Noumena – Anima (CD Cover Artwork)
Fr, 4. September 2020

Noumena – Anima

Melodic Death Metal
19.09.2020
Noumena – Anima (CD Cover Artwork)

Soundtrack für Herbst und Winter

Wir nähern uns unaufhaltsam den düsteren und kühleren Jahreszeiten. Passend dazu erscheint am 04. September 2020 über das Label Haunted Zoo Productions eine neue Scheibe der Melodic Death Metaller Noumena. «Anima» – so der Name des Werks – repräsentiert in der finnischen Folklore einen Seelenvogel, der sowohl bei der Geburt als auch dem Tod eines Lebewesens zum Einsatz kommt.

Die Nordmänner beleuchten in ihren total acht neuen Hymnen das Ableben und den Verlust aus verschiedenen Blickwinkeln. Dabei setzen sie ausschliesslich auf ihre Landessprache. Dieser Pfad wurde ja bereits vor drei Jahren auf der Vorgängerplatte Myrrys (siehe meine damalige Analyse) eingeschlagen. Für «Anima» haben die Akteure mit einigen Künstlern aus ihrer Heimatstadt Ähtäri zusammengearbeitet (unter anderem beim Album-Cover, den Promo-Fotos und dem Musikvideo zum Song «Saatto»).

Das Album – «Anima»

Die Einstiegs-Nummer «Kaiku» vermittelt dem Zuhörer schon einmal ein ausgezeichnetes Gefühl, für all die bevorstehenden Klänge und Melodien. Vor meinem geistigen Auge erblicke ich bereits erste herunterfallende Blätter oder gar komplett verschneite Landschaften. Abgerundet wird das Intro durch Chorgesang und einen Sprecher, der ein paar Zeilen von sich gibt. Unglücklicherweise steht es um meine Kenntnisse der finnischen Sprache nach wie vor ziemlich schlecht. Aufgrund dessen kann ich euch leider nicht mit brauchbaren Übersetzungen bedienen…

Während «Kaiku» noch ein kurzer Auftakt war, folgt nun mit «Saatto» der erste Brocken. Längere Geschichten gehören beim Septett sowieso zum Normalfall. Boah, diese melancholischen Töne ziehen einen umgehend in den Bann! Geschwindigkeits-Fanatiker sollten übrigens ihre Finger von Noumena lassen, denn es geht auf ihren Liedern tendenziell eher gemächlich zu und her. Trotzdem bleibt die Wirkung keinesfalls aus. Suvi Uura – die Dame im Bunde – setzt auf feenartigen Gesang während ihr Kollege Antti Haapanen die Imitation eines mächtigen Grummel-Bären bevorzugt. Der Kontrast funktioniert perfekt. Dieser Track kommt glasklar auf meine Playlist für Spaziergänge oder Wanderungen durch winterliche Wälder.

Was mixt man all diesen Leuten aus dem skandinavischen Raum bitte schön ständig für Wundermittel ins Essen oder Trinkwasser? Warum können diese Leute scheinbar konstant und locker exzellente, metallische Kompositionen aus dem Ärmel schütteln? Ein ewiges Rätsel. Aber bei solch genialen Resultaten will ich dieses ehrlich gesagt überhaupt nicht knacken. Lieber entspannen und geniessen. Auf «Murtuneet» sind insbesondere die drei Axtmänner Markus Hirvonen, Ville Lamminaho und Tuukka Tuomela prominent vertreten.

Oh, da habe ich dem Suomi-Siebner vorher Unrecht getan. «Seula» kommt nämlich eine Spur temporeicher aus der Box. Schön zu sehen, dass man auch so etwas fabrizieren kann. Eine Dauer-Melancholie wäre mit der Zeit einfach bloss einschläfernd. Deshalb ist diese Abwechslung geschickt platziert und wird von meinen Lauschern dankend angenommen. Wolfheart und Co. lassen grüssen.

Beim anschliessenden «Ajaton» wird hingegen wieder mehrheitlich die gemächlichere Schiene gefahren. Nichtsdestotrotz tauchen vereinzelte Temposchübe auf. Das Gesangs-Duo agiert erneut im Spiel zwischen «Gut» und «Böse». Etwas mehr Elan könnte allerdings nicht schaden.

Das nächste Lied erfordert Geduld und Ausdauer. Stolze 15 (!) Minuten werden mir da beim Abspielen angezeigt. Ja «hoppla Schorsch» – dieses «Totuus» wird wohl oder übel ein zünftiges Kaliber sein. Hierbei handelt es sich wahrlich um das Sahnestück des Silberlings. Man schlüpft effektiv in die Rolle des eingangs des Berichts erwähnten Seelenvogels und fliegt in nachdenklicher Manier durch die Gegend. Variable Passagen halten die Spannungsbögen konstant aufrecht. In diesen Melodien kann man sich problemlos verlieren und seine momentane Umgebung sauber ausblenden.

Es geht Schlag auf Schlag. Inzwischen sind wir beim Titel-Track «Anima» angelangt. «Leise rieselt der Schnee…» – das könnte in diesem Fall die passende Beschreibung sein. Der Song ist eine arg schwerfällige Angelegenheit und beschwört düstere Gedanken und ein Gefühl der Einsamkeit hervor.

«Joutsen» – das ist einerseits der Nachname des Amorphis-Frontmanns Tomi (der mir soeben spontan in den Sinn gekommen ist) und andererseits die finale Tonansammlung dieser Platte. Auffallend sind die prägenden Piano-Klänge. Des Weiteren agiert Suvi für einmal komplett Solo am Mikro. Ein zarter, sanfter Abgang.

Das Fanzit

Ums direkt vorwegzunehmen: «Anima» gefällt mir ein Spürchen besser als sein Vorgänger «Myrrys». Noumena erzeugen mit ihrem neusten Ableger einen hervorragenden Klangteppich für herbstliche oder winterliche Witterungen. Fairerweise müsste man ihren Stil allerdings ganz exakt als «Melancholic Melodic Death Metal» bezeichnen. Das ist teilweise schon massiv schwere Kost, die dem Hörer hier vorgesetzt wird. Bei der richtigen Stimmung zünden die jeweiligen Hymnen aber auf jeden Fall. Möglicherweise ist der «Gegenwarts-Dutti» eben ein leicht nachdenklicherer Typ und aufgrund dessen empfänglicher für Liedgut dieser Art. Wer weiss? Nichtsdestotrotz wäre etwas mehr Tempo phasenweise durchaus willkommen. Das kehlige Gegrunze von Antti ist nach wie vor unglaublich beeindruckend.

Empfehlenswerte Hörproben: «Saatto», «Seula», «Totuus»

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Tracklist Noumena – «Anima»

  1. Kaiku
  2. Saatto
  3. Murtuneet
  4. Seula
  5. Ajaton
  6. Totuus
  7. Anima
  8. Joutsen

Line Up – Noumena

  • Antti Haapanen – Gesang (Growls)
  • Suvi Uura – Gesang (weiblich)
  • Markus Hirvonen – Gitarre/Hintergrundgesang
  • Ville Lamminaho – Gitarre/Mandoline/Hintergrundgesang
  • Tuukka Tuomela – Gitarre
  • Hannu Savolainen – Bass
  • Ilkka Unnbom – Drums

Album Review Bewertung

Autor Bewertung: 7.5/10



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19.09.2020
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