Metalinside.ch - U.D.O. - - Z7 Pratteln 2019 - Foto Kaufi
Do, 7. Februar 2019

U.D.O., Reece, Dead City Ruins

Z7 (Pratteln, CH)
/ / 07.03.2019

Steelfactory Pratteln

Am 7. Februar wurde die Konzertfabrik Z7 kurzerhand zur Stahlfabrik umfunktioniert. Verantwortlich für diesen Umstand waren U.D.O., welche nach ihrer Dirkschneider-Ära mit dem neuen Album «Steelfactory» auf Tour sind. Im Vorprogramm standen Reece und Dead City Ruins. Für Metalinside sind Domi the Stick und Kaufi vor Ort; in zivil steht auch Dutti an seinem Pfosten.

Dead City Ruins

Domi the Stick: Bringen wir es auf den Punkt: Die Z7-Crew, die Tourmanager oder wer auch immer hat es wieder einmal völlig vermasselt! Bei aller Liebe zum Z7, bei all der guten Organisation, in Sachen Zeitplan haperts in der letzten Zeit leider immer wieder. Wieso schreibt man auf der Website überhaupt irgendwelche Spielzeiten hin, wenn über deren Durchführung dann gefühlt doch das Los bestimmt? Beginn wäre um 20 Uhr geplant gewesen. Als ich ein bisschen später das Z7 betrete, sind Dead City Ruins aber bereits fertig mit ihrem Auftritt und Reece haben auch schon einige Songs gespielt. Danke! Ist das die Kompensation dafür, dass die Warkings am Samstag mit Verspätung starteten? Vielleicht haben ja Kaufi und Dutti, welche heute ebenfalls anwesend sind, mehr Glück gehabt?

Kaufi: Nope. Ich tauche kurz vor 20h auf, da ist die erste Truppe auch schon fast fertig. Daher auch von meiner Seite kein Urteil möglich – und auch keine Fotos…

Dutti: Aha, da muss also der «Pfosten-Steher» wieder einmal die Kohlen aus dem Feuer holen, wie? Ne Quatsch, ich bin da meinungstechnisch natürlich ganz bei dir lieber Domi. Leider führen wir diese Diskussion über die Kommunikation der Spielzeiten nicht zum ersten Mal und mir ist effektiv unklar, weshalb der Schweizer Metal-Tempel das nicht hinbekommt. Glücklicherweise habe ich den Vorteil, in den meisten Fällen bereits zur Türöffnung vor Ort sein zu können. Aufgrund dessen gibt’s für mich die volle Dosis Dead City Ruins. Die fünf Herrschaften aus Down Under liefern während 30 Minuten einen grundsoliden Hard Rock-Auftritt ab, welcher die Zuhörerschaft optimal auf die noch bevorstehenden Akteure einstimmt.

Reece

Domi the Stick: Wer passt denn am besten ins Vorprogramm eines ehemaligen Accept-Sängers? Wie wäre es denn mit einem zweiten dieser Art? Der aus den USA stammende David Reece stand zwar nicht ganz so lange hinter dem Accept-Mikro wie Udo; doch zweifelsohne war dies einer der höheren Punkte seiner Karriereleiter. Mit einigen Songs von «Eat The Heat», dem Accept-Album, das mit seiner Stimme veröffentlicht wurde, und dem einen oder anderen Solo-Song steht David Reece jetzt also auf der Bühne des Z7.

So fantastisch dies nun klingen mag, so ernüchternd ist die Show. Man darf weder der Band noch Reece selber vorwerfen, sie hätten es musikalisch nicht drauf oder die Songs wären schlecht, doch die Stimmung ist ein wenig trostlos. Irgendwie will der Funke nicht rüberspringen. Werden da vielleicht zu viele Vergleiche mit den beiden grossen Brüdern U.D.O. und Accept gezogen? Ich kann das Problem nicht analysieren. David schwirrt über die Bühne wie ein Zäpfli auf Koffein, musikalisch passt alles, und doch bin ich froh (und da bin ich nicht der Einzige), dass der Auftritt dann irgendwann vorbei ist.

Kaufi: Ja, das trifft es ziemlich. Handwerklich prima, da gibt’s nichts zu bemängeln. Doch irgendwie nimmt sich der Fronter selber etwas aus dem Spiel, in dem er nach fast jedem Song Applaus für U.D.O. fordert und erwähnt, wie glücklich er ist, dass er für den ehemaligen Accept-Sänger eröffnen darf. Etwas mehr Fokus auf sich und seine Truppe hätte wohl nicht geschadet.

Dutti: Ich kann meinen beiden Kollegen zweifelsohne zustimmen. Auch mir geht die etwas übertriebene Danksagungsorgie von Herrn Reece in Richtung Kumpel Udo mit der Zeit auf den Senkel. Den Auftritt von David und seiner international zusammengewürfelten Kapelle empfinde ich allerdings als gar nicht einmal so übel. Insbesondere die Hymne «Generation Clash» kommt sackstark rüber.

Setliste Reece

  1. D-Train
  2. Any Time At All
  3. Karma
  4. Two Coins And A Dead Man
  5. Generation Clash
  6. Perfect Apocalypse
  7. X-T-C
  8. Desire
  9. Live Before You Die
  10. What About Yesterday
  11. Hellhammer

U.D.O.

Domi the Stick: Ganz anders als noch bei Reece haut mich diese Show völlig weg. Mit «Tongue Reeper» und «Make The Move» hauen U.D.O. gleich die ersten beiden «Steelfactory»-Tracks heraus. Kräftig, druckvoll, genial! Diese drei Worte beschreiben auch den ganzen Rest der Show. Denn obwohl mit dem Slowenen Tilen Hudrap (u.a. ex-Pestilence, ex-Vicious Rumors) am Bass und Dee Dammers an der Gitarre zwei neue Musiker auf dem Parkett stehen, stimmt das Zusammenspiel des deutschen Fünfers zur Freude aller wie das eines Schweizer Uhrwerks.

Der heute nicht im Kämpfer, sondern schwarz gekleidete Udo ist inzwischen umgeben von lauter Jungspunden (Gitarrist Andrey Smirnov ist mit 35 Jahren der Zweitälteste in der Band, Udo wird dieses Jahr 67…). Es mag diese junge Power sein, die der Show ihren Charakter verleiht, oder einfach Udos Talent, auf der Bühne zu überzeugen. Es ist wohl eine Kombination von beidem.

Die Setliste führt uns heute durch total 20 Songs aus allen Epochen der U.D.O.-Geschichte. Ob «In The Darkness» von 1987 oder das noch nicht ein Jahr alte «Rising High», heute überzeugt jeder einzelne Song. Restlos!

Viel mehr bleibt eigentlich nicht zu sagen, sonst wiederhole ich mich (Kaufi, Dutti, bereit machen, um auf die Senftube zu drücken!). Nach dem ebenfalls vom aktuellen Album stammenden «One Heart One Soul» gibt es eine kleine Pause, bevor sich U.D.O. mit ganzen vier Zugabe-Songs zurückmelden. Bei den Hits «Holy», «Animal House», «Man And Machine» und «They Want War» brennt das Publikum erneut. Das nach dem letzten Live-Ton aus den Boxen dröhnende «The Show Must Go On» passt jetzt wie die Faust aufs Auge!

Kaufi: Eine ganz spezielle Situation für mich. Am Sonntag Accept, heute Reece und U.D.O.. Innerhalb vier Tagen erlebe ich somit alle Phasen und alle Sänger von Accept auf der Bühne… Und der Originalsänger räumt heute aber wirklich ab. Und das macht er vor allem auch dadurch, dass er endlich seinen Fokus zu 100% auf seine zahlreichen Solo- (resp. U.D.O.) Scheiben lenkt und wie versprochen keinen einzigen Ton seiner alten Truppe spielt! Warum sollte er auch? Über ein Dutzend mehrheitlich hochklassiger Tonträger hat Dirkschneider veröffentlicht, da ist genügend Material für ein abendfüllendes Programm vorhanden. Songs wie das fantastische «Independence Day» oder «In The Heat Of The Night», alter Stoff wie das von Domi bereits erwähnte «In The Darkness» – der Maestro lässt kaum Wünsche offen. Und wer nach über 90 Minuten noch mit einem solchen Zugabenblock aufwarten kann, hat definitiv alles richtig gemacht. Ganz grosses Kino!

Dutti: Da sich Kollege Kaufi freundlicherweise als Taxi zur Verfügung stellt, darf ich die U.D.O.-Performance von A bis Z erleben. Merci dafür! Der «German Tank» und seine Reibeisen-Stimme sind abermals eine Wucht. Gemeinsam mit seiner Band bietet er schwermetallische Kost vom Feinsten. Ich persönlich hätte für den Abschluss zwar noch mit einem «Balls To The Wall» gerechnet, aber nix da! Herr Dirkschneider hat – wie auf der letzten Tour versprochen – offenbar effektiv und endgültig mit der Accept-Ära abgeschlossen. Ist das ein Nachteil? Keinesfalls, denn wie Domi und Kaufi bereits angetönt haben, bieten die Stücke der heutigen Setliste beste Unterhaltung.

Setliste U.D.O.

  1. Tongue Reeper
  2. Make The Move
  3. 24/7
  4. Mastercutor
  5. A Cry Of A Nation
  6. Metal Machine
  7. Independence Day
  8. In The Heat Of The Night
  9. Vendetta
  10. Rising High
  11. In The Darkness
  12. I Give As Good As I Get
  13. Timebomb
  14. Hungry And Angry
  15. Heart Of Gold
  16. One Heart One Soul
  17. Holy*
  18. Animal House*
  19. Man And Machine*
  20. They Want War*

*Zugaben

Das Fanzit

Domi the Stick: Nachdem ich Dead City Ruins aufgrund des nicht eingehaltenen Zeitplans verpasste, hat mich David Reece mit seiner Band leider nicht wirklich überzeugt. Ganz im Gegensatz dazu haben U.D.O. absolut alles richtig gemacht. Auf der Bühne brillierten sie mit einem Glanzstück nach dem Anderen und schürten jede Menge Vorfreude auf weitere Gigs!

Fotos U.D.O., Reece – Z7 2019 (Kaufi)


Wie fandet ihr das Konzert?

/ / 07.03.2019
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Autor Bewertung: 8/10