Motörhead - Under Cöver (CD Cover Artwork)
Fr, 1. September 2017

Motörhead – Under Cöver

Hardrock, Rock, Rock n' Roll
29.09.2017
Motörhead - Under Cöver (CD Cover Artwork)

Lemmy, we miss you!

Die legendären, unbeugsamen Motörhead mögen zwar nach dem Tod ihres Aushängeschilds Lemmy Kilmister Geschichte sein, aber glücklicherweise wird die Musik der Briten noch lange weiterleben.

Drummer Mikkey Dee trommelt inzwischen im Dienste der Scorpions und Gitarrist Phil Campbell fokussiert sich mit vollem Einsatz auf das Projekt mit seinen «Bastard Sons». Lemmy wird mit grösster Wahrscheinlichkeit in einer himmlischen Version des «Rainbow Bar and Grill»-Lokals vor einem Spielautomaten sitzen und sich den einen oder anderen Jacky-Cola genehmigen. Viele Metalheads – inklusive meiner Wenigkeit – können das Ableben des Rockstars nach wie vor nur mühevoll akzeptieren, denn die hinterlassene Lücke ist einfach riesig. Nichtsdestotrotz muss das Leben irgendwie weitergehen.

Und dann halte ich plötzlich diese neue Motörhead-Scheibe in meinen Händen. Veröffentlicht wurde das Ding Anfang September via dem eigenen Label «Motörhead Music». Allerdings sprechen wir hier nicht von meinem Material. Das Album ist viel eher eine Zusammenstellung der elf besten Cover-Songs der Band. Hören wir doch einmal rein, was für Perlen sich auf «Under Cöver» so verstecken.

DAS ALBUM – «Under Cöver»

Begonnen wird mit der Judas Priest Über-Hymne «Breaking The Law». Beide Truppen gingen häufig gemeinsam auf Tour und daraus sind wahre Freundschaften unter den einzelnen Musikern entstanden. Lemmy und Co. schaffen es problemlos dem Stück den unverkennbaren Motörhead-Stempel aufzudrücken. Und der heisere Mann am Mikro macht sich gar nicht mal so schlecht als Rob Halford. Eine durchaus gelungene Cover-Version.

Das Trio liebt die Sex Pistols. So ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass es ein Song der Punk Rocker auf die Platte geschafft hat. Irgendwie empfinde ich es als äusserst unterhaltsam, wenn der Albtraum aller Schwiegermütter die Worte «God Save The Queen» in den Mund nimmt. Das Ganze dröhnt ziemlich flott aus den Boxen und passt optimal zu Motörhead.

Eine ordentliche Dosis Emotion steckt dann schliesslich im dritten Lied. Wer dieses Jahr auf dem «Holy Ground» des W:O:A herumgewandert ist, wird die motörhead’sche Version von David Bowie’s «Heroes» sicherlich mindestens einmal aufgeschnappt haben. So schnell wird damit übrigens auch nicht Schluss sein, denn das Stück wurde dort auch gleich zur offiziellen Wacken 2018-Hymne auserkoren. Sowohl Bowie als auch Lemmy mögen vielleicht nicht mehr unter uns weilen, aber ihre Musik lebt weiter. Chapeau!

Bei der Aufnahme der nächsten Nummer verhinderten gesundheitliche Probleme die Beteiligung des Motörhead-Frontmanns am Gesang. Mit Biff Byford von Saxon konnte allerdings ein würdiger Ersatz verpflichtet werden. Zusammen mit Phil und Mikkey serviert er uns eine neue Version von Rainbow’s «Starstruck». Eine Kooperation zwischen Motörhead und Saxon? Das muss einfach genial klingen – und genau das tut es auch. Und im Refrain ist Lemmy sogar doch noch ein wenig zu hören.

US-Rocker Ted Nugent dürfte allenfalls nicht jedem unter uns zwingend ein Begriff sein. Bei unseren Kollegen auf der anderen Seite des grossen Teichs ist er jedoch ziemlich populär und auch ein bisschen umstritten. Ausschlaggebend dafür sind sicherlich seine zum Teil rassistischen Aussagen und die Verherrlichung von Waffen. Und ein bekannter Song dieses Bad-Boys ist ebenfalls auf «Under Cöver» vertreten. Gemäss Lemmy sei ihre Version von «Cat Scratch Fever» noch ein Spürchen besser als das Original. Die Riffs und Soli sind jedenfalls verdammt geil.

Anschliessend folgt ein The Rolling Stones-Doppelpack bestehend aus «Jumpin’ Jack Flash» und «Sympathy For The Devil». Lemmy sei gemäss Produzent Cameron Webb schon immer ein grosser Anhänger der Stones gewesen. Für einmal wirkt die ganze Geschichte leider nicht sonderlich überzeugend. Der letzte Funke will einfach nicht rüber springen. «Sympathy For The Devil» verfügt jedoch eindeutig über die besseren Ansätze.

Häh? «Hellraiser» ist doch ein Motörhead-Song? Jep, genau das habe ich auch immer gedacht. Stimmt aber nicht. Ursprünglich hat der Meister die Nummer nämlich für Kollege Ozzy Osbourne geschrieben. Am 1991er-Album «No More Tears» des Fledermausfressers hat sich Lemmy textlich insgesamt an vier Liedern mitbeteiligt. Richtige Bekanntheit erlangte «Hellraiser» allerdings erst ein Jahr später, als Motörhead die Scheibe «March Or Die» raushauten. Ich persönlich werde die Hymne nach wie vor primär Lemmy und Co. zuordnen. Schliesslich wirkt diese Version definitiv überzeugender.

Die nächste Nummer findet aufgrund Phil’s Input den Weg auf die Scheibe. Dieses Mal sind die Ramones dran. Bei «Rockaway Beach» geht’s ziemlich zu Sache. Bremsen ist kein Thema. Ein cooler, mitreissender Rock ‘N’ Roll-Track. Motörhead und die Ramones wurden in der Vergangenheit des Öfteren als siamesische Rock-Zwillinge bezeichnet.

Lemmy war ebenfalls ein guter Freund von Dee Snider. Aufgrund dessen muss natürlich ebenfalls ein Song aus dem Hause Twisted Sister auf diesem Cover-Silberling vertreten sein. Die Wahl fiel auf «Shoot ‘Em Down». Das ist dreckiger Rock, wie man ihn von den Jungs bestens kennt. Hörempfehlung? Selbstverständlich!

Das Beste kommt zum Schluss. Motörhead wildern hierfür – übrigens nicht zum ersten Mal – im Jagdrevier von Metallica und entwenden kurzerhand den Track «Whiplash». Scheint definitiv nicht die dümmste Idee gewesen zu sein, denn für die Nummer erhielt das Trio 2005 einen Grammy in der Kategorie «Best Metal Performance». Die Herrschaften drücken hier ziemlich aufs Gaspedal. Gefällt mir deutlich besser als beispielsweise das «Enter Sandman»-Cover.

FAZIT

Motörhead-Anhänger sollten «Under Cöver» unbedingt in ihre jeweiligen Sammlungen integrieren. Die Zusammenstellung der gecoverten Tracks ist absolut hörenswert. Gewisse Nummern kommen in einem ganz neuen Glanz daher und klingen teilweise sogar besser als die Originale. Doch irgendwie hoffe ich auch, dass man die ganze Motörhead-Geschichte nun endlich langsam sacken lässt. Die Geldmacherei mit verstorbenen Künstler ist nun einmal so eine Sache. So wie ich ihn einschätze, wäre Lemmy damit wohl kaum einverstanden gewesen. Mikkey Dee selbst hat ja bereits verlauten lassen, dass keine neuen Alben folgen werden. Das Schaffen der Band kann mit dem bisherigen Material schliesslich bestens gewürdigt werden. Ich werde diese Angelegenheit sicherlich äusserst gespannt weiterverfolgen. Aus Respekt gegenüber Lemmy verzichte ich allerdings bei «Under Cöver» auf eine Wertung.

Reinhören und portofrei bestellen

Trackliste Motörhead – Under Cöver

  1. Breaking The Law
  2. God Save The Queen
  3. Heroes
  4. Starstruck
  5. Cat Scratch Fever
  6. Jumpin‘ Jack Flash
  7. Sympathy For The Devil
  8. Hellraiser
  9. Rockaway Beach
  10. Shoot ‚Em Down
  11. Whiplash

Line Up – Motörhead 

  • Lemmy Kilmister – lead vocals, bass
  • Phil Campbell – guitars, backing vocals
  • Mikkey Dee – drums

Video Motörhead – Heroes


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29.09.2017
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