr gutes Konzert mit einer traumhaften Setlist vorbei, die Norddeutschen lassen sich noch minutenlang feiern bevor sie sich von der Bühne zurückziehen.

Ah ja, da war noch was: Frank Beck! Der verdient einen Sonderapplaus, denn er hat seinen Job tadellos verrichtet und wohl nicht nur bei mir viel Skepsis verschwinden lassen!

 

Setlist Serious Black

  1. Temple of the Sun (Intro)
  2. Akhenaton
  3. Trail of Murder
  4. Older and Wiser
  5. Sealing my Fate
  6. I was made for loving you / Rock you like a hurricane
  7. Setting Fire to the Earth
  8. Listen to the Storm
  9. High and low
  10. I seek no other live

 

Setlist Gamma Ray

  1. Bad Reputation (Intro)
  2. Heaven can wait
  3. Last before the Storm
  4. Fight
  5. One with the World
  6. I want out
  7. Valley of the Kings
  8. The Silence
  9. Drum Solo
  10. Bass Solo
  11. Induction (Intro)
  12. Dethrone Tyranny
  13. Empathy
  14. Master of Confusion
  15. Rebellion in Dreamland / Heavy Metal Universe / Ride the Sky
  16. Somewhere out in Space
  17. Heading for Tomorrow / Avalon*
  18. Send me a Sign*

*=Zugaben


Wie fandet ihr das Konzert?

27.11.2015
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