Versengold Z7 2017
Do, 16. November 2017

Versengold, dArtagnan

Z7 (Pratteln, CH)
01.12.2017
Versengold Z7 2017

Folk-Konzert der Spitzenklasse

Als nach dem Versengold-Gig am Greenfield Flo zu uns vor die Bühne runterkam und verriet, dass am Tag darauf ihre neue Tour mit Halt in Pratteln bekanntgegeben würde, war meine Freude riesig.

Kennengelernt hatte ich die Band am MPS, wo ich sie innert 2 Tagen 4 (!) Mal sehen konnte (ehrlich gesagt hatte ich schon auf der Full Metal Cruise mal 15 Minuten reingehört, hab mich dann aber wieder zu Maschine’s Late Night Show verzogen). Das Konzert am 16. November im Z7 war dann also mein neuntes (oder achteinhalbtes?) Versengold Konzert in neun Monaten (1x FMC, 4x MPS, 1x Greenfield, 2x in Wacken) und ich konnte es kaum erwarten, mitzuerleben, wie die Band sich an einem eigenen Headliner-Gig gibt. 

dArtagnan

Doch vor Versengold sind erst einmal dArtagnan an der Reihe. Ich kannte diese Band nicht und hoffte daher, wieder einmal eine gute neue Band entdecken zu können. Während einem für Folk Rock ungewöhnlich epischen Intro betreten die Musiker, resp. 6 edle Musketiere, die Bühne. Musketiere? dArtagnan? Das kommt mir doch irgendwie bekannt vor… Benannt hat sich das Trio, welches durch drei Live-Musiker ergänzt wird, also nach dem Comte d’Artagnan, welcher wiederum Alexandre Dumas zum Schreiben des Romans «Die drei Musketiere» inspirierte. Schon beim ersten Song merke ich: die Ähnlichkeit zu Versengolds Musik ist durchaus vorhanden, nur einige Nuancen (und die Wahl der Instrumente) lassen einen die Musik der beiden deutschen Bands auseinanderhalten. Sänger Ben verrät, dass sie in ihrer 2-jährigen Karriere heute das erste Mal in der Schweiz sind. Trotzdem haben sie das Publikum innert Minuten auf ihrer Seite. Gute Musik, sichtliche Spielfreude und die eine oder andere nichtmusikalische Interaktion auf der Bühne zeugen von der Kunst, das Publikum zu begeistern. Zu diesen «Interaktionen» zählen Varianten einer «la ola»-Welle, ein kampffreudiges «En Garde»-Spiel und einige dumme Witze. Als dann für das vielfach gecoverte Trinklied «Was wollen wir trinken?» noch Flo von Versengold dazukommt, um fleissig mitzufideln, rastet das Publikum gleich nochmal einen Zacken mehr aus. Es wird getanzt und gefeiert. Für eine Vorband ist dieses Konzert eine super Leistung! Von dArtagnan und ihrem Musketier Rock wird man in Zukunft ganz bestimmt noch mehr hören.

Versengold

Gleich nach dem Auftritt der Vorband fällt ein riesiger Funkenflug-Vorhang. Bei «Funkenflug» handelt es sich um das neue Versengold-Album, von welchem wir im Verlaufe des Abends einen grossen Teil genüsslich auf die Ohren bekommen werden. Der Opener des Albums ist dann, wie bei vielen Konzerten, auch der erste Song des Konzerts. Mit «Niemals sang- und klanglos» zeigen Versengold von Anfang an, was sie sich von diesem Abend erhoffen. Dabei profitieren sie natürlich vom bereits richtig warmen Publikum. Schon bei diesem ersten Song, den die Besucher in- und auswendig mitsingen können, gibt es das erste Vor- und Nachsingspiel. Ziemlich früh, aber in diesem Zusammenhang passts!

Sänger Malte erzählt, es sei das erste eigene Clubkonzert in der Schweiz, nachdem sie sich mehrere Male als Vorband oder an Festivals von der Feier-Freudigkeit der Schweizer überzeugen konnten. Weiter verspricht er, uns 2 Stunden lang mit unzähligen neuen und alten Songs zu verwöhnen. Judihuiiiii! Weiter geht es mit dem selbstbetitelten Song «Versengold», bei dem dann auch schon der allerhinterste in der ganzen Halle das Tanzbein schwingt. Vor «Funkenflug», dem Titelsong des neuesten Silberlings, werden Knicklichter und Wunderkerzen verteilt. Pünktlich zu der Zeile «das Feuer knistert» brennt es dann im ganzen Z7. Ein wunderschöner Anblick!

Es geht weiter mit «Kein Trinklied», bei dessen Ankündigung der Schallpegelmesser ohne Aufforderung mal locker-flocker auf 108.7 dB springt – und das bei geschätzt nicht einmal halb vollem Z7! Gleich nach dem Song gesteht Malte dem Publikum, dass er sich beim Schreiben des Songtexts für «Verliebt in eine Insel» von einem Reisekatalog inspirieren liess und noch nie zuvor in Irland war. Kürzlich scheint er aber für einen «Faktencheck» dort gewesen zu sein und festgestellt zu haben, dass er alles ausser den vielen Schafen in den Text integrieren konnte. Aus diesem Grund bittet er dann einen «sehr haarigen Typen», Dudelsackbläser Ben von dArtagnan auf die Bühne, um Versengold bei der Hymne an die grüne Insel zu unterstützen.

Es geht weiter mit viel Getanze und Rumgehüpfe, insbesondere da beim ersten Instrumentaltrack «O’Rileys Lichterfest» Flo auf einem Wagen durch das Publikum geschoben wird. Anschliessend wird es auf der Bühne kurz dunkel, und nach grummligem Donner aus den Lautsprechern geht es weiter mit der Mitsing-Hymne «Samhain». Nach dieser zwei Songs anhaltenden Phase in Feierstimmung wird es besinnlich (wobei bei Versengold auch besinnliche Songs noch immer Tanzstellen beinhalten). Malte kündigt den für ihn selber sehr wichtigen Song «Haut mir kein’ Stein» an, bei dem dann wohl manchem Fan das kalte Schauern den Rücken runterläuft. Mit «Feuergeist» bleibt es besinnlich und Versengold beweisen, dass sie eindeutig nicht nur Trinklieder können!

Der nächste Instrumental (sprich: Geigengefidel) -Track «Bikebrennen» folgt, bevor Malte dann erzählt, sie hätten einen Teil der historischen Instrumente, welche sie sonst nicht dabeihaben, auf ihre eigene Tour mitgenommen. Beim folgenden «Herz durch die Wand» beweist sich dann Flo im Multitasking: er spielt Hackbrett und Mandoline im schnellen Wechsel und begeistert damit so manchen Folk-Fanatiker. Vor der Ballade «Nebelfee» wird dann erklärt, wieso sie jeweils nur eine einzige Ballade spielen («es tut der Feierei halt nicht so gut»). Passend zum Thema macht Malte Werbung für die «Nacht der Balladen», welche bei der ersten Ausgabe einen so enormen Erfolg erlebte, dass sie nächstes Jahr gleich an vier verschiedenen Standorten durchgeführt wird. Aber ich schweife ab… Natürlich ist mit «Nebelfee» vom neuen Album ein weiterer Gänsehaut-Moment garantiert! Dass Drummer Sean ans Keyboard wechselt und die Drums nun von Fidler Flo verdroschen werden, sorgt natürlich für weitere Abwechslung.

Das wilde Hin- und Herspringen durch das Songinventar der Bremer geht weiter: Es folgen viele Klassiker und neue Hits. Bei «Paules Beichtgang», der unter anderem dank seinem «in medias res»-Beginn ein richtiger Live-Knaller ist, verspricht uns Malte die Absolution. Im Gegenzug müssen wir entweder à la Ablassbrief alle ihre Alben kaufen, oder aber komplett durchdrehen. Aye, Sir! Das Trinklied «Hoch die Krüge» darf da natürlich auch nicht fehlen und nach einer kleinen Anekdote von ihrem Trip nach Partygal, dem umbenannten Portugal, gibt es noch den Song «In aller Ohr»… naja… auf die Ohren! Ach ja, selbstverständlich ist mein Favorit «Spass bei Saite» auch mit von der Partie.

Stolz ist Malte als einziges Gründungsmitglied dann auch, dass seine Band inzwischen 14 Jahre alt ist… und demzufolge nächstes Jahr 15 wird! Auch hier folgt wieder die obligatorische Werbung, dieses Mal für ihr Jubiläums- und Fankonzert, bei dem die Fans über die Setliste abstimmen können. Da Versengold so viele gute Songs haben und die Zeit doch langsam knapp wird, folgt dann ein geniales Medley, in dem Songs aus allen Alben Platz finden! Im Medley kommen inbesondere als Intro und Outro «Drey Weyber» vor, dazwischen eingeklemmt gibt es unter anderem Songs wie «Seemannsgarn», «Schon immer mal» und eine verdammt gute Version von «Highway to Hell» mit Flo als Angus, inkl. Angus-Gehüpfe, und Bassist Eike am Gesang. Wow, was für eine Stimme!

Nach dem Medley folgt der angeblich letzte Song, und zwar der älteste, den Versengold immer noch live spielen – und gleichzeitig der erste Versengold-Song, den ich je gehört habe (damals bei diesen 15 Minuten Reinhören auf der FMC): Es handelt sich um «Ich und ein Fass voller Wein», bei dem das Publikum mit viel Rumschunkeln eine wunderschöne Nordmeer-Imitation bildet (ja, Malte, auch die Schweizer wissen, wie ein Meer aussieht!). Als Dank für den Support wird dann auch dArtagnan nochmals auf die Bühne gebeten, total stehen da jetzt also 12 wackere Spielleute. Da nicht alle musikalisch zum Song beitragen können, hat ein Teil von ihnen ein Fass dabei, in dem sie über die ganze Bühne tanzen. Herrlich komisch!

Damit das Publikum noch einmal die allerletzte übriggebliebene Energie verbraten kann, gibt es dann noch den letzten Instrumentaltrack «Weinfass Tune», welcher ja sozusagen der Anhang zum Song ist. Als endgültiges Ende des Konzerts stehen die sechs Mannen wie immer an den Rand der Bühne, Daniel mimt den Mikrofonständer, und gemeinsamen singen sie ihren «Abgang».

Das Fanzit

Mein achteinhalbtes Versengold-Konzert in neun Monaten… und eindeutig das allerbeste! Was Versengold auf Festivals zeigen, ist nur ein Vorgeschmack auf das, was sie an ihrem Headliner-Konzert fabrizieren! Mit wahrlicher Spiellust, einem guten Kontakt zum Publikum, vielen guten Trink- und Partytexten und einem natürlichen, sympathischen Auftreten sichern sich die Bremer ihren Platz in meinen Top 5 der diesjährigen Konzert-Highlights! Damit erreichen sie das Niveau von Knorkator auf der FMC, Tuxedoo am Wacken, Alestorm in Bern und Hämatom in Pratteln. Ganz ehrlich, ich könnte nicht sagen, in welcher Reihenfolge ich diese Auftritte auflisten soll. Aber feststeht: Versengold spielen in der ganz oberen Liga mit! 

Setliste Versengold

  1. Niemals sang- und klanglos
  2. Versengold
  3. Funkenflug
  4. Kein Trinklied
  5. Verliebt in eine Insel
  6. O’Rileys Lichterfest
  7. Samhain
  8. Haut mir kein’ Stein
  9. Feuergeist
  10. Bikebrennen
  11. Herz durch die Wand
  12. Nebelfee
  13. Wem? Uns!
  14. Das wär’ ein Traum
  15. Spass bei Saite
  16. Paules Beichtgang
  17. Ablasstanz
  18. Solange jemand Geige spielt
  19. Hoch die Krüge
  20. In aller Ohr
  21. Medley (Drey Weyber, Seemannsgarn, Im Namen des Folkes, Ihr seid Musik, Schon immer mal, Immer schön nach unten treten, Highway To Hell, Drey Weyber)
  22. Ich und ein Fass voller Wein
  23. Weinfass Tune
  24. Abgang

Wie fandet ihr das Konzert?

01.12.2017
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