Rocknacht Tennwil 2017 (Plakat)
Do–Sa, 21.–23. September 2017

Rocknacht Tennwil 2017 – Eclipse, Silent Circus u.m.

Hölzliweg (Tennwil, CH)
11.10.2017
Rocknacht Tennwil 2017 (Plakat)

Jubiläum am Hallwilersee

Vor 10 Jahren fand die erste Rocknacht im Aargauer Tennwil statt. Dank einer tollen Organisation, guten Acts und Ständen und einem spürbar echten Enthusiasmus auf Seite Veranstalter durfte die Rocknacht dieses Jahr ihr 10-jähriges Jubiläum feiern.

Die «Konkurrenz» ist gross: Eluveitie spielen in Solothurn, Papa Roach in Winterthur und die Underground-Szene brennt sich an Freitagen und Samstagen sowieso durch die Schweiz. Was aber die Rocknacht Tennwil so speziell macht, dass sie trotzdem ein grosses Festzelt füllen kann, ist Inhalt des Berichts. 

Das Drumherum

Wie an jedem Festival, geht es nicht nur um die Bands, sondern um die Location generell, um kulinarische Angebote, um Sitzgelegenheiten und um ein allfälliges Rahmenprogramm. Die Rocknacht Tennwil hat dieses Jahr zum zweiten Mal auf ein grosses beheiztes Zelt gesetzt. Fand das Festival bis 2015 noch unter freiem Himmel statt und wurde mehrere Male verregnet (und verschlammt), hat sich das Zelt bis jetzt bewährt. Man kann der Veranstaltung also ohne Probleme auch in kurzer Hose und Shirt beiwohnen. Der Eingang liegt gegenüber der Bühne. Beim Betreten des Zeltes trifft man als erstes auf die vielen Festbänke, welche genug Sitzgelegenheit für einen grossen Teil des Publikums bieten (für den Freitag und Samstag wird die vordere Hälfte der Bänke weggeräumt). Links und rechts gibt es einige Essenstände, welche Schnitzelbrote etc. (und nicht zu vergessen: geniale salzige Crêpes) anbieten. Ebenfalls wichtig: Auf der rechten Seite erstreckt sich über die ganze Langbreite eine grosse Bar, damit die Kehle nicht trocken bleibt. Gegenüber, also auf der linken Langseite hat es einige Stände. Sowohl Bar als auch Stände sorgen dafür, dass das Portemonnaie nicht wegen Überdruck noch platzt.

Die Bands – Schlagrahm

Am Donnerstagabend (der dieses Jahr als Familienabend mit freiem Eintritt integriert wurde) komme ich leider erst für die letzte von drei Bands (Danke SBB…). Schade, denn die Musikgesellschaft Meisterschwanden und die ebenfalls heimischen Gruuf Digger haben anscheinend ganz schön Spass gemacht. Die anfängliche Enttäuschung ist aber bis zum Ende des Abends weggeblasen. Schlagrahm aus dem Kanton St. Gallen machen nämlich mächtig Party. Party heisst in ihrem Fall «Schlager mit Stromgitarren». Nach einer Ankündigung via Lautsprecher (durch eine Off-Voice) treten die vier Musiker auf die Bühne – in altmodischen Trainingsanzügen, Schweissbändern und Sonnenbrillen. Auf den Lautsprechern prangert anstelle des Marshall-Logos das grosse, pinke und ehrlich gesagt hässliche Logo von Schlagrahm. Auch wenn deren Auftritt optisch kein Augenschmaus ist, dürfen sich die Ohren an diesem Abend von Klassikern verwöhnen lassen. Am Anfang geht ausser der Band noch niemand wirklich ab, aber die Musiker haben sichtlich Spass – und können mit der Zeit und mithilfe von Spezialaktionen wie dem Verteilen von aufblasbaren Schlagrahm-Gitarren, peinlichen Tänzen oder der Versteigerung des Schlagrahm-Schlagrahms (eine normale Schlagrahm-Dose mit Logo) auch das Publikum zum Mitmachen animieren. Hits wie «Who The Fuck Is Alice?», «Hulapalu» und «Major Tom» bekommen einen neuen Anstrich und veranlassen noch so manchen Besucher zu peinlichem Tanzen und auf-den-Bänken-Rumgehüpfe. Die Band wechselt mehrmals Accessoires wie Skibrillen und irgendwann verschwindet sie noch kurz hinter der Bühne, um in Lederhosen und Metal-Shirts wieder zu erscheinen. Zum finalen «Marmor, Stein und Eisen bricht» bemüht sich auch der aktuelle Gemeindeammann Ueli auf die Bühne und klaut der Band fast die Show. Wahlkampf sozusagen. Für mich ist der Auftritt von Schlagrahm eindeutig der mit dem höchsten Party-Faktor!

Mad Sox

Am Freitag lohnt es sich, früh auf dem Gelände zu erscheinen. Bereits die erste Band ist Mad Sox. Diese Band aus Solothurn ist nicht neu in der Szene, bereits seit 25 Jahren sind sie unterwegs. Die Jungs treten mit coolen Caps und Schweissbändern auf die Bühne. Leider ist das Zelt um diese Zeit aber noch fast leer. Am Geländer stehen knapp 10 Besucher, an der Bar und an den Tischen sind ein paar weitere zu finden. Schade, Mad Sox hätte definitiv mehr Andrang verdient. Die Band kümmert dies aber nicht gross. Als wäre das Zelt rappelvoll spielen sie ihre Mischung aus urchigem Schweizer Hard-Rock à la Krokus und einem Rap-Grungigem Sound à la Clawfinger (man beachte die geniale Stimme) und begeistern damit zumindest die erste Reihe. Für mich bildet diese Band den musikalischen Höhepunkt aller drei Abende!

Silent Circus

Silent Circus war wohl ein Highlight für viele Besucher, ihr Name ist keineswegs unbekannt. Die Band überzeugt dank einem sehr abwechslungsreichen Musikstil. Der Sänger, welcher liebend gerne im Kunstnebel-Strahl steht und seinen Kopf darin umherschwingt, variiert konstant zwischen Gegrunze, Screaming und hohem Klargesang. Auch die Instrumentalisten passen dazu, wechseln sie doch im Minutentakt zwischen Stilen vergleichbar mit Linkin Park, Slayer oder sogar fast Six Feet Under.

The Order

Tennwil kommt an diesem Abend nicht aus der Feierlaune. Einerseits spielen als Nächstes The Order, welche ebenfalls Hard Rock à la Shakra und Krokus spielen. Die Stimme ist ungewöhnlich hoch (und kommt schliesslich auch aus einem hohen Mann). Andererseits wird während deren Auftritt das Rocknacht-Jubiläum so richtig zelebriert. Welche Band passt dafür besser als The Order, welche bereits zum dritten Mal in Tennwil auftreten? Die Veranstalter werden auf die Bühne gebeten und mit einer grossen Geburtstagstorte wird das Jubiläum offiziell gefeiert. Für alle regelmässigen Rocknacht-Besucher bestimmt ein ganz spezieller Moment.

Maxxwell

Als Highlight des Abends spielt eine der wenigen Bands, bei denen ich vor der Rocknacht nicht nur den Namen kannte. Die Rocker von Maxxwell, welche doch auch schon einige Jährchen auf dem Buckel haben, haben zu Recht den Slot als letzte Band am Freitagabend erhalten. Wie es sich gehört, sorgt der Headliner für eine grosse Party im ganzen Festzelt. Song für Song versetzen sie die Besucher in Hüpf- und Headbangorgien.

Wielander

Am Samstag beginnen die Konzerte noch früher, denn heute spielen am meisten Bands. Das Konzert von Wielander ist bereits in vollem Gange, als ich das Zelt betrete. Kopf der Band ist Martin Wieland, der durch seine Coverband «Rockwalden» aus Obwalden bekannt geworden ist. Bei Wielanders Musik ist das Auffälligste Martins Stimme, welche, kombiniert mit der Musik der Band, entfernt an Judas Priest erinnert. Macht Lust auf mehr!

Maverick

Nach so vielen Schweizer Bands ist nun eine nordirische Band am Start. Die Herren aus Belfast starten ihren Auftritt mit einem melodischen Intro, dem Top Gun Theme (liegt beim Namen «Maverick» ja auch nahe). Sie selber bezeichnen ihre Musik als Kickass-Hard Rock, ich höre da aber noch einen ziemlichen Einfluss von Power Metal raus. Bereits im ersten Song gibt es auch schon ein Bass-Solo, das Publikum wird von Anfang an mitgerissen. Die erste Reihe dreht durch, das Geländer fällt mehrere Male fast zu Boden. Spätestens beim Covern des Überhits «Whiskey In The Jar», welches allen Whiskey Fans gewidmet wird, werden auch jene Besucher warm, die hinten auf den Bänken sitzen. Ganz grosse Show!

Hartmann

Als Hartmann die Bühne betritt, bin ich leicht verdutzt. Mehrere der Musiker, aber insbesondere der Sänger kommen mir sehr bekannt vor. Nach ein wenig Googlen merke ich, dass dieser Hartmann der Gitarrist von Avantasia ist. Aber nicht nur bei Avantasia hat er mitgemacht, sondern auch bei Edguy, bei At Vance und bei Echoes, einer Pink Floyd-Coverband. Desweiteren leiht er seine Stimme auch Bands wie HammerFall und Helloween. Plötzlich wird mir auch klar, dass ich mich circa eine Stunde vorher nicht getäuscht hatte, als ich dachte, Sascha Paeth von Avantasia auf einem Festbank gesehen zu haben. Noch weniger erstaunt es mich also, bei genauerem Hinschauen Sascha Paeth ganz vorne unter den stehenden Zuschauern ausmachen zu können. Doch genug zu Hartmann und Paeth als Person. Musikalisch bietet die Band Hartmann genau das, was man erwarten könnte: astrein gespielter, sauberer Power Metal, der die Leute begeistern kann. Alle vier Musiker singen mit und der Lead liegt keineswegs nur bei Oliver. Super Sache!

Eclipse

Diese Band ist Headliner am heutigen Samstagabend. Bis zum diesjährigen Leyendas del Rock kannte ich sie nicht und da durften sie «nur» einen Opener-Slot spielen. Bereits damals haben sie aber Laune gemacht und auch heute scheinen sie einen vielversprechenden Auftritt geben zu wollen. Musikalisch ebenfalls top (Jetzt, bei der letzten Band, kann ich ja sagen, dass eigentlich alle Bands gutes Songmaterial lieferten…)! Für mich bildet dieses Konzert der Rocknacht einen guten Abschluss, bei XII Gallon Overdose bin ich bereits auf dem Heimweg. Der Auftritt ist aber durchaus ein würdiger Abschluss und zeigt mir erneut: Am Hölzliweg in Tennwil ist einmal im Jahr die Hölle los!

Das Fanzit

Drei Tage, zwölf Bands, ein Zelt, ein Publikum! Ich möchte Tennwil auf keinen Fall mit dem heutigen Wacken vergleichen, aber die Anfänge der beiden Festivals könnten wohl durchaus miteinander verglichen werden. Ein paar junge Leute mit einer guten Idee und viel Organisationstalent sowie Durchhaltevermögen und ein Publikum, welches sich Jahr für Jahr die Festivaltage freihält. Sei es nun auf Bauer Uwes Feldern oder am Hölzliweg in Tennwil, einmal im Jahr ist Party! Diese Party durfte ich dieses Jahr zum ersten Mal miterleben und ich werde wohl auch in Zukunft wieder mit von der Partie sein!

Setliste Schlagrahm

  1. Alice
  2. Über Sieben Brücken Musst Du Gehen
  3. Anita
  4. Viva Colonia
  5. Verdammt Ich Lieb Dich
  6. Hulapalu
  7. Tränen Lügen Nicht
  8. Eine Neue Liebe Ist Wie Ein Neues Leben
  9. Wenn Nicht Jetzt Wann Dann
  10. Major Tom
  11. I Sing A Liäd Für Dich
  12. Wahnsinn
  13. Medley
  14. Swiss Lady*
  15. Marmor, Stein Und Eisen Bricht*

Setliste Mad Sox

  1. Feel My Pain
  2. Mathafacka
  3. Your Nightmare
  4. Silly Fuck
  5. Who’s Inside
  6. Stuck Mojo
  7. Reality
  8. O.E.F.F.
  9. Talk Shit, Get Shot
  10. Mighty Hoop
  11. Lumberjack
  12. The Wall*

Setliste Silent Circus

  1. Burning Down
  2. My Return
  3. Surrender
  4. Rise And Fall
  5. Into The Silence
  6. Save Myself
  7. Affection
  8. Breathing
  9. Today*
  10. Once Again*
  11. Inner Voice*

Setliste Maverick

  1. All For One
  2. SSS
  3. Beyond The Gates
  4. Free
  5. Renegade
  6. Quid
  7. Whiskey Lover
  8. Mademoiselle
  9. The One
  10. Whiskey In The Jar
  11. Forever
  12. Asylum
  13. In Our Blood

Setliste Hartmann

  1. Irresistible
  2. I Would Murder For You
  3. High On You
  4. The Sun’s Still Rising
  5. Right Here Right Now
  6. I Won’t Get Fooled Again
  7. After The Love Is Gone
  8. All My Life
  9. Alive Again
  10. Don’t Give Up Your Dream
  11. Out In The Cold
  12. Listen To Your Heart

*Zugaben


Wie fandet ihr das Festival?

11.10.2017
Weitere Einträge von

Eclipse, Hartmann, Mad Sox, Maverick, Maxxwell, Schlagrahm, Silent Circus, The Order, Wielander

 
Do–Sa, 4.–6. Januar 2024, Hornbach (Wasen im Emmental, CH)

Ice Rock Festival 2024 – Geoff Tate, Voodoo Circle, The 69 Eyes u.v.m.

 
Fr, 15. September 2023, Dynamo Werk 21 (Zürich, CH)

King Zebra, The Order

 
Sa–So, 19.–20. November 2022, Chillout (Boswil, CH)

Eye See You Festival 2022 – Ophelia’s Eye, Lotrify, Expellow u.m.

 
Sa, 31. Dezember 2022

Jahresrückblick Metalinsider

 
Fr–So, 19.–21. August 2022, La Ferme Lauper (Vallamand, CH)

Rock The Lakes 2022 – Eisbrecher, Clawfinger, Coroner u.v.m.