Fr, 16. Juni 2017

Carach Angren – Dance And Laugh Amongst The Rotten

Symphonic Black Metal
09.07.2017

Eine Geisterbahnfahrt für die Gehörgänge

Am diesjährigen Meh Suff! Winter-Festival in Zürich traf ich ein erstes Mal auf die holländische Truppe Carach Angren. Mit einer coolen Freak-Show haben sie sich direkt einen Platz in meinem persönlichen Band-Repertoire gesichert.

Seit dem 16. Juni ist Studioalbum Numero fünf offiziell erhältlich. Carach Angren erzählen auf ihrem neusten Werk die Geschichte eines Mädchens, das offenbar zu lange mit ihrem Ouija-Brett herumhantiert hat. Der pure Horror ist somit glasklar vorprogrammiert.

DAS ALBUM – «Dance And Laugh Amongst The Rotten»

Mit «Opening» werden die Pforten des Grusel-Kabinetts – ihr könnt es euch sicher denken – geöffnet. Zwei Minuten und 19 Sekunden dauert die ganze Geschichte. Piano-Klänge sind zu hören. Auch Streichinstrumente kommen ein erstes Mal zum Einsatz. Durch den gekonnten, kombinierten Einsatz dieser Mittel erschaffen Carach Angren eine einzigartige, gespenstische Atmosphäre. Das Stück könnte genauso gut im Soundtrack eines Horrorfilms aufkreuzen. Die Nackenhaare erheben sich. Der Auftakt ist den Niederländern absolut gelungen.

Beim darauffolgenden «Charlie» geht’s dann von Beginn weg zur Sache. Black Metal trifft auf Orchester. Das Ganze verschmilzt zu einem regelrechten Horror-Musical. Namtar prügelt wie ein Irrer auf seine Schiessbude ein. Am Mikro krächzt sich Kollege Seregor seine hasserfüllte Seele aus dem Leib. An Tempo wird hier definitiv nicht gespart. Im Hintergrund murmeln die Chor-Sänger und -Sängerinnen immer wieder «Charlie».

Bei «Blood Queen» geht’s ohne zu zögern ans Eingemachte. Treibende Drums, heulende Gitarren, aggressiver Gesang und giftige Keyboard-Pfeilchen. Die Tempodrosselung in der Song-Mitte bringt eine ruhige Sprech-Passage zum Vorschein. Die Stimme des Sprechers lässt einem das Blut in den Adern gefrieren. Im Hintergrund ist das Weinen eines Babys zu hören. Carach Angren packen so viele Elemente in einen einzelnen Song, dass man beim Hören gezwungenermassen hellwach sein muss. Gegen Ende kommen dann ebenfalls noch die Headbanger auf ihre Kosten.

Dem Track «Charles Francis Coghlan» liegt ein eingängiger Rhythmus zu Grunde. Das Violinen-Spiel sorgt für den nötigen Hauch Dramatik. Namtar zündet abermals ein unaufhaltsames Blastbeat-Feuerwerk. Komponiert wird hier eindeutig auf allerhöchstem Niveau. Da gebührt der Dank sicherlich dem Hirn und Herz der Band – Keyboarder Ardek. Parallelen zu Truppen wie Dimmu Borgir, Insomnium oder Wintersun sind deutlich hörbar.

«Song For The Dead» beginnt äusserst gemächlich. Allerdings sorgen die Piano-Klänge trotzdem bereits für Theatralik. Seregor krächzt auch schon bald wieder ins Mikro. Mir persönlich fehlt hier allerdings der Elan. Da kamen die vorangehenden Nummern doch etwas kräftiger um die Ecke.

Alter Schwede! Beim Song «In De Naam Van De Duivel» geht ja ordentlich die Post ab. So will ich das haben. Schiessbuden-Chef Namtar peitscht seine beiden Kollegen regelrecht nach vorne. Ardek holt derweil wieder sämtliche Horror-Soundtrack-Elemente aus seinen Tasteninstrumenten heraus. Herrlich, wie er erneut die verschiedensten Melodien problemlos miteinander verbindet. Mit einer Spielzeit von knapp sechseinhalb Minuten handelt es sich zudem um die längste Nummer der Scheibe. Neben dem sehr gelungenen «Opening» haben wir mit «In De Naam Van De Duivel» definitiv einen weiteren Kandidaten für Anspieltipp-Sammlung gefunden.

Bei «Pitch Black Box» fühle mich dank den Klavier-Klängen zu Beginn so, als würde ich von einem Killer flüchten. Dieser Song lässt einen nicht wirklich zur Ruhe kommen. Seregor sitzt euch mit gezückter Sense im Nacken und macht am Mikro erneut keine halben Sachen. Headbanger-Momente wurden ebenfalls wieder eingeplant. Sehr gelungen.

Als orchestrales Gewitter entpuppt schliesslich auch der Song «The Possession Process». Dimmu Borgir lässt grüssen. Der Fuss wird einmal mehr nicht vom Gaspedal genommen. Im Hintergrund pfeifen die gespenstischen Keyboard-Töne durch die Gegend. Ein weiteres Horror-Spektakel aus der Carach Angren’schen Feder.

Die volle Bombast-Dosis gibt’s für die Zuhörerschaft dann auch auf dem finalen Track «Three Times Thunder Strikes» zu hören. Die Holländer laufen nochmals zur Höchstform auf. Zurücklehnen und geniessen ist angesagt. Selbstverständlich darf man dabei auch seine Haarpracht ordentlich herumwirbeln. Kurz nach der Song-Hälfte folgt ein ruhigerer Part, in welchem die Streichinstrumente ein weiteres Mal fantastisch aufspielen. Jawohl, Carach Angren beherrschen das Erschaffen von variablen Songstrukturen ohne Zweifel.

FAZIT

«Dance And Laugh Amongst The Rotten» ist eine epische Geisterbahnfahrt für die Gehörgänge. Die Meister der Horror-Musik haben da eine ganze heisse Scheibe rausgehauen. Hühnerhautmomente sind garantiert. Symphonic Black Metal ist definitiv die passende Genre-Bezeichnung. Carach Angren könnten meiner Meinung nach ruhig einmal mit Regisseur Tim Burton zusammenarbeiten. Zweitgenannter hätte dann sicherlich einen bombastischen, zu seinem Film passenden Soundtrack auf sicher.

Reinhören und limited Edition portofrei bestellen

Trackliste Carach Angren – Dance And Laugh Amongst The Rotten

  1. Opening
  2. Charlie
  3. Blood Queen
  4. Charles Francis Coghlan
  5. Song For The Dead
  6. In De Naam Van De Duivel
  7. Pitch Black Box
  8. The Possession Process
  9. Three Times Thunder Strikes 

Line Up – Carach Angren 

  • Seregor – vocals & guitars
  • Ardek – orchestration & keyboards
  • Namtar – drums

Album Review Bewertung

Autor Bewertung: 8/10



Wie bewertet ihr dieses Album?

09.07.2017
Weitere Beiträge von

Carach Angren