Dimmu Borgir - Eonian (CD Cover Artwork)
Fr, 4. Mai 2018

Dimmu Borgir – Eonian

Symphonic Black Metal
08.06.2018
Dimmu Borgir - Eonian (CD Cover Artwork)

Dimmu Borgir melden sich zurück!

Endlich ist er da: Nach achtjähriger Funkstille präsentiert uns die norwegische Schwarzmetallkapelle den langersehnten «Abrahadabra»-Nachfolger.

Der neuste Streich der düsteren Herrschaften hört auf den Namen «Eonian» und wurde am 4. Mai via Nuclear Blast veröffentlicht. Die Erwartungshaltung der Anhängerschaft war entsprechend hoch. Erste Kritiken lassen noch keinen eindeutigen Schluss zu: Während die einen das Album als Meisterwerk anpreisen, kriegt es bei anderen lediglich eine durchschnittliche Bewertung.

Am Anfang ihrer Karriere zockten Dimmu Borgir primär astreinen Black Metal. Diesbezüglich kann der Silberling «Stormblåst» als sinnvolle Hörempfehlung dienen. Am Laufe der Zeit folgte jedoch eine konstante Annäherung an den Symphonic Black Metal. Diese Entwicklung spaltete das Dimmu-Fan-Lager und nicht wenige kehrten Shagrath und Co. den Rücken zu. Die Übriggebliebenen – zu denen auch ich gehöre – blieben den Norwegern treu und erfreuten sich an den neuen Klängen und Melodien. Persönliches Highlight war ganz klar der Auftritt am Wacken Open Air 2012, der gemeinsam mit einem Orchester stattfand.

Aber nun genug der Vorrede. Jetzt wird «Eonian» ausgiebig unter die Lupe genommen.

Das Album – «Eonian»

Urgh, «The Unveiling» beginnt etwas arg gewöhnungsbedürftig. Klingt beinahe nach leicht elektronischen Klängen. Glücklicherweise sind diese nur von kurzer Dauer. Nun trumpft die Nummer richtig auf. Bombast und Chöre lassen grüssen. Im Hintergrund penetriert Daray mit vollem Elan seine Trommeln. Dieser Track deutet an, dass sich Dimmu Borgir nun endgültig dem Symphonic Black Metal verschrieben haben. Einzig Shagraths Gekrächze erinnert phasenweise an die pure Düsternis vergangener Tage. Ein Härtetest für alle Anhänger der frühen Dimmu-Ära. Diese dürften nach dieser Nummer bereits genug gehört haben und dem Album keine Beachtung schenken. Personen mit vielseitigem Metal-Geschmack und einer Affinität für symphonische Dosen werden an diesem Material ihren Gefallen finden. Ich bin ebenfalls mit der ersten Nummer zufrieden, obwohl sie aus meiner Sicht ruhig noch ein bisschen mehr Tempo und «Pfupf» vertragen könnte.

Zum Track «Interdimensional Summit» wurde bereits vor drei Monaten ein Videoclip auf YouTube rausgehauen. Das war damals eine erste Kostprobe für «Eonian». Die Kommentare dazu kamen mehrheitlich aus der kritischen Ecke. «Die Band ist verweichlicht.». «Seit wann tragen Nightwish Corpsepaint?» – um nur zwei Beispiele zu nennen. Die Kommerzvorwürfe liessen ebenfalls nicht lange auf sich warten. Nichtsdestotrotz stehen unterhalb des Videos rund 33’000 Likes knappen 4’500 Dislikes gegenüber. Dimmu scheinen meinen Rat befolgt zu haben, denn bei diesem Stück stimmt das Tempo definitiv. Gerlioz’ dominantes Keyboard-Geklimpere bohrt sich dem Zuhörer regelrecht in die Gehörgänge. Das Duell «Shagrath versus Chor» geht in die nächste Runde und vermag abermals zu überzeugen. Silenoz und Galder zeigen ihr Können an den Klampfen.

«Ætheric» beginnt gemächlich und nimmt dann aber zunehmend Fahrt auf. Vom Rhythmus her definitiv eine Angelegenheit für die Mähne schüttelnde Zunft. Der Gesang zeigt sich hier von einer besonders aggressiven Seite. Zweifelsohne ein Stück, welches bisher – zumindest was die Mikrofonarbeit angeht – am ehesten den schwarzmetallischen Gefilden zugeordnet werden kann. Allerdings erhalten die Damen und Herren des Chors abermals keine Verschnaufpause. Hörempfehlung? Yes!

Genau wie «Interdimensional Summit» ist auch das nun folgende «Council Of Wolves And Snakes» bereits mit einem Videoclip auf YouTube vertreten. Grosses Popcorn-Kino auch hier in den Kommentaren. Hater und Anhänger von Ironie/Sarkasmus/Zynismus scheinen sich gegenseitig toppen zu wollen. Wird Dimmu-Beleidigung etwa zum neuen Volkssport? Ich dachte eigentlich, dass dafür primär Nickelback herhalten müssen. Aber ich schweife ab. Ist der Song wirklich ein solches Desaster? Auf ein leicht psychedelisches Intro folgt schamanenartiger Gesang. Dieser erweist sich als geschickt eingesetzter Kontrast zu den Chören und Shagraths Gekrächze. Das Tempo wird variabel gehalten. Nach rund drei Minuten wird der Fuss kurzzeitig gar komplett vom Gas genommen. «We Are Wolves And Snakes», singen die Engel im Hintergrund. Beim Schlussspurt geht’s dann wieder rasant zur Sache. Eine absolut facettenreiche Angelegenheit.

War bei «Council Of Wolves And Snakes» die Abwechslung noch Trumpf, so wird diese bei «The Empyrean Phoenix» beinahe schon vermisst. Dadurch wird eine grundsätzliche Schwäche von «Eonian» aufgezeigt – überraschende Elemente sind leider eine Seltenheit. Die bisher gehörten Songs sind gut, keine Frage, allerdings gleichen sie sich teilweise schon ziemlich arg. Doch dann ist da plötzlich dieses «Lightbringer», welches den Hörer aufhorchen lässt. Die Riffs sorgen umgehend für eine diabolische Aura. Daray feuert aus allen Blastbeat-Rohren. Zwar wird auch bei diesem Track abermals auf Chorunterstützung gebaut, aber nichtsdestotrotz erinnert mich der Song eindeutig an die stärkeren Stücke der Alben «In Sorte Diaboli» oder «Abrahadabra». Einzig das Keyboard-Geklimpere will sich irgendwie nicht so recht in die vorgegebene Liedstruktur einfügen.

Die längste Nummer auf «Eonian» hört auf den Namen «I Am Sovereign» und kommt mit einer Spielzeit von beinahe sieben Minuten um die Ecke. Generell bewegen sich die meisten Songs des Silberlings zwischen dem fünf- bzw. sechsminütigen Bereich. Shagraths Gesang ist und bleibt unverkennbar. Wahrscheinlich ist dieser am Ende auch der Hauptgrund, weshalb man Dimmu noch mit Schwarzmetall in Verbindung bringt. Das Stück selbst hat phasenweise einen interessanten und mitreissenden Rhythmus. Gegen Ende erzeugen die Chöre beinahe Kirchenatmosphäre. Wer hätte gedacht, dass man Dimmu Borgir und ein Gotteshaus einmal so vergleichen könnte?

Oh, «Archaic Correspondence» ist ja eine richtig wuchtige Sache! Dieses Mal gibt’s nix an den Keyboardklängen auszusetzen. Verdientermassen eine Hörempfehlung dieser Platte. Gelegentlicher Klargesang wird als Kontrast zum Krächzen des Dimmu-Frontmanns eingesetzt. Unglücklicherweise habe ich keine Ahnung, um wen es sich bei diesem Gastsänger handelt. Die Chöre verleihen dem Ganzen einen Hauch von Tragik. Erinnert ab und an durchaus an Cradle Of Filth – mit den Extreme Metallern werden die Norweger ja oftmals verglichen. Das darauffolgende «Alpha Aeon Omega» schreit geradezu nach Film-Soundtrack. Hammermässig, episch und packend: Die neue Dimmu Borgir-Ära. Hühnerhautmomente sind beim Hören garantiert. Zweifelsohne das beste Stück des Albums. Diese Nummer würde ich überaus gerne einmal im Live-Gewand erleben. Den Abschluss bildet schliesslich das rein instrumentale «Rite Of Passage». Augen schliessen, eintauchen und geniessen – viel mehr gibt’s dazu nicht zu sagen.

Das Fanzit

Dimmu Borgir sind zurück im Geschäft und sorgen mit «Eonian» definitiv für Gesprächsstoff. Die «trven» Schwarzmetaller werden sich von diesem Werk angeekelt abwenden. Sonderlich viel Black Metal steckt da nicht mehr drin. Die Norweger scheinen sich endgültig den symphonischen Kompositionen verschrieben zu haben. Fairerweise muss man zugeben, dass diese Entwicklung schon länger im Gange ist. Dimmu hatten schon immer ein Faible für Klassik.

Als Anhänger des Symphonic Metal gefällt mir die Scheibe grundsätzlich. In Sachen Produktion muss sich der geneigte Metalhead beim Meister himself – Jens Bogren – allerdings sowieso kaum Sorgen machen. Mit dem Einsatz von Chören und Bombast-Elementen wird nicht gegeizt. Hier dürften Shagrath und seine Kollegen künftig jedoch gerne noch ein wenig mehr Variation reinbringen. In Sachen Abwechslung gibt’s bei gewissen Songs nämlich ganz klar Luft nach oben. Zudem fehlt leider der alles überragende Hit. Nichtsdestotrotz würde ich als Hörempfehlungen «Archaic Correspondence», «Council Of Wolves And Snakes» oder «Alpha Aeon Omega» (welches aus meiner Sicht unbedingt als weitere Single-Auskopplung in Erwägung gezogen werden sollte) ins Rennen schicken. Das sind echte Kracher!

Dass die Herren der schwarzen Burg das Zeug dazu haben sich an der Spitze des Symphonic Black Metal-Genres festzusetzen, steht meines Erachtens ausser Frage. Kritische Bezeichnungen wie «Dimmu-wish» oder «Walt Disney Black Metal» sind teilweise doch ein bisschen übertrieben. Zudem darf man sehr gespannt sein, wie sich das neue Material während einer Live-Performance schlagen wird. Bisher sind zwar noch keine Daten für einen Besuch in der Schweiz bekannt, aber ich gehe davon aus, dass sich dies bald ändern wird (Anm. der Redaktion: Ist inzwischen auch schon geschehen …).

Reinhören und portofrei bestellen

Trackliste Dimmu Borgir – Eonian

  1. The Unveiling
  2. Interdimensional Summit
  3. Ætheric
  4. Council Of Wolves And Snakes
  5. The Empyrean Phoenix
  6. Lightbringer
  7. I Am Sovereign
  8. Archaic Correspondence
  9. Alpha Aeon Omega
  10. Rite Of Passage

Line Up – Dimmu Borgir 

  • Shagrath (vocals)
  • Silenoz (guitar)
  • Galder (guitar)
  • Daray (drums)
  • Gerlioz (keyboards)
  • Victor Brandt (bass)

Album Review Bewertung

Autor Bewertung: 7/10



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08.06.2018
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