Bullet - Promobild
Fr, 4. Oktober 2019

Bullet, Lucy Four, Gloria Volt

KiFF (Aarau, CH)
24.11.2019
Bullet - Promobild

Die unterbewerteten Bullet 

Meines Erachtens werden die Aktien der schwedischen Gruppe Bullet an der metallischen und rockigen Börse eindeutig unter Wert gehandelt. Im Grunde kann ihr Sound locker mit demjenigen von Airbourne verglichen werden – allerdings sind die Australier deutlich erfolgreicher unterwegs. Woran das wohl liegen mag? Dieser Frage versuchte ich am Freitagabend im KIFF auf den Grund zu gehen. 

Erneut hat es mich in die ehemalige Futterfabrik in Aarau verschlagen. Bei dem Herbstprogramm, welches Veranstalter Metalmayhem raushaut, ist dies allerdings kaum verwunderlich. Meine bisherigen Events fanden stets im grossen Saal im zweiten Obergeschoss statt. Heute lerne ich jedoch einen weiteren KIFF-Raum kennen: Das im Erdgeschoss angesiedelte Foyer. Das wirkt auf den ersten Blick alles ein bisschen kleiner und enger. Nichtsdestotrotz sollen hier bis zu 250 herumstehende Nasen reinpassen. Die Bühne ist effektiv ein süsses Teil. Bewegungsfreudige Musiker dürften mit ihr ihre liebe Mühe haben. Auf die Soundqualität bin ich ebenfalls gespannt.

Für das heutige Unterhaltungsprogramm ist das Trio Gloria Volt, Lucy Four und Bullet verantwortlich. Mit der erstgenannten Kapelle hat sich nach den Hathors also innert kürzester Zeit bereits der nächste Winterthurer Akteur in den Kanton Aargau «verirrt». Hoffentlich werden Gloria Volt im Gegensatz zu ihren Kollegen etwas überzeugender agieren. Support-Act Nummer zwei – oder mit anderen Worten Lucy Four – kenne ich nicht. Dafür ist mir der schwedische Headliner bestens vertraut. Bullet scheinen die Schweiz eh liebgewonnen zu haben. Im vergangenen Jahr waren sie sowohl im Mini Z7 als auch im Gaswerk zu Gast. Wenn man da jetzt noch das Foyer des KIFF dazu nimmt, fällt einem rasch einmal eine Gemeinsamkeit auf. Irgendwie scheint es den Schwermetallern bloss für die kleineren Locations zu reichen. Diese mangelnde Popularität ist mir ehrlich gesagt ein Rätsel.

Gloria Volt

Doch zuerst wollen wir den Fokus auf die Vorgruppen richten. Den Anfang machen um 20.30 Uhr Gloria Volt aus «Winti Rock City». Die Hard Rocker durften sich die Bühne unter anderem bereits mit den legendären Motörhead teilen. Ich bin bis heute extrem dankbar, dass ich vor fünf Jahren diesem Konzert in der Wetziker Eishalle beiwohnen durfte. Aber nun zurück in die Gegenwart, wo sich das Quintett aus der Eulachstadt von einer durchaus soliden Seite zeigt. Ihre Songs nisten sich rasch in den Gehörgängen der Besucher ein. Die Herren setzen auf eine ausgewogene Setliste und gewähren der Zuhörerschaft so einen idealen Einblick in ihre Diskographie. Da «Recharged» auch schon wieder ein paar Lenze hinter sich hat, darf man zurecht die Frage nach einer Nachfolge-Scheibe stellen. Bisher scheint diesbezüglich offenbar noch nix geplant zu sein.

Lucy Four

Ob gewollt oder nicht – aber der Bandname klingt verdächtig nach «Luzifer». Früher trieb die Truppe übrigens noch als «SEXY» ihr Unwesen in der lokalen Szene. Hat man etwa vom erotischen in den teuflischen Sektor gewechselt? Naja, so fies und böse sehen die Rocker eigentlich gar nicht aus. Musikalisch orientiert man sich scheinbar am Rock der 70er Jahre. Sänger Pascal Tallarico ist ein echtes Energiebündel, das im Verlaufe der Show eine immer grössere Textilresistenz aufweist. Bald steht der Kollege ganz ohne Shirt da. Derweil schlüpft Basser Kudi M. Heeg in die Rolle des Pausenclowns. Mit seinen Sprüchen und Witzen werde ich blöderweise kaum warm. Gloria Volt waren definitiv besser.

Bullet

Egal, wie sehr sich die beiden Support-Acts ins Zeug gelegt haben, als der Headliner schliesslich das Kommando übernimmt, herrscht einfach von Beginn weg nochmals eine ganz andere Kadenz. Souverän spielen sich die Patronen durch ihr Set. Vom Look her sind die Herrschaften allerdings irgendwo in den 80er Jahren hängengeblieben. In der kultigen Netflix-Serie «Stranger Things» hätten sie sicherlich allesamt irgendwelche Statistenrollen erhalten. Alleine schon der Pornobalken von Basser Gustav Hector ist ein echter Hingucker. Die Damenwelt, welche in der ersten Reihe besonders stark vertreten ist, scheint sich aber eher an Alexander Lyrbo zu ergötzen. Der Saitenhexer macht keinen Hehl daraus, dass er diese rege Aufmerksamkeit in vollen Zügen geniesst. Dieser elende Herzensbrecher!

Die meisten Songs des heutigen Programms stammen vom aktuellsten Album «Dust To Gold», welches im April des vergangenen Jahres veröffentlicht wurde. Es mag vielleicht nicht die beste Platte der Nordmänner sein, aber im Live-Gewand kommen die Tracks glücklicherweise trotzdem stark daher. Selbstverständlich gibt’s aber auch ältere Hymnen wie beispielsweise «Turn It Up Loud» oder «Dusk Til Dawn» auf die Lauscher. Prägend ist bei allen Nummern – wie eigentlich immer – der markante Gesang von Hell Hofer. Ich glaube, dass man diese Stimme effektiv nur entweder hassen oder lieben kann. Ein Mittelding liegt nicht drin.

Wie bereits angetönt, zählt auch das KIFF-Foyer zu den kleineren Locations unseres Landes. Nichtsdestotrotz ist der Raum – eigentlich schon den ganzen Abend lang – hervorragend gefüllt. Speziell während der Bullet-Performance wird das Ganze zu einer verflucht engen Kiste. Immerhin kann ich meinen Hopfentrunk noch einigermassen sicher in den Händen halten. Wenn man diese Bilder sieht, muss man sich fragen, wieso der Fünfer aus Växjö keine grösseren Hallen füllt. Andere Truppen wie etwa Airbourne feiern mit einem ähnlichen Sound bedeutend grössere Erfolge. Wahrscheinlich haben die Aussies in Sachen Timing und Erfolgswelle einfach mehr Glück gehabt.

Das Fanzit

Gloria Volt und Bullet vermochten die rockigen Fans in einem sehr gut besuchten KIFF-Foyer zu überzeugen. Bei Lucy Four wollte der Funke hingegen bei einigen (inklusiver meiner Wenigkeit) nicht wirklich herüberspringen. Die Soundqualität war gut und schlussendlich haben alle Musiker irgendwie auf der kleinen Bühne Platz gefunden.

Setliste – Gloria Volt

  1. Sydney
  2. Never Ever
  3. Three Angels
  4. Shout Loud
  5. Lose Alone
  6. Dance With The Devil
  7. Screaming For Hollywood
  8. Call Me A Man
  9. Need A Kick

Setliste – Lucy Four

  1. 1000 Women
  2. Supernova Queen
  3. Last Night
  4. Fucked Up To The Bones
  5. Burn In Paradise
  6. Don’t Waste My Time
  7. Do It Again
  8. No Guarantees
  9. Dressed To Thrill
  10. Shout For Sexy

Setliste – Bullet

  1. Speed And Attack
  2. Ain’t Enough
  3. Rogue Soldier
  4. Turn It Up Loud
  5. Riding High
  6. Rolling Home
  7. Uprising (Intro)
  8. Storm Of Blades
  9. Dusk Til Dawn
  10. One Deal With The Devil
  11. Dr. Phibes (Angel Witch-Cover)
  12. Stay Wild
  13. Dust To Gold
  14. Highway Pirates*
  15. Fuel The Fire*
  16. Highway Love*
  17. Bite The Bullet*

*Zugabe


Wie fandet ihr das Konzert?

24.11.2019
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Autor Bewertung: 7/10