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Mi, 23. Oktober 2019

Machine Head

Komplex 457 (Zürich, CH)
/ 10.12.2019

Über drei Stunden Machine Head! 

Oh ja – es war erneut absolut sehen- und hörenswert, was die US-amerikanische Band da auf Zürcher Boden während insgesamt 210 (!) Minuten auf die Bretter geknallt hat. Dabei stand die Existenz von Machine Head Ende des vergangenen Jahres plötzlich auf der Kippe, als Maestro Robb Flynn den Ausstieg von Saitenhexer Phil Demmel und Trommler Dave McClain über die sozialen Medien verkündete. Die Tour aufgrund des 25-jährigen der Debütplatte «Burn My Eyes» konnte nichtsdestotrotz durchzogen werden (samt Zwischenhalt im Komplex 457). Ihr wollt wissen, mit wem sich «Röbi» die Bühne geteilt hat? Dann lasst eure Blicke doch bitte über die untenstehenden Zeilen schweifen. 

Für Fans der metallischen Musik der 90er-Jahre gilt «Burn My Eyes» als eine verdammt wichtige und prägende Scheibe. Mit diesem Teil haben sich die Maschinenköpfe aus Oakland, Kalifornien zweifelsohne ins Rampenlicht hineinkatapultiert. Für uns Eidgenossen dürfte in diesem Zusammenhang der jetzt folgende Fun-Fact von einer gewissen Relevanz sein: Rund drei Monate nach der Veröffentlichung des Albums machten Machine Head (als Special Guest der legendären Slayer) die Konzertfabrik Z7 unsicher. Das war damals das allererste Metal-Konzert überhaupt im helvetischen Musik-Tempel Nummer eins. Datum: 24. November 1994.

Nachdem auch die letzten paar Gastspiele hierzulande in Pratteln stattfanden, kommt heute Abend endlich wieder einmal die Limmatstadt zum Zug. Dass es die Amis auch im Kanton Zürich krachen lassen können, haben sie in der Vergangenheit auch schon bewiesen. Den Gig vor fünf Jahren im Winterthurer Salzhaus werde ich wohl nie mehr vergessen. Da tropfte der Schweiss sogar von der Decke. Nach der Show schlenderten wir völlig durchgeschwitzt (aber glücklich) in die Nacht hinaus und am nächsten Tag hüteten fast alle von uns krankheitshalber das Bett. Wollen wir einmal hoffen, dass die Abwehrkräfte dieses Mal stabil bleiben.

Wie schon zuletzt machen Machine Head auf Alleinunterhalter. Ich bin mir ehrlich gesagt gar nicht mehr sicher, wann ich die Herrschaften zuletzt mit seinem Support-Act erlebt habe. Das müsste dann tatsächlich beim zuvor genannten Gig in Winti der Fall gewesen sein. Stimmt, das waren die Zürcher Thrasher Battalion. Aber die gibt’s ja inzwischen leider nicht mehr… So, nun habe ich euch aber lange genug mit alten (Kriegs-)Geschichten aufgehalten… Die nächsten Abschnitte thematisieren ausschliesslich das heutige Konzert – versprochen!

Machine Head

Die Show erstreckt sich über zwei Teile. Phase eins steht voll und ganz im Zeichen eines «Best Of»-Sets. Eine Reise quer durch die Höhepunkte der Maschinenschädel-Diskographie (mit Ausnahme von «Burn My Eyes», aber das wird dann später noch im Fokus stehen). Wer mit einer Nummer wie «Imperium» loslegt, macht definitiv keinen Hehl um die geplante Marschrichtung. Hart, schnell und groovig soll es sein. Röbi knallt der Masse im rappelvollen Komplex mit seinem aggressiven Stimmorgan die geballte Ladung Hass vor den Latz. Dieser Kerl lebt seine Mittelfinger-Attitüde einfach konsequent aus. Doch wie setzt sich seine Gefolgschaft nun eigentlich zusammen? Am Bass haben wir wie gewohnt Jared MacEachern. Mit Matt Alston (Drums) und Vogg (Gitarre) sind allerdings zwei neue Gesichter mit von der Partie. Beide Herren machen aber einen tadellosen Job. Die Song-Auswahl ist – wie bereits angetönt – ein Gedicht. Mit Hymnen wie «Now We Die», «Beautiful Mourning», «Aesthetics Of Hate» oder dem epischen «Halo» lässt das Quartett freilich überhaupt nix anbrennen. Trotzdem bin ich überrascht, dass das Publikum erst nach einer Weile in die Gänge kommt. Mister Flynn hat zwischen den einzelnen Tracks stets die passenden Ansagen bereit. So schwärmt er beispielsweise über Celtic Frost und wie sehr ihn deren Sound beeinflusst habe. Das kommt in der Schweiz selbstverständlich hervorragend an. Gleichzeitig folgt die traurige Erkenntnis, dass Martin Eric Ain auch schon seit zwei Jahren nicht mehr unter uns weilt. Der Bassist hätte an der heutigen Performance seiner Kollegen aus den US und A sicherlich ebenfalls viel Freude gehabt.

Nach nicht ganz zwei Stunden genehmigen sich Machine Head eine kurze Verschnaufpause. Diese haben sie sich redlich verdient – und auch ich nutze die Gelegenheit zum Durchlüften ohne zu zögern. Zehn Minuten später geht’s jedoch bereits wieder mit vollem Elan zur Sache. Da hat offenbar das Personal-Karussell zugeschlagen, denn nun stehen plötzlich Logan Mader (Tieftöner) und Chris Kontos (Schiessbude) auf der Bühne. Mit Ausnahme von Jared ist das sozusagen dieselbe Besetzung, welche damals 1994 «Burn My Eyes» eingespielt hat. Und exakt dieses Werk gibt’s nun von A bis Z auf die Lauscher. Mit dem ersten Show-Teil kann die ganze Sache indes nicht wirklich mithalten. Es ist fraglos nett, viele dieser Stücke nach langer Zeit wieder einmal hören zu können, aber für mich persönlich sticht am Ende lediglich «Davidian» speziell heraus. Das musikalische Handwerk der Herren bleibt aber durchweg auf höchstem Niveau. Beim Anblick von Logans gestähltem Oberkörper sind ausserdem die Mädels endgültig nicht mehr zu halten. Des Weiteren regnet es gegen Ende kurzzeitig «Papier-Fötzeli» (Metalinside-Boss pam würde an dieser Stelle wohl wieder die Augen verdrehen). Nach einem Medley als Hommage an Metallica, Slayer und weitere Szene-Ikonen beenden die Maschinenköpfe schliesslich mit «Block» ihr Monster-Set.

Das Fanzit

Machine (und hier nun bitte das bestens bekannte F-Wort einsetzen) Head! Robb Flynn und seine total fünf Kumpels haben die Hütte aber sowas von abgerissen! Hut ab vor dieser sensationellen, spielerischen Leistung. Insbesondere der «Best Of»-Abschnitt war überragend. In der oftmals zurecht gescholtenen Location brillierte obendrein die Soundqualität (was wirklich keine Selbstverständlichkeit ist). Es war einzig irritierend, dass das Publikum erst mit der Zeit in einen Ekstase-Rausch verfiel.

Ihr habt die Show verpasst oder möchtet sie euch vielleicht nochmals antun? Kein Problem, die Herrschaften aus dem sonnigen US-Bundesstaat Kalifornien bringen ihr Spektakel Anfang Mai des kommenden Jahres ins Z7. Gitarren-Gewitter lässt grüssen!

Setliste

  1. Diary Of A Madman (Ozzy Osbourne-Song) (ab Band)
  2. Imperium
  3. Take My Scars
  4. Now We Die
  5. Beautiful Mourning
  6. Locust
  7. Killers & Kings
  8. I Am Hell (Sonata In C#)
  9. Aesthetics Of Hate
  10. Guitar Solo
  11. Darkness Within
  12. Catharsis
  13. From This Day
  14. Ten Ton Hammer
  15. Is There Anybody Out There?
  16. Hallowed Be Thy Name (Iron Maiden-Cover)
  17. Halo

Burn My Eyes-Set

  1. Real Eyes, Realize, Real Lies (ab Band)
  2. Davidian
  3. Old
  4. A Thousand Lies
  5. None But My Own
  6. The Rage To Overcome
  7. Death Church
  8. A Nation On Fire
  9. Blood For Blood
  10. I’m Your God Now
  11. Medley: One (Metallica cover) / Bulls On Parade (Rage Against the Machine-Cover) / Procreation (Of The Wicked) (Celtic Frost-Cover) / Raining Blood (Slayer-Cover)
  12. Block

Fotos Machine Head – Komplex 457 Zürich (Vedi)


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/ 10.12.2019
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