Hämatom - Z7 Pratteln 2018
Sa, 3. November 2018

Hämatom, Dymytry

Z7 (Pratteln, CH)
17.11.2018
Hämatom - Z7 Pratteln 2018

Die Bestie kehrt zurück!

Anfangs dieses Jahres veröffentlichten die vier Musiker von Hämatom ihr Album «Bestie Der Freiheit». Der zweite Teil der dazugehörigen Tour führt diesen Herbst durch die gesamte Bundesrepublik sowie zu einigen Ausland-Konzerten: unter anderem kurz über die Grenze in unser Z7. Als Vorband mit dabei sind Dymytry und Kaziah – jedoch ist nicht von Anfang an klar, wer dann auch wirklich die «Ausland»-Shows eröffnen wird.

Am 3. November ist es dann soweit: Ein weiteres Mal bin ich auf dem Weg an ein Hämatom-Konzert und freue mich auch auf den inzwischen definitiv bestätigten Act Dymytry. Dass die beiden maskierten Bands sich gefunden haben, manifestiert nicht nur der vor kurzem erschienene, gemeinsam gespielte Song «Behind The Mask», sondern auch das am Merch-Stand erhältliche Shirt, auf dem die Köpfe der beiden Fronter Nord und Protheus gemeinsam abgebildet sind.

Dymytry

Doch was rede ich lange um den heissen Brei rum? Die tschechischen Psycorer Dymytry, oder The Beast From The East, wie sie sich auch noch nennen, legen ohne zu zögern los. Leider spielen ihnen die Sound-Umstände nicht wirklich in die Hand. Bis der Sound effektiv gut und druckvoll genug aus den Boxen dröhnt, vergehen einige Minuten. Das Publikum jetzt noch zu packen, wird schwierig.

Ich persönlich habe die Band am Hämatom-Album-Release vergangenen Februar in Luzern zum ersten Mal gesehen und damals um Welten besser gefunden. Ich hatte das Beast als böse Metalband mit schneidenden Riffs und vor allem rhythmisch kraftvollen Songs in Erinnerung. Stattdessen präsentiert sich uns heute eine nicht ganz so harte Band, die sich irgendwo in den Einflüssen des Dubsteps verloren hat… Bis jetzt eher enttäuschend!

Nach vier Songs folgt ein Bass-Solo von Basser R2R. Dieses wäre wahrscheinlich ganz toll, würde man es neben den stampfenden ntze-ntze-Beats auch tatsächlich hören. Nach einem kurzen Übergang setzt sich dann Drummer Mildor hinter seine Schiessbude und übernimmt das Zepter. Wie schon im Februar in der Schüür überzeugt der Maskierte das Publikum mit seinem rasanten – und damit meine ich wirklich extrem schnellen – und wilden Getrommle. Tatsächlich sieht man es selten, dass die Zuschauer bei einem Drum Solo so begeistert sind wie jetzt.

Nach der kurzen Pause meldet sich dann auch der Rest der Musiker zurück. Gespielt wird jetzt eine Cover-Version von «Ghostbusters», und nun haben die Prager den Party-Knopf gefunden. Auch die restlichen drei Songs überzeugen mehr und das Publikum springt entsprechend darauf an. Nach dem letzten Song läuft dann während dem Verabschieden aus den Boxen «Biene Maja» vom ebenfalls tschechischen Komponisten Karel Gott.

Hämatom

Es wird umgebaut, und etwas vom ersten, was wir sehen, ist der grosse, weisse Vorhang, der am Bühnenrand runtergelassen wird. Ob die Himmelsrichtungen sich wie schon auf der vergangenen WSG-Tour mit Schattenspielen hinter dem Vorhang präsentieren werden? Mitnichten! Gleich nach dem Bestiengegrunze-Intro fällt der Vorhang und die Franken legen mit «Zeit Für Neue Hymnen Los». Der Sänger Nord steckt noch eine ganze Zeit lang in einem Metallkäfig, welches das Schlagzeug verdeckt, bis dieses dann nach einiger Zeit aufgesprengt wird und der einzige Unmaskierte (dafür aber Geschminkte) der Band sich daraus befreien kann. Er stürmt sogleich an den Bühnenrand und wird von der Menge gefeiert. Es folgen der ebenfalls neue Song «Mein Leben – Meine Regeln» und der erste etwas ältere Song «Säulen Des Wahnsinns». Das Publikum hüpft, singt und mosht auch weiterhin brav mit, jedoch zündet sich die Stimmungsbombe erst nach ganzen neun Songs. Bisher fehlte das gewisse Etwas, das wir uns von Hämatom inzwischen gewohnt sind. Jetzt geht es aber los! Wie so oft fahren die Techniker zusammen mit Bassist West bei «Auge Um Auge» mit der T-Shirt-Kanone auf. West ballert mit Freude die Shirts in die Menge und trifft mit dem letzten der vier Shirts beinahe den Merch-Stand am hinteren Ende der Halle.

Auch ansonsten stehen die NDH-Musiker auf ihre alten Spielchen und auch neueren Showelemente. So wird Nord vor «Mörder» auf einem elektrischen Stuhl hingerichtet und singt den Song sitzend. Erneut sind hier sämtliche Emotionen richtig spürbar. Vor «Ikarus Erben» wird das welterste Schlagzeug-Surfen durchgeführt: Auf einem Brett, auf dem ein Hocker, eine kleine Bassdrum, eine Snare und ein elektronisches Hi-Hat montiert sind, surft Drummer Süd über die Menge. Dabei spielt er ganz cool einige Beats. Nicht schlecht! Bei «Lichterloh» werden die Feuerzeuge hervorgebeten, Feuer ist auch dann präsent, als West sich den Haarstrang anzündet und dazu die Windmühle macht. Bei «Totgesagt Doch Neugeboren» kommen Nord und Gitarrist Ost «mal zu uns runter» auf ein Podest, welches zwischen Mischpult und Bühne aufgebaut wurde. Die Ballade wird dann tatsächlich teils im Publikum (Nord/Ost), teils auf der Bühne (Süd/West) gespielt – und bei uns in den vorderen Reihen gibt es endlich ein wenig Platz! Auf dem Rückweg zur Bühne wird Süd dann auf den starken Schultern eines Fans getragen. Das Einzige, was nun noch fehlen würde, wäre wohl etwas mit Champagner bei «Lange Nicht Perfekt» gewesen…

Nach «Kids» ist dann Schluss… natürlich nicht! Vor «Leck Mich» bewegt sich wohl gar keiner nach Hause Zunächst wird aber der Titeltrack des letzten Albums «Wir Sind Gott» gespielt – eine live ganz tolle Nummer! Danach betreten die Jungs von Dymytry wieder die Bühne und gemeinsam wird der neue Song «Behind The Mask» gezockt. Gewöhnungsbedürftig sind die Mischung der beiden Stile und Nords englischer Gesang auf jeden Fall, aber dass dieses Ding nicht gespielt wird, wäre fast schon ein Skandal gewesen… Als letzte Nummer folgt dann (wie immer) endlich «Leck Mich». Natürlich geht es noch einmal ganz wild zu und her und das Stück verlangt sowohl der Band als auch dem Publikum die allerletzte Energie ab. Nach 23 Songs ist dann Schluss und rundherum sind jede Menge glückliche Gesichter zu sehen.

Das Fanzit

Bei Dymytry waren meine Erwartungen aufgrund der letzten Show in der Schüür wohl einfach zu hoch angesetzt. In Kombination mit dem nicht von Anfang an richtig eingestellten Sound springt der Funke erst nicht richtig. Der zweite Teil des relativ kurzen Sets hat es dafür aber in sich und bereitet das Publikum auf den nachfolgenden Untergang vor.

Die Himmelsrichtungen sind inzwischen ein Garant für coole Live-Shows! Aufgrund aktueller Vorkommnisse in Deutschland wird dieses Mal das politische «Wehleidige Monster» gespielt, welches ich persönlich als einer der besten Songs aus «Bestie Der Freiheit» einstufe. Danke, Hämatom! Nichtsdestotrotz erwähne ich dieses Mal wieder, und werde es wohl auch weiterhin tun müssen, dass ich die alten Songs vermisse! Damit meine ich nicht «Leck Mich», «Eva» usw., was tatsächlich immer wieder gespielt wird, sondern zur Abwechslung mal «Butzemann», «Spieglein», «Häschen» oder «Schaue Sie Spielen Krieg».

Auch wenn die Setliste Potenzial zur Optimierung hat: Die Show war der absolute Hammer! Ganze 23 Songs und jede Menge Spass bieten uns die Nord, Süd, Ost und West und binden die Fans damit für weitere Konzerte an sich. Hoffen wir, sie lassen uns nicht allzu lange warten…

Setliste Hämatom

  1. Zeit Für Neue Hymnen
  2. Mein Leben – Meine Regeln
  3. Säulen Des Wahnsinns
  4. Ich Hasse Dich Zu Lieben
  5. Tanz Aus Der Reihe
  6. Warum Kann Ich Nicht Glücklich Sein
  7. Fick Das System
  8. Lauter
  9. Zur Hölle Mit Eurem Himmel
  10. Auge Um Auge
  11. Made In Germany
  12. Wehleidige Monster
  13. Mörder
  14. Ikarus Erben
  15. Lichterloh
  16. Eva
  17. Lange Nicht Perfekt
  18. Totgesagt Doch Neugeboren
  19. Alte Liebe Rostet Nicht
  20. Kids (2 Finger An Den Kopf)
  21. Wir Sind Gott*
  22. Behind The Mask (mit Dymytry)*
  23. Leck Mich*

*Zugaben

Setliste Dymytry

  1. With An Axe
  2. Barricades
  3. United We Stand
  4. Monster
  5. Bass Solo & Drum Solo
  6. Ghost Busters
  7. Hope
  8. Bless Us
  9. TouchDown

Wie fandet ihr das Konzert?

17.11.2018
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