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SABATON – The Last Stand

Power Metal
17.08.2016
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Sabaton veröffentlichen ihr achtes Studioalbum. Am 19. August 2016. Für einen Teil der Metal-Gemeinde ein Feiertag. Und für die Basher und Nörgeler gibt’s neues Futter. Aber diese Leute müssen irgendwann einsehen, dass Sabaton mittlerweile einen Status erreicht haben, von dem fast alle anderen Bands schlicht nur träumen. Irgendwas läuft also richtig in Falun…

Fanbrille aufgesetzt. Review: „The last Stand“ ist mit Abstand das beste Album der Schweden seit „The Art of War“! Punkt!

Gut, ich zieh jetzt die Fanbrille wieder aus und versuche, etwas neutraler an die Geschichte zu gehen. Als „Heroes“ erschien, da brauchte ich mehrere Durchgänge, bis mich das Album packte. Hier ist es nun ganz anders! Ich hatte Anfang Juni die Gelegenheit, das Album ein erstes Mal zu hören. Und schon da sind mir Dinge positiv aufgefallen, die sich jetzt wiederholen. Dies ist in erster Linie die Abwechslung. Der Opener „Sparta“ – eine Keyboardwand wie bei „Ghost Division“, doch dann folgt ein Stampfer mit „Uh! Ah!“ Chören. Irgendwie ein Mix von Accept und Powerwolf, und über allem thront ein Refrain, der einfach zum mitschreien animiert.

Dass Sabaton wirklich nicht stehenbleiben wollen zeigt „Blood of Bannockburn“. Dies ist die zweite Single und die Harcdorce Fans kennen die Nummer längstens auswendig. Eine treibende Nummer, die mit Dudelsack und Hammondorgel zwei neue Elemente in den Sound bringt. Sabaton meets Grave Purple und Deep Digger. Oder so. Bärenstark, ein Song, der mich wirklich vom ersten Moment an völlig in seinen Bann gezogen hat – das wird garantiert ein grosses Live-Highlight!

„The lost Battalion“ ist die erste Single und dürfte ebenfalls hinlänglich bekannt sein. Hier eingeleitet vom gesprochenen „Diary of an unknown Soldier“ überzeugt auch dieser Song und besticht mit sehr speziellem Drumsound. Ansonsten geht das in der Art schon etwas in die Richtung von „The Price of a Mile“. Jedenfalls der nächste Song, der sofort ins Ohr geht.

Der Titeltrack „The last Stand“ beginnt mit Kirchenglocken. Wieder was Neues. Dies ist zudem der erste Song überhaupt, der einen Bezug zur Schweiz hat: hier geht’s um die Schweizer Garde, die sich im Jahr 1527 gegen eine Plünderung Roms zur Wehr setzte. Musikalisch eine tolle Sache, hier sind alle Trademarks der Band vereint. Dies wird langsam zu meinem Lieblingssong…
„Shiroyama“ ist die dritte Single, die vor einigen Tagen erschienen ist. Für mich ist dies der Song, der wirklich „typisch Sabaton“ ist. Manch einem mögen die Keyboards etwas zu dominant sein, aber ich denke, hier passt das prima.

Nun, es gibt aber auch Songs, die dann doch zuerst einen zweiten oder dritten Durchgang benötigen. „Rorke’s Drift“ als Beispiel. Ziemlich schnell und treibend, erinnert das Anfangsriff etwas an „Resist and bite“, wird von Mal zu Mal besser. Stilistisch geht auch „Hill 3234“ in diese Richtung, dies erinnert mich dafür jetzt etwas an „Midway“. Insgesamt jedoch die Nummer, die mich (noch?) am wenigsten zu packen vermag.

Dies ist bei den beiden letzten Titeln dann wieder ganz anders. „Winged Hussars“ ist – vor allem wegen den Keyboards – eine Hommage an „The Art of War“ und das abschliessende „The last Battle“ ist ein weiterer dieser „gute-Laune-Songs“, die irgendwie im Kontrast mit den oftmals tragischen Texten stehen.

Auch textlich ziehen Sabaton wieder alle Register. Nun kann man über das grundsätzliche Konzept „Krieg“ sicher geteilter Meinung sein. Aber an der Umsetzung gibt es einfach nichts zu bemängeln! Als roten Faden haben sich die Historiker dieses Mal „letzte Gefechte“ ausgesucht. Und dies gibt somit auch thematisch eine unglaubliche Bandbreite. Von der Schlacht in Thermopylen 480 Jahre vor Christus bis zum Kampf um den Hügel 3234 im Januar 1988 in Afghanistan – Sabaton berichten von über zweieinhalb Tausend Jahren Kriegsgeschichte. Schottland, Japan, Südafrika und wie erwähnt auch die Schweiz: die Themen sind fast grenzenlos. Und auch wenn die Band grundsätzlich etwas Abstand vor allem vom zweiten Weltkrieg nehmen will: ganz ohne geht’s dann doch nicht. Aber die Erzählung der letzten Schlacht 1945 als Abschluss des Albums ist halt schon sehr passend!

Sabaton haben mit „The last Stand“ ein beeindruckendes Werk aufgenommen, keine Frage. Man erkennt deutlich, dass sie versuchen sich nicht selber zu kopieren. Trotzdem bleiben sie unverkennbar Sabaton! Und sie zeigen, dass die Band eine echte Einheit geworden ist, die Jungs haben richtig Spass bei dem, was sie tun. Umso trauriger ist es, dass Gitarrist Thobbe Englund dieses hervorragende Bandgefüge jetzt verlassen wird! Der blonde Sympathieträger geht aus persönlichen Gründen weg, er wird seine letzte Show einen Tag nach dem Album Release auf dem Heimfestival in Falun spielen und sich da von seinen Fans verabschieden.

Der einzige wirkliche Wehrmutstropfen von „The last Stand“: wie bereits bei „Heroes“ ist auch hier die Spielzeit mit 37 Minuten eher kurz ausgefallen. Aber gut – manchmal gilt wohl „weniger ist mehr“. So gesehen sind 37 Minuten praktisch ohne Füller besser als eine Stunde, bei der ein Drittel für die Tonne ist. Insofern geht selbst das in diesem Fall wohl in Ordnung – selbst wenn der Fan natürlich NOCH mehr von diesem Stoff hören will.

Zeit für ein Fanzit. Ohne Fanbrille. „The last Stand“ ist mit Abstand das beste Album der Schweden seit „The Art of War“. Punkt. Rückblickend sind meine damaligen 9 Punkte (mit Fanbrille) für „Heroes“ wohl einen Tick zu hoch gewesen. Hier sind 9 Punkte (mit Fanbrille: 9.5 Punkte…) jedoch das absolute Minimum! „The last Stand“ überzeugt von A – Z und wird sich im Kampf um den Titel „Album des Jahres“ sicher gut schlagen.

Man darf gespannt sein, wie weit die schwedische Kriegsmaschinerie noch kommen wird. Ein Ende des Höhenflugs ist jedenfalls nicht in Sicht. Und das gefällt wohl nicht nur mir!

 

 

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Album Review Bewertung

Autor Bewertung: 9.5/10



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