Sinister - Deformation Of The Holy Realm (CD Cover Artwork)
Fr, 29. Mai 2020

Sinister – Deformation Of The Holy Realm

Death Metal
17.06.2020
Sinister - Deformation Of The Holy Realm (CD Cover Artwork)

Tödliche Deformierung

Mit Studioalbum Nummer 14 gehen Sinister aus den Niederlanden dem heiligen Reich an den Kragen. Kenner diese Truppe wissen natürlich, dass bei diesem Vorgehen kein Stein auf dem anderen bleiben wird.

Zurecht darf man mit einer wuchtigen Dampfwalze rechnen, die Tod und Verwüstung übers Land bringen wird. Ob das Material auf «Deformation Of The Holy Realm» diesem einleitenden Beschrieb gerecht wird, soll die nachfolgende Analyse ans Licht bringen.

 

Das Album – «Deformation Of The Holy Realm»

Das nicht ganz zwei Minuten dauernde Intro «The Funeral March» verfügt durchaus über eine cineastische Ader: Orgeln und Chöre sind zu hören. Sie platzieren den Dramaturgie-Level schon einmal an der richtigen Stelle. Dasselbe gilt für die Kirchenglocken am Ende. Ist das die berühmt-berüchtigte Ruhe vor dem Sturm? Definitiv – denn mit dem anschliessenden Titel-Track beginnt der brutale Abriss! Toep Duin feuert hinter seiner Schiessbude aus allen Rohren und Fronter Aad Kloosterwaard gewährt uns (aus gesangstechnischer Sicht) tiefe Einblicke in seine Kehle. Erste Gitarren-Soli kommen ebenfalls zum Einsatz.

Einer der grösseren Brocken der Scheibe nennt sich «Apostles Of The Weak». Die gelegentlichen chorischen Elemente im Hintergrund sind hier zweifelsohne Trumpf. Derweil wird an der vordersten Angriffslinie unaufhaltsam drauflos geknüppelt. Nicht zuletzt wegen des hohen Tempos wird das Schütteln der eigen Haarpracht während dieser Nummer zu einem echten Kraftakt. Gegen den Schluss wird der Fuss schliesslich kurz vom Gas genommen damit ein fieses Lachen seine volle Wirkung entfalten kann. Da läuft’s einem eiskalt den Rücken herunter.

Beim uneingeschränkten Sakrileg («Unbounded Sacrilege») geht’s durchgehend rasant zur Sache. Dass das Gegrunze von Aad übrigens trotzdem einigermassen verständlich ist, rechne ich ihm hoch an. Bei einigen seiner Genre-Kollegen ist dies ja häufig ein Ding der Unmöglichkeit. Und weil den Promo-Unterlagen freundlicherweise auch die Lyrics beiliegen, kann ich direkt überprüfen, ob meine Gehörgänge korrekt funktionieren (bisher ist die persönliche Treffer-Quote gar nicht übel). Am Männerchor scheinen die Holländer freilich Gefallen gefunden zu haben – dieser wird abermals wirkungsvoll eingesetzt.

Das nächste Riff-Gewitter wird einem in Form von «Unique Death Experience» um die Lauscher herumgeballert. Teilweise rufen die Saitenhexer gar Erinnerungen an Slayer wach. Der treibende Rhythmus dürfte fraglos die bewegungsfreudigen Personen auf den Plan rufen. Sämtliche Musiker präsentieren sich von ihrer besten Seite und machen deutlich, dass sie ihr Handwerk effektiv verstehen. Exakt so funktioniert Todesmetall! Das melodiöse Finale rundet die ganze Angelegenheit souverän ab.

Danach sind die Dämonen an der Reihe: «Scourged By Demons». Das längste Stück des Silberlings weist eine Spielzeit von 06:08 Minuten auf. Mal stampfend, mal geschwind, mal prügelnd, mal verdächtig gemächlich – jep, Variabilität lässt hier eindeutig grüssen. Teilweise wünscht man sich allerdings, dass das Geröchel von Aad ebenfalls eine Spur variantenreicher ausfallen würde, aber ansonsten gibt’s wirklich keine Grund für Meckereien.

Ui, «Suffering From Immortal Death» mit Kinofilm-Soundtrack-Allüren und Orchester-Arrangements. Zumindest für die ersten 30 Sekunden. Die nachfolgenden Töne dröhnen nämlich wieder mit der gewohnten Härte aus den Boxen. Damit dürften sich allfällige Ängste und Sorgen der Death Metal-Jünger, dass Sinister plötzlich in völlig fremde Stil-Gefilde abdriften, im Nu in Luft auflösen.

Beim nächsten Lied passt der Titel wie die Faust aufs Auge. Zuerst erleben wir eine friedliche Atmosphäre im Rahmen eines Gottesdienstes und kurz darauf dominieren dann erneut die groben und aggressiven Passagen. Das Ganze hört auf den Namen «Oasis Of Peace – Blood From The Chalice».

Über die allumfassende Wahrheit («The Omnious Truth») wird ebenfalls noch gesprochen beziehungsweise gesungen. Mein lieber Scholli, diese Kiste geht ja ab. Die Tempo-Junkies wird’s jedenfalls freuen. Das diabolische Röcheln vom Herrn am Mikro zeigt keine Gnade. Angetrieben von den peitschenden Drums walzt der Fünfer alles nieder.

Mit «Entering The Underworld» sind wir beim Outro angelangt. Offenbar haben Sinister das heilige Reich komplett in dessen Einzelteile zerlegt und können nun in die Unterwelt zurückkehren. Begleitet von Tastengeklimper sinken wir langsam immer tiefer hinab in die Dunkelheit. Wie das Abenteuer weitergehen wird, werden die Herrschaften wahrscheinlich dann auf ihrem 15. Werk ausgiebig erläutern.

Das Fanzit

Sinister stellen dank «Deformation Of The Holy Realm» eines unumstösslich klar: Ihre Todesmetallmaschinerie läuft selbst beim 14. Mal immer noch wie geschmiert und mäht sich gnadenlos durch sämtliche Tulpenfelder unserer Erde. Da sollte man als Gärtner oder dergleichen besser nicht im Weg stehen. Soundtechnisch bewegen sie sich grob geschätzt irgendwo zwischen Deicide und Cannibal Corpse. Die Neuerungen (Chor-Parts) bringen frischen Wind in die Bude und sind eine willkommene Ergänzung zu den bestehenden Songstrukturen. Insgesamt ein wahrlich sackstarker Output und man freut sich verständlicherweise darauf, diese Nackenbrecher eines Tages im Live-Gewand erleben zu dürfen.

Empfehlenswerte Hörproben: «Apostles Of The Weak», «Unbounded Sacrilege», «Unique Death Experience»

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Tracklist Sinister – «Deformation Of The Holy Realm»

  1. The Funeral March
  2. Deformation Of The Holy Realm
  3. Apostles Of The Weak
  4. Unbounded Sacrilege
  5. Unique Death Experience
  6. Scourged By Demons
  7. Suffering From Immortal Death
  8. Oasis Of Peace – Blood From The Chalice
  9. The Omnious Truth
  10. Entering The Underworld

Line Up – Sinister

  • Aad Kloosterwaard – Gesang
  • Toep Duin – Drums
  • Ghislain van der Stel – Bass
  • Michał «Grall» Gralak – Gitarre
  • Walter Tjwa – Gitarre

 

Video Sinister – Apostles Of The Weak (Lyric Video)


Album Review Bewertung

Autor Bewertung: 8.5/10



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Autor
17.06.2020