Metalinside.ch - Nightwish - St. Jakobshalle Basel 2015 - Foto pam
Sa, 28. November 2015

NIGHTWISH, ARCH ENEMY, AMORPHIS

St. Jakobshalle (Basel, CH)
/ 30.11.2015

Nordische Invasion in Basel – Nightwish, Arch Enemy und Amorphis füllen die St. Jakobshalle

Nightwish ist längst nicht mehr eine Band, die in kleinen Clubs auftritt. Dennoch bin ich an diesem scheisskalten Abend überrascht, als die St. Jakobshalle in Basel „ausverkauft“ meldet! Natürlich sind mit Amorphis und Arch Enemy zwei namhafte Support Acts dabei, dennoch hätte ich nicht mit über 9‘000 Zuschauern gerechnet…

Amorphis

Es ist kurz vor 19 Uhr, als Amorphis das musikalische Programm beginnen. Ich geb’s zu, dass ich im Vorfeld nur den Namen kannte, musikalisch habe ich noch nie auch nur einen Ton gehört. Soll ja nicht unbedingt meine Baustelle sein… Aber ich muss doch ehrlich sagen, dass die Finnen besser tönen als erwartet. Der Sound selber ist (zumindest am Anfang) zwar recht mies, aber der eine oder andere Song gefällt mir recht gut, „Sacrifice“ zum Beispiel. Sobald jedoch Fronter Tomi Joutsen zu grunzen (andere sagen dem wohl „growlen“, Wikipedia nennt es „gutturaler Gesang“…) beginnt, möchte ich abhauen. Dennoch halte ich durch, ich hab’s versprochen. Und wie gesagt gibt’s wirklich auch gute Momente, insofern „überlebe“ ich die 40 Minuten gänzlich unbeschadet. Und gemäss den Experten im Kollegenkreis ist es auch für die Fans der Band eine gute Show: „von brachial bis feingeistig“ wird mir gesagt.

Arch Enemy

Arch Enemy haben mich bereits am Bang Your Head!!! Festival erfolgreich in die Flucht geschlagen. Und heute warte ich gar nicht, bis es da losgeht – ich verdufte und widme mich ausgiebig dem Hopfentee. Pam, jetzt bist Du wieder mal gefragt…

pam: Tja, da haste was verpasst lieber Kaufi. Gut, das Growling nicht deine Baustelle ist, wissen wir ja inzwischen zu Genüge, aber a) Arch Enemy sind technisch eine der geilsten Bands überhaupt, was da die Saitenhexer abliefern ist gigantisch und b) bist du ja hübschen Frontdamen nicht ganz abgeneigt und da muss sich die blauhaarige Schönheit aus Kanada – Alissa White-Gluz – nicht hintenanstellen, wenn es um die attraktivsten Metalsängerinnen geht. Und gleich vorweg, heute hat sie mich beim dritten Anlauf auch gesanglich zum ersten Mal richtig überzeugt. Dass sie eine Rampensau ist und sich gekonnt in Szene setzt, das hat sich des Öfteren schon bewiesen, aber für mich kam sie heute zum ersten Mal auch stimmlich an die Vorgängerin Angela Gossow ran. Heute praktisch gänzlich ohne Schweinsgegrunze, was sonst auch mich eher in die Flucht schlägt.

Aber ich gebs zu, ich hab mir auch so gedacht, hm, Arch Enemy als Vorband von Nightwish? Kann das gut gehen? Da läuft doch die halbe Nightwish-Schlager-Fraktion davon. Aber denkste, da hab ich mich gewaltig geirrt. Ich habe selten eine Vorband an einem Konzert dieser Grösse erlebt, wo das Publikum so abging. Es sind gleich zwei Moshpits auszumachen. Und bei «No Gods, No Masters» hüpft fast die ganze Halle. So was habe ich wie erwähnt bei einer Vorband noch nie erlebt. Und Alissa treibt wie immer – manchmal etwas zu theatralisch – die ganze Masse gewaltig an und meint alles was wir heute zu tun hätten, war zu singen, zu tanzen, zu moshen. Und das haben alle verdammt schön gefolgt. Arch Enemy liefern heute eine ganz grosse Nummer ab und sind dem Headliner fast ebenbürtig. Two Thumbs Up! 

Nightwish

Kaufi: Die letzten Jahre von Nightwish waren nicht gerade gezeichnet von Stabilität. In zehn Jahren hat die Band drei verschiedene Sängerinnen gehabt – eigentlich sind Wechsel auf dieser Position selten sehr positiv. Aber zumindest auf Konserve haben die Tarja-Nachfolgerinnen einen guten Job gemacht, das aktuelle Werk „Endless Forms most beautiful“ mit Floor Jansen ist fraglos eines der besten Alben dieses Jahres. Aber die Frage bleibt, wie die Dame die Songs aus der Tarja-Ära interpretieren wird, denn die sind einfach anders…

Die Finnen lassen es zu Beginn gleich mal krachen und jagen – unterlegt mit sprühenden Funken – „Shudder before the beautiful“ in die Menge, mit „Yours is an empty hope“ gibt’s grad noch eine Nummer vom neuen Album hinterher. Dann folgt mit „Ever Dream“ der erste Oldie des Abends und Floor meistert diese Aufgabe souverän (Anmerkung von pam: Wenn du Nightwish mal mit Tarja live erlebt hast, dann blutet spätetestens jetzt dein Herz – meines tut. Und ich bin auch enttäuscht, dass Floor die Tarja-Songs nicht besser performt. Aber da wird wohl nie eine andere Sängerin rankommen. Tarja bleibt unerreicht und drum ist für mich ein Nightwish-Konzert seit 2006 auch immer ein trauriger Moment – bei den Tarja-Songs würde ich jeweils am liebsten davon laufen. Da werd ich mich wohl nie drangewönnen. Auch wenn ich seit After Forever Zeiten Floor zu meinen Lieblingssängerinnen zähle).

Der Fokus der Setlist liegt jedoch eher auf dem neueren Material, irgendwie auch logisch. Alleine von „Endless Forms…“ kommen sechs Songs zum Zug. Mein persönlicher Favorit ist da erstmal das saugeile „My Walden“. Vom 2007er Album „Dark Passion Play“ gibt’s mit „Seven Days to the Wolves“ nur einen Titel zu hören, in diesem Fall hätte ich mir aber eher „Amaranth“ oder „The Islander“ gewünscht. Dafür sind die drei ausgewählten Nummern von „Imaginerium“ allesamt Volltreffer. „Last Ride of the day“ ist nicht nur live einfach der Hammer!

Dass Nightwish showmässig jetzt nicht mit Mötley Crüe zweieinhalb Wochen zuvor konkurrieren, ist keine Überraschung. Allerdings sind das natürlich zwei völlig verschiedene Welten und ein Vergleich ist insofern nicht wirklich fair. Die Finnen fahren hier auch eine massive Produktion auf, das ganze Bühnenbild wird durch eine gigantische Videowand dominiert, auf der passende Animationen gezeigt werden. Bei „Elan“ ist’s dann schon fast kitschig…

Die Pyroshow ist ebenfalls nicht von schlechten Eltern, die riesigen Flammensäulen werden sehr effektiv und ausgiebig eingesetzt („Stargazers“, „Seven Days to the Wolves“, „Storytime“). Nicht zu vergessen ist zudem das Outfit der Frontdame Floor Jansen – vor allem die männlichen Zuschauer kriegen hier was auf die Augen…! Ist das möglicherweise der Grund, warum aufgeblasene Kondome im Publikum herumfliegen…?

Das kommerziell erfolgreichste Album „Once“ wird von Nightwish zum Glück nicht ignoriert. Der Superhit „Nemo“ wird gnadenlos abgefeiert und der zehnminütige Übersong „Ghost Love Score“ hat in letzter Zeit auch wieder vermehrt den Weg auf die Setlist geschafft. Es bleibt anzumerken, dass Floor hier zwar einen guten Job macht, aber diese Songs tönen halt schon etwas anders als im Original.

Klassiker wie „Wish I had an Angel“, „Wishmaster“ oder „Dark Chest of Wonders“ fehlen, hingegen ist der „Ersatz“ schlicht und einfach genial: das 23-minütige Meisterwerk „The greatest Show on Earth“! Die Finnen ziehen hier nochmals alle Register, die Videos erzeugen Gänsehaut („WE WERE HERE“), es blitzt und knallt, ein Konfettiregen beendet das Spektakel.

Allerdings bin ich etwas erstaunt, dass diese Nummer der Abschluss des Konzertes darstellt – die ruhigen Teile („Chapter IV – The Understanding“, „Chapter V – Sea-Worn Driftwood“) werden ab Band eingespielt, während dem sich die Band ausgiebig feiern lässt und sich vom Publikum verabschiedet. Zugaben? Fehlanzeige! Dafür kann man der Band eine Spielzeit von 1 Stunde und 50 Minuten zu Gute halten – deutlich mehr als die obligaten 90 Minuten der meisten Headliner in dieser Zeit…

Das etwas überraschende und abrupte Ende vermag den Gesamteindruck allerdings kaum zu trüben. Nightwish liefern eine äusserst sehenswerte und unterhaltsame Show, musikalisch sind sie eh über alle Zweifel erhaben – dementsprechend sieht man eigentlich nur strahlende Gesichter, als das Licht angeht. Kein Zweifel – Nightwish gehören zur absoluten Heavy Metal Spitze, sie gehören in die Liga der GANZ Grossen! Dies haben sie heute der ausverkauften Halle eindrücklich gezeigt!

Fotos Nightwish, Arch Enemy in der St. Jakobshalle 2015 (pam)


Wie fandet ihr das Konzert?

/ 30.11.2015
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