Meh Suff! Winter-Festival 2019 (Flyer neu)
Fr–Sa, 11.–12. Januar 2019

Meh Suff! Winter-Festival 2019 – Vomitory, Bömbers, Decapitated, Belphegor, Irony Of Fate u.a.

Dynamo (Zürich, CH)
22.01.2019
Meh Suff! Winter-Festival 2019 (Flyer neu)

Zerstörte Nackenmuskeln zum Jahresauftakt 

Erneut war das Meh Suff! Winter-Festival ein voller Erfolg. Insgesamt zwölf Gruppen brachten die Wände des Dynamo ordentlich zum Wackeln. Die zahlreich anwesenden, trinkfreudigen Mähnenschüttler zelebrierten eine ausgelassene Fete. Am Samstag war die ganze Geschichte gar komplett ausverkauft. Wie sich die einzelnen Bands angestellt haben und was es mit der ominösen «90s After-Show-Party» auf sich hatte, entnehmt ihr dem nachfolgenden Metalinside-Bericht.

Freitag, 11.01.2019 – Konstante Leistungssteigerung während des ganzen Abends 

Mein Leben besteht bekanntermassen aus Terminkollisionen. Nur ein Narr hätte geglaubt, dass sich dies 2019 in irgendeiner Form enden würde. Aufgrund dessen folgt bereits Mitte Januar der erste Konflikt. Ice Rock oder Meh Suff! Winter-Festival? Emmental oder Zürich? Genretechnisch mögen die beiden Veranstaltungen zwar massive Unterschiede aufweisen, aber es können nichtsdestotrotz ebenfalls ein paar Gemeinsamkeiten ausgemacht werden. Zahlreiche Metallschädel und Rocker eröffnen beispielsweise mit einem der genannten Events jeweils ihr persönliches Kultur-Jahr. Des Weiteren dominiert an beiden Austragungsorten stets eine äussert geschätzte, familiäre Atmosphäre. Keine leichte Entscheidung für meine Wenigkeit, aber am Ende «siegen» schliesslich die harten und düsteren Klänge des Meh Suff! Winter-Festivals. Bleibt zu hoffen, dass im nächsten Jahr Überschneidungen dieser Art ausbleiben (auch wenn sich diese wohl leider kaum vermeiden lassen…).

Meine Truppe besammelt sich am Zürcher Hauptbahnhof vor dem «Drinks Of The World»-Laden. Um die eigene Leber würdevoll auf die anstehenden Trinkorgien vorzubereiten, erwerben wir schon einmal eine erste Hopfentrunk-Ladung. Alkohol und Journalismus sind jetzt vielleicht nicht gerade die allerbesten Kumpels, aber ungehindert dessen habe ich es bisher immer geschafft, ein paar Zeilen zu sämtlichen Meh Suff!-Veranstaltungen aufs Papier (respektive auf den Bildschirm) zu bringen. Das nennt man dann wohl Erfahrungswert. Unsere Kehlen bleiben nicht lange trocken, denn von 18 bis 19 Uhr herrscht am Bartresen des Dynamo-Saals «Happy Hour». Nach diesen ersten Festivitäten und beinahe nicht mehr enden wollenden Begrüssungszeremonien stelle ich urplötzlich fest, dass die erste Band ja bereits munter drauflosknüppelt. Nix wie hin zur Bühne!

Tenebrae Aeternum

Eröffnungs-Slots sind an Festivals häufig eine etwas undankbare Geschichte, doch zu meinem Erstaunen dürfen sich die helvetischen Schwarz-/Todesmetaller Tenebrae Aeternum vor einer ansprechenden Publikumstraube austoben. Die paar Stücke, welche ich noch mitbekomme, hören sich nicht übel an. Dafür bekundet eine meiner Kolleginnen Mühe mit dem penetranten Gestank der eingesetzten Räucherstäbchen. Ihre Nase wird im Verlaufe des heutigen Abends dann nochmals leiden müssen; dies sei an dieser Stelle schon einmal vorweg genommen. Mich persönlich stört es nicht sonderlich. Bei Konzerten von Ghost, Nocte Obducta oder Batushka ist das Ganze wesentlich schlimmer.

Tenebrae Aeternum (oder «Penetrae Analrektum», wie die versauteren Personen in unseren Reihen die Truppe nennen) werden von ihrem Gründer und Ex-Frozen Gate-Mastermind Erebos angeführt. Doch auch hinter der Schiessbude entdecke ich mit Andy Bosshardt von Soldiers Bloodcraft ein vertrautes Gesicht. Er übernimmt aktuell den Job des Aushilf-Trommlers. Kurz darauf erfahren wir allerdings, dass er heute seinen letzten Einsatz hat. Erebos und Co. werden sich in nächster Zeit auf die Suche nach einem fixen Drummer begeben.

Tja, hoffentlich kann ich mir unsere Landsleute bei einer nächsten Gelegenheit von A bis Z zu Gemüte führen. Danach wäre nämlich auch ein anständiges und aussagekräftiges Urteil möglich. Gelegenheit dazu gäbe es beispielsweise am 25. Mai in der  Lenzburger Met-Bar. Dort werden Tenebrae Aeternum gemeinsam mit Orion Conspiracy und Stortregn für eine finstere Abendunterhaltung sorgen.

Setliste – Tenebrae Aeternum

  1. Lucem De Profundis
  2. Creation If Creators
  3. For I Was The Snake
  4. Amprodias
  5. Chorus In Macabre

Klaw

Der nächste Punkt auf der musikalischen Speisekarte hätte eigentlich Fleshless geheissen. Unglücklicherweise mussten die Tschechen ihren geplanten Gig bereits gestern Abend absagen. Mühsame Schneeverhältnisse auf den Strassen haben ihre Anreise schlussendlich verhindert. Eventuell kann man die Herrschaften ja stattdessen für die Open Air-Ausgabe des Festivals in Hüttikon verpflichten. Ich möchte grundsätzlich nichts verschreien, aber weisses Himmelpulver sollte Anfang September hierzulande eigentlich kein Thema sein. Falls doch, werde ich dem Wettergott höchstpersönlich in den Allerwertesten treten.

Nach dieser Absage hatte die Meh Suff! meiner Meinung nach zwei Möglichkeiten: Entweder den anderen Bands mehr Spielzeit geben oder ultrarasch einen Ersatz auftreiben. Am Ende wurde Zweiteres umgesetzt. Deshalb stehen nun die Thrash Metaller von Klaw auf der Bühne – ein weiterer Vertreter der Schweizer Szene. Tolle Sache, dass der Fünfer kurzfristig einspringen konnte. Unerfahren sind die Musiker zweifelsohne nicht. Lead-Klampfer Chaspar Wanner ist beispielsweise ebenfalls für Poltergeist und die Iron Maiden Tribute-Kapelle Eddie’s Beast aktiv. Simon Freiburghaus (Rhythmusgitarre) und Dani Bürkli (Bass) kennt man sonst für ihre Engagements bei Contorsion.

Die aggressiven Klauen drücken ordentlich auf die Tube. Fairerweise muss ich zugeben, dass ich gerade im Thrash Metal-Sektor mit weiblichem Gesang meine liebe Mühe habe. Nur wenige Damen konnten mich diesbezüglich bisher wirklich vom Hocker reissen. Um so toller ist die Tatsache, dass sich Lucie Werlen von heute an zu diesem illustren Kreis dazuzählen darf. Starke Leistung der Frontröhre. Da freut man sich doch schon auf das Wiedersehen am Swiss Metal Masters-Festival Mitte März.

Setliste – Klaw

  1. Eta Carinae
  2. Panic
  3. Exskeleton
  4. Don’t Give Me That
  5. Hurt People
  6. Age Of Fools
  7. Hellcome
  8. No Regrets

Einherjer

Die Wikinger kommen! Nein, die Rede ist nicht von Amon Amarth, sondern von Einherjer. Die seit 1993 aktiven Norweger haben mit ihrem neusten Streich «Norrøne Spor» ein Werk abgeliefert, das meinen Metalinside-Kollegen Raphi in seiner Plattenkritik zu regelrechten Dauerjuchzereien verleitet hat. 9.5 von 10 Punkten verteilen wir auch nicht gerade alle Tage. Ein Grund mehr also, sich diese Band unbedingt reinzuziehen.

Inzwischen ist der Dynamo-Saal äusserst gut gefüllt. Toilettenausflüge und «Lungenbrötli»-Pausen müssen immer taktischer geplant werden. Am Met-Stand herrscht nun ebenfalls Hochbetrieb. Verständlich, denn schliesslich wollen die insgesamt 40 Minuten dauernden Episoden aus der Nordischen Mythologie mit dem passenden Trunk in Angriff genommen werden.

Für mich steht gerade die bisher stärkste Gruppe des Abends auf der Bühne. Eine solche Überzeugungskraft hätte ich Einherjer im Vorfeld nicht zugetraut. Die Stimmung in den Publikumsreihen ist ausgezeichnet. Fäuste werden in die Luft gereckt und zahlreiche Mähnen fliegen durch die Gegend. Liegt das wirklich nur an den Norwegern oder macht sich da allenfalls auch schon ein erhöhter Alkoholpegel bei gewissen Leutchen bemerkbar? Für mich steht jedenfalls fest, dass ich mir unbedingt einmal einen Headliner-Auftritt des Quartetts gönnen muss.

Setliste – Einherjer

  1. Dreamstorm
  2. Fra Konge Te Narr
  3. Kill The Flame
  4. Nidstong
  5. Mine Våpen Mine Ord
  6. Nord Og Ner
  7. Spre Vingene
  8. Dragons Of The North
  9. Ironbound

Belphegor

Räucherstäbchen zum Zweiten! Meine Kollegin rümpft schon wieder die Nase. Tja Mädel, da musst du durch, denn nun folgt für viele Anwesenden das Highlight des ersten Festivaltages: Belphegor. Seit ihrer fulminanten Performance am letztjährigen Dark Easter Metal Meeting in München hat es zwischen den Ösis und meiner Wenigkeit richtig gefunkt. Als Fronter Helmuth mir dann beiläufig via Facebook verraten hat, dass das Meh Suff! Winter-Festivals in den Genuss eines Totenrituals kommen wird, war meine Vorfreude riesig. Die Black/Death Metaller aus dem östlichen «Nachbarländle» scheinen effektiv gerne hier in der Schweiz zu Gast zu sein. Das Merchandise-Angebot dominieren sie heute Abend übrigens ebenfalls. Von den anderen Bands habe ich praktisch keine Artikel entdeckt. Allenfalls muss ich dies später nochmals genauer überprüfen.

Aufwändige Bühnendekoration, angsteinflössendes Corpsepaint und diverse Raucheffekte – der Vierer macht keine halben Sachen. Einzig Pyroeffekte bleiben aus, aber damit hätte man den Saal wohl aus Versehen direkt abgefackelt. Drummer Ravager ist ein echtes Biest. Mit einer unglaublichen Kadenz knallt er uns brutale Blastbeat- und Doublebass-Salven entgegen. Helmuth und Serpenth übernehmen neben ihren Instrumenten auch die krächzenden Parts am Mikro. Diesbezüglich ist abermals das diabolische Stimmorgan des Bandleaders hervorzuheben. Das geht einem durch Mark und Bein. Wer’s nicht glaubt sollte sich unbedingt einmal die Ansprache vor «Conjuring The Dead / Pactum In Aeternum» zu Gemüte führen.

Für meinen Geschmack vergehen die 50 Minuten viel zu rasch. Belphegor beenden ihre erste Zeremonie des Jahres schliesslich mit dem Kracher «Baphomet». Ein bisschen länger hätte die ganze Angelegenheit ruhig dauern dürfen. Glücklicherweise müssen ist das nächste Wiedersehen bereits in Aussicht. Gemeinsam mit DarkRise, God Dethroned, Nordjevel und Suffocation werden Belphegor am Gründonnerstag (18. April) die Luzerner Schüür dem Erdboden gleichmachen. Datum unbedingt vormerken und vorbeischauen!

Setliste – Belphegor

  1. Sanctus Diaboli Confidimus
  2. Totenkult – Exegesis Of Deterioration
  3. The Devil’s Son
  4. Belphegor – Hell’s Ambassador
  5. Swinefever – Regent Of Pigs
  6. Stigma Diabolicum
  7. Conjuring The Dead / Pactum In Aeternum
  8. Lucifer Incestus
  9. Baphomet

Decapitated

An der zur Verfügung gestellten Spielzeit gemessen folgt nun mit Decapitated der echte Headliner. Mal schauen, wie sich die polnischen Death/Groove Metaller so anstellen werden. Doch zu allererst können wir froh sein, dass die Jungs heute Abend überhaupt auf der Bühne stehen. Nach dem fatalen Verkehrsunfall im Oktober 2007 wurde der Bandbiographie vor zwei Jahren ein weiteres, düsteres Kapitel hinzugefügt. In einem Moment bist du noch zufrieden gemeinsam mit Thy Art Is Murder auf Tour in den USA und dann sitzt du plötzlich hinter Gittern. Die Vorwürfe? Entführung und Vergewaltigung. Droht nun das endgültige Aus? Glücklicherweise nicht, denn sämtliche Anklagepunkte wurden Anfang Januar 2018 endgültig fallengelassen. Die Klägerin sei in der Vergangenheit unter anderem schon einmal durch Falschaussagen aufgefallen. Soll die Dame ihr offensichtliches Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom doch irgendwo anders ausleben. Für die beinahe Zerstörung einer Bandkarriere wird sie das Karma eines Tages hoffentlich schon noch einholen.

Aber genug davon. Fokussieren wir uns wieder auf den Auftritt der Polen, denn dieser ist hundertprozentig sehens- und hörenswert. Mit einer unglaublichen Spielfreude und viel Energie gehen die Jungs ans Werk. Die Felle werden heute von einem besonderen Gast verprügelt: James Stewart. Ihn werden wir morgen Abend nochmals in Aktion erleben. Der gute Mann ist nämlich hauptsächlich für Vader tätig. Fronter Rafał Piotrowski brüllt sich in gewohnter Manier die Seele aus dem Leib. Seine lange Rasta-Haarpracht stellt für die knipsende Zunft ein schönes Sujet dar. Sobald er diese jedoch herumwirbelt, sollte die erste Reihe besser in Deckung gehen. Zu meiner grossen Freude sind einige Tracks des aktuellen Silberlings Anticult in der Setliste enthalten. Anhängern von Kataklysm, Sepultura, Pantera oder Nile sei dieses Album wärmstens empfohlen.

Das Fanzit – Freitag

Gehörgänge und Leber hatten an diesem ersten Festivaltag bereits mehr als genug zu tun. Die Soundqualität schwächelte lediglich in 1-2 Momenten kurzzeitig. Ab dem Auftritt von Einherjer war der Dynamo-Saal rappelvoll. Neben den Norwegern lieferten auch Belphegor und Decapitated besonders überzeugende Auftritte ab. In diesem Stil darf es morgen gerne weitergehen.

Samstag, 12.01.2019 – Panzer, Dampfwalzen und andere Abrissbirnen 

Verschnaufpause? Fehlanzeige! Die Party geht in die zweite Runde. Also Kater in den heimischen vier Wänden lassen und vollends auf die Karte «Konterbier» setzen. So könnte eine mögliche Devise für heute zumindest aussehen. Stolze sieben Bands gibt’s zu bestaunen. Die helvetische Zunft ist ebenfalls wieder in zweifacher Ausführung vertreten. Doch bis die ganze Geschichte ins Rollen kommt, erfreuen wir uns zuerst einmal an der «Happy Hour». Am Vormittag wurde via «Fratzenbuch» mitgeteilt, dass das Festival heute sogar komplett ausverkauft sei. Na, das kann ja heiter werden!

Irony Of Fate

Los geht’s mit einem Mix aus Thrash, Groove und Melodic Death Metal. Vorgetragen wird dieser von der Berner-Kapelle Irony Of Fate, die ich inzwischen auch schon diverse Male live erleben durfte. Erstaunlich, wie routiniert die 2014 gegründete Band zur Tat schreitet. Von Beginn weg haben sie die Zuhörerschaft hervorragend im Griff und es kommt sogar – in Form einer Wall Of Death und einem Circle Pit – zu ersten sportlichen Aktivitäten vor der Bühne. Das spricht eindeutig für die Qualität des Gezeigten, denn speziell in der Schweiz erlebt man solche Dinge bei einem Opener-Gig unglücklicherweise doch eher selten. Was die vereinzelten Luftballons in den Publikumsreihen zu bedeuten haben, ist mir allerdings ein Rätsel. Von einem Kindergeburtstag sind wir nämlich meilenweit entfernt (Das später erklingende Outro in Form einer «SpongeBob SquarePants»-Melodie klammere ich diesbezüglich einmal aus).

Dieses Mal fällt mir insbesondere Gitarrist Lars Gygax überaus positiv auf. Verdammt beeindruckend, was der Junge da so alles aus seiner Saitenkönigin herausholt. Frontmädel Cveti Stojmenova legt abermals einen unterhaltsamen Spagat zwischen zartem Prinzessinnen-Stimmchen (bei den Ansagen) und bitterbösen Growls (bei den Songs) hin. Dass Drummer Gregor Bucher bei der Show mitwirken kann, stand – wie wir erst im Nachhinein erfahren – ziemlich auf der Kippe. Aufgrund eines Zwischenfalls mit einem Silvester-Böller muss er sein Gehör eigentlich schonen. Nichtsdestotrotz wollte er unbedingt mitmischen und hat den Gig ohne zusätzliche Schäden überstanden. Wir wünschen ihm an dieser Stelle nochmals rasche und vollständige Genesung.

Setliste – Irony Of Fate

  1. Intro – Doomsday Clock
  2. Resurrection
  3. Oceans Of Doom
  4. Six Feet Deep
  5. The Curse
  6. Destruction

Punish

Hallo werte Horizonterweiterung. Punish hatte ich bisher definitiv noch nicht auf dem Schirm. Aber was muss ich da lesen? Gegründet 1996. Und dann auch noch mit Wurzeln in Winterthur – meiner Heimatstadt. Ui, ein längst überfälliges Kennenlernen. Die Truppe setzt sich zusammen aus André Mathieu (Gitarre/Gesang), Monika Hagmann (Bass), Oli Keller (Gitarre) und Reto Crola (Drums). Genretechnisch sind die vier Akteure im Technical Death Metal anzusiedeln. Vergleichbare Truppen gefällig? Gorod, Obscura oder Psycroptic wären da beispielsweise geeignete Kandidaten.

Diese anspruchsvolle Spielweise des Todesmetalls beherrschen Punish zweifellos. Die eigene Nackenfitness kommt jedenfalls nicht zu kurz. Mit der Zeit wirken die intensiven Gitarrensoli allerdings phasenweise ein bisschen langatmig. Deshalb bin ich nicht sicher, ob ich der Band im Rahmen eines Headliner-Slots durchgehend die volle Aufmerksamkeit schenken könnte. Während der heutigen halben Stunde fühle ich mich jedoch gut unterhalten.

Setliste – Punish

  1. Call
  2. First
  3. Invert
  4. Binding
  5. Incipit Chaos
  6. Pan

Desaster

Desaster-Klampfer Infernal platziert beim Soundcheck frech ein «Schalke 04»-Handtuch gut sichtbar auf einer der Boxen. Ob ich ihm jetzt direkt «Nur der BVB!» zurufen soll? Ich entscheide mich für eine etwas entschärfte Variante und versuche es mit dem Begriff «Ruhrpott-Derby». Dies entlockt dem Gitarristen ein Grinsen und er nickt mir zu. So, da alle Nicht-Fussball-Anhänger eh nur Bahnhof verstanden haben, befassen sich die nachfolgenden Zeilen wieder mit metallischer Musik.

Desaster sind eine seit 1989 für Furore sorgende Truppe aus Deutschland, die ihren Zuhörern jeweils eine ordentliche Dosis schwarzmetallischen Thrash Metal um die Lauscher ballern. Bei den Outfits der einzelnen Mitglieder können massenweise Nieten bestaunt werden. Im Falle von Basser Odin sind es sogar furchteinflössend lange Stacheln. Des Weiteren trägt er als einziger Corpsepaint und ist somit vom Erscheinungsbild her am ehesten im Black Metal-Sektor beheimatet. Sein Oberkörper erweist sich zudem wieder einmal als textilresistent. Seit Anfang Oktober des vergangenen Jahres sitzt mit Hont ein neuer Mann am Schlagzeug. Er hat das Vergnügen den zu Sodom abgewanderten Tormentor (a.k.a. Husky) zu ersetzen.

Einer meiner Kollegen ist regelrecht aus dem Häuschen. Genau wegen dieser Band ist er heute Abend nach Zürich gepilgert. Seine hochgestreckten Arme sind ebenfalls mit Nieten übersät. Ist noch praktisch, denn so finden wir ihn an Konzerten oder Festivals jeweils problemlos wieder. Nach jedem Track lässt er einen gewaltigen Ur-Jubelschrei los. Der muss ja Monster-Lungen haben! Allerdings ist seine Freude voll und ganz gerechtfertigt. Desaster entpuppen sich als wahre Stimmungskanonen und legen einen geilen Abriss aufs Parkett.

Nach der Show muss ich unbedingt beim Merchandise-Stand vorbeischauen. Ein T-Shirt will erworben werden. Im Gegensatz zur gestrigen Belphegor-Dominanz gestaltet sich das heutige Artikelangebot etwas abwechslungsreicher. Jep, ich werde hier wohl noch das eine oder andere «Nötli» bis zum Ende des Festivals investieren.

Vomitory

Puh, durchatmen! Nach diesem fulminanten Desaster-Auftritt ist dies zwingend notwendig. Doch der nächste Act steht bereits in den Startlöchern. Meine erste Begegnung mit Vomitory fand vor zwei Jahren am Summer Breeze Open Air statt. Die eigentlich bereits aufgelöste Truppe hat sich extra für einen Michael Trengert-Gedenkauftritt nochmals neu formiert. Im dazugehörigen Festivalbericht habe ich noch angemerkt, dass die Schweden von mir aus gerne wieder fix ins Business hätten zurückkehren dürfen. Und siehe da – aus Wunsch wird Realität. Ende März des vergangenen Jahres folgt die Comeback-Meldung – begleitet von zahlreichen Tour-Daten. Oh yes! Und wo eröffnen die Herrschaften ihr Konzertjahr 2019? Genau, hier am Meh Suff! Winter-Festival in der Schweiz. Hammer!

Alter Verwalter – bei diesem brutalen und gnadenlosen «IKEA-Dampfwalzen-Abriss» gibt’s eindeutig keine Gefangenen. Überragend, was Erik, Tobias, Urban und Peter da vom Stapel lassen. Die 45 Minuten werden genutzt, um den Zuhörern einen kleinen Einblick in die acht Studioalben umfassende Diskographie zu ermöglichen. Hoffentlich bleibt uns diese geniale Truppe nun wieder ein bisschen länger erhalten. Gemessen an den Publikumsreaktion wäre ich wohl nicht der einzige, der dies begrüssen würde.

Setliste – Vomitory

  1. The Voyage
  2. Gore Apocalypse
  3. Ripe Cadavers
  4. Revelation Nausea
  5. Regorge In The Morgue
  6. Madness Prevails
  7. Rotting Hill
  8. Serpents
  9. Terrorize Brutalize Sodomize
  10. Primal Massacre

1349

Hurra, hurra, die Pest ist da. Nein, mit Feuerschwanz hat die Angelegenheit dieses Mal herzlich wenig zu tun. Im Jahre 1349 wütete die Pestepidemie in Norwegen. Dies hat die nun die Bühne betretenden Musiker bei der Suche nach einem Bandnamen offensichtlich ziemlich inspiriert. Soll noch einer behaupten, dass das Meh Suff! Winter-Festival stilistisch eine einseitige, schwarzmetallische Angelegenheit sei. 1349 sind im diesjährigen Billing nämlich die einzig reine Black Metal-Truppe. Von Einheitsbrei fehlt somit jede Spur.

Der Vierer trumpft mit einer starken Performance auf. Da sich inzwischen wieder verflucht viele Nasen im Saal versammelt haben, kleben wir beinahe an Wand auf der rechten Seite und müssen ausserdem mit gewissen Sichtbehinderungen in Form von irgendwelchen Zwei-Meter-Hünen kämpfen. Nichtsdestotrotz würde ich mir die Black Metaller, deren bekanntestes Mitglied übrigens Drummer Frost (Satyricon) ist, sofort wieder einmal reinziehen.

Vader

Fronter Peter hat es Mitte Oktober des letzten Jahres im Schaffhauser Kammgarn bereits angekündigt; Vader werden schon bald wieder in der Schweiz zu Gast sein. Korrekt, nicht ganz drei Monate hat’s gedauert. Dieses Mal nimmt sich der polnische Death/Thrash-Panzer das Dynamo vor. Mit voller Wucht jagt ein Nackenbrecher den anderen. Aufgrund der Spielzeit von 60 Minuten sind Vader heute Abend als Headliner einzustufen. Diese Position ist keinesfalls gestohlen. Das Publikum feiert die Polen frenetisch ab.

Drummer James hat ja bereits gestern in Diensten von Decapitated ein bisschen Meh Suff!-Luft schnuppern dürfen. Er wirkt überhaupt nicht müde und liefert souverän ab. Selbiges gilt auch für seine Band-Kollegen. Aber schliesslich steht das Gefüge ja nicht grundlos seit über 35 Jahren für Qualitätsarbeit. Neues EP- und CD-Material darf übrigens im Sommer respektive gegen Jahresende erwartet werden. Wir bleiben jedenfalls gespannt.

Bömbers

Motörhead und deren Aushängeschild Lemmy Kilmister übten einen extremen Einfluss auf unsere Szene aus. Zurecht wird vielerorts behauptet, dass sie dies auch heute noch tun. Ein paar Konzerte dieser Ikonen durfte ich glücklicherweise miterleben. Persönlich getroffen habe die Herrschaften allerdings leider nie. Trotzdem spielt die leider nicht mehr unter uns weilende Whiskey-Stimme in meinem metallischen Leben eine wichtige Rolle. Sobald irgendwo ein Motörhead-Stück ertönt, mutiere ich zu einem emotionalen, eskalierenden Wesen. Aufgrund dessen ist der nun folgende Auftritte eine ganz spezielle Angelegenheit für mich.

Kann ein Black Metaller wie Abbath einer solchen Legende wirklich würdevoll Tribut zollen? Oh ja! Daran lassen er und seine beiden Kumpels Tore und Pez keine Zweifel aufkommen. Ah, das steckt also hinter seiner Corpsepaint-Visage. Ungeschminkt sieht Abbath Herrn Kilmister effektiv unglaublich ähnlich. Selbst die Bewegungen kommen authentisch rüber. Da hat jemand sein Idol zweifelsohne unzählige Male beobachtet und genaustens studiert. Billiger Abklatsch? Weit gefehlt! Hier wird äusserst respektvoll gegenüber den Originalen agiert. Sogar auf der gesanglichen Ebene sind die Parallelen beinahe schon unheimlich. Ich wage fast schon von einer Lemmy-Reinkarnation zu sprechen.

Während einige Besucher gezeichnet von zwei anstrengenden Festivaltagen bereits müde in irgendeiner Raumecke kauern, gibt Dutti nochmals vollen Einsatz. Das norwegische Trio setzt zudem nicht ausschliesslich auf die sichere Hit-Schiene. Mit «Stone Dead Forever», «Shoot You In The Back» und «Metropolis» tauchen auch Songs in der Setliste auf, die ich jetzt nicht unbedingt zu den Dauerbrennern zählen würde. Meine Fresse, man kommt hier wohl gerade in den Genuss der besten Motörhead-Tribute-Band unseres Planeten. Das nächste Mal kann gar nicht rasch genug kommen. Liebe Veranstalter, bucht diese Band! Ich hole mir jetzt jedenfalls erst einmal ein Shirt zur Erinnerung an diese fantastische Performance.

Setliste – Bömbers

  1. Stone Dead Forever (Motörhead-Cover)
  2. Iron Fist (Motörhead-Cover)
  3. Stay Clean (Motörhead-Cover)
  4. Shoot You In The Back (Motörhead-Cover)
  5. No Class (Motörhead-Cover)
  6. Killed By Death (Motörhead-Cover)
  7. Orgasmatron (Motörhead-Cover)
  8. Ace Of Spades (Motörhead-Cover)
  9. Metropolis (Motörhead-Cover)
  10. Over The Top (Motörhead-Cover)
  11. Motörhead (Motörhead-Cover)
  12. Overkill (Motörhead-Cover)

Das Fanzit – Samstag

Aufgrund von Müdigkeitserscheinungen lag ein Besuch der After-Show-Party für mich leider nicht mehr drin. Alkohol und Festival forderten am Ende ihren Tribut. Die teilweise verstörenden Videos, die ich anschliessend im Netz gefunden habe, haben mir allerdings gezeigt, dass ich nicht wirklich irgendetwas verpasst habe. Das Ding schien aber gut gelaufen zu sein, denn die Meh Suff!-Crew verkündete kurz darauf, dass diese Fete von nun an ein fester Programmbestandteil werden würde. Mein Fokus wird trotzdem stets auf den Bands liegen. Von diesen konnten heute Abend insbesondere Irony Of Fate, Desaster, Vomitory und Bömbers überzeugen. Die Soundqualität war ein kleines Stückchen besser als am Freitag. Der heutige «Sold Out»-Status erwies sich weniger schlimm als erwartet. Man konnte sich doch noch ziemlich unbeschwert durch die Location bewegen. Definitiv ein gelungener Auftakt in die diesjährige Festival-Saison.

In Sachen Meh Suff! werden wir uns dann spätestens Anfang September in Hüttikon wieder über den Weg latschten. Mit At The Gates, Watain, Satyricon, Aborted und Zeal & Ardor wurden bereits ein paar vielversprechende Gruppen für die dortige Open Air-Veranstaltung bekanntgegeben.


Wie fandet ihr das Festival?

22.01.2019
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