Sa, 26. November 2016

RECKLESS LOVE, THE TREATMENT

Hall of Fame (Wetzikon, CH)
06.12.2016

Von wegen unterkühlte Finnen. Reckless Love brachten das Hall Of Fame-Publikum an diesem Abend ordentlich ins Schwitzen. Ein Bericht über Glam Metal, kreischende Mädels und Olli Hermans Bauchmuskeln.

Ein weiterer Samstagabend im Hall Of Fame. Place to be. Hier lässt sich es sich am Hauptabend des Wochenendes stets überaus gut leben. Bereits jetzt ist der Raum nicht schlecht gefüllt. Die finnischen Glam Metaller von Reckless Love scheinen offenbar echte Publikumsmagnete zu sein. Der Mädels-Anteil ist ziemlich hoch, was mich aber ehrlichgesagt nicht wirklich überrascht.

Zuerst einmal ist selbstverständlich der obligate Abstecher an die Zapfhahnquelle angesagt. Echter Konzertgenuss entsteht schliesslich oftmals erst nach Einnahme der passenden Flüssignahrung. Mit einem Ohr kriege ich ausserdem noch mit, dass der liebe Merch-Guy in Sachen Shirts offenbar bereits ziemlich ausgeschossen ist. Die «Pretty Boy Swägger»-Tour neigt sich so langsam ihrem Ende entgegen. Deshalb müssen die zierlichen Chicks sich entweder in einem riesigen XXL-Shirt verkriechen oder auf den Merchandise-Kauf verzichten.

Halb so wild. Ab zur Bühne! In der ersten Reihe wimmelt es bereits von zahlreichen Groupies. Knapp dahinter kann ich mir aber trotzdem noch ein brauchbares Plätzchen sichern. Möge die Show beginnen.

THE TREATMENT

Bühne frei für den Support-Act: The Treatment. Holla die Waldfee, die Jungs erweisen sich ziemlich rasch als bärenstarke Einheizer. Da geht ordentlich die Post ab. Insbesondere Sänger Mitchel Emms steht beinahe öfters im Publikum als auf der Bühne. Ein Rockstar zum Anfassen, der die Nähe zum Publikum überhaupt nicht scheut. Coole Sache. Ebenfalls auffallend ist Basser Rick ‚Swoggle‘ Newmans Kamm auf dem Kopf. Ein echter Punk.

Kann man diese Knaben überhaupt ernst nehmen? Definitiv! Sie mögen zwar so aussehen, als seien sie gerade aus einem Grease-Musical entsprungen, aber auf der Bühne geben sie Vollgas. Eine energiegeladene und mitreissende Show, die beim Publikum grossen Anklang findet. Keine Spur von Allüren aus der Ecke «Möchtegern-Rockstars». Im Gegenteil. Für mich sind The Treatment «the next big thing». Genau solchen Nachwuchs braucht die Rock- und Metal-Szene. Die aktuellen Flaggschiffe werden auch nicht bis in alle Ewigkeit weiterspielen können.

Eine gelungene und erfolgreiche 40-Minuten-Behandlung. «We bleed Rock ‘N’ Roll!»

RECKLESS LOVE

Der Headliner des Abends gastierte ja bereits Ende März im Zürcher Dynamo. Damals wurden sie im Keller des Werk 21 «eingesperrt». Damals war es eine ziemlich schweisstreibende Show. Und mit Santa Cruz hatten Reckless Love ebenfalls einen starken Support-Act am Start. Und heute Abend? Finden wir es heraus.

Mit «Animal Attraction» eröffnen die Finnen ihr Set. Sofort hat Strahlemann Olli die mehrheitlich kreischende Menge im Griff. Heute Abend sind unüberhörbar viele «Mitsinger(innen)» im Publikum. Auch die restlichen Bandmitglieder – der mit Batman-Shirt ausgestattete Bassist Jalle Verne, Gitarrist Pepe und der bereits jetzt auf sein Shirt verzichtende Drummer Hessu Max – grinsen regelrecht um die Wette. Die Qualität bleibt weiterhin aufrecht. «So Happy I Could Die» und «Monster» folgend direkt zwei weitere Hammer-Tracks. Bei letztgenanntem darf Olli dann wie gewohnt seinen markanten Hut montieren.

Neben dem Drumset erblicke ich diverse Coke Zero-Flaschen. Keine Ahnung, wer sich damit die Kehle befeuchtet. Olli trinkt brav Wasser. Wäre auch doof, während einem der Songs plötzlich rülpsen zu müssen. Da wäre das für die Band so essentielle Sex-Appeal wohl dahin.

Glam Metal kassiert ja gerne mal heftiges Kritik-Feuer aus anderen Metal-Genre-Bereichen. Pussy Metal, Tunten Metal, Schwuchtel Metal… die fiesen Bezeichnungen sind schier endlos. Ich verstehe grundsätzlich, wenn man Glam Metal nicht viel abgewinnen kann, aber das kann man sicherlich auch ohne solch kindische und unpassende Aussagen zum Ausdruck bringen. Da lobe ich mir meinen flexiblen Musikgeschmack. Ich könnte nach einem Glam Metal-Konzert am nächsten Tag problemlos einem Death Metal-Konzert beiwohnen und würde es toll finden. Es gibt in der grossen weiten Welt schliesslich tausende und abertausende geniale Bands zu entdecken. Aber lassen wir das. Ich schweife ab.

Für viele Mädels im Raum ist noch eine Frage unbeantwortet. Wann werden sie endlich Olli’s Monster-Sixpack zusehen bekommen? Um Geduld wird gebeten. Erst gegen Ende des Sets, genauer gesagt bei «Night On Fire» – entledigt sich Olli erstmals seiner Weste. Als Bonus gibt’s noch einen erotischen Hüftschwung obendrauf. Kreisch-Alarm in Wetzikon! Spätestens jetzt sind wohl alle Höschen in der ersten Reihe triefend nass. Aber der Bastard hat sich das auch verdient. Als Mann kann man schon einmal neidisch auf diesen gestählten Prachtskörper werden. Weniger Konzerte, weniger Bier, gesünder Leben und nur noch Sport machen, dann könnte ich das wohl auch schaffen. Ist aber eher unrealistisch. Ich verzichte doch nicht auf meine Konzerte und meine flüssigen Blondinen. Hallo?! Lieber Olli, heute Abend gehören die Ladies dir. Ich passe fairerweise. Und ja, du siehst wirklich sehr weiblich aus, ha!

Als Zugabe folgen noch die Nummern «We Are The Weekend» und «Hot». Danach ist dann auch bereits Schluss. Da wäre meiner Meinung nach aber noch mehr möglich gewesen. Hall Of Fame-Konzerte dauern ja manchmal gerne bis nach Mitternacht. Und Songs hätten die Finnen sicherlich noch genügend in petto.

FAZIT

Erneut durfte ich einen gelungenen Konzertabend im Hall Of Fame erleben. The Treatment waren sackstark und auch Reckless Love wussten zu überzeugen. Ich hoffe lediglich, dass die Finnen weiterhin so gut gelaunt bleiben und nie altern. Dann werden sie uns noch eine ganze Weile begleiten.

Nach der Show nahmen sich die Finnen noch ausgiebig Zeit für Fotos, Autogramme und sonstiges Geschwafel. Gitarrist Pepe und Bassist Jalle verrieten mir in einem kurzen Gespräch, dass sie einer gemeinsamen Show mit Steel Panther nicht abgeneigt wären. Wieso musste ich auch bloss nur diese Frage stellen? Liebe Manager, Labels und wer in solchen Geschichten sonst noch etwas zu sagen hat, macht diese Tour möglich. Ich will das. Bitte! Steel Panther und Reckless Love in einer Doppelheadliner-Tour. Tut es. Ich kann sicherlich noch ein paar Persönchen für diese Idee begeistern.

Setlist Reckless Love

  1. Animal Attraction
  2. So Happy I Could Die
  3. Monster
  4. Pretty Boy Swägger
  5. Beautiful Bomb
  6. Badass
  7. Edge Of Our Dreams
  8. Scandinavian Girls
  9. Born To Break Your Heart
  10. Romance
  11. Rock It
  12. On The Radio
  13. Night On Fire
  14. Hot
  15. We Are The Weekend

Wie fandet ihr das Konzert?

06.12.2016
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