Sa, 8. Juli 2017

Crystal Ball

District 28 (Siebnen, CH)
/ 11.07.2017

Crystal Ball rocken Siebnen – und wie!

Facebook kann manchmal wirklich nützlich sein. Da erreicht mich eine Einladung: Crystal Ball spielen am 8. Juli in Siebnen! Ist irgendwie an mir vorbei. Also sofort mal Agenda anschauen. Da stehen keine anderen Termine drin. Die bessere Hälfte muss zwar am Sonntag früh zur Arbeit, aber da sie neuerdings auch zu den grösseren Fans der Kristallkugeln gehört, will sie mitkommen. Sie bekommt sogar eine Fotoerlaubnis. Also: Auf in die March!

Dort angekommen heisst es erst mal rasch umschauen. Das District 28 ist ein Bar- und Music Club etwas abseits, auf dessen Vorplatz ein Festzelt mit einer Bühne steht. Also so halb Open Air, könnte man sagen. Am Eingang muss man Konsumationsgutscheine erwerben. 20 Stutz reichen allerdings nicht sehr weit. Dafür sorgen die doch recht hohen Preise drinnen: 5.- für 3dl Bier oder 3dl Mineral sind schon happig! Definitiv obere Grenze… Aber was soll’s: Wir sind ja wegen Crystal Ball hier und nicht um uns die Kante zu geben! Wär auch ungesund so von wegen Auto fahren…

Im Zelt spielt eine Band Bluesrock, was einigen Leuten sehr gefällt. Meine Frau und ich stehen derweil noch ausserhalb und begrüssen die Hauptband des Abends. Steven, Scott, Chris, Tony, Marcel – alle hängen sie relaxed an der Bar oder stehen draussen etwas rum. Keine Spur davon zu sehen, dass die Jungs in weniger als einer Stunde auf der Bühne rocken werden.

Dass der angegebene Zeitplan nicht eingehalten wird, ist uns irgendwann auch klar. Aber auch das: egal. Kurz nach 10 Uhr ist es dann soweit: Licht aus, Intro an. Crystal Ball, angeführt von Frontmann Steven Mageney, betreten die Bühne. Der Dreierpack „Director’s Cut“, „Dr. Hell No“ und „Suspended“ wird wie bei praktisch allen Shows den Fans als erstes um die Ohren gehauen und Steven legt währenddessen zuerst Sonnenbrille und kurz darauf auch Mantel zur Seite. Verständlich – warm genug ist es trotz wolkenbehangenem Himmel immer noch.

Vor wenigen Wochen durften Crystal Ball die Bühne des „Rock The Ring“ Festivals rocken, zeitlich bedingt mussten sie sich da allerdings auf ein straffes Programm beschränken. Heute als Headliner können sie aus dem Vollen schöpfen – und das tun sie! Es folgt eine richtig harte Version von „Back For Good“ und im Anschluss das selten gespielte „Time And Tide“. Für mich gibt’s kaum noch ein Halten, als endlich auch wieder einmal das fantastische „Gods Of Rock“ startet. Das erste ganz grosse Highlight des Abends, keine Frage. Das Publikum sieht’s ähnlich, da wird schon tüchtig mitgesungen. „Never A Guarantee“ ist dann bereits der fünfte Song des aktuellen Albums „Déjà Voodoo“ und auch mit „LifeRider“ gibt’s keine Verschnaufpause – es geht Schlag auf Schlag. Die Band ist in einer fantastischen Form und Steven trifft selbst die höchsten Töne einfach punktgenau.

Apropos Steven: Der kommt jetzt mit Hut daher für die nächsten Songs. Doch noch eine Verschnaufpause: Vom 2005er Album „Timewalker“ gibt’s „Walk Through Time“ und von „Déjà Voodoo“ folgt „Home Again“. Nein, ich bin nach wie vor nicht der grösste Balladen-Fan, an dieser Stelle wäre mir das saugeile Drumsolo lieber gewesen. Denn das – ich nehm’s vorweg – fehlt an diesem Abend. Schlussendlich ist’s verkraftbar, denn mit „Powerflight“ wird das Gaspedal wieder durchgedrückt. „It’s Not Love“ (vom 2007er Werk „Secrets“) hab ich glaub’s noch gar nie live gehört – prima! Und als ob das alles noch nicht genug wäre, starten die Jungs jetzt ein regelrechtes Best-Of Programm…

„Hold Your Flag“ (mit obligatem Fahnenschwenker zu Beginn) leitet die Schlussphase ein. Das sensationelle „He Came To Change The World“ ist ebenfalls wieder einmal zu hören, danach bedankt sich Steven bei der Schweiz und bei den Schweizern. Und verspricht, nach der Show ein „paar Tausend Bierli, Schnäpsli oder Weinli“ zu trinken! Warum werde ich das Gefühl nicht los, dass der Westdeutsche grade Schweizerdeutsch lernen will?? „Hellvetia“! Eine richtige Hymne, zweifellos – und die mündet direkt in „Mayday!“. Nachdem ich gesehen habe, dass sie den in Hinwil zockten, wäre ich ziemlich muff gewesen, wenn das heute nicht der Fall gewesen wäre. Aber so bin ich mehr als zufrieden. Dürften auch all die Damen in den vordersten Reihen sein: Steven kommt von der Bühne runter und herzt die holden Weiblichkeiten – meine Frau ist mittendrin statt nur dabei und kriegt ihr Grinsen kaum mehr aus dem Gesicht. Ääähm…

Das Finale ist dafür dann wieder so, wie man es von den übrigen Shows kennt: „Déjà Voodoo“ bildet den ersten Schlusspunkt, die zwei Übernummern „Paradise“ und natürlich „Anyone Can Be A Hero“ sind der Zugaben-Block. Kurz vor Mitternacht ist das endgültige Ende erreicht, nach einer Spielzeit von weit über 100 Minuten und 20 Songs. DAS nenne ich eine Headliner Show! Völlig zurecht feiern die Fans die Band, welche nur wenige Minuten danach bereits am Merchstand steht und fleissig ihre Autogramme in Booklets (oder auf Setlists….) verteilt.

Ist es Majestätsbeleidigung? Gotteslästerung? Wenige Tage zuvor spielten Aerosmith im Hallenstadion Zürich. Klar – eine komplett andere Liga. Doch wenn ich jetzt diese beiden Konzerte (trotz der riesigen Unterschiede) vergleiche, dann bevorzuge ich Crystal Ball. Und sei es nur darum, weil sie zwanzig EIGENE Songs gespielt und komplett auf irgendwelche Solos verzichtet haben. Beide Daumen hoch!

Setliste Crystal Ball

  1. Director’s Cut
  2. Dr. Hell No
  3. Suspended
  4. Back For Good
  5. Time And Tide
  6. Gods Of Rock
  7. Never A Guarantee
  8. LifeRider
  9. Walk Through Time
  10. Home Again
  11. Powerflight
  12. It’s Not Love
  13. Break Of Dawn
  14. Hold Your Flag
  15. He Came To Change The World
  16. Hellvetia
  17. Mayday!
  18. Déjà Voodoo
  19. Paradise*
  20. Anyone Can Be A Hero*

*Zugaben

Fotos Crystal Ball District 28 2017 (Nicky)


Wie fandet ihr das Konzert?

/ 11.07.2017
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