Fr, 24. März 2017

CORVUS CORAX

Dynamo (Zürich, CH)
28.03.2017

Mittelalterliche Klänge im Zürcher Dynamo

Ob die Raben von Corvus Corax auch fernab von MPS-Events oder anderen Festivals überzeugen konnten, erfahrt ihr im nun nachfolgenden Konzertbericht. Liter-Angaben zum Met-Konsum werden allerdings keine gemacht.

Gegen 19 Uhr treffe ich am Ort des Geschehens ein. Bereits vor dem Eingang erblicke ich diverse Personen in mittelalterlichen Outfits. Heute Abend wird sich das Dynamo wohl in eine kleine Burg verwandeln. Trunkenbolde, Gaukler und bezaubernde Adelsdamen – eine waschechte Hofgefolgschaft.

Passend zur Einstimmung dröhnen aus den Boxen ein paar Liedchen von Feuerschwanz. Beim Merchandise-Stand sticht mir neben Artikeln von Corvus Corax ebenfalls eine CD von BerlinksiBeat ins Auge. Ob das wohl die Vorgruppe sein mag? Nein, wie mir eine Kollegin sofort erklärt, handelt es sich dabei um ein Nebenprojekt der Corvus-Musiker. Ach ich ungebildeter (Hof-)Narr! Zudem entdecke ich auf dem Tischchen ebenfalls eine Holzkiste mit Flaschen darin. Met! Na bitte. Dieser Trunk hätte definitiv nicht fehlen dürfen. Zur Auswahl haben wir Corvus Corax-Wein und Rabengold. Selbstverständlich ist eine ausführliche Degustation absolute Pflicht. Na dann Prost!

Details zur heutigen Show kann man irgendwie niemandem der Verantwortlichen entlocken. Auch auf der Homepage des Veranstalters actnews steht beispielsweise nix zu einer allfälligen Support-Band geschrieben. Allenfalls wird es auch nur bei einem Auftritt von Corvus Corax bleiben. Da ich die Truppe nicht wirklich kenne, hätte ich gegen eine etwas ausführlichere Show überhaupt nix einzuwenden.

CORVUS CORAX

Punkt 21 Uhr betreten die sechs kostümierten Spielleute schliesslich die mit Instrumenten und Dekorationen überfüllte Bühne. Richtig, ich erkenne lediglich sechs Rabenmänner. Nummer sieben scheint heute Abend abwesend zu sein. Mit einem fulminanten Dudelsack-Intro erzeugen die Spielleute sogleich eine mittelalterliche Atmosphäre und ziehen das anwesende Publikum direkt in Ihren Bann.

Als echter Charmebolzen erweist sich zweifelsohne Frontmann Castus Rabensang. Mit zahlreichen humorvollen Anekdoten – wie beispielsweise Seitenhiebe gegen den FC Bayern München oder Freude an der Tatsache, dass man die der Schweiz mehr oder weniger legal Gras erwerben könne – führt er souverän durch die einzelnen Darbietungen des Abends. Sonderlob vom Chef gibt’s ausserdem für Jordon. Als einziges Bandmitglied habe er offenbar glücklicherweise eine Schuldbildung genossen und so das Lesen und Schreiben erlernt. Deswegen darf er auch ab und an kleinere Gedichte aus einem Büchlein vortragen. Zu Castus’ Linken sehen eingefleischte Fans dann ein vertrautes Gesicht. Kollege Wim Dobbrisch ist wieder mit an Bord! Für ganze zwei Jahre hat er sich zwecks Instrumentenbau und Forschungsgeschichten im eigenen Kellerchen verschanzt. Aufgrund von mangelnder Action hat er sich passend zu dieser aktuellen Tour wieder für das Leben auf der Bühne entschieden. Vorführen darf er der Hörerschaft bei dieser Gelegenheit seine selbstgebaute Monster-Drehleier. Im hinteren Bühnenbereich befinden sich neben Kontrabass-Mann Frick – ein Raben-Neuling – noch die Kollegen und Nori und Hatz, welche die Schlaginstrumente bedienen. Insbesondere der mit «Shaolin-Mönch-ähnlichem»-Gesicht ausgestattete Hatz hat einige Trommeln und sogar einen grossen Gong zur Auswahl. Gemäss Info von Castus sei neo-Bassist Frick früher als wunderschöne Dame durch die Welt gewandert. Deswegen widmen ihm seine Bandkollegen auch den Song «Isabella».

Die Herrschaften beherrschen ihre jeweiligen Instrumente wirklich hervorragend. Das verdient grossen Respekt. Falsche Töne sind keine hörbar. Corvus-Songs leben ja auch primär von den instrumentellen Passagen. Der Gesang steht nicht wirklich im Fokus. Dudelsack. Schalmei, Drehleier, Flöte etc. – die Raben verfügen über ein beinahe nie enden wollendes Repertoire. Und das Publikum findet an den Songs rasch gefallen. Circle Pits sind keine auszumachen – was mich bei einem Mittelalter-Konzert jetzt nicht sonderlich verwundert. Dafür wird munter getanzt.

Die Setliste des Abends gestaltet sich äusserst abwechslungsreich. Nach der Nummer «Herr Wirt» droht Castus gar damit, dass die Band von jetzt an ihre neuen Alben nur noch in Wirtshäusern produzieren werde. Wenn dabei weiterhin solch geniale Trinkhymnen herauskommen, habe ich dagegen nix einzuwenden. Grosses Highlight ist dann schliesslich die Corvus Corax-Interpretation der Game Of Thrones-Titelmelodie. In der originalen Pilotepisode der Serie hatte die Truppe einen Auftritt auf einem Fest. Allerdings wurden diese Szenen bei der Ausstrahlung der definitiven Version am Ende leider nicht übernommen. Das scheint auch heute Abend niemanden zu stören. Das Publikum feiert mit den Raben und das Dynamo erlebt eine gelungenen Mittelalter-Fete.

FAZIT

Das war definitiv eine coole uns solide Show von Corvus Corax. Die Herrschaften können durchaus auch an Hallen-Konzerten für ordentlich Stimmung sorgen. Was mich absolut fasziniert hat, war der Einsatz der vielfältigen Instrumente und wie gut die Jungs damit umgehen können. Da wird wohl etliche Male im eigenen Proberaum stundenlang geschwitzt worden sein. Tempomässig kommen sie allerdings eher etwas gemächlich daher und können so nicht unbedingt mit Genre-Kollegen wie Feuerschwanz oder In Extremo mithalten. Zudem könnte bei einem zu langen Auftritt die ganze Geschichte mit der Zeit etwas eintönig wirken.

Setliste – Corvus Corax

  1. Hymnus Appollon
  2. Crenaid Brain
  3. Fiach Dubh
  4. Mazedon
  5. Ballade De Mercy
  6. Cheiron
  7. Mille Anni Passi Sunt
  8. Isabella
  9. Herr Wirt
  10. Das Pack
  11. Lá í mBealtaine
  12. Sverker
  13. Havfrue
  14. Heiduckentanz
  15. Platerspiel
  16. Game Of Thrones (Trioculi)
  17. Venus Vina Musica
  18. Na Lama-sa

Wie fandet ihr das Konzert?

28.03.2017
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