Hjelvik – Welcome To Hel (Cover Artwork)
Fr, 20. November 2020

Hjelvik – Welcome To Hel

Heavy Metal, Viking Metal
19.11.2020
Hjelvik – Welcome To Hel (Cover Artwork)

Merkt euch diese Truppe!

Vor zwei Jahren verliess Erlend Hjelvik die norwegische Kapelle Kvelertak. Nun gibt er in diesem mühseligen 2020 in Form eines Solo-Projekts – Hjelvik – ein Lebenszeichen von sich. Dieses hört ganz simpel auf seinen Nachnamen und soll gemäss eigenen Angaben ein Pfeil-Gemisch aus Blackened Viking Metal und Heavy Metal im Köcher haben.

Der Deal mit Nuclear Blast ist ebenfalls unter Dach und Fach. Wer es hinkriegt, dort einen Vertrag zu unterzeichnen, macht grundsätzlich schon extrem viel richtig. Der erste Wurf nennt sich «Welcome To Hel» und lässt unweigerlich vermuten, dass darauf die nordische Geschichte und Mythologie besungen werden. Das Album erscheint am 20. November 2020.

Das Album – «Welcome To Hel»

Die axtschwingenden Krieger stürmen sogleich mit «Father War» ins Getümmel. Geht ja ausgezeichnet los hier! Das melodiöse Gezupfe an der Klampfe zieht einen umgehend in den Bann. Hinzu kommt Erlends keifendes Stimmorgan, welches sich locker in die Gehörgänge frisst und dort Spuren hinterlässt. Ein dynamischer Einstieg in die Platte. Man würde liebend gerne selbst zum Schwert greifen und die Musiker beim Blutvergiessen unterstützen. Ich verspüre eindeutig Vibes von Varg, Ereb Altor oder Månegarm in dieser Mucke.

Beim zweiten Song donnert bereits Mjölnir durch die Gegend: «Thor’s Hammer». Mit einer Spielzeit von 02:13 Minuten eine verhältnismässig kurzgehaltene Angelegenheit. Das Tempo bleibt hoch. Peitschende Drums und mitreissende Soli erledigen den Rest. Anführer Erlend hat ein internationales Team von Mitstreitern um sich geschart. Dazu gehören Rob Steinway (USA), Alexis Lieu (Frankreich), Kevin Foley (Irland) und Remi André Nygård (Norwegen). Letztgenannter stiess allerdings erst nach Produktionsabschluss zur Band und ist somit auf der Scheibe nicht zu hören. In den Lebensläufen der einzelnen Protagonisten finden sich beispielsweise Engagements bei Abbath, Benighted, Inculter oder Skelator.

Anschliessend ist der Haupteingang in die Unterwelt an der Reihe: «Helgrinda». Dazu wechselt der Fronter in seine Landessprache. Beim Erzeugen von düsteren Stimmungen weist die norwegisch Ausdrucksweise eine nicht zu unterschätzende Wirkung auf. Dieser Plan funktioniert hundertprozentig. Zudem katapultieren uns aggressive Blastbeat-Salven regelrecht hinein in den schwarzmetallischen Sektor. Das Orgel-Tasten-Outro entpuppt sich schliesslich als unerwartete Kirsche auf der Torte.

Mit der nächsten Komposition «The Power Ballad Of Freyr» landen wir beim Gott der Fruchtbarkeit, dem jedoch ebenfalls kriegerische Züge attestiert werden. Die Bezeichnung «Power-Ballade» passt wahrlich wie die Faust auf die «Glubscher». Des Weiteren macht die Band abermals deutlich, dass sie diverse Stilrichtungen abdecken kann. So finden wir in diesem Fall plötzlich in den Gefilden des Rock ‘n’ Roll wieder. Wer hätte damit gerechnet? Also ich nicht. «Chapeau» für diese gelungene Abwechslung.

Glorifizierung der Unterwelt? Exakt das passiert während «Glory Of Hel». Ein treibender Rhythmus und gelegentlich durchschimmernde Bass-Linien können beobachtet werden. Hinzu gesellt sich mehrstimmiger Gesang. Das Teil groovt ordentlich! Beim Solo-Lauf der Saitenkönigin kurz nach der Hälfte hat mein Kiefer umgehend Bodenkontakt. Fraglos ein Kandidat für die hoffentlich irgendwann wieder einmal stattfindenden Live-Shows. Vor meinem geistigen Auge sind zahlreiche Publikums-Eskalationen sichtbar.

«12th Spell» schickt den Hörer zurück in die unheimliche Düsternis. Erlend schreit und krächzt sich die Seele aus dem Leib. Einmal driftet er sogar fast in King Diamond-Zonen ab. Schlichtweg nur souverän, was die Equipe da abliefert. Gespür für einlullende Melodien ist zweifelsohne auch vorhanden und erweitert den ohnehin schon beeindruckenden Hjelvik-Fähigkeiten-Katalog nochmals um eine zusätzliche Stufe.

Das anschliessende «Ironwood» lädt zum flotten Galoppieren ein. Geht gut und rasch ins Ohr. Eingängige Sache. Mit dem Tempo wird gelegentlich variiert, was immer wieder Vielfalt in das ganze Geschehen bringt. Und die Herrschaften geizen weiterhin keinesfalls mit Überraschungen, wie die Sequenz mit der akustischen Gitarre am Schluss beweist.

Die zweite norwegische Hymne heisst «Kveldulv». Es ist unglaublich stark, wie da verschiedene Genre-Ecken aufeinanderprallen und trotzdem gemeinsam harmonieren. An solchen Experimenten sind nämlich bereits einige Akteure gescheitert. Das Abfeiern dieses Album will einfach nie enden.

Nuclear Blast wird offenbar nie müde, YouTube mit Clips seines neusten Schützlings vollzukleistern. Die bestens geölte Marketing-Maschinerie läuft beinahe ohne Unterbruch. Im Fall von Hjelvik ist all das meines Erachtens allerdings völlig gerechtfertigt. Das Quartett und sein Debütstreich verdienen effektiv tonnenweise Aufmerksamkeit. Langer Rede kurzer Sinn: Zu «North Tsar» existieren ebenfalls schon bewegte Bilder im Netz. Ähnlich wie bei «Father War» würde ich auch bei dieser epischen Geschichte meine Feinde höchst motiviert gleich reihenweise niedermetzeln.

Die Wundertüte «Necromance» ist schliesslich für das Finale besorgt. Man setzt sogar ab und an auf Klargesang. Das klingt phasenweise unverhofft nach Blind Guardian. Am Tempo-Hebel wird regelmässig geschraubt. Die Instrumental-Abteilung zeigt sich nochmals von ihren besten Seiten. Boah, jetzt zuerst einmal durchatmen und sacken lassen (jep, das ist selbst nach mehreren Durchläufen ständig notwendig).

Das Fanzit Hjelvik – Welcome To Hel

Bei den Göttern! Hjelvik werden mit ihrem Erstlingswerk «Welcome To Hel» definitiv für Furore sorgen. Hervorragende Arbeit, meine Herren. Das Hörvergnügen ist durchgehend gewährleistet und bei irgendwelchen Song-Empfehlungen müsste ich strenggenommen direkt die gesamte Tracklist erwähnen. Mit der nordischen Mythologie und den dazugehörigen Erzählungen kann man sowieso kaum etwas falsch machen. Wenn’s in dieser Kadenz weitergeht, könnte gegen Ende dieses mehrheitlich zum in die Tonne tretenden Jahres trotzdem noch der eine oder andere Top-Silberling den Weg ins Rampenlicht finden.

Empfehlenswerte Hörproben: «Father War», «Helgrinda», «The Power Ballad Of Freyr», «Glory Of Hel»

Ab Release reinhören und portofrei (vor-)bestellen

Tracklist Hjelvik – «Welcome To Hel»

  1. Father War
  2. Thor’s Hammer
  3. Helgrinda
  4. The Power Ballad Of Freyr
  5. Glory Of Hel
  6. 12th Spell
  7. Ironwood
  8. Kveldulv
  9. North Tsar
  10. Necromance

Line Up – Hjelvik

  • Erlend Hjelvik – Gesang
  • Rob Steinway – Lead-Gitarre
  • Remi André Nygård – Rhythmus-Gitarre (ist auf dem Album noch nicht vertreten, da er erst später zur Band stiess)
  • Alexis Lieu – Bass
  • Kevin Foley – Drums

 

Video Hjelvik – Glory Of Hel


Album Review Bewertung

Autor Bewertung: 9/10



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19.11.2020