TENDONITIS

Ein netter Konzertabend im Hall Of Fame in Wetzikon, bei dem die Band des Abends einen soliden, aber keinesfalls überragenden Auftritt aufs Parkett legte. Nichtsdestotrotz sind die Jungs von Tendonitis sympathische Typen und haben den Gig sichtlich genossen. Was sonst noch alles vorgefallen ist, könnt ihr im nachfolgenden Bericht nachlesen.

Freitagabend. Endlich Wochenende. Nach einer übelst stressigen Woche im Büro habe ich dieses auch dringendst nötig. Meine Adern dürsten nach einer intensiven Metal-Dosis. Bei traumhaftem Wetter düse ich mit meiner besseren Hälfte nach Wetzikon. Die warmen Temperaturen machen schon einmal Lust auf die näherkommenden Festivals und allfällige Outdoor-Konzerte.

Um zwanzig nach acht treffen wir schliesslich am Ort des Geschehens ein. Der heutige Gig wird auf der Club Stage des Hall Of Fame stattfinden. Somit können wir uns auf einen Abend im Fumoir des Ladens einstellen. Eintritt? Tja der ist gratis. Man hat allerdings die Möglichkeit, eine Kollekte zu spenden. Coole Idee!

Den Part des Alleinunterhalters übernimmt heute die Zürcher Band Tendonitis. Anstatt entzündeter Sehnen (Bedeutung des Bandnamens) wollen sie uns allerdings viel lieber eine lautstarke Ladung Metal servieren. Man kann die Jungs nicht wirklich in eine Genre-Schublade stecken. Heavy, Thrash, Black und Melodic Metal – die Band deckt offenbar eine grosse Palette ab. Und wie lockt man einem schönen Freitagabend Besucher an? Einerseits soll die Show aufgezeichnet werden und andererseits sollen alle Gäste ein Geschenk erhalten. Ich bin gespannt und lasse mich überraschen.

Mit passender Flüssignahrung ausgestattet pflanzen wir uns erst einmal auf eines der bequemen Sofas und warten auf den Showbeginn. Die Zeit wird mittels interessanter Gespräche überbrückt. Dazu zählt auch eines mit Hall Of Fame-Chef Pasquale Salatino. Der gute Herr bastelt emsig am diesjährigen Konzertprogramm herum und hätte gerne noch mehr Gigs in seiner Location. Einige Geschichten stehen offenbar kurz vor der Vollendung.

TENDONITIS

Um 21 Uhr betreten dann schliesslich Andi «The Gauge» Volkart (Rhythm Guitar), Bernhard «Big Ben» Dietrich (Vocals), Döme «The Dominator» Schlageter (Lead Guitar), Iivo «The Cannon» Tähkänen (Bass) und Jöne «The Awesomenist» von Rotz die kleine Bühne. Das Publikum, welches mehrheitlich aus Familienangehörigen und Freunden der einzelnen Bandmitglieder zu bestehen scheint, spendet anständig Applaus. Plötzlich sind überall Shirts mit dem Tendonitis-Logo zu erkennen. Meine Freundin bezeichnet das Ding treffenderweise als Fondue-Gabel mit Knick. Die Jungs scheinen zudem allesamt brauchbare Musikgeschmäcker zu besitzen. Ben trägt Johnny Cash, auf Dömes Brust prangert das unverkennbare Slayer-Logo und Iivo scheint Anhänger der US-Todesmetal-Legenden Death zu sein. Einzig Andi (schwarzes Hemd) und Jöne (Puma-Shirt) tanzen leicht aus der Reihe.

Soundtechnisch höre ich insbesondere Heavy und Thrash Metal-Elemente in den einzelnen Songs. Leider bekundet die Soundqualität ab und an etwas Mühe. Aber die Jungs stören sich nicht daran und ziehen ihr Programm unbeirrt durch. Ben muss das Publikum im Raum jedoch ein wenig motivieren. Doch nach 2-3 sympathischen und witzigen Ansagen (im schönsten Thurgauer-Dialekt – unser Kaufi würde sich freuen) kommt auch nach und nach Bewegung in die auf den Sofas festgewachsenen Personen. Mein persönliches Highlight ist ein Hardcore-Tendonitis-Fan auf der rechten Bühnenseite. Direkt ab dem ersten Ton feiert er ununterbrochen seine Helden und tanzt wie wild herum. Unterhaltung pur! Die Setliste ist ein Querschnitt durch die bisherigen Veröffentlichungen der Truppe. Für den emotionalen Höhepunkt sorgt dann allerdings eine Coverversion des Motörhead-Klassikers «Ace Of Spades». Und die Jungs stellen sich dabei gar nicht einmal so schlecht an. Ich kann mich nicht zurückhalten und muss ebenfalls lauthals mitsingen. Ein Hoch auf Lemmy!

Nach dem Track «Satan’s Seven Sinners» folgt eine etwas ungewöhnliche Ansage. Es gibt eine Pause. Wir haben offenbar soeben das Ende von «Set I» erreicht. Kann man als einzige Band an einer Freitagabend-Show schon mal so machen. Den Unterbruch nutze ich für Ausflug ins Toiletten-Land und einen erneuten Besuch an der Bar. Mit befeuchteter Kehle bin für den zweiten Konzertteil sicherlich bestens gewappnet. Zudem zirkuliert in diesem Moment die Kollekte. Das «Tendonitis-Band-Kässeli» erlebt heute Abend ziemlich sicher einen kleinen Aufschwung. Die gut erzogenen Merch-Damen versuchen in dieser Zeit ebenfalls ihre Artikel unter die Leute zu bringen.

«Set II» wird mit dem Song «Ship Of Fools» eröffnet. Gemäss wohl leicht ironischer Aussage von «Nicht-Zürcher» Ben (neu mit Sabaton-Shirt) soll nun definitiv der mitreissendere Teil der Show folgen. Plötzlich werden mit Leuchtkügelchen gefüllte Luftballons im Publikum verteilt. Diese fliegen danach munter durch das ganze Fumoir. Es scheinen sich offenbar einige Hobby-Volley- und Fussballer unter uns zu befinden. Da das Konzert ja – wie bereits erwähnt – aufgezeichnet wird, kommen dem Kameramann so sicherlich ein paar interessante Sujets vor die Linse. Aus musikalischer Sicht bietet dieser zweite Konzertteil folgende Höhepunkte: Eine Coverversion der Black Sabbath-Hymne «Paranoid» und das schweizerdeutsch-gesungene Liedchen «Krambambuli». Beim letzten Song «Borders Of Insanity» gibt die anwesende Menge (vom Kind bis zum Grossvater ist alles vertreten) dann nochmals Vollgas. Sogar die «Sofa-Fraktion» erhebt sich und klatscht brav mit. Ein sehenswerter Abschluss dieses Konzertabends.

FAZIT

Ich finde es genial, dass sich das Hall Of Fame im Bereich «Support your local metal bands» so stark und vorbildlich engagiert. Andernfalls würde ich Truppen wie Tendonitis wohl kaum kennenlernen. Zwar konnten mich die Jungs nicht vollends überzeugen, aber für die witzigen Ansagen und das sympathische Auftreten gibt’s trotzdem ein paar Pluspunkte. Nach der Show erhält jeder Besucher noch ein Gratis-Exemplar der 2016er-Scheibe «Stormreaper». Nette Aktion. Ausserdem bin ich schon überaus gespannt auf den Konzertfilm und meine damit verbundenen «Fünf-Sekunden-Ruhm».

Setliste – Tendonitis

Set I

1. Intro
2. Liquid Hate
3. Stormreaper
4. Time To Choose
5. Aristoteles
6. Clandestine
7. Future Devolved
8. Eightfold Path
9. Ace Of Spades (Motörhead-Cover)
10. Satan’s Seven Sinners

Set II

1. Ship Of Fools
2. The Reckoning
3. Bellum – ParaBellum
4. Paranoid (Black Sabbath-Cover)
5. War
6. Krambambuli
7. Mindless Voids
8. Human Recreation
9. Borders Of Insanity

Wie fandet ihr das Konzert?