Metalinside.ch - Judas Priest - Samsung Hall Zürich 2018 - Foto Kaufi
Di, 26. Juni 2018

Judas Priest, Megadeth

Samsung Hall (Dübendorf, CH)
/ 11.07.2018

Judas is rising 

Anwärter für das Konzert-Highlight des Jahres! Damit wäre eigentlich schon alles gesagt. Der Megadeth-Auftritt wirkte zwar wieder einmal ein bisschen durchzogen, aber was Judas Priest danach ablieferten, war definitiv grosses Blockbuster-Kino. Alle weiteren Infos entnehmt ihr dem nachfolgenden Metalinside-Bericht. 

Dutti: Heute Abend findet in der Dübendorfer Samsung Hall eine sicherlich überaus wichtige Veranstaltung des diesjährigen Konzertkalenders statt. Viele haben dieser Show im Vorfeld schon lange entgegengefiebert. Die legendären, britischen Schwermetaller Judas Priest beehren die Schweiz mit ihrer Präsenz. Im Gepäck haben sie sowohl Songs des neustens Werkes «Firepower» (welches bei Kollege Kaufis Analyse sehr gut abgeschnitten hat, vgl. Albumkritik) als auch altbekannte Klassiker. Dass Megadeth den Support-Slot erhalten haben, löste bei mir dagegen kaum Begeisterungsstürme aus. Die letzten Live-Darbietungen des «Big 4»-Mitglieds wirkten jeweils alles andere als überzeugend. In anderen Städten sind beispielsweise Truppen wie Saxon, Accept oder Battle Beast mit von der Partie. Die wären mir ehrlich gesagt deutlich lieber gewesen. Aber wir wollen ja nicht so sein, und geben «Mega-Dave» und seinen Jungs trotzdem nochmals eine Chance.

Mein persönliches Priest-Highlight? Ganz klar der Auftritt am Wacken Open Air vor drei Jahren. Frei nach dem Motto: Totgesagte leben länger. Damals haben viele behauptet, dass die Briten live nix mehr wert seien und Rob Halford die korrekten Töne am Laufmeter verfehle. Dann kam jedoch der besagte Gig und strafte alle Kritiker lügen. Insbesondere beim grossen Finale mit «Painkiller» holte der Oberpriester bei den Screams aber wirklich alles aus sich heraus. Phasenweise performte er sogar auf den Knien. Hühnerhaut pur. Diese Darbietung werde ich wohl nie mehr vergessen. Seither warte ich auf ein Wiedersehen mit Judas Priest und ich bin überaus froh darüber, dass es heute endlich soweit ist.

Veranstalter Good News Productions AG und auch die Bands dürfen sich über ein ausverkauftes Haus freuen. Schade nur, dass viele der hier Abwesenden den Konzerten von kleineren oder lokalen Truppen oftmals fernbleiben. Aber das ist eine andere Geschichte. Mit lecker Bierchen ausgerüstet (Anm. Kaufi: Das ist Heineken! Seit wann ist das „lecker“??), platziere ich mich im Innern der Location auf der rechten Bühnenseite. Überall vertraute Gesichter. Die Mehrheit der Metal-Schweiz scheint nach Dübendorf gepilgert zu sein. Da allerdings gleichzeitig Iron Maiden in Genf spielen, wird es sicherlich auch einige zum Lac Léman verschlagen haben. Bruce Dickinson und Co. schauen Mitte Juli auch noch in Zürich vorbei, weshalb ich mich guten Gewissens für den Priest-Gig entscheiden konnte. Aus Metaljournalisten-Sicht muss ich diese Aufgabe allerdings nicht alleine bewältigen. Kollege Kaufi wird versuchen, den Fotograben zu erobern und hammermässige Schnappschüsse aller involvierten Akteure zu ergattern.

Megadeth

Dutti: Um 19.30 Uhr wird es zum ersten Mal laut in der Halle. Die vier Thrash Metaller dürfen nun eine Stunde lang munter drauflos knüppeln. Selbst ich muss zugeben, dass sich das Ganze heute Abend zumindest instrumental gar nicht einmal so schlecht anhört. Insbesondere Drummer Dirk Verbeuren prügelt mit einer wahnsinnigen Energie auf seine Trommeln ein. Frontmann Dave Mustaines Gejaule ist dagegen wieder einmal eine Zumutung. Aber für seine Gesangsleistungen hat er ja noch nie einen Blumentopf gewonnen. Nach «Symphony Of Destruction» – der wohl bekanntesten Hymne der Truppe – wird’s allgemein besser. Beim Track «Rattlehead» hat dann auch das Skelett-Maskottchen der Band einen kurzen Auftritt. Am Ende reicht’s für folgendes Fazit: Besser als auch schon, aber trotzdem nicht durchgehend überzeugend.

Kaufi: Zugegeben – ich war nie der grosse Megadeth-Fan. Und so bin auch ich nicht wirklich überzeugt vom Auftritt dieser Truppe. Allerdings ist «Symphony Of Destruction» schon ein saugeiler Song, der sorgt sogar bei mir für etwas Nackentraining. Im Kollegenkreis hat’s einige Leute, die sehen die Geschichte insgesamt etwas positiver als Dutti und ich und meinen, dass Dave schon fast demütig rüberkommt. Die Wahrheit liegt dann wohl irgendwo dazwischen. Oder so.

Judas Priest

Dutti: Der Vorteil von Megadeth? Ich habe meine Stimme noch. Wären Saxon hier gewesen, würde das definitiv anders aussehen. Somit steht dem munteren Mitsingen bei den nun folgenden Priest-Hymnen nix mehr im Weg. Zuerst dröhnt allerdings noch ein bisschen Black Sabbath aus den Boxen. Danach geht’s aber los – und wie! Mit «Firepower» wird gleich einmal der aktuellste Silberling gewürdigt. Rasch wird klar, dass hier nun die Meister am Werk sind. Rob ist stimmlich überragend unterwegs. Man darf ihn zurecht als «Metal-God» bezeichnen. Die schrillen Schreie bei «Sinner» gehen einem durch Mark und Bein. Freunde, dieser Mann ist 66(6) Jahre alt und wirkt alles andere als erschöpft. Wow! Das Publikum wird ebenfalls immer aktiver und muss gar nicht grossartig animiert werden.

Die Priester haben für diese Tour eine imposante Bühnenshow im Gepäck. Beeindruckend, was da so alles über die gigantische Videoleinwand flimmert. In der Samsung Hall sind Pyro-Effekte zwar leider verboten, aber die Flammen auf dem Screen erwärmen einem trotzdem irgendwie das Herz. Zwischendurch werden auch immer wieder Albumcover der Truppe eingeblendet, die jeweils als Hinweis auf den nächsten Song zu verstehen sind. Mein Kiefer hat Bodenkontakt. Show, Soundqualität etc. – da passt einfach alles zusammen. Eine echte Machtdemonstration der Priester. Megadeth werden hier mal rasch gnadenlos an die Wand geklatscht. In dieser Verfassung könnte aber ehrlich gesagt auch keine andere Kapelle Judas Priest das Wasser reichen. (Anm. Kaufi: Doch. Maiden. Aber dann hat es sich wirklich.). Heute Abend sind sie schlichtweg unantastbar.

Mister Halford steht selbstverständlich nicht alleine auf der Bühne. Seine Mitmusiker sind ebenfalls zu erwähnen. Gitarrist Richie Faulkner ist eine verdammt coole Socke und hat einiges auf dem Kasten. Es ist eine wahre Freude, ihm zusehen zu dürfen. Bassist Ian Hill hält sich in gewohnter Manier im Hintergrund und wirkt ziemlich bewegungsscheu. Man könnte auch vom ruhigen Pol der Band sprechen. Trommler Scott Travis macht ebenfalls einen soliden Job. Und dann wäre da noch der zweite Gitarrist Andy Sneap – der Ersatzmann für Glenn Tipton, der aufgrund seiner Parkinson-Erkrankung, mit welcher er sich schon seit 10 Jahren herumquält, für diese Tour leider gezwungenermassen kürzertreten musste.

Das gezündete Hitfeuerwerk der Priester lässt kaum Wünsche offen. Ich persönlich vermisse lediglich «Judas Is Rising» (Anm. Kaufi: Boah, DAS wäre geil!) und «Nostradamus» (Anm. Kaufi: Nope….). Aber hey, aus mittelweile 18 Studioalben eine für jedermann zufriedenstellende Setliste aus dem Ärmel zu schütteln ist sowieso ein Ding der Unmöglichkeit. Und wie gesagt, heute Abend gibt’s definitiv genügend geniale Hymnen zu hören. «Turbo Lover» macht jedes Mal Freude. Der Refrain wird von der ganzen Halle lautstark mitgegrölt. In diesem Sinne: «I’m your Turbo Loverrrrrrrrrrrrrr!». Bei «Hell Bent For Leather» rollt Rob obligatorisch mittels Feuerstuhl auf die Bühne. Direkt im Anschluss folgt zum Abschluss des regulären Show-Teils die Überhymne «Painkiller». Vorbei ist die ganze Geschichte allerdings noch nicht. Wir haben ja beispielsweise das Gesetz noch nicht gebrochen. Dies wird im Zugaben-Block umgehend nachgeholt. In diesem Sinne: «Breaking The Law!». Und wer steht da plötzlich auf der Bühne und zupft an der Klampfe herum? Genau, Mister Glenn Tipton. Starke Aktion, die tonnenweise Respekt verdient. Chapeau! Beendet wir die ganze Geschichte schliesslich mit «Living After Midnight». Nachdem die Truppe die Bühne verlassen hat, erscheint der folgende Schriftzug auf der Videoleinwand: «The Priest Will Be Back». Ich kann das Wiedersehen nach diesem Abend ehrlich gesagt kaum erwarten.

Das Fanzit

Dutti: Ich kann mich für einmal ziemlich kurzfassen: Dieser Priest-Auftritt war bisher eindeutig DAS Konzert-Highlight 2018. Man darf gespannt sein, ob Iron Maiden – deren aktuelle Show ja ebenfalls überall abgefeiert wird – am 10. Juli im Hallenstadion Rob und Co. Konkurrenz machen können. Metalinside wird das natürlich gerne für euch herausfinden.

Kaufi: Viel gibt es da nicht mehr zu sagen. Die Priester sind schlicht überragend – und nur Iron Maiden werden das wohl toppen können. Eine fantastische Setlist («Saints In Hell!»), ein bärenstarkes Bühnenbild mit entsprechenden Videoanimationen und Musiker in Höchstform. Zwar spaziert Rob Halford mehrheitlich majestätisch über die Bühne, der «agile» Part wird dafür von Richie Faulkner übernommen. Eine unglaubliche Rampensau! Und dabei spielt er wie ein junger Gott…

Richtig emotional sind dann natürlich die Zugaben, als auch Glenn Tipton auf die Bühne kommt. Boah – DAS geht unter die Haut! Sichtlich eingeschränkt spielt er die Zugaben mit und steht mit einem riesigen Grinsen im Gesicht an den Bühnenrand! Krankheit hin oder her: Der Kerl hat immer noch Spass – ein wahrer «Metal God»! Es ist zu hoffen, dass Judas Priest wirklich bald nochmals zurückkehren…

Setliste – Megadeth

  1. Hangar 18
  2. The Threat Is Real
  3. The Conjuring
  4. Take No Prisoners
  5. My Last Words
  6. Tornado Of Souls
  7. Dystopia
  8. Symphony Of Destruction
  9. Peace Sells
  10. Rattlehead
  11. Holy Wars… The Punishment Due

Setliste – Judas Priest

  1. Intro – War Pigs (Black Sabbath)
  2. Firepower
  3. Grinder
  4. Sinner
  5. The Ripper
  6. Lightning Strike
  7. Bloodstone
  8. Saints In Hell
  9. Turbo Lover
  10. Tyrant
  11. Night Comes Down
  12. Freewheel Burning
  13. Rising From Ruins
  14. You’ve Got Another Thing Comin‘
  15. Hell Bent For Leather
  16. Painkiller
  17. Metal Gods (mit Glenn Tipton)*
  18. Breaking The Law (mit Glenn Tipton)*
  19. Living After Midnight (mit Glenn Tipton)*

*Zugabe

Fotos vom Konzert-Abend (Kaufi)


Wie fandet ihr das Konzert?

/ 11.07.2018
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