P.O.D. - Dynamo Zürich 2019 (Flyer)
So, 17. Februar 2019

P.O.D., Alien Ant Farm, ‘68

Dynamo (Zürich, CH)
27.02.2019
P.O.D. - Dynamo Zürich 2019 (Flyer)

P.O.D. halten den Nu Metal am Leben 

Während die beiden Vorgruppen an diesem Sonntagabend lediglich für mässig Begeisterung sorgten, rissen P.O.D. im Anschluss mit einer überragenden Performance die Hütte ab. Das Publikum glänzte ebenfalls durch zahlreiche Energieanfälle. Was sonst noch alles im Dynamo vorgefallen ist, entnehmt ihr den nachfolgenden Zeilen. 

Fit ist anders. Der gestrige Z7-Konzertreigen steckt mir noch ziemlich in den Knochen. Aber es hilft alles nix; die Show muss weitergehen. Offenbar steht heute bereits der nächste ausverkaufte Event auf dem Plan, denn vor dem Zürcher Dynamo ist eine gigantische Warteschlange anzutreffen. Wer lockt bitteschön so viele Menschen an einem Sonntagabend vom kuschligen Sofa hinunter? Die Antwort lautet P.O.D. Ausgeschrieben heisst die ganze Sache übrigens «Payable On Death». Die 1992 im US-amerikanischen Bundesstaat Kalifornien gegründete Kapelle feierte anfangs der 2000er-Jahre ihre grössten Erfolge. Die Über-Hymne «Youth Of The Nation» haben sicherlich schon einmal die meisten von uns in den Gehörgängen gehabt. Nach der Scheibe «When Angels & Serpents Dance» (2008) habe ich persönlich die Truppe ehrlich gesagt ziemlich aus den Augen verloren. Doch die Herrschaften sind nach wie vor aktiv und legen heute einen Zwischenstopp in der Limmatstadt ein. Als Support haben sie die mir noch unbekannten Bands ’68 und Alien Ant Farm mitgebracht. Möge die Reise zurück in meine Jugend beginnen.

‘68

Um 19 Uhr betritt das Duo Nikko Yamada (Drums) und Josh Scogin (Gitarre) die Bühne. Beim letztgenannten Herrn handelt es sich um den Sänger der nicht mehr existierenden Hardcore-Gruppe The Chariot. Die beiden legen einen – sagen wir einmal – äusserst speziellen Auftritt aufs Parkett, der bei einigen Personen im Publikum sogenannte «What The Fuck?!»-Reaktionen hervorruft. Nikko drischt so energiegeladen auf seine Felle ein, dass ich bereits nach kurzer Zeit mit der Zerstörung derselben rechne. Sein Kollege macht’s nicht besser und lässt seine Klampfe immer wieder wild durch die Gegend wirbeln. Ein echtes Wunder, dass da nichts zu Bruch geht.

Gerade als man denkt, schon alle möglichen Vorgruppen-Kaliber erlebt zu haben, knallt einem das Schicksal ’68 vor den Latz. Also ernst nehmen kannst du diese zwei Chaoten keine Sekunde. Zwischendurch versucht sich Josh dann auch am Mikrofon. Bei den schiefen Tönen, welche er jedoch dort hinein brüllt, würden sich meine Gehörgänge am liebsten erschiessen. Ein kleiner Teil der Besucher scheint nichtsdestotrotz vortrefflich zu amüsieren, denn in der Saal-Mitte bildet sich doch tatsächlich ein kleiner Moshpit.

Für Lacher sorgt schliesslich Josh’ Schlussaktion. Noch während sein Kollege spielt, baut er langsam dessen Drumset ab, bis bloss noch eine Trommel übrigbleibt. Ich scheine nicht der einzige zu sein, der glücklich darüber ist, dass diese halbstündige Tortur damit ein Ende gefunden hat. Aufgrund des inzwischen rappelvollen Raums verzichte ich auf einen Abstecher an die Bar; obwohl die Hirnzellen, welche für das Abspeichern dieser Performance in meinem Gedächtnis verantwortlich sind, eigentlich den Freitod verdient hätten.

Alien Ant Farm

Eine ausserirdische Alien-Farm? Man kann sich wohl ungefähr ausmalen, wie dieser Bandname entstanden ist. Wenn da keine Substanzen im Spiel waren, weiss ich also auch nicht mehr weiter. Aber lasse wir diese Spekulationen fürs Erste. Die Amis machen zumindest instrumental eine gute Figur. Basser Timmy Pees giftgrüne Saiten stechen einem regelrecht in die Augen. Bei der Stimme von Sänger Dryden Mitchell vermisse ich dafür leider die Durchschlagskraft. Irgendwie kommt der Kerl nicht hundertprozentig auf Touren. Bei einem Track ehrt er seine Mutter und den verstorbenen Linkin Park-Fronter Chester Bennington. Diese Aktion bringt ihm viel Applaus ein.

Die zockenden Besucher dürfen während des Gigs ebenfalls in Erinnerungen schwelgen, denn Alien Ant Farm geben mit «Wish» ein Stück zum Besten, das als Soundtrack für das Spiel «Tony Hawk’s Pro Skater 3» hingehalten hat. Meine Fresse, das Ding hat schon 18 Jahre auf dem Buckel. Selbiges gilt auch für den letzten Song des Sets: «Smooth Criminal». Richtig gelesen, hierbei handelt es sich in Tat und Wahrheit um ein Cover des King Of Pop himself. Die Zuschauer feiern die Nummer frenetisch ab. Somit kann man schlussendlich immerhin von einem gelungenen Finale sprechen.

P.O.D.

«Boom!» – genau mit diesem Knaller-Track geht der Headliner mit ein bisschen Verspätung um 21.30 Uhr ins Rennen. Der Spätstart ist allerdings nicht allein ihre Schuld, denn es wurde bereits beim Umbau zwischen ’68 und Alien Ant Farm ein bisschen getrödelt. Aber egal, ich möchte jetzt nicht den Ernst Bünzli raushängen lassen und ewig auf der Pünktlichkeits-Thematik herumreiten. Die Energie dieses furiosen Starts schwappt sogleich auf die Zuhörerschaft über. Das Dynamo mutiert zum Tollhaus! Da bebt sogar der Boden. Sänger Sonny überwindet bereits jetzt die Absperrung und nimmt ein Bad in der Menge. Die anwesenden Security-Mitarbeiter stellen dabei sicher, dass er nicht zu Fall kommt. Auftakt nach Mass würde ich meinen.

Bereits den ganzen Abend schon hatten die Roadies jede Menge Spass. Immer wieder konnte ich ihre Spässchen am Bühnenrand beobachten. Während des Auftritts kommt einer von ihnen in den Genuss von ziemlich viel Rampenlicht. Der gute Mann hört auf den Namen Jonny Beats und vertritt vorübergehend Stamm-Trommler Wuv. Er macht einen soliden Job und kommt fehlerlos durch den Abend. Ansonsten sind keine personellen Änderungen auszumachen. Der Tieftöner liegt in den Händen von Rasta-Mann Traa und an der Gitarre zupft der Sonnenbrille tragende Marcos herum.

Mitte November des vergangenen Jahres konnte das Quartett ein Jubiläum zelebrieren. Mit «Circles» wurde nämlich das zehnte P.O.D.-Studioalbum veröffentlicht. Dieses ist in der heutigen Setliste erwartungsgemäss mit einigen Tracks vertreten. Den Fans liegen allerdings die älteren Verständlicherweise etwas mehr am Herzen. «Alive» oder «Satellite» sorgen beispielsweise für den absoluten Nostalgietrip. Ihre kalifornischen Wurzeln ehren die Jungs zwischendurch auch mit Songs, die an gewissen Abschnitten Reggae-Einflüsse aufweisen. Stellvertretend hierfür ist sicherlich das neuere «Panic Attack» zu nennen.

Sonny schwitzt sich seinen Allerwertesten ab. Allerdings nicht wirklich überraschend, denn der gute Mann ist im Hoodie auf der Bühne unterwegs. Irgendwie schade, dass der gute «Flow» nach der allen bestens bekannten Hymne «Youth Of The Nation» abflacht. Glücklicherweise dauert dieser Zustand nicht allzu lange an und die Amis drücken für auf der Zielgeraden nochmals mit vollem Einsatz aufs Gas. Vielleicht musste einfach rasch eine Verschnaufpause her. Mit «On Fire» beendet der Headliner nach 80 Minuten seinen überzeugenden Auftritt.

Das Fanzit

Eine gute Woche für die Good News Productions AG. Nach den Rival Sons am Dienstag durfte man sich am heutigen Sonntag bereits über den zweiten «Sold Out»-Event freuen. Aber war die ganze Sache ihr Geld auch wert? Auf die beiden Vorgruppen bezogen wohl eher nicht, denn diese vermochten nicht wirklich zu überzeugen. Die anschliessende sackstarke Performance von P.O.D. hat das Blatt dann allerdings erfolgreich gewendet. Sie haben bewiesen, dass der vielerorts bereits totgeglaubte Nu Metal nach wie vor existiert. Dem Publikum muss ich ebenfalls ein grosses Lob aussprechen. Während der Show des Headliners herrschte eine fantastische Stimmung und alle waren mit vollem Einsatz bei der Sache. Für einen Sonntagabend sicherlich keine Selbstverständlichkeit.

Setliste – Alien Ant Farm

  1. Bad Morning
  2. What I Feel Is Mine
  3. Movies
  4. These Days
  5. Rubber Mallet
  6. Wish
  7. Never Meant
  8. Attitude
  9. Courage
  10. Lord Knows
  11. Sticks And Stones
  12. Gene Machine/Don’t Bother Me (Bad Brains-Cover)
  13. Goodbye
  14. Smooth Criminal (Michael Jackson-Cover)

Setliste – P.O.D.

  1. Boom
  2. Rock The Party (Off The Hook)
  3. Will You
  4. Panic Attack
  5. Rockin‘ With The Best
  6. Soundboy Killa
  7. Always Southern California
  8. Circles
  9. Satellite
  10. Southtown
  11. Murdered Love
  12. Youth Of The Nation
  13. Beautiful
  14. Alive
  15. Listening For The Silence
  16. Who’s In This House
  17. Set It Off*
  18. Murdered Love*
  19. On Fire*

*Zugabe


Wie fandet ihr das Konzert?

27.02.2019
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