Metalinside.ch - Green Day - Hallenstadion Zürich 2017 - Foto pam
Mo, 16. Januar 2017

GREEN DAY, THE INTERRUPTERS

Hallenstadion (Zürich, CH)
/ 19.01.2017

Revolution Radio – ganz gekonnt

Man reiche mir doch bitteschön die Superlative! Es war schlichtweg überragend, was die Herrschaften von Green Day da am Montagabend im Zürcher Hallenstadion abgeliefert haben. Ein Punkrock-Feuerwerk erster Güteklasse. Selten – oder noch nie – durfte ich eine solch ausgelassene Stimmung beim Publikum im Hallenstadion erleben. Weitere Details entnehmt ihr wie gewohnt dem nachfolgenden Konzertbericht.

Es hat durchaus seine Vorteile, wenn man in der Nähe dem Hallenstadion arbeitet. So kann ich mir am heutigen Abend sicherlich eine gehörige Ladung Stress ersparen. Aber was steht überhaupt an? Die US-amerikanische Punkrock Band rund um Frontmann Billie Joe Armstrong gibt sich die Ehre. Die Truppe stammt aus einer Zeit, in der uns MTV noch ausschliesslich mit Musik-Videos verwöhnt hat. Hits wie „American Idiot“ oder „Boulevard Of Broken Dreams“ liefen bei den Radio-Sendern munter rauf und runter. Radio ist ohnehin gerade ein sehr passendes Stichwort. Im Oktober des letzten Jahres ist die neue Platte von Green Day erschienen. Das Ding hört auf den Namen „Revolution Radio“ und ist das inzwischen zwölfte Studioalbum der Band. Auf ihrer „Revolution Radio Tour“, welche die Truppe quer durch Europa, Nordamerika und Australien führt, machen die Herrschaften heute Abend einen kurzen Boxenstopp im Zürcher Hallenstadion. So eine Gelegenheit lasse ich mir selbstverständlich nicht entgehen.

Vor Ort angekommen eile ich umgehend zur Abendkasse um mir dort mein Journalisten-Ticket abzuholen. Nach dem Status Quo-Konzert wird dies heute Abend mein zweiter Schreibeinsatz im Hallenstadion. Auch beim Einlass gibt es keine Probleme und ich bin ziemlich zackig im Innern der Location. Ich habe da wohl noch schlechte Erinnerungen an die Konzerte von Volbeat oder den Onkelz. Das frühzeitige vor Ort sein macht sich somit ein erstes Mal bezahlt. Das anwesende Publikum präsentiert sich ziemlich durchmischt. Einige wollen heute Abend wohl wieder einmal jung (und rebellisch) sein und andere wiederum sind es noch.

Mein Ziel ist der Sektor G1. Mit kühler Blondine bewaffnet bahne ich mir meinen Weg zu meinem Sitzplatz. Überraschenderweise sind noch sehr wenige Journalisten anwesend. Offenbar scheint die Vorband nicht attraktiv genug für die feinen Herrschaften zu sein. Auch der Stehbereich und die restlichen Sitzplätze sind erst etwa zu einem Drittel bevölkert. Wo bleiben denn die Leute? Es ist doch immerhin schon kurz vor sieben. Zugegebenermassen kenne ich die Vorgruppe ja auch überhaupt nicht. Aber das wird sich in wenigen Minuten ändern.

THE INTERRUPTERS

Fünf vor sieben und somit mit Frühstart-Ambitionen betreten die ersten Künstler des Abends die Bühne des Hallenstadions. Aimee Interrupter und die Gebrüder Kevin, Justin und Jesse Bivona bilden zusammen die Band The Interrupters. Sie servieren der anwesenden Zuhörerschaft eine ordentliche Dosis „Gute-Laune-Mucke“. Die spassigen Ska Punk-Klänge aus Kalifornien kommen beim Publikum gut an. Interessenterweise ist die Stimmung auf den Sitzplätzen fast besser als im Stehplatz-Sektor. Die Truppe erweist sich als gelungener Opener und tobt sich auf der für sie doch eher ungewohnt grossen Bühne so richtig aus. Springen, tanzen und einfach wild abfeiern. Das ist richtig ansteckend. Frontmädel Aimee besticht mit ihrer „souligen“ Stimme und ihrem American Gangster-Outfit inklusive passendem Ganovenhut. Auch die Texte der Band reissen mit. Um 19.25 Uhr verlassen die Musiker dann bereits wieder die Bühne. Für bloss 30 Minuten haben sie aber ziemlich Gas gegeben. Green Day können für solchen einen tollen Support-Act definitiv dankbar sein.

GREEN DAY

Mit neuer Blondine in der Hand setze ich mich dann wieder auf meinem Platz. Nun füllt sich das Hallenstadion langsam. Könnte ziemlich voll werden heute Abend. Ich weiss gerade nicht, ob der „Sold Out“-Status erreicht worden ist. Auch meine Journalisten-Kollegen trudeln nun nach und nach ein. Alles klar, man bringe mir bitte den Headliner!

Punkt 20 Uhr. Allerdings betreten nicht Green Day die Bühne, sondern irgend so ein Plüsch-Vieh. Der Bär (oder Hase) animiert fleissig das Publikum und macht die Leute nochmals so richtig heiss. Wenig später macht er dann die Bühne frei und Billy Joe und seine Kumpanen übernehmen das Zepter. Tosender Applaus eines bis unters Dache gefüllten Hallenstadions schlägt ihnen entgegen. Mit „Know Your Enemy“ vom 2009er-Album „21st Century Breakdown“ eröffnen Green Day ihre Show und beweisen gleich Fan-Nähe. Eine glückliche Dame aus dem Publikum darf auf die Bühne und den Song zusammen mit ihren Idolen zu Ende singen. Danach folgt noch ein eleganter Sprung von der Bühne. Not bad!

Richtig laut wird es dann erstmals beim vierten Song des Abends. „Holiday“ ist ein sehr bekanntes Stück von Green Day und sorgt deshalb für ordentlich Stimmung. Wenig später folgen dann auch bereits die gemächlicheren Klänge von „Boulevard Of Broken Dreams“. Billy Joe hat bei diesem Song gar nichts zu tun. Die Fans beweisen ihre Textsicherheit und schaukeln die Nummer eigentlich ganz alleine nach Hause. Ein echter Hühnerhaut-Moment. Auch Billy Joe scheint davon angetan zu sein und unternimmt immer wieder Ausflüge in Publikumsnähe auf dem kleinen Laufsteg in der Bühnenmitte.

Fan-Einsatz ist ebenfalls wieder beim nächsten Song geprägt. Dieses Mal darf ein junger Herr auf die Bühne und hüpft danach wie wild in der Gegend herum. Nach dem gemeinsamen Singen erhält er als Belohnung sogar Billy Joes Jacke und ein Küsschen. Sein Stage-Diving-Versuch gestaltet sich dann allerdings nicht so souverän wie bei der Dame zuvor. Das dürfte ihn allerdings nicht wirklich ärgern. Schliesslich hat er für ein paar Augenblicke waschechter Rockstar-Luft geschnuppert. Da wird man doch direkt ein bisschen neidisch.

Vor allem im pyrotechnischen Bereich hauen Green Day heute Abend alles raus. Regelmässig knallt es auf der Bühne oder Flammen schiessen aus dem Boden und dem Dach. Ich erschrecke mich 1-2 Mal ab den unerwarteten Knalleffekten. Aber damit bin ich offenbar nicht wirklich allein. Bildschirme oder Leinwände sind heute übrigens keine in der Halle. Man muss sich also auf seine Adleraugen verlassen, um die Band zu erspähen. Allerdings erfreuen wir uns auf den Journalisten-Rängen ja an einer sehr guten Sicht.

Die Stimmung in der Halle ist einfach überragend. Das Publikum macht von Anfang bis Ende mit. Kleine Wall of Deaths, Circle Pits, Ruder-Sessions, Pogo-Kreise und dabei beinahe jeden Song perfekt mitsingen. So etwas habe ich persönlich im Hallenstadion noch nie in solchem Ausmass erlebt. Auch die Sitzplätze verdienen heute Abend ihren Namen nicht. Alle stehen sie die ganze Zeit und beobachten das wilde und energiegeladene Treiben auf der Bühne. Und dazwischen immer wieder die fulminanten „Zuuurrriiiii!“-Rufe von Billy Joe. Respekt an Green Day!

Bei „Knowledge“ darf dann nochmals ein Fan zu den Punkern auf die Bühne. Dieses Mal steht allerdings nicht der Gesang im Fokus, sondern das Gitarren-Spiel. Auch er schlägt sich gar nicht mal schlecht. Als Belohnung darf er am Ende die Gitarre sogar behalten. Ja ist denn etwa nochmals Weihnachten? Das Grinsen wird der Kollege wohl noch eine Weile auf dem Gesicht tragen.

Während einem Medley bestehend aus “Shout”, “Always Look On The Bright Side Of Life“,  “(I Can’t Get No) Satisfaction” und “Hey Jude” liegt dann die ganze Band plötzlich auf der Bühne herum. Sind die jetzt besoffen oder gönnen sie sich einfach nur eine kurze Pause. Billy Joe findet dazwischen immer wieder Zeit, sich beim Publikum zu bedanken und über witzige Anekdoten aus der Schweiz zu berichten. Voller Stolz gibt er des Öfteren seine bescheidenen Deutschkenntnisse zum Besten. Später tut dies dann auch Drummer Tré Cool. „Ich habe einen grossen Schniedelwutz“. Damit dürfte wohl alles gesagt sein.

Gegen 22 Uhr stehen dann die Zugaben an. „American Idiot“ und „Wake Me Up When September Ends“ fehlen mir persönlich noch. Und da kommt auch schon der Idiot. Die wohl bekannteste Green Day-Hymne versetzt das Publikum nochmals voll in Ekstase. Mein zweiter Song-Wunsch wird allerdings nicht erfüllt. Stattdessen folgt „Jesus Of Suburbia“. Danach ist aber immer noch nicht Schicht am Schacht. Nur Billy Joe und seine Gitarre allein servieren uns schliesslich die beiden letzten Nummern des Abends: „Ordinary World“ und „Good Riddance (Time Of Your Life“). Damit wären mir am Ende einer hammermässigen, 140 Minuten langer Show angelangt. Einfach nur wow!

FAZIT

Was war denn das bitteschön für ein geiler Gig? Alle die nicht da waren, haben definitiv etwas verpasst. Ich hätte mir nie erträumt, dass Green Day live so überragend sind. Die Punks mögen zwar ein wenig gealtert sein, aber Energie haben sie nach wie vor wie in den ersten Tagen. Auch an Billy Joes Gesang habe ich nichts auszusetzen. Heute Abend hat einfach alles gepasst.

Interlaken kann ich schon einmal warm anziehen. Weshalb Interlaken? Tja, Green Day werden der Schweiz nochmals einen Besuch abstatten und am diesjährigen Greenfield Festival auftreten. Diese Gelegenheit solltet ihr keinesfalls versäumen. Nach dem heutigen Konzert im Hallenstadion kann ich eine Green Day-Show nur wärmstens empfehlen.

Setliste – Green Day

  1. Know Your Enemy
  2. Bang Bang
  3. Revolution Radio
  4. Holiday
  5. Letterbomb
  6. Boulevard of Broken Dreams
  7. Longview
  8. Youngblood
  9. 2000 Light Years Away
  10. Hitchin‘ A Ride
  11. When I Come Around
  12. Christie Road
  13. Burnout
  14. Scattered
  15. Minority
  16. Are We the Waiting
  17. St. Jimmy
  18. Knowledge
  19. Basket Case
  20. She
  21. King for a Day
  22. Shout / Always Look On The Bright Side Of Life / (I Can’t Get No) Satisfaction / Hey Jude
  23. Still Breathing
  24. Forever Now
  25. American Idiot
  26. Jesus of Suburbia
  27. Ordinary World
  28. Good Riddance (Time of Your Life)

Fotos von pam


Wie fandet ihr das Konzert?

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