Shrapnel - Palace For The Insane (CD Cover Artwork)
Fr, 15. Mai 2020

Shrapnel – Palace For The Insane

Thrash Metal
30.05.2020
Shrapnel - Palace For The Insane (CD Cover Artwork)

Englischer Thrash-Dampfhammer

Shrapnel – ein Bandname, den wahrscheinlich die meisten von uns automatisch in die Sparten Death oder Thrash Metal eingliedern würden. Bei dieser Truppe aus Norwich gibt die zweitgenannte Genre-Bezeichnung den Tarif durch.

Seit 2009 knüppeln sich die Herrschaften durch die Gegend. Mit «Palace For The Insane» steht die Veröffentlichung des dritten Studioalbums unmittelbar bevor. Ab dem 15 Mai 2020 soll es überall erhältlich sein. Die primäre Einspeisung in den Markt übernimmt allerdings das Label-Paar Candlelight/Spinefarm Records. Im Vorfeld liessen die Musiker verlauten, dass sie sich beim neuen Material ein bisschen aus der eigenen Komfortzone bewegt und an gewisse Experimente herangewagt hätten. Wie sich das anhört, werde ich in den nachfolgenden Worten versuchen mit den passenden Worten zu beschreiben.

Das Album – «Palace For The Insane»

Uns steht freilich eine nicht zu unterschätzende Laufstrecke bevor. Insgesamt sind 12 Checkpoints zu passieren. Begonnen wird mit «Might Of Cygnus». Auf ein die Vorfreude steigendes Intro, welches durchaus an Kreator erinnert, folgt anschliessend die volle Knüppel-Dosis. In aggressiver Manier brüllt Fronter Aarran Jacky Tucker Zeile um Zeile ins Mikro. Dazu gibt’s bissige Riffs von den Herren Nathan Sadd und Chris Martin (Nein, das ist definitiv nicht der Kerl von Coldplay). Das britische Quartett bringt alles mit, was das Thrasher-Herz so begehrt.

«Salt The Earth» kann seit ungefähr zwei Monaten auf YouTube intensiv bestaunt werden. Ein waschechter Stampfer, der da aus den Boxen dröhnt. Selbstverständlich werden auch die Nackenmuckis gefordert. Des Weiteren generieren geschickte Tempi-Wechsel Spannungsbögen. Vergleiche mit Dust Bolt oder Angelus Apatrida sind absolut legitim.

Während «Vultures Circle» darf Chris Williams seine Felle munter malträtieren. Eine in diesem Genre populäre und oftmals eingesetzte Waffe kommt hier ebenfalls zum Zug: «Gangshouts». Trifft voll ins Schwarze. Bleibt zu hoffen, dass diese eines Tages dann wieder gemeinsam mit einem Live-Publikum durchgeführt werden können. In der zweiten Track-Hälfte werden Saitenköniginnen zum Kreischen gebracht (geile Soli!) und am Ende gibt’s sogar noch markantes Bass-Gebrumme obendrauf.

Befürworter von Hochgeschwindigkeit dürften bei «Cannibal» frohlocken. Groovige Elemente werden ebenfalls eingebaut. Der ruckartige Einstieg wirkt abgekupfert – aber ich kann die ursprüngliche Quelle beim besten Willen gerade nicht ergründen.

Die sanften Klänge der Nummer «Begin Again» lassen auf eine Ballade schliessen. Diese Vermutung  soll sich bald schon als korrekt erweisen. Es geht mehrheitlich gemächlich zu und her. Nichtsdestotrotz bleibt ein gewisser Härtegrad bestehen. Das könnte somit eines dieser Experimente sein, die in den Promo-Unterlagen erwähnt worden sind. Doch – kann man ruhig einmal wagen beziehungsweise machen. Ausserdem steckt eine emotionale Botschaft dahinter, da das Lied einem verstorbenen Freund der Truppe gewidmet ist.

Sonderlich lange möchten Shrapnel ihre Kernkompetenzen offenbar keinesfalls vernachlässigen, denn bei «Bury Me Alive» geht’s bereits wieder ordentlich zur Sache. Geradlinig und mitten in die Kauleiste – so schätzen wir unseren Thrash Metal.

Das nächste Riff-Gewitter hört auf den Namen «Turn Off The Lights». Als Genre-Revolutionäre werden die Artilleriegranaten sicherlich nicht in die Geschichte eingehen, aber sie hauen trotzdem grundsolide Kompositionen raus.

Eine weitere rasante Geschichte ist zweifelsohne «Infernal Choir». Das würde während eines Gigs förmlich nach einem wilden Moshpit schreien. Zudem vor meinem geistigen Auge zahlreiche Mähnen sehen, die unermüdlich herumgewirbelt werden.

Danach wird der Streitkolben («The Mace») geschwungen. Und dies geschieht mit einer solchen Wucht, dass sich seine Opfer kaum noch auf den Beinen halten können. Die Herrschaften arbeiten wahrhaftig bevorzugt mit Vollgas. Allerdings ist der Spass nach lediglich drei Minuten wieder vorbei – ein kurzweiliges Vergnügen.

Packende Riffs prägen «Violent Now, Forever». Der Vierer hat sich offensichtlich von einigen Dresch-Grössen inspirieren lassen. Jedoch ist anzumerken, dass sich das Stück nicht wirklich von den anderen Songs der Scheibe unterscheidet.

«Future Sight» bewegt sich hauptsächlich im Mid-Tempo-Bereich. Aarran beweist, dass er durchaus zu stimmlichen Variationen fähig ist. Dieses Mal schimmert ein Hauch Machine Head durch. Im zweiten Teil darf sich abermals primär Nathan austoben und dabei lässt er seine Klampfe zünftig kreischen. Zudem wird erneut auf Gangshouts zurückgegriffen.

Zum Ausklang folgt der Titel-Track. Ein finales Thrash-Feuerwerk, dass völlig gelungen ist. Wer da beim Zuhören nicht umgehend den Kopf in den Nacken legt und mitfeiert, hat effektiv null Gespür für mitreissende Rhythmen.

Das Fanzit Shrapnel – Palace For The Insane

Shrapnel lassen es auf ihrem dritten Werk richtig krachen. Handwerklich ist das stark und komplett tauglich. In Sachen Innovation gibt’s hingegen teilweise noch Luft nach oben. Aber sind wir einmal ehrlich; im Thrash Metal wird es (ähnlich wie beispielsweise im Melodic Death Metal) konstant schwieriger sich auf irgendeiner Art und Weise von der Masse abzuheben. Speziell diese Stilrichtungen kämpfen meines Erachtens einfach mit einer Übersättigung. Trotzdem steckt im Gespann aus Norwich einiges an Potenzial. Knüppel-Jünger werden die Scheibe sowieso abfeiern. Zur Spitze reicht’s aber (noch) nicht ganz, weil ihnen da unter anderem mächtige Aushängeschilder à la Testament oder Havok vor der Sonne stehen. Diese beiden Gruppen haben mit ihren diesjährigen Veröffentlichungen «Titans Of Creation» respektive «V» die Messlatte in nur schwer erreichbaren Höhen platziert.

Empfehlenswerte Hörproben: «Vultures Circle», «Begin Again», «Turn Off The Lights», «Infernal Choir»

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Tracklist Shrapnel – «Palace For The Insane»

  1. Might Of Cygnus
  2. Salt The Earth
  3. Vultures Circle
  4. Cannibal
  5. Begin Again
  6. Bury Me Alive
  7. Turn Off The Lights
  8. Infernal Choir
  9. The Mace
  10. Violent Now, Forever
  11. Future Sight
  12. Palace For The Insane

Line Up – Shrapnel

  • Aarran Jacky Tucker – Gesang/Bass
  • Nathan Sadd – Lead-Gitarre
  • Chris Martin – Gitarre
  • Chris Williams – Drums

 

Video Shrapnel – Salt The Earth


Album Review Bewertung

Autor Bewertung: 7.5/10



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30.05.2020