Metalinside.ch - Nubia - Industrie45 Zug 2017 - Foto Liane
Fr, 27. Oktober 2017

Uneven Structure, Voyager, Nubia

Industrie 45 (Zug, CH)

Cooking The Man Tour

Zug ist jetzt wirklich nicht das Zentrum Progressiver Metalkunst und doch durfte man am 27. Oktober erstaunt und gleichermassen erfreut feststellen, dass im Jugendkulturzentrum i45 eine Location besteht, die das Zeug hat, potenzielle Metalbands anzulocken. Zumindest schaffte man es Uneven Structure und Voyager für einen Gig in der Innerschweiz zu verpflichten. Doch bevor zwei international erfahrene Bands ihren Auftritt hatten, war aus dem Nachbarkanton eine junge Band zu Gast.

 

Nubia

Hoppla! Ist mir da was im Metal-Universum entgangen? Es ist ja nicht so, dass die Schweiz musikalisch nichts zu bieten hätte, aber unser Land ist nun mal nicht besonders gross und Nubia hätte auffallen müssen. Spätestens nach ihrem Gig in Zug, dürfte dies inzwischen der Fall sein.

Zitat Michael Hirst (Gitarre) „Uns gibt es noch nicht lange (2016) und wir konnten kurzfristig hier auftreten und wir waren alles andere als vorbereitet“. Man merkte es den Jungs aus Luzern gut an, wie die Nervosität teilweise Überhand nahm. Aber die hinderte das Quartett nicht daran, in bester Djent-Manier abzurocken. Da scheint jemand seine Hausaufgaben gemacht zu haben.

Für „wenig vorbereitet“ gingen Nubia aber ganz schön ab und deckten das i45 mit rhythmisch anspruchsvoller Musik zu. Dass man sich gut und gerne an Animals As Leaders oder Plini orientiert, war nicht zu überhören, doch hat Instrumentalmusik auch Risiken. Dies dürfte sich allerdings hoffentlich bald relativieren, denn Nubia ist auf der Suche nach einem adäquaten Sänger. Bis dahin treten sie weiter als Instrumental-Band auf.

Technisch kann man Nubia gute Noten geben und wenn jetzt noch mehr Abwechslung ins Songwriting einfliesst, dürfte man ein breiteres Publikum ansprechen können. Nach der ersten Veröffentlichung „Pathways“ auf Youtube, soll Mitte 2018 auch eine CD den Schweizer Musikmarkt bereichern – man darf also gespannt sein.

Voyager

Als Band eines anderen Kontinents, wünscht man sich natürlich ein entsprechendes Publikum. Qualitativ war dieses sicherlich vorhanden, doch leider nicht in gewünschter Menge. 40 Leute vor der Bühne – na und? Dies dachten sich die Australier Voyager und begannen ihre Show, als wären hunderte Fans anwesend. Was soll man sagen?

Keine Schwachstellen – weder musikalisch noch personell. Selten habe ich eine Band gesehen, die so sehr harmonisiert wie Voyager. Das ist genau das, was man von einer Live-Band erwartet. Spielfreude ohne Ende und einen Mordsspass auf der Bühne, der sich auch auf’s Publikum überträgt. Das ist genau das, was man von einer Band erwartet und es war genau das, was das Publikum bekam.

Der eine oder andere war sichtlich erstaunt, als Sänger Daniel Estrin mit dem Publikum in astreinem Deutsch sprach – er lebte schliesslich einige Jahre in Deutschland. Aber auch ohne linguistische Einlage machte er das, was ein guter Frontmann zu tun hat. Er holte das Publikum immer wieder ab und peitschte es auf. Doch zurück zur Bühne. Voyager lieferte eine ungebremst kraftvolle und abwechslungsreiche Show ab.

So vielfältig wie ihre Musik, ist die Band selber. Es gibt nicht den typischen Voyager Musiker, der sich Genre gerecht stylt – überhaupt nicht! Und wer glaubt, dass Prog-Metal nur was für die Herren der Schöpfung ist, täuscht sich gewaltig. Mit Simone Dow ist eine Frau am Start, die so manchem Gitarristen um die Ohren spielen kann. Ach ja, und allen Musikern, die wie angeschraubt auf der Bühne ihre Saiten quälen, lass hier eines gesagt sein – es geht auch anders. Klein aber oho ist man geneigt zu sagen, denn Dow ging ab wie Schnitzel.

Wenn man sich die Studio-Arbeit von Voyager anhört, so kommt man schnell zum Schluss, dass die Jungs (und Mädel) zu den besten Vertretern des Aussi-Prog-Metals bezeichnet werden dürfen. Eigentlich müsste in jeder guten Metal Sammlung ein Silberling der Australier vorhanden sein, denn mittlerweile sind es schon deren sechs, die sich sehen bzw. hören lassen können. Live ist die Band allerdings noch eine Nummer grösser und nur schwer zu toppen. Es bleibt zu wünschen, dass Voyager dem europäischen Musik-Markt weiter treu bleibt.

Uneven Structure

Die Prog-Metal/Djent Band aus Metz (Frankreich) hatte einen schweren Stand. Nach Voyager zu spielen war sicherlich kein einfaches Unterfangen, denn diese hatten die Messlatte hoch gesetzt. Die Tatsache, dass inzwischen ein paar Zuschauer mehr die Lokalität verlassen hatten, kam noch erschwerend hinzu. Doch Uneven Structure taten dasselbe wie schon Voyager vor ihnen – spielen was das Zeug hält, unabhängig davon, wie viele Leute im Publikum sind.

Jetzt kann man Uneven Structure nicht 1:1 mit Voyager vergleichen. Die Franzosen sind nicht so abwechslungsreich dafür aber komplizierter und aggressiver und spielen anspruchsvollen Djent mit Progressive -Metal-Einflüssen, der nicht immer leicht zu verdauen ist. Das zeigt sich vor allem im neuen Album „La Partition“, das zwar von hoher Qualität ist, aber wahrscheinlich wegen der hohen Komplexität der Songs eher ein dediziertes Publikum ansprechen kann.

Wohl bemerkt änderte das nichts an der Live-Qualität der Band und eines muss man ihnen lassen. Wer so selbstbewusst und kompromisslos, auch in einem kleinen Club abdrücken kann, wird dies auch von einer grossen Bühne tun können und dort gehören die Franzosen eigentlich auch hin. Im Z7 konnten sie im April dieses Jahres zwar schon spielen, allerding auch „nur“ im Mini-Z7. Wer weiss, vielleicht wird das ja noch was, denn das Zeug dazu haben Uneven Structure ohne jeden Zweifel.

Ohne ein Foto der Band vor mir zu haben, würde ich keinen von Uneven Structure wiedererkennen. Zu dunkel und neblig war das Bühnenbild und vor allem waren die Protagonisten von hinten beleuchtet. Dies freute vor allem die Fotografen, denn die hatten eigentlich gar keine Chance ein perfektes Foto zu schiessen. Dafür überzeugte die Band musikalisch umso mehr.

Fotos von Uneven Structure, Voyager, Nubia in der Industrie45 2017 (Liane)


Wie fandet ihr das Konzert?

Weitere Einträge von

Nubia, Uneven Structure, Voyager