Airbourne - Komplex 457 Zürich 2019 (Plakat)
Do, 31. Oktober 2019

Airbourne, Supersuckers

Komplex 457 (Zürich, CH)
17.12.2019
Airbourne - Komplex 457 Zürich 2019 (Plakat)

Halloween mit Airbourne 

Brachte dieser Abend wirklich eine ordentliche Dosis Horror mit sich? In Sachen Soundqualität muss man sich damit im Komplex 457 leider immer wieder herumquälen. Wurden Airbourne nun ebenfalls Opfer dieses Fluchs? Oder konnten die Aussies die Bude in gewohnter Manier in Grund und Boden rocken? Lasst eure Blicke über die nachfolgenden Zeilen schweifen, um mehr zu erfahren. 

Die schnellere und spritzigere Version von AC/DC lässt die Knochen wackeln. «Boneshaker» – so heisst nämlich das neuste Eisen aus der «airbourne’schen» Schmiede. Der Silberling fand vor knapp einer Woche den Weg in die Plattenläden. Kollege Kaufi hat die Scheibe bereits in einem separaten Review ausführlicher unter die Lupe genommen (siehe Review). Somit werde ich euch heute hauptsächlich darüber berichten, wie die neuen Stücke im Live-Gewand daherkommen werden. Wer die Australier kennt weiss, dass bei ihnen eigentlich jedes Mal mit einer schweisstreibenden Hard Rock-Show zu rechnen ist.

Der Kalender verrät’s: Am heutigen Abend dreht sich abermals alles um Fratzen-Kürbisse und blutige Horror-Streifen. Veranstalter Good News Productions AG hat sich diese Angelegenheit ebenfalls zunutze gemacht. Die ersten zehn Gäste, die verkleidet an der Abendkasse stehen, erhalten eine signierte Setliste und Plektren von Airbourne. Nette Aktion, aber kostümierte Gestalten erblicke ich beim Betreten der Location ehrlich gesagt keine. Allerdings liegt die Türöffnung zu diesem Zeitpunkt auch schon eine halbe Stunde zurück. Gemütlich geht’s via Merchandise-Ecke zum Bartresen und anschliessend zu meiner Standard-Position (zumindest was das Komplex anbelangt) links von der Bühne.

Supersuckers

Hmm, darf man von einer Gruppe mit einem solchen Namen überhaupt irgendwelche grandiose Nummern erwarten? Abwarten und aufmerksam zuhören. Bei der ersten Betrachtung von Fronter Eddie Spaghetti (öhm, kein weiterer Kommentar dazu…) kommt mir sofort folgender Gedanke: «Lemmy, bist du das?» Stimmlich bestehen ebenfalls einige Parallelen zur Motörhead-Legende. Damit hätten wir bereits geklärt, woher die Inspiration für das musikalische Schaffen des Trios stammt. Unglücklicherweise hat die Sache phasenweise sehr eintönige Tendenzen. Für Abwechslung sorgen höchstens die gelegentlichen Jonglier-Aktionen von Saitenhexer Marty Chandler. An Selbstvertrauen mangelt es den Herrschaften aber keinesfalls. Airbourne hätten riesige Eier, dass sie den Support-Slot ausgerechnet den Supersuckers überlassen haben. Das Mittelfinger-Backdrop sagt dann zudem alles über die Attitüde der Amis aus.

Airbourne

Bremsen? Kein Begriff für den Headliner. Der Vierer aus dem Känguru-Land macht ab 21.15 Uhr durchgehend Betrieb. Duracell-Häschen Joel O’Keeffe agiert wie gewohnt mit entblösstem Oberkörper. Ich frage mich sowieso langsam, ob der Kerl überhaupt ein Shirt besitzt. Auweia, bedauerlicherweise schlägt ausgerechnet jetzt der berühmt-berüchtigte Komplex-Fluch zu. Adieu Soundqualität. Der Zuhörerschaft wird hier ein unzumutbarer Brei aufgetischt. Insbesondere die Vocals sind deutlich zu leise. Gesanglich scheint Joel jedoch eh nicht in Bestform zu sein. Lässt sich das Quartett von solch widrigen Umständen stoppen? Weit gefehlt, Airbourne spielen unbeirrt und mit bewundernswertem Einsatz weiter. Bei «Girls In Black» unternimmt der Bandkopf auf den Schultern eines Roadies einen Ausflug in die Menge. Das Zerdeppern einer Bierdose mit dem eigenen Schädel darf selbstverständlich auch nicht fehlen. Zwar keine neuen Aktionen, aber trotzdem stets sehenswert.

Das Publikum agiert aktiver als noch während der Performance der Vorgruppe. In der Raummitte können wilde Pits bestaunt werden – gut so! Auf die Palme bringen mich hingegen die hirnlosen Becherwerfer… Denen sollte man die Dinger effektiv direkt ohne Gleitmittel rektal einführen! Beim Lemmy-Tribute-Track «It’s All For Rock ‚N‘ Roll» wird auf der Bühne eine Mini-Bar aufgebaut. Anschliessend werden die Musiker mit Jacky-Cola bedient und für die durstigen Fans gibt’s Gerstensaft. Um diesen zu bekommen müssen die Leute allerdings sogenannte Huckepack-Gespanne bilden. Danach werden ihnen die Hopfen-Smoothies (dieses Mal glücklicherweise in harmlosen Plastikbechern) entgegengeschleudert. Lasset das muntere «Bier-Fangis» beginnen! Mein Beileid geht an dieser Stelle an die Putz-Equipe, die sich nach der Show um den völlig durchtränkten Boden kümmern darf.

Es gibt mit «Burnout The Nitro», «Backseat Boogie» und «Boneshaker» drei neue Songs auf die Lauscher, die sich problemlos zwischen den älteren Nummern einreihen. Mein persönlicher Favorit bleibt allerdings «Ready To Rock» – die ultimative Mitgröl-Stadionhymne schlechthin! Beim Gig in der Samsung Hall vor zwei Jahren wurde der Refrain dieses Lieds sogar noch auf dem Nachhauseweg in den Zügen nachgesungen. Plötzlich wendet sich Joel sichtlich genervt an die Security-Mitarbeiter. Sie sollen gefälligst ihren Job machen und die heranbrausenden Crowdsurfer auch fangen. Da muss ich ihm zustimmen, denn bei Stürzen kann es je nach dem zu gröberen Verletzungen kommen. Aus irgendeinem Grund hat’s ja schliesslich starke Männer im Graben – oder?

Mit «Runnin‘ Wild» beenden die Aussie-Rocker ihre rund 85-mintüge Darbietung. Das Thema Spielzeit ist ja oftmals ein Gegenstand von Diskussionen. Welche Länge ist angemessen und was ist zu kurz? Im Falle von Airbourne war ich in der Vergangenheit auch schon kritischer. Man ist eben einfach verwöhnt und hat irgendwie die Vorstellung einer nie mehr enden wollenden Headliner-Show. Bei der Kadenz, welche die Jungs aus Melbourne an den Tag legen, verstehe ich es jedoch absolut, dass sie dieses brutal kräftezehrende Programm nicht zwei Stunden lang durchziehen können.

Das Fanzit

Volle Hütte! Die «Komplex-Lotterie» hat wieder einmal zugeschlagen, denn die Vorgruppe hatte tatsächlich die bessere Soundqualität als der Headliner. Dafür macht man Airbourne in Sachen Einsatz so schnell nix vor. Ihre Show-Elemente dürfen die Herren hingegen gerne bei Gelegenheit überdenken. Das Dosen-Zerschlagen ist zwar nett anzusehen, aber als Fan sehnt man sich trotzdem irgendwann nach Neuheiten.

Kleiner Airbourne-Ausblick zum Schluss: Die Hard Rocker werden bereits im kommenden Jahr in die Schweiz zurückkehren und am Rock The Ring-Festival in Hinwil auftreten. Sicherlich empfehlenswert.

Setliste – Airbourne

  1. Intro – Main Title Theme from «Terminator 2: Judgment Day» (Brad Fiedel-Song) (ab Band)
  2. Raise The Flag
  3. Too Much, Too Young, Too Fast
  4. Burnout The Nitro
  5. Girls In Black
  6. Backseat Boogie
  7. Bottom Of The Well
  8. Breakin‘ Outta Hell
  9. It’s All For Rock ‚N‘ Roll
  10. Boneshaker
  11. Live It Up
  12. Stand Up for Rock ‚N‘ Roll
  13. Ready To Rock*
  14. Runnin‘ Wild*

*Zugabe


Wie fandet ihr das Konzert?

17.12.2019
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