Di, 19. November 2019

Insomnium, The Black Dahlia Murder, Stam1na

Z7 (Pratteln, CH)
/ 05.12.2019

Anspruch, Lockerheit und der Metal Wednesday or Tuesday!

Eigentlich dachten wir, dass heute ein stinknormaler Dienstagabend sei, als wir nach Pratteln ins Z7 unterwegs sind. Der Grund für die Reise sind die finnischen Melodic Death Metaller Insomnium, die heute auf ihrer Tour zu Gast sind.

Für Metalinside.ch ist heute das Double Team bestehend aus Friedemann und mir im Einsatz. Während ich einen Text verfassen werde, kümmert sich Friedemann darum, dass eure Sehnerven mit schönen Bildern verwöhnt werden. Mit der Akkreditierung klappt alles wie am Schnürchen und so stehen wir nach einer kleinen Stärkung schon kurz darauf in der warmen Halle und freuen uns in grosser Gruppe auf gute Musik und eine gute Zeit.

Stam1na

Der heutige Abend startet mit Stam1na aus Finnland. Die Truppe habe ich vor zweieinhalb Jahren auf der 70’000 Tons of Metal Cruise ganz kurz gesehen und ich weiss noch, dass mir das Quintett damals durchaus sympathisch erschien (Kaufis Eindruck vom damaligen Gig könnt ihr hier nachlesen). Woran ich mich nicht mehr erinnere ist, dass Stam1na anscheinend nicht nur sympathisch, sondern auch äusserst humorvoll sind. Sänger Antti Hyyrynen versieht seine Ansagen mit mehr als nur einem Augenzwinkern ohne dabei ins Lächerliche abzudriften und bringt uns so immer wieder zum Lachen. Unser Grüppchen ist sich einig, dass wir mit den fünf auch auf Tour gehen würden. Die stellen sicher tonnenweise lustigen Blödsinn an unterwegs. Der Humor ist ein schöner Ausgleich zur Musik, denn die hat es in sich. Die Finnen spielen eine wilde, progressive Mischung aus Thrash Metal und Heavy Metal. Die Musik ist fordernd und schwierig aber dafür auch abwechslungsreich und spannend. Nur der Klargesang stellt hin und wieder einen Schwachpunkt dar, da er nicht mit der Intensität der Growsl und Shouts mithalten kann. In der halben Stunde, die Stam1na spielen dürfen, fällt es nicht leicht, sich so richtig in die Stücke reinzuhören, wenn man diese nicht kennt. Glücklicherweise baut die Band immer wieder melodische Teile in ihren Sound ein, die etwas einfacher nachzuvollziehen sind.

Kurz vor Schluss bedankt sich Antti dafür, dass wir alle an einem Mittwochabend hergekommen sind und ruft spontan den Metal Wednesday aus. Unter grossem Gelächter der Zuschauer korrigiert ihn Gitarrist Pekka Olkkonen und weist darauf hin, dass sie noch nicht mal eine Woche auf Tour seien, aber bereits den Dienstag nicht mehr vom Mittwoch unterscheiden können. Dann also Metal Tuesday, für uns spielt es heute Abend eh keine Rolle und so entlassen wir Stam1na unter verdientem Applaus von der Bühne. Die Finnen haben die richtige Mischung aus anheizender Energie und entspannter Lockerheit gefunden und ihre anspruchsvolle Musik sehr souverän vorgetragen. Apropos Mischung; der Sound ist ausgezeichnet und bietet keinerleit Anlass zur Kritik. Genau so stelle ich mir einen gelungenen Auftakt für einen Konzertabend vor.

The Black Daliah Murder

Es geht weiter im Programm mit einer Live-Premiere für mich: The Black Dahlia Murder. Die Band aus Detroit („Detroit, Michigan“ wie sie selbst präzisieren) macht keine Gefangenen und haut uns in einem Blitzlichtgewitter ihren Melodic Death Metal um die Ohren. In Kombination mit den ansonsten düsteren Lichtverhältnissen tut mir Friedemann im Fotograben etwas leid. Aber ich weiss um seine Fähigkeiten als Fotograf und bin deshalb sicher, dass wir am Ende trotzdem in den Genuss von tollen Bildern kommen. Auf der Bühne wendet sich Sänger Trevor Strnad erstmals an das Publikum und begrüsst uns alle. Irgendwie macht er einen etwas unbeholfenen Eindruck, so als wäre er es sich gar nicht gewohnt vor so vielen Leuten zu spielen. Das überrascht mich ehrlich gesagt, wirkt aber insgesamt ziemlich charmant. Abgebrühte Routine sieht nämlich anders aus. Die fünf Herren bauen im Laufe ihres Set mächtig viel Druck auf. Im Verlauf des Auftritts zücken sie zudem melodischere Stücke als gleich zu Beginn.

Dennoch stellt Trevor selbstironisch fest, dass sie der Extreme Metal Act des heutigen Abends seien, falls wir es noch nicht gemerkt hätten. Ein kleiner Teil des Publikums dankt es ihm mit einem Moshpit, während der grösste Teil der Besucher schlicht und einfach headbangt. Mich reisst der Auftritt ebenfalls mit, denn aus welchem Grund auch immer habe ich eine andere Art Musik erwartet. Doch der überzeugend dargebotene Melodic Death Metal weiss nach einer kurzen Angewöhnungsphase zu gefallen und der angesprochene Druck animiert dazu den Kopf zu schütteln. Da ist es natürlich mehr als willkommen, dass The Black Daliah Murder beinahe eine Stunde spielen, auch das eher unerwartet. Zumal der Sound weiterhin hervorragend abgemischt ist und eine Wohltat für die Ohren bietet. Das Quintett hat den Staffelstab, den ihnen Stam1na gereicht haben, würdig weitergetragen und wir sind nun bereit für die Übergabe an den Hauptact.

Insomnium

Nach einer weiteren Umbaupause ist es schliesslich soweit und meine zweite Live-Premiere heute Abend beginnt: Insomnium marschieren zu den Klängen des Intros auf die Bühne und werden mit Applaus empfangen. Das Z7 ist mittlerweile gut gefüllt, wenn auch nicht ganz ausverkauft. Da scheinen also noch einige Leute hinzugekommen zu sein, denn zu Beginn des heutigen Abends standen die Reihen im Zuschauerraum um einiges weniger dicht. Schön, dass sich nun doch eine grosse Menge an Metalheads eingefunden hat (schliesslich ist heute ja Metal Wednesday or Tuesday…). Insomnium werden heute also gefordert. Die Finnen steigen mit „Valediction“ vom neuen Album Heart like a Grave in ihr Set ein. Das neue Material kommt live gut rüber und die Herren, welche heute zu viert auf der Bühne stehen, legen mit „Neverlast“ gleich noch ein zweites aktuelles Stück nach bevor die Vergangenheit zum Zuge kommt. Bei den ersten beiden Songs ist die Leadgitarre in den Soloteilen noch etwas zu leise aber danach stimmt auch beim heutigen Headliner alles bezüglich der Abmischung. Das Publikum verhält sich noch eher zurückhaltend, aber der verträumte Melodic Death Metal der Band lädt auch sehr dazu ein, einfach zuzuhören und zu geniessen. Frontman Niilo Sevänen lässt sich bei seinen Ansagen Zeit und dankt immer wieder allen Anwesenden für ihr Erscheinen. Sobald er und seine Mitstreiter aber musizieren, lassen sie gar nichts anbrennen und spielen sich konzentriert und sauber durch einen guten Mix aus Songs verschiedener Schaffensphasen.

Den Fokus legen sie aber ganz klar auf das neue Album, denn sechs der vierzehn gespielten Kompositionen stammen von dieser Scheibe. Weshalb auch nicht? Die neuste Veröffentlichung aus dem Hause Insomnium ist schliesslich nicht von schlechten Eltern. Nach „In the Groves of Death“ gibt es ein ekurze Zäsur als die Band von der Bühne verschwindet, um aber umgehend wieder zurückzukehren und den Schlussteil des Konzerts einzuleiten. Hier darf natürlich der Hit „While we sleep“ nicht fehlen, der die mittlerweile aktivere Menge zu einem abschliessenden Moshpit verleitet. Doch noch ist nicht Schluss; die beiden Gitarristen setzen sich mit akustischen Gitarren und Cowboyhüten bewaffnet an den Bühnenrand, um eine spezielle Version von „One for Sorrow“ darzubieten. Das ist der einzige Teil des Konzerts, der für mich nicht richtig funktioniert. Die Darbietung wirkt zwar sympathisch, ist aber recht holprig gespielt und bietet neben der netten Idee insgesamt zu wenig, um nachhaltig hängen zu bleiben. Zum Glück strapazieren Insomnium das ganze nicht zu sehr und halten den Einschub kurz. Und so steht das letzte Stück an und Insomnium zeigen nochmals ihr Vertrauen in ihre neuste Veröffentlichung indem sie den Titeltrack „Heart like a Grave“ dafür auswählen. Sehr cool.

Das Fanzit zum Metal Wednesday or Tuesday mit Insomnium, The Black Dahlia Murder und Stam1na

Der heutige Abend im Z7 lässt nichts zu wünschen übrig. Wir haben drei motivierte und gut gelaunte Bands erlebt, die ein tolles Programm mit viel Abwechslung geboten haben. Zudem hat die Zusammensetzung gut gepasst, so dass ich getrost von einem rundum gelungenen Konzertabend sprechen kann. Metal Wednesday or Tuesday halt!

Fotos Insomnium, The Black Dahlia Murder, Stam1na – Z7 2019 (Friedemann)


Wie fandet ihr das Konzert?

/ 05.12.2019
Weitere Einträge von

Insomnium, Stam1na, The Black Dahlia Murder

 
Fr–So, 16.–18. August 2024, Cudrefin (Cudrefin, CH)

Metalinside präsentiert: Rock The Lakes 2024 – Kreator, Behemoth, In Extremo, Amaranthe u.v.m.

Alternative Rock, Black Metal, Death Metal, Doom Metal, Folk Metal, ...
  • Pressetext 17.03.2024
 
Mo–Fr, 30. Januar–3. Februar 2023, Freedom of the Seas (Miami, USA/Karibik)

70’000 Tons of Metal 2023 – Nightwish, Kreator, Amorphis u.v.m.

 
Sa, 26. November 2022, Freedom of the Seas (Miami, USA/Karibik)

70’000 Tons of Metal – es geht los!

 
Mi–Sa, 6.–9. Juli 2022, Flugplatz Ballenstedt (Ballenstedt, DE)

Rockharz Open Air 2022 – Eluveitie, Powerwolf, Running Wild, Accept u.v.m.