Metalinside.ch - Queensrÿche - Z7 Pratteln 2019 - Foto Kaufi
Mi, 7. August 2019

Queensrÿche, Firewind, Mirrorplain

Z7 (Pratteln, CH)
13.08.2019

Ein Abend für Feinschmecker

Queensrÿche. Ein Name, der einem wahren Metal-Feinschmecker auf der Zunge zergehen muss. Legendäre Alben (ich wiederhole mich: „Operation: Mindcrime“ ist und bleibt das beste Album aller Zeiten!), grossartige Musik und die Wiedergeburt im Jahr 2013 mit dem Einstieg von Todd LaTorre. Keine Frage – da ist eine Fahrt in den Konzerttempel Z7 absolute Pflicht!

Als Support sind Firewind und Mirror Plain angekündigt. Dann schauen wir mal, was das Trio so zu bieten hat… Doch zuerst mal ist eine Begrüssungsorgie angesagt – einmal mehr trifft man viele bekannte Gesichter, Freunde und Kollegen. Mal ein Bier schnappen und sich auf einen tollen Abend freuen!

Mirrorplain

Eröffnet wird der Abend von Mirrorplain. Ich bin definitiv nicht der einzige hier, dem der Name nix sagt. Sogar Kollege Dutti weiss nichts zu erzählen…

Also: Die sechsköpfige Truppe stammt aus dem Sauerland und spielt schlicht und einfach Heavy Metal. Das dafür richtig gut! Nein, das Rad wird nicht neu erfunden, aber die Songs sorgen zweifellos für gute Laune. Der schwergewichtige Fronter Christian Döring entpuppt sich als Rampensau und bangt wortwörtlich die Haare fliegen, dabei überzeugt er auch als starker Sänger. Neben ihm ist auch Tieftöner Sascha Drendel ein Aktivposten, während die Saitenfraktion durchaus noch etwas am Stageacting arbeiten könnte. Musikalisch hingegen kann man wirklich nicht motzen. Ohne die Songs zu kennen bleiben mir speziell „Judgement Day“ und „Lost In Paradise“ im Ohr.

Ein insgesamt starker Auftakt in den Abend. Und somit: Ab zum Merchstand! Ich mache mal etwas auf Dutti und kauf mir grad vor Ort die aktuelle CD sowie deren Vorgänger…. Horizonterweiterung erfolgreich!

Firewind

Einiges mehr an Erfahrung bringt die zweite Truppe an den Start. Angeführt von Saitenhexer Gus G. und Fronter Henning Basse (u.a. ex-Metallium und Vorgänger von Andy B. Franck bei Brainstorm) starten Firewind in ihren Arbeitstag. Obwohl mir das musikalisch eigentlich schon sehr zusagen müsste, so hat mich die Mucke einfach nie gepackt. Schon mehrmals habe ich die Band live gesehen, unter anderem auch auf der 70‘000 Tons of Metal. Auch mit CDs hab ich es schon versucht. Nein – mir gibt das einfach nichts, mir ist das dann auch zu viel Gefrickel.

Das Publikum sieht das mehrheitlich allerdings anders, es herrscht eine recht gute Stimmung, die sich sichtlich auch auf die Band überträgt. Zumindest Henning macht einen sehr zufriedenen Eindruck. Firewind bieten ihren Fans wohl ein gutes Programm – somit passt das auch.

Queensrÿche

22 Uhr. Endlich ist es soweit – Queensrÿche sind wieder da! Hach, wie ich diese Band liebe… Vor über 30 Jahren war das meine erste Metalband überhaupt, die ich live gesehen habe! Nostalgie… Die seit dem Einstieg von Todd LaTorre wiedererstarkten US-Amerikaner starten aber ganz un-nostalgisch mit „Blood Of The Levant“. Dies ist gleichzeitig der Opener vom aktuellen Werk „The Verdict“. Und wer jetzt noch denkt, dass hier nur Songs aus den 80ern gezockt werden, der sieht sich getäuscht. Denn insgesamt sind es doch vier Tracks des starken 2019er Albums.

Queensrÿche legen einen wahren Blitzstart hin. Dem Fronter sieht man die hohen Temperaturen rasch an – durchschwitztes Hemd, klatschnasse Haare sind das Resultat. Doch das hindert ihn nicht beim Singen. Und meine Fresse: DAS kann der Kerl! Eine sagenhafte Performance, die LaTorre hier auf die Bretter legt! Der trifft auch die höchsten Töne ohne Probleme – äusserst beeindruckend!

Während Gitarrist Michael Wilton ebenfalls bestens gelaunt ist, so ist sein Pendant Parker Lundgren heute irgendwie etwas distanzierter als auch schon. Zumindest habe ich das Gefühl, dass er schon deutlich aktiver mit den Fans interagiert hat. Eddie Jackson am Bass hingegen ist und bleibt einfach die Coolness in Person. Angetrieben wird das Quartett von Casey Grillo hinter der Schiessbude. Warum Scott Rockenfield nach wie vor (oder wieder?) fehlt, wäre mal interessant zu wissen. Nichtsdestotrotz – Grillo macht natürlich ebenfalls einen fantastischen Job, keine Frage!

Eine schöne Überraschung gibt’s grad nach dem Opener. „I Am I“ – ein Track vom „Promised Land“-Album, welches damals den Anfang des Untergangs ankündigte. „I Am I“ ist allerdings einer der drei, vier wirklich starken Titel, die auf dem ansonsten zwiespältigen Album zu finden sind. Den Titeltrack hätte ich auch gerne mitgenommen, aber man will ja nicht klagen – zumal es jetzt das erste Mal zeitlich wirklich weit zurückgeht! „NM 156“ vom Erstlingswerk „The Warning“ – grossartig!

Neu und alt wechseln sich etwas ab, zwischen „Man The Machine“ und dem sicherlich überraschenden „Condition Hüman“ wird der „Rage For Order“ Klassiker „Walk In The Shadows“ reingeschmuggelt. Der Titeltrack des vorletzten Albums hingegen ist ein kleiner Stimmungskiller. Es soll jedoch der einzige bleiben.

Eskalationen allerorts dafür beim unfassbar göttlichen „Queen Of The Reich“! Der Gesang von Todd LaTorre… mir fehlen die Worte. Ich bin so froh, dass der Track mittlerweile zum Standard gehört, nachdem man ihn jahrzehntelang ignorierte… Und grad noch mehr Hühnerhaut: „Silent Lucidity“! Balladen sind eigentlich fast immer wie Drumsolos – langweilig. Hier trifft das zu keiner Sekunde zu, dieser Schleicher vom „Empire“-Album gehört zweifellos zum absolut Besten in dieser Kategorie! Ist übrigens deutlich erkennbar an der Anzahl der in die Luft gehaltenen Handys…

Mit dem Titeltrack des besten Albums aller Zeiten (ja, ich sag es gerne nochmals…) wird die Stimmung weiter angeheizt und auch das neue „Propaganda Fashion“ fügt sich bestens ins Programm ein. Zum vielumjubelten „Screaming In Digital“ erscheint Drummer Casey mit Gasmaske und zockt den Song so komplett durch. Der Sinn dieser Aktion erschliesst sich mir allerdings nicht wirklich – ist aber auch egal, geil ist es so oder so!

„Take Hold Of The Flame“ – eine weitere absolute Übernummer zeigt an, dass es langsam dem Ende zugeht. Und dies ist – zumindest vorläufig – nach gerade mal etwa 70 Minuten mit „Eyes Of A Stranger“ bereits erreicht.

Die Zugaben starten mit „Light-Years“, dann bittet Todd das Publikum um ein Geburtstagsständchen für seine Schwester! Die Fans singen brav „Happy Birthday“ mit der ganzen Band – Todd’s Schwes wird sicher den Plausch haben ob dieser Aktion. Coole Geste!

Doch nun folgt das furiose Finish. Das Nachfolgealbum von „Operation: Mindcrime“ ist schliesslich nur unwesentlich schwächer (wenn man das Wort „schwach“ in diesem Zusammenhang überhaupt brauchen darf…), und somit ist es nur logisch dass „Jet City Woman“ und „Empire“ nochmals restlos begeistern, bevor nach etwa 85 Minuten Schluss im Schacht ist. Todd LaTorre (der wohl keine einzige trockene Körperstelle mehr besitzt), Michael Wilton (mit strahlendem Gesicht), Parker Lundgren, Eddie Jackson und Casey Grillo baden ein letztes Mal im Applaus der Fans, bevor sie sich endgültig zurückziehen.

Das Fanzit – Queensrÿche

Queensrÿche sind einfach immer wieder eine Reise wert. Einerseits weil sie – im Gegensatz zu vielen ihrer gealterten Genre-Kollegen – immer noch gute bis sehr gute neue Alben veröffentlichen (wer das nicht glaubt, sollte sich dringend „The Verdict“ anhören!). Und andererseits, weil sie durchaus auch Abwechslung in ihren Setlists haben und sich auch nicht scheuen, neuere Tracks live zu präsentieren. Als Gesamtpaket, angeführt natürlich vom überragenden Todd LaTorre, braucht die Truppe kaum musikalische Konkurrenz zu fürchten!

Da auch die Supportacts Mirrorplain und Firewind die Fans ebenfalls zu überzeugen vermögen, ist’s wieder einmal ein insgesamt toller Abend im Z7 gewesen. Und dass da die „äusseren Umstände“ (Organisation, Licht (ok, bei den Supportbands hätte es etwas heller sein dürfen), Sound, Personal) eh nahezu perfekt sind, muss man ja eigentlich kaum erwähnen….

Setliste Mirrorplain

  1. 1-0-7
  2. Northstar
  3. Judgement Day
  4. Lost in Paradise
  5. Sealed Off
  6. Drown

Setliste Queensrÿche

  1. Blood of the Levant
  2. I Am I
  3. NM 156
  4. Man the Machine
  5. Walk in the Shadows
  6. Condition Hüman
  7. Queen of the Reich
  8. Silent Lucidity
  9. Operation: Mindcrime
  10. Propaganda Fashion
  11. Screaming in Digital
  12. Take Hold of the Flame
  13. Eyes Of A Stranger
  14. Light-Years*
  15. Jet City Woman*
  16. Empire*

*=Zugaben

Fotos Queensrÿche, Firewind – Z7 Pratteln 2019 (Kaufi)

 


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