Metalinside.ch - Accept - Komplex 457 Zürich 2018 - Foto Kaufi
Mi, 24. Januar 2018

Accept, Night Demon

Komplex 457 (Zürich, CH)
/ 31.01.2018
Metalinside.ch - Accept - Komplex 457 Zürich 2018 - Foto Kaufi

Die zwei Soundqualitäts-Welten des Komplex 457 

Die deutschen Heavy Metal-Legenden Accept und die wilden Amis von Night Demon beehrten am Mittwochabend ein eher mittelmässig besuchtes Komplex 457 in Zürich. Engagement war definitiv vorhanden. Leider konnten sich nicht beide Akteure an derselben Soundqualität erfreuen. Alles Weitere entnehmt ihr den nachfolgenden Metalinside-Bericht. 

Dutti: Mitte Dezember des vergangenen Jahres war ja bereits Udo Dirkschneider zu Gast in der Schweiz. Nun folgt einen Monat später bereits das nächste Kapitel der Accept-Geschichte. Die Schwermetall-Teutonen rund um Glatzkopf-Klampfer Wolf Hoffmann statten dem Komplex 457 einen Besuch ab. Mit im Gepäck haben die Herrschaften unter anderem Material der neuen Scheibe «The Rise Of Chaos». Allerdings wird die Zuhörerschaft sicherlich ebenfalls den einen oder anderen Klassiker zu hören bekommen. Support gibt’s von den Jungs von Night Demon. Beide Truppen durfte ich schon mehrmals live erleben. Accept lieferten zuletzt einen hammermässigen Wacken-Auftritt ab (inklusive Orchester) und Night Demon durften 2017 als einzige Heavy Metal Band das sonst eher für Klänge aus den Bereichen Death, Black und Thrash bekannte Party.San Open Air eröffnen.

Genau um 19 Uhr treffe ich vor Ort ein. Am Eingang folgt dann allerdings bereits der erste Dämpfer. Ich muss meine Digitalkamera abgeben. Das ist mir bisher also nur sehr selten passiert. Innerlich kocht’s. Nichtsdestotrotz bleibe ich sachlich und leiste den Anweisungen des Security-Personals Folge. Eines muss ich dem zuständigen Mitarbeiter zu Gute halten, auf meine Frage nach dem Grund gibt er mir eine ganz anständige Antwort. Unfreundlich sind die Jungs also definitiv nicht. Doch die Trennung von meinem kleinen Schätzelein stört mich trotzdem. Mir ist bewusst, dass es teilweise gewisse Auflagen seitens Veranstalter und/oder Künstler gibt, die man einhalten muss. Jedoch bin ich felsenfest davon überzeugt, dass es später im Saal eh wieder einige Smartphone-Knipser und Filmer herumschwirren werden. So ganz fair ist die ganze Geschichte nicht. Ich mag kein Profi sein, aber meine Schnappschüsse und Videos haben sicherlich eine bessere Qualität. Zudem sind gerade junge Bands oftmals überaus dankbar, wenn man ihnen dieses Material zur Verfügung stellt. Grosse Nummern wie Accept sind allerdings nicht mehr auf so etwas angewiesen, so viel ist mir auch klar. Da ich jeweils auf der Bühnenseite stehe, belästige ich mit meinen Aufnahmen das Publikum zudem praktisch nicht. Da sind die «Smartphonianer» wesentlich rücksichtsloser. Aber nun genug des Echauffierens meinerseits. Fokussieren wir uns auf die wichtigste Sache des heutigen Abends – die Musik. Bilder wird es übrigens trotzdem geben. Kollege Kaufi wird sich bestens ausgerüstet im vergrösserten Fotograben austoben.

Night Demon

Dutti: Jarvis Leatherby, Armand John Anthony und Dusty Squires legen los wie die Feuerwehr – und werden sogleich Opfer des Komplex-Fluchs. Welch garstige Soundqualität! Jarvis’ Gesang ist praktisch nicht zu hören. Das nimmt dem ganzen Auftritt leider die Wirkung. Schade eigentlich, denn das Engagement des Trios würde absolut stimmen. Neben Songs ihrer beiden bisher veröffentlichen Studioalben «Curse Of The Damned» und «Darkness Remains» bekommt die Zuhörerschaft mit «Overkill» zusätzlich noch eine Motörhead-Hommage zu hören. Schön zu sehen, dass auch einmal etwas anderes als «Ace Of Spades» gecovert wird. Auf der Bühne herrscht viel Bewegung. Von den Publikumsreihen kann man selbiges nicht behaupten. Da befinden sich noch einige im typischen Salzsäulen-Modus. (Anm. Kaufi: Kunststück – bei dem Soundbrei vergeht einem ja auch fast die Lust!). Beim Track «The Chalice» stolziert ein als Gevatter Tod verkleideter Kerl mit einem goldenen Kelch in der Hand durch die Gegend. Night Demon würde ich mir definitiv wieder ansehen. Heute vermögen sie aufgrund des schrecklichen Soundbreis jedoch nicht zu überzeugen.

Accept

Dutti: Vorhang auf für den Headliner! Christopher Williams nimmt hinter seiner Schiessbude Platz und begingt den Takt zu «Die By The Sword» zu trommeln. Kurz darauf erscheint die Saitenfraktion rund um Wolf Hoffmann, Peter Baltes und Uwe Lulis im Rampenlicht. Da wird schon einmal ziemlich viel Gas gegeben. Aber ein Mitglied fehlt noch. Eine Vermisstenanzeige ist jedoch nicht nötig. Als Mark Tornillo nämlich hinter einer der fabrikähnlichen Bühnendekorationen hervortritt, wird’s im Saal richtig laut. Das Publikum ist aufgewacht! Im Gegensatz zu ihrem Support-Act dürfen sich Accept ausserdem an einer genialen Soundqualität erfreuen. Da scheint dieses Mal jemand die richtigen Knöpfe gefunden zu haben.

Ein Blick auf die Setliste verrät, dass die Herrschaften einiges geplant haben. Stolze 21 Stücke gibt es zu hören. Dabei tobt sich das Quintett sowohl in der eigenen Gegenwart als auch in der Vergangenheit aus. Deshalb gibt’s beispielsweise Sprünge von «Stalingrad» zu «Restless And Wild» oder von «Objection Overruled» (Anm. Kaufi: YES!!) zu «Pandemic». Bärenstark, was die Heavy Metal-Legenden da abliefern! Marks Reibeisenstimme braucht von derjenigen eines gewissen Herr Dirkschneider keinesfalls zu verstecken. Wie so oft schwört der Mann aus New Jersey auf Sonnenbrille und Kappe. Ebenfalls überragend ist einmal mehr der metallische Bruce Willis an der Klampfe. Grimassen schneidend entlockt er seinem Instrument so manche Soli. Ein unterhaltsames Duell mit Kumpel Baltes am Tieftöner darf selbstverständlich auch nicht fehlen. Der Basser scheint ein Anhänger der Videospielreihe «The Legend Of Zelda» zu sein, denn er trägt ein Shirt mit dem «Triforce»-Symbol.

Kollege Kaufi gesellt sich nach getaner Knipsarbeit zu mir und anschliessend lassen wir gemeinsam unsere Nackenmuskeln eskalieren. Zwischendurch reckt er seine Teufelshorn-Plastikgabel in die Luft. Ehrlich gesagt habe ich keinen blassen Schimmer, was es damit auf sich hat. Aber egal. Hauptsache wir haben unseren Spass. Bezüglich «Fast As A Shark» muss ich meinem Kollegen übrigens beipflichten. Den könnten die Herren auf der Bühne ruhig einmal von der Setliste streichen. Als Ersatz würde ich da beispielsweise das hommagelastige «Dying Breed» empfehlen. Geschichten wie «Princess Of The Dawn» oder «Metal Heart» packen mich schlichtweg mehr. Im Zugaben-Block folgen unter anderem mit «Teutonic Terror» nochmals ein paar Kracher. Zum Abschluss werden schliesslich standardgemäss wieder einmal die Hoden an die Wand geklatscht – «Balls To The Wall»!

Kaufi: Einen kurzen Kommentar muss ich auch noch loswerden. Ich habe Accept in der Vergangenheit doch ab und zu kritisiert, weil ihre Setlists zu „konservativ“ waren. Heute zocken sie zwei volle Stunden und liefern ein wahrlich ausgewogenes Programm. Klar, Klassiker wie «Princess Of The Dawn», «Metal Heart» oder natürlich «Balls To The Wall» dürfen nicht fehlen. Aber schön, dass auch Dinge wie «Up To The Limit» oder «Neon Nights» wieder mal den Weg ins Programm gefunden haben. Auch wenn es natürlich noch ganz anderes Zeugs gäbe – doch zumindest mit «Objection Overruled» hat die Truppe ein richtiges Goodie ausgegraben!

Ansonsten stammt knapp die Hälte der Songs aus der Ära mit Tornillo, alleine fünf Titel sind vom aktuellen Werk. «Koolaid», «Analog Man» oder auch der Titeltrack «The Rise Of Chaos» fügen sich prima ins Programm ein und beweisen eindrücklich die Qualität dieses Albums. Prima! Bitter nur, dass nur ein paar hundert Nasen Zeugen dieser starken Performance sind…

Das Fanzit

Ein überragender Auftritt von Accept. Die Truppe wird für mich einfach jedes Mal noch ein Spürchen besser. Jedoch hätte ich den Herrschaften ein paar Zuschauer mehr durchaus gegönnt. Night Demon wurden leider Opfer des Soundqualitäts-Fluchs der Location. Ansonsten wäre dort sicherlich eine etwas überzeugendere Darbietung möglich gewesen.

Cheers

Dutti \m/

Setliste – Accept

  1. Die By The Sword
  2. Stalingrad
  3. Restless And Wild
  4. London Leatherboys
  5. Breaker
  6. The Rise Of Chaos
  7. Koolaid
  8. No Regrets
  9. Analog Man
  10. Final Journey
  11. Shadow Soldiers
  12. Guitar Solo (Wolf Hoffmann)
  13. Neon Nights
  14. Princess Of The Dawn
  15. Midnight Mover
  16. Up To The Limit
  17. Objection Overruled
  18. Pandemic
  19. Fast As A Shark
  20. Metal Heart*
  21. Teutonic Terror*
  22. Balls To The Wall*

*Zugabe

Fotos Accept, Night Demon im Komplex 457 Zürich 2018 (Kaufi)


Wie fandet ihr das Konzert?

/ 31.01.2018
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Autor Bewertung: 8.5/10