Lieblingslieder Marc Storace - Casinotheater Winterthur 2018
Mo, 21. Mai 2018

Lieblingslieder 2018 – Marc Storace

Casinotheater (Winterthur, CH)
11.06.2018
Lieblingslieder Marc Storace - Casinotheater Winterthur 2018

Casinotheater schickt neues Format ins Rennen 

Dieses hört auf den Namen «Lieblingslieder». Diesbezüglich wird einmal pro Jahr eine nationale Musikgrösse in die Eulachstadt eingeladen, die dann vor Ort ihre favorisierten Nummern performen wird. Den Anfang machte am Montagabend Krokus-Sänger Marc Storace. Wie er sich dabei angestellt hat, könnt ihr in den folgenden Zeilen nachlesen. 

Freunde, Freunde, es ist unglaublich. Nun bin ich schon beinahe anderthalb Jahre für Metalinside tätig und habe lediglich über zwei Veranstaltungen – namentlich Danko Jones und Vader – in meiner Heimatstadt berichtet. Dabei hat Winterthur in Sachen Konzert-Locations eigentlich alles andere als einen Engpass. Mit dem Gaswerk, Salzhaus oder den Eulachhallen – um nur ein paar Beispiele zu nennen – sind zweifelsohne genügend Läden vorhanden. Nichtsdestotrotz können die Genannten mit dem Angebot eines Z7 oder demjenigen der Stadtzürcher-Clubs leider nicht so oft mithalten. Doch heute Abend ist es endlich wieder einmal soweit: Heimspiel für Dutti! Allerdings ist der Austragungsort eher für komödiantische Auftritte bekannt. Die Rede ist nämlich vom Casinotheater Winterthur.

Das kürzlich neu lancierte Format «Lieblingslieder» erlebt im Rahmen des heutigen Events seine Feuertaufe. Die Veranstalter haben sich aber nicht lumpen lassen und mit Marc Storace einen äusserst prominenten Gast verpflichtet. Der in Malta geborene Sänger dürfte den meisten wohl für sein Engagement beim Schweizer Hard Rock-Flaggschiff Krokus bekannt sein. Seit 1979 hält er dort – mit Ausnahme von zwei kleineren Unterbrüchen – den Posten am Mikrofon inne. Und diesen überaus bekannten Rockstar dürfen die Besucher im kleinen Rahmen in Aktion erleben? Zweifelsohne keine alltägliche Gelegenheit. Eine solche Chance lasse ich mir selbstverständlich nicht durch die Lappen gehen.

Zum Auftakt gibt’s erst einmal einen leckeren Hopfentrunk an der Bar. Im Publikum tummeln sich mehrheitlich ältere Semester. Während die einen eher auf elegante Garderobe setzen, bekennen andere mit Krokus-Shirts unverkennbar Flagge. Kurz vor acht Uhr öffnen sich schliesslich die Pforten des Theatersaals. Rasch hinein ins Vergnügen. Platz gibt’s insgesamt für 354 Nasen – und die ganze Angelegenheit macht einen ziemlich ausverkauften Eindruck. Aus der achten Reihe hat man beste Sicht auf die Bühne – so gefällt mir das. Die Kamera neben dem Eingang lässt darauf schliessen, dass die Show aufgezeichnet werden soll. Ich entdecke auch das eine oder andere bekannte Gesicht. Dass Viktor Giacobbo als VR-Präsident der Casino Theater AG hier herumstiefelt, ist ehrlich gesagt keine grosse Überraschung. Mit Bernard «Beni» Thurnheer – unserem «Schnurri der Nation» – hätte ich dagegen nicht unbedingt gerechnet. Inzwischen sind alle da und bereit für die Show. Mister Storace, darf ich bitten?

Marc Storace

Der grosse Vorhang fällt und gibt zuerst den Blick auf die Haus-Band des Casinotheaters frei. Das Sextett wird gebildet durch Domi Schreiber (Gitarre), Vanja Vukelic (Bass), Roman Weissert (Trompete, Triangel, Flöte), Silvan Kiser (Trompete), Daniel Gisler (Keyboard) und Matthias Kräutli (Drums). Kurz darauf zeigt sich dann auch der Ehrengast himself, was beim Publikum zahlreiche Jubelrufe auslöst. Los geht’s mit dem Krokus-Überhit «Bedside Radio». Ein flotter, wenn auch nicht komplett überraschender Einstieg. Ich gehe davon aus, dass es im Verlaufe der Show noch weitere Stücke der Solothurner Schwertliliengewächse auf die Lauscher geben wird. Marc ist stimmlich gewohnt stark und souverän unterwegs – das macht Freude. Anschliessend begrüsst er die Zuhörerschaft. Der Rocker bedankt sich für das zahlreiche Erscheinen und stellt fest, dass ein sitzendes Publikum für ihn eher Neuland sei. «Warts ab, die stönd dänn schon o uf», entgegnet ihm sein grinsender Gitarrist.

Dauermützen- und Westenträger Storace verspricht eine musikalische Reise von den 60ern bis hin zur Gegenwart. Neben rockigen Geschichten sei auch mit Songs aus den Bereichen Soul, Swing und Disco zu rechnen. Ob seine Stimme dieses variantenreiche Set mitmacht? Wir werden es umgehend herausfinden. Supertramp («Give A Little Bit») und John Lennon («Imagine») sind die nächsten Nummern. Den Musikern stehen Spass und Freude regelrecht ins Gesicht geschrieben. Offenbar hatten sie nicht sonderlich viel Zeit für gemeinsame Proben. Dennoch scheint die Sympathie voll und ganz zu stimmen. Insbesondere Domis freches Mundwerk sorgt regelmässig für Lacher. Aber auch Marc haut einige gute Sprüche raus. Ganz ohne Comedy kommt die Bühne des Casinotheaters nun einmal einfach nicht aus. Derweil widerlegt Vanja im Hintergrund das Klischee des langweilig dreinblickenden Bassisten. Ihr herzliches Lächeln ist regelrecht ansteckend.

Nach zwei Tracks der Spencer Davis Group, bei der ein paar vereinzelte Besucher das Tanzbein am Rande des Raumes schwingen, wird’s gefühlvoll. Marc bedankt sich rührend bei seiner Gattin für die bisher gemeinsam zurückgelegte Strecke. Die beiden seien bald seit 28 Jahren glücklich verheiratet. Was wäre da geeigneter als Percy Sledges «When A Man Loves A Woman», um das ganze musikalisch sinnvoll zu untermalen? Überragend gesungen. Mit dieser emotionalen Darbietung berührt der Sänger wohl nicht nur das Herz seiner Angetrauten. Im Anschluss folgt noch «Handle With Care» von den Traveling Wilburys. Danach wird’s Zeit für den Pausentee. Marc wünscht sich allerdings lieber einen guten Schluck Grappa. Na dann, Prost! Ich bleibe bevorzugt bei meiner eisgekühlten Blondine.

25 Minuten später gilt’s schliesslich wieder ernst: Der zweite Block steht an. Gemäss Aussage von Marcs Hausarzt verfüge der Krokus-Fronter über ein Sportlerherz und grosse Lungen, aber es stehe einfach alles auf zu kurzen Beinen. Alles klar, über zu wenig Arbeit können sich unsere Lachmuskeln also auch im zweiten Teil nicht beklagen. Gestartet wird dieses Mal mit einer Cover-Version eines Doobie Brothers-Stücks. «Long Train Running» haucht dem Theatersaal umgehend neues Leben ein. Das Publikum klatscht fleissig. Der Bildschirm im Hintergrund kommt ebenfalls zum Einsatz. Eine gigantische Discokugel zieht alle Blicke auf sich. Top Stimmung. Marc greift sogar zur «Schnörregiige». Vor seiner Zeit am Krokus-Mikro war er übrigens in der Progressive Rock Kapelle TEA aktiv. Selbstverständlich wird uns auch dazu eine Hörprobe serviert: «The Ship».

Etwas später ist dann gemäss Marc «aber gnueg Heu dune». Jetzt geht’s ab. Die Zeit der Sesselfurzer endet umgehend. Der ganze Saal erhebt sich und feiert ein Song-Doppelpack einer nicht ganz unbekannten Hard Rock-Truppe aus Down Under. Bekanntermassen war Monsieur Storace sogar einmal für den Sängerposten im Gespräch. Er entschied sich allerdings für einen Verbleib bei seinen Kumpels von Krokus. Nichtsdestotrotz beweist er uns einmal mehr, dass AC/DC-Nummern für ihn keine grosse Herausforderung darstellen. «It’s A Long Way To The Top (If You Wanna Rock ’n‘ Roll)» und «T.N.T.» klingen aus seinem Mund schlichtweg geil. Es gibt kein Halten mehr. Erste Schweissperlen machen sich auf der Stirn breit. Rock und Hard Rock bleiben Trumpf. Dieser Meinung scheinen auch die Musiker auf der Bühne zu sein, denn mit «Rockin’ In The Free World» (Neil Young) folgt gleich nochmals eine sackstarke Hymne.

Danach verschwindet die ganze Truppe ein erstes Mal im Backstage-Bereich. Glücklicherweise lassen sie sich nicht lange bitten und sind rasch wieder zurück. Led Zeppelin kommen zum Handkuss. Mit einem hörenswerten Medley bestehend aus «Stairway To Heaven» und «Whole Lotta Love» werden die legendären englischen Rockgötter würdevoll geehrt. Nach Ben E. Kings «Stand By Me» ist bereits wieder Schluss. Aber war’s das nun endgültig? Nein! Marc taucht nochmals auf. «Wänder scho hei? Guet, mir au nid.». Und so gibt’s als definitives Finale eine weitere Krokus-Hymne zu hören. Dass die Wahl jedoch nochmals auf «Bedside Radio» fällt, empfinde ich als ein bisschen enttäuschend. Die Solothurner hätten nämlich genügend andere brauchbare Nummern in ihrer Diskographie. Ich denke da beispielsweise an «Tokyo Nights», «Hoodoo Woman», «Fire» oder «Headhunter». Glücklicherweise bleibt die Wahl des Abschluss-Songs die einzige Schwachstelle in einem ansonsten rundum genialen Auftritt.

Das Fanzit

Der sympathische Marc Storace hat das Casinotheater zweifelsohne gerockt und hinterliess ein absolut zufriedenes Publikum. Anerkennung verdienten sich aber auch die einzelnen Mitglieder Haus-Band. Gemeinsam mit dem Rockstar boten sie eine hammermässige Performance. Die Technik (Soundqualität, Licht etc.) konnte ebenfalls überzeugen. Die reine Spielzeit betrug am Ende dann doch beinahe zwei Stunden. Jep, das Format «Lieblingslieder» hat meines Erachtens definitiv Potenzial und man darf gespannt sein, welcher Gast beim nächsten Mal in Winti zugegen sein wird.

Setliste – Marc Storace

Block I

  1. Bedside Radio (Krokus-Cover)
  2. Give A Little Bit (Supertramp-Cover)
  3. Imagine (John Lennon-Cover)
  4. Knock On Wood (Amii Stewart-Cover)
  5. Gimme Some Lovin (The Spencer Davis Group-Cover)
  6. Keep On Running (The Spencer Davis Group-Cover)
  7. When A Man Loves A Woman (Percy Sledge-Cover)
  8. Handle With Care (The Traveling Wilburys-Cover)

Block II

  1. Long Train Running (The Doobie Brothers-Cover)
  2. The Ship (TEA-Cover)
  3. Proud Mary (Ike & Tina Turner-Cover)
  4. Homburg (Procol Harum-Cover)
  5. It’s A Long Way To The Top (If You Wanna Rock ’n‘ Roll) (AC/DC-Cover)
  6. T.N.T. (AC/DC-Cover)
  7. Rockin’ In The Free World (Neil Young-Cover)
  8. Whole Lotta Stairway (Led Zeppelin-Medley)*
  9. Stand By Me (Ben E. King-Cover)*
  10. Bedside Radio (Krokus-Cover)**

*Zugabe 1

**Zugabe 2


Wie fandet ihr das Konzert?

11.06.2018
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