Metalinside.ch - Amorphis - Z7 Pratteln 2019 - Foto Friedemann
Sa, 16. Februar 2019

Amorphis, Soilwork, Jinjer, Nailed To Obscurity

Z7 (Pratteln, CH)
/ 24.02.2019

Fulminanter Abschluss der «Queen Of Time»-Tour 

Die aktuelle Europarundreise von Amorphis, Soilwork, Jinjer und Nailed To Obscurity fand am Samstagabend in Pratteln ihr Ende. Sämtliche Truppen boten sackstarke Auftritte und spielten sich souverän durch ihre jeweiligen Sets. Trotz ausverkauftem Haus gelangte man immer irgendwie an den Bartresen, um Flüssigkeitsnachschub abzuholen. Die weiteren Details entnehmt ihr wie gewohnt den nachfolgenden Zeilen. 

Frühlingshaftes Wetter macht Freude. Draussen verweilen, Sonnenstrahlen geniessen, eventuell bereits den Grill anheizen – Optionen gäbe es zweifelsohne genügend. Für Metalheads bietet der heutige Tag allerdings noch ein weiteres «Zückerli»: Die Finnen von Amorphis statten der Konzertfabrik Z7 gleich mit drei Support-Acts einen Besuch ab. Aufgrund dessen nehme ich die Reise nach Pratteln selbstverständlich gerne auf mich. Vereinsamen werde ich sowieso nicht, denn der Schweizer Metal-Tempel Nummer 1 durfte vor kurzem voller Stolz den «Sold Out»-Status vermelden. Ausverkaufte Hallen sind bekanntermassen gar nicht mein Fall. Die Wege zu den sanitären Anlagen und der Bar werden oftmals zu einem mühsamen Hindernisparcours und tolle Sicht auf die Bühne ist leider auch nicht garantiert. Wie auch immer, für eine meiner Lieblingsbands nehme ich diese Torturen gerne auf mich. Vielleicht wird’s ja am Ende gar nicht so schlimm.

Kurz vor 17.30 Uhr treffen meine Kollegen und ich am Ort des Geschehens. Vor dem Eingang und dem Abendkassentickethäuschen tummeln sich bereits einige vertraute Gesichter. Heute trifft man wohl wieder einmal die ganze metallische Schweiz an. Da dürfte eine feuchtfröhliche Konzert-Party absolut möglich sein. Die Stimmung ist jedenfalls bereits jetzt ausgezeichnet. Der Einlass klappt anschliessend problemlos, da sich die Warteschlange glücklicherweise nicht zu einem gigantischen Monstrum weiterentwickelt hat. Der Zeitplan wurde ebenfalls klug gewählt (und endlich wieder einmal auf der Z7-Homepage veröffentlicht), denn bis die erste Truppe beginnt, bleiben uns noch ganze 40 Minuten. Ich bahne mir einen Weg zu meinem «Dutti-Pfosten» und beziehe schon einmal brav Stellung. Dank zahlreicher Diskussionen und ersten Hopfenteevernichtungen vergehen die nächsten Zeigerumdrehungen wie im Flug.

Nailed To Obscurity

Jetzt ist die Hütte rappelvoll! Aber an unserem Standort ist es nach wie vor einigermassen erträglich. Auf der Bühne geht’s nun auch endlich zur Sache. Nailed To Obscurity aus Deutschland dürfen den Konzertreigen eröffnen. Der vorgetragene Mix aus melodiösem Death und Doom Metal kann das Publikum allerdings noch nicht aus dessen Salzsäulenstarre befreien. Mich überzeugt das Gehörte jedoch. Man kann problemlos in die düsteren Klangwelten eintauchen. Speziell die «doomigen» Teile werden durch die dazu passenden Lichteffekte nochmals deutlich unterstrichen. Mal schauen, ob Kollege Friedemann im Graben daraus brauchbares Bildmaterial generieren kann. Bei den Growls erinnert mich Fronter Raimund Ennenga Stimmorgan etwas an dasjenige von Jukka Pelkonen (Omnium Gatherum). Die Setliste steht mit Ausnahme des letzten Tracks «Desolate Ruin» ganz im Zeichen des vor rund einem Monat veröffentlichten Silberlings «Black Frost». Nach einer halben Stunde müssen die Deutschen das Feld dann bereits wieder räumen.

Jinjer

Der einzige «Nicht-Nuclear Blast»-Akteur geht als nächstes ins Rennen. Jinjer stehen nämlich bei Napalm Records unter Vertrag. Die Ukrainer setzen in ihren Songs auf Elemente aus den Sektoren Progressive Metal und Groove Metal. Kann diese zugebenermassen nicht gerade alltägliche Mischung funktionieren? Definitiv, denn das Quartett geht mit viel Elan ans Werk. Aushängeschild ist natürlich wieder einmal Frontmädel Tatiana Shmailyuk – und zwar aus zwei Gründen: Zum einen wäre da ihr bärenstarkes Stimmorgan. Mit diesen mächtigen Growls würde sie wohl so manche Mikrofon-Kollegin gnadenlos an die Wand klatschen. Aber auch die klar gesungenen Passagen sitzen. Hab’ ich irgendetwas vergessen? Ach ja, Punkt zwei. Dieser erfreut insbesondere die männlichen Besucher, denn die Leggins, welche sie trägt, betonen ihre knackige Schokoladenseite fantastisch. Da schaut man(n) gerne genauer hin. Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass die Osteuropäer in den kommenden Jahren noch für ordentlich Furore in der Szene sorgen werden.

Soilwork

Björn Strid für einmal nicht in seinem Pilotenoutfit zu sehen, ist nach den letzten Begegnungen mit ihm schon ein bisschen irritierend. Aber schliesslich steht er heute auch mit Soilwork und nicht dem The Night Flight Orchestra auf der Bühne. «Miami Vice»-Rock ist heute Abend kein Thema. Stattdessen bekommen wir die volle Dröhnung Melodic Death Metal auf die Lauscher geballert. Sackstark, was die Schweden hier zeigen und abrufen. Endlich ist auch das Publikum aufgewacht und beteiligt sich nun fleissig am Gezeigten. Von Erschöpfungsanzeichen fehlt bei den Musikern jede Spur. Dafür sind zwei neue Gesichter zu erkennen, denn Basser Rasmus Ehrnborn und Klampfer Simon Johansson unterstützen die Band auf dieser Tour. Ihrem kürzlich rausgehauenen Album «Verkligheten» scheinen die Nordmänner ziemlich zu vertrauen, denn die Songs dieser Platte machen immerhin einen Drittel der heutigen Setliste aus. Nichtsdestotrotz kommen auch Klassiker – wie beispielsweise das fesselnde «Nerve» – zum Handkuss. Schweden hat vorleget; Finnland muss nun liefern.

Amorphis

Der Headliner schreitet Punkt 22 Uhr zur Tat und lässt die schwermetallische Biene («The Bee») fliegen. Dabei handelt es sich um einen von insgesamt sechs «Queen Of Time»-Hymnen, die wir am heutigen Abend zu hören bekommen. Meinetwegen könnten die Finnen ruhig auch die komplette Scheibe durchzocken. Das Werk ist nämlich schlichtweg überragend und dürfte zu den besten Alben gehören, die im vergangenen Jahr veröffentlicht wurden. Die Stücke vermögen effektiv auch im Live-Gewand zu überzeugen. Die einzelnen Musiker sind ebenfalls in Top-Form. Fronter Tomi Joutsen wechselt in beeindruckender Manier zwischen Growls und Klargesang hin und her. Da kann man bloss den Hut ziehen und staunen. Plaudereien zwischen den einzelnen Nummern werden auf das Minimum reduziert. Amorphis lassen viel lieber ihre Musik sprechen. Der Sound dröhnt glasklar aus den Boxen – es ist eine wahre Freude.

Mit solchen Leistungen machen die Finnen selbst die kritischsten Schreiberlinge arbeitslos. Einen Negativaspekt muss ich der ganzen Lobhudelei dann trotzdem entgegensetzen: 75 Minuten sind mir etwas zu wenig. Allenfalls kann man sich bei der nächsten Tour auf einen Support-Act beschränken, um so selbst mehr Spielzeit zu erhalten. Ebenfalls möglich wäre natürlich ein «An evening with Amorphis»-Event. Nach bald 30-järhiger Existenz sollte die Kreation eines abendfüllenden Konzertprogramms kaum ein Ding der Unmöglichkeit sein.

Das Fanzit

Ein rundum genialer Abend im Z7. Da hat schlichtweg alles gepasst. Der «Sold Out»-Status entpuppte sich am Ende als gar nicht so schlimm. An unserem Standort konnten wir uns ziemlich frei bewegen. Die Bands haben alles gegeben und bleibende Eindrücke hinterlassen. Ausschlaggebend für die überzeugenden Performances war sicherlich auch die bombastische Soundqualität.

Setliste – Nailed To Obscurity

  1. Black Frost
  2. Feardom
  3. The Aberrant Host
  4. Tears Of The Eyeless
  5. Desolate Ruin

Setliste – Jinjer

  1. Words of Wisdom
  2. Ape
  3. I Speak Astronomy
  4. Dreadful Moments
  5. Teacher, Teacher
  6. Who’s Gonna Be the One
  7. Pisces
  8. Perennial
  9. Sit Stay Roll Over

Setliste – Soilwork

  1. Intro – Verkligheten
  2. Arrival
  3. The Crestfallen
  4. Nerve
  5. Full Moon Shoals
  6. Death in General
  7. Like The Average Stalker
  8. The Akuma Afterglow
  9. Drowning With Silence
  10. The Phantom
  11. The Nurturing Glance
  12. Bastard Chain
  13. The Ride Majestic
  14. The Living Infinite II
  15. Witan
  16. Stabbing The Drama
  17. Stålfågel

Setliste – Amorphis

  1. The Bee
  2. The Golden Elk
  3. Sky Is Mine
  4. Sacrifice
  5. Message In The Amber
  6. Silver Bride
  7. Bad Blood
  8. Wrong Direction
  9. Daughter Of Hate
  10. Heart Of The Giant
  11. Hopeless Days
  12. Black Winter Day
  13. Death Of A King*
  14. House Of Sleep*

*Zugabe

Fotos Amorphis, Soilwork, Jinjer, Nailed To Obscurity – Z7 2019 (Friedemann)


Wie fandet ihr das Konzert?

/ 24.02.2019
Weitere Beiträge von

Amorphis, Jinjer, Nailed to Obscurity, Soilwork